SPAWN: Interview mit Matt

01.01.1970 | 01:00

Holla, was für ein Schlachtfest! Die Berliner Death-Metal-Institution SPAWN wursten sich auf ihrem neuen Longplayer "Human Toxin" mit einer Vehemenz durch die menschliche Existenz, dass außer abgetrennten Gliedmaßen (überwiegend an den Halswirbeln durchtrennt) nicht mehr viel Erwähnenswertes übrig bleiben wird. Dabei verblüffen die technischen Fertigkeiten der Musiker, die mit ihrem Riffing nicht eben selten Gottvätern des Metzelgenres wie CANNIBAL CORPSE oder CRYPTOPSY Konkurrenz machen können. Da ich beim Genuss dieses intonierten Blutgerichts ein seliges Lächeln auf all meinen vier Backen hatte, war es natürlich Ehrensache, mal kurz bei den Berlinern vorstellig zu werden und griff mir Gesangsnegator Matt.

Alex:
Servus Matt! Habt ihr schon meine Rezie zu "Human Toxin" gelesen? Hab ich irgendwas vergessen?

Matt:
Danke für die Kritik! So etwas tut natürlich gut und entlohnt für all die schweißtreibenden Stunden im Probe- und Aufnahmekeller. Wenn wir bei den Die-Hard-Fans ähnliche Reaktionen hervorrufen, hat die Scheibe ihren Zweck vollends erfüllt.

Alex:
Ihr entfacht ja auf der Scheibe ein ganz schön derbes Death-Metal-Gewitter. Die Drums und Riffing tendieren dabei mächtig in Richtung Kannibalenkorpus. Wen könntest du selbst als Vergleich für eure Mucke nennen?

Matt:
Mit Vergleichen tun wir uns selbst schwer. Aber es ist schon richtig, denn schließlich kann das Rad auch nicht zweimal erfunden werden. Wir achten trotzdem auf eine eigene Note beim Songwriting, lassen uns dabei natürlich auch von den bekannten Bands inspirieren bzw. motivieren. Das macht, so glaube ich, fast jede Band.

Alex:
Alles war schon einmal da. Von da aus: Auf jeden Fall! Kultige Titel wie 'Flesheater', 'Hemoglobin' und 'Fuck I Am Dead' sprechen eine deutliche Sprache. Geh mal trotzdem kurz auf eure Texte ein. Wovon handeln sie?

Matt:
Die Themen sind gleich oder ähnlich wie bei der "Systems...". Sie sind die konsequente Weiterentwicklung. Unsere Themen sind, trotz Hightech- und Computerzeitalter, die innerliche Verrohung der Menschen wie zu Neandertaler-Zeiten. Im sozialen Gefüge untereinander, zwischen Völkern, Minderheiten etc. Die religiösen Wahnsinnigkeiten sowie die unaufhaltsame Vernichtungswelle gegenüber unseren natürlichen Ressourcen durch das Raubtier Nr. 1: den Menschen! Deshalb der Albumtitel "Human Toxin". Es sind keine typischen Gore-Texte, sondern ernste Themen. Aber lest die Lyrics selbst und macht euch eure eigenen Gedanken dazu.

Alex:
In Deutschland gibt es nur wenige Death-Metal-Bands, die so kompromisslos vorgehen, wie ihr auf "Human Toxin". Woher das Faible für ein alles zermalmendes Riff-Blutgericht?

Matt:
Danke für das Kompliment. Woher das Faible? Hm... nun ja. Wir haben ernste Themen, machen Death Metal und das alles zusammengemixt ergibt dann einfach diesen Cocktail. Hinzu kommt, dass wir alle diese rohe und direkte Art von Musik mögen. Wir hatten eben nicht vor, mit unserer Musik irgendwelche Music Awards zu gewinnen.

Alex:
Keine Angst. Wird sicherlich auch nicht passieren. Erzähl mal ein wenig über die Produktion eures Mordwerkzeugs. Wer saß an den Reglern und wie lange habt ihr für die Recordingsessions gebraucht?

Matt:
Bei den Aufnahmen assistierten uns Florian Nowak und Michel Ebers vom Daily Hero Studio. Das Album haben wir in drei Wochen produziert. Florian saß während der Aufnahmen an den Reglern. Michel hat den Gitarren- und Drumsound abgestimmt und die Scheibe abgemixt. Gemastert wurde das Teil anschließend im Mega Wimp Sound von Pluto. Die haben alle einen verdammt guten Job gemacht und wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Danke nochmals an die Recken, you rule!

Alex:
Wenn man sich so die Präzision und die Schnelligkeit des Powerchordsriffings und der Drums anhört, mag man sich manchmal schon ratlos die Glatze kratzen. Wie bereitet ihr euch auf die Aufnahme einer neuen Scheibe vor? Körperlich müssen da ja schon einige Vorraussetzungen geschaffen werden.

Matt:
In diesem Falle gibt es eine simple Erklärung. Das Album wurde zweimal komplett eingespielt. Die Gründe möchte ich hier nicht näher beleuchten, da sie menschlicherseits waren und nicht bandursächlich sind. Wir vertrauten leider den falschen Leuten. Egal, wir wussten daraufhin um die Schwächen bei der ersten Aufnahme und jeder von uns konnte somit bei der zweiten noch besser agieren. Wir waren auf diesem Album sprichwörtlich eingespielt, nicht zuletzt auch, weil wir vor den Aufnahmen bis zum Kotzen geprobt hatten. Ergebnis: Ich für meinen Teil zum Beispiel kann die Songs nicht mehr hören, hehehe...

Alex:
Bei allem musikalischen Gemeuchel macht "Human Toxin" vor allem auch jede Menge Spaß. Gibt es irgendwelche spaßigen Impressionen zu berichten, die während der "Human Toxin"-Produktion vorgekommen sind?

Matt:
Leider nicht, da, wie bereits erwähnt, wir das Album zweimal einspielten und bei uns allen die Nerven brach lagen. Die menschlichen Enttäuschungen während der ersten Aufnahmen hatten uns mental zermürbt, jedoch nicht entmutigt. Wir haben uns dann als Band zusammengeschmiedet und wollten nur noch mit professionellen Leuten zu tun haben. Es war dann eher so, dass wir bei der zweiten Aufnahme sehr konzentriert zu Werke gingen und daher kein Platz für irgendwelche Späße waren. Aber als alles endlich im Kasten war und wir zufrieden unser Bier tranken, wurden auch wir wieder lockerer und rissen auch den einen oder anderen Witz. Wer uns kennt, weiß, dass wir im Grunde lustige Zeitgenossen sind. Cheerz....

Alex:
Ich finde das komplette Artwork der Scheibe, mit Logo und allem drum und dran sehr gelungen. Wer zeichnet sich dafür verantwortlich?

Matt:
Ich bin der Übeltäter. Wir haben in der Band eine Arbeitsteilung und das ist neben den Lyrics auch noch mein Part. Danke, dass ist dir gefällt. Man trifft ja nicht immer die Geschmäcker, um so schöner, wenn es dann anerkannt wird und Gefallen findet.

Alex:
Beschreib mal bitte einen SPAWN-Gig. Was bricht da alles auf den Zuhörer ein?

Matt:
Ein Sturm von brutalem Sound und brachialen Riffs. Die ersten Reihen werden grundsätzlich abgestraft. Nach dem Konzert werden die Fluchttüren geöffnet und den verängstigten umherirrenden Zuhörern noch Beruhigungsmittel oder Antidepressiva in die Hand gedrückt...

Alex:
Wie sieht es derzeit mit euren Tourplänen aus? Ihr hattet ja in Vergangenheit schon einige erfolgreiche Gastspielreisen hinter euch gebracht.

Matt:
Morbid werden das Album unter die Leute bringen und sie machen einen wirklich guten Job. Nebenbei haben wir noch das Glück über Absolut Promotion promotet zu werden. Wir sind gespannt, was uns die nächste Zeit bringt. Eine Tour ist wieder geplant, aber noch gibt es keine konkreten Fakten, die es lohnen, zum jetzigen Zeitpunkt erwähnt zu werden. Eines steht aber fest. Wir werden nächstes Jahr wieder auf Tour sein.

Alex:
Wenn du so auf eure Anfänge zurückblickst, bist du stolz auf das bisher Erreichte?

Matt:
Ja und ich spreche da im Namen aller Bandmitglieder, denn es hat uns zusammengeschmiedet. Wir haben uns vieles selbst erarbeitet und manchmal auch ein wenig Glück dabei gehabt. Das gehört aber eben auch dazu.

Alex:
Was wird die Zukunft bringen? Habt schon bestimmte Pläne, in die du mich unbedingt einweihen willst?

Matt:
Das werden wir sehen. Wir wollen alle in erster Linie gesund bleiben und uns den Spaß an der Musik erhalten sowie noch viele Konzerte bestreiten. Und das nächste Album wird kommen...

Alex:
Wenn ich so ein brachiales Schlachtfest in meinem Player rotieren habe, frage ich mich immer, welche Menschen dahinterstecken? Beschreib mal dich und deine Mitmusiker. Was seid ihr für Menschen?

Matt:
Ganz normale Typen, die nicht auffallen und ihren Alltag meistern wie jeder andere auch. Wir lachen viel und haben auch bei Proben sehr viel Spaß, können aber auch sehr konzentriert arbeiten. Wie professionelle Musiker. Im Endeffekt Metalfans wieder jeder andere auch. Enttäuscht?

Alex:
Nicht im geringsten. In meiner Rezie führ ich als Vergleich auch die mächtigen BOLT THROWER ins Feld. Wie die englische Panzerdivision habt auch ihr eine weibliche Bassistin. Ungewöhnlich, oder?

Matt:
Nein, aber ungewöhnlich, dass sie fast so aussieht wie die Bassistin von BOLT THROWER.

Alex:
Matt, erst mal vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast. Ich bin gespannt, was "Human Toxin" in der Metal-Welt anrichten wird. Ich drück euch auf jeden Fall sämtliche Daumen. Noch irgendwelche letzten Worte?

Matt:
Danke für dein Interesse und die Fragen. Viel Erfolg für euer Magazin und Dank und Gruß an unsere Fans, die uns über die Jahre begleitet haben, sowie allen Metalfans. Bleibt gesund und ehrlich! Enjoy the human toxin.

Redakteur:
Alex Straka

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