SOLAR DAWN: Interview mit Anders Edlund

01.01.1970 | 01:00

Jüngst sind die Schweden von SOLAR DAWN mit ihrem gutklassigen ersten Full-lenght-Album über'n Berg (oder vielmehr die Ostsee) gekommen. Grund genug, mich hinter's Telefon zu klemmen und Gitarristen und Medien-Studenten Anders Edlund dazu ein wenig auszuquetschen.


Stephan:
"Equinoctium" ist euer allererster Longplayer. Kannst du unseren Lesern bitte etwas über die Bandgeschichte erzählen?

Anders:
Also, wir haben im Jahre 1997 angefangen, wo wir auch unser erstes Demotape "Festival Of Fools" aufgenommen haben. Danach haben wir 1999 unser zweites Demo "Desideratum" gemacht, von dem die "Frost-Work"-Songs (letztjährige Mini-CD – d. Verf.) stammen. 2000 haben wir dann einen Vertrag bei Mighty Music unterschrieben und im Februar 2001 wurde schließlich "Frost-Work" veröffentlicht. Zur selben Zeit waren wir im Studio um "Equinoctium" aufzunehmen, unseren aktuellen Release. Das ist also ein Meilenstein in unserer Bandhistory. (lacht)

Stephan:
Und bist du mit dem Resultat zufrieden?

Anders:
Ja, absolut. Wir hatten gerade mal eine Woche Zeit, das Album fertig zu stellen. Ich bin sehr zufrieden damit und ich denke, we did hell of a job. (Muss man nicht übersetzen, oder? - d. Verf.)

Stephan:
Euer neuer Drummer Henrik Schönström ist erst nach den Recordings zur Band gestoßen. Was kannst du mir über ihn erzählen?

Anders:
Er wohnt in Malmö und ist gerade mal 19 Jahre alt, also fast noch ein Kind. Er spielt außerdem noch bei UNMOORED, einer Band, die einen Plattenvertrag bei dem italienischen Label Code 666 hat. Er ist ein netter Junge und er spielt sehr schnell.

Stephan:
Jeder aus der Band außer Henrik war in das Songwriting involviert. Wie wichtig ist dieses Teamwork für euch?

Anders:
Es ist immer sehr wichtig, wenn jeder seinen Anteil am Songwriting-Prozess hat. Nur so bekommt man verschiedene Blickwinkel und Inputs. Der eine bringt eher heftige Sachen und der andere melodischere Dinge ein. Wir hören uns so viele verschiedene Musikstile an und ich denke, das findet sich auch irgendwie in unserer Musik wieder.

Stephan:
Ihr habt zwei Songs von "Frost-Work" für dieses Album neu aufgenommen. Sehe ich das richtig, dass ihr die diesmal ein bisschen langsamer eingespielt habt?

Anders:
Ja, das ist richtig. Wir haben sie ein bisschen gedrosselt, weil wir der Meinung waren, dass sie auf "Frost-Work" etwas zu schnell waren.

Stephan:
Warum habt ihr eigentlich den coolen Singsang im Mittelteil von "Punished In Silence" durch ein Gitarrensolo ersetzt?

Anders:
(lacht) (lacht immer noch) Das ist eine sehr gute Frage. Das weiß ich eigentlich gar nicht, da das Christian (Älvestam, Vocals + Bass - d. Verf.) gemacht hat. Wahrscheinlich war er nicht zufrieden mit dem Song. Aber genau weiß ich das nicht. (lacht)

Stephan:
Warum habt ihr das ebenfalls sehr gute "Arisen Composure" nicht noch mit auf die Scheibe gepackt (war auch auf "Frost-Work" – Anm. d. Verf.), genügend Platz hättet ihr ja noch gehabt, oder ist der Song als Japan-Bonustrack gedacht? (lacht)

Anders:
(lacht) Nein, eigentlich ist das kein Japan-Bonustrack. Der Hauptgrund, warum wir ihn nicht mit auf das Album genommen haben, ist, dass wir nicht hundertprozentig damit zufrieden waren. Besonders ich, der diesen Song geschrieben hat, bin es nicht. Wenn wir ihn mit auf "Equinoctium" hätten, wäre das nicht fair gewesen, denn die restlichen Songs sind so unterschiedlich gegenüber "Arisen Composure".

Stephan:
Obwohl ihr "Equinoctium" erneut mit Tommy Tägtgren im Abyss Studio aufgenommen habt (Sorry, Fehler d. Verf., haben sie gar nicht - d. Verf.), würde ich behaupten, dass die Produktion deutlich besser ist als auf "Frost-Work". Wie erklärst du dir das?

Anders:
Erstmal haben wir "Frost-Work" nicht im Abyss Studio, sondern in einem Studio in der Nähe unserer Heimatstadt aufgenommen. Der Hauptpunkt ist aber, dass Tommy sehr aufgeschlossen ist und sich die Meinung der Band genau anhört. Er hat schon sehr viele Metalbands produziert, ich glaube, er hat 1993 oder 94 angefangen und hat also schon sehr viel Erfahrung damit. Als wir "Desideratum" und "Frost-Work" aufgenommen haben, hat der Produzent alles gemacht und wir haben diesen Prozess überhaupt nicht verstanden. Aber je öfter man im Studio ist, um so mehr lernt man auch darüber.

Stephan:
Einige Gesangsstellen haben mich echt überrascht. Zum Beispiel der Refrain bei "Deep In Mourning" kommt mit DM-untypischen Clean Vocals daher. Ist das ein Teil eures Stiles oder wolltet ihr da nur mal was anderes ausprobieren?

Anders:
Nein, ich denke eigentlich nicht, dass das so "anders" ist. Wenn du dir zum Beispiel "Edge Of Sanity" von DAN SWANÖ anhörst, er benutzt immer Clean Vocals, darin ist er sehr gut. Ich denke, wir wollten einfach kein gewöhnliches Death Metal-Album machen, wo der Beat bei 220 Bpm liegt und nur growl-growl-growl. Das ist sicherlich ein Grund, warum wir auch Clean Vocals verwenden. Außerdem ist Christian ein extrem guter Sänger, er hat ein Register, welches vom Black Metal bis zu sehr sauberen Vocals, fast opernhaft, reicht. Und wenn wir solche Möglichkeiten haben, warum sollen wir sie dann nicht nutzen? Außerdem kann man in ganz andere Dimensionen der Musik vordringen und mehr Variationen einbringen.

Stephan:
Ich mag diese Vielfältigkeit wirklich. Ist das etwas, dass ihr in Zukunft noch mutiger fortführen werdet, in Bezug auf euren gesamten Musikstil?

Anders:
Ich weiß es nicht. Also, die Clean Vocals werden immer ein Teil von SOLAR DAWN sein, denn jeder scheint das zu mögen. Aber was auf unserem nächsten Album passieren wird, wissen wir noch nicht. Vielleicht werden wir mit unserer Musik eine höhere Stufe erreichen können, aber man wird auch immer unsere Wurzeln hören können.

Stephan:
Obwohl "Equinoctium" eine sehr gelungene Platte ist, gibt es etwas, das du im Nachhinein lieber anders gemacht hättest?

Anders:
Ich denke eigentlich nicht, ich bin absolut zufrieden mit der Scheibe. Höchstens, dass wir zwei Songs mehr auf das Album hätten bringen können.

Stephan:
Magst du IN FLAMES?

Anders:
Eigentlich sehr. (lacht) Ich hab dein Review auf powermetal.de gelesen (Was sehr verwunderlich ist, denn erstens hab ich das erst zwei Stunden vor dem Interview reingestellt und zweitens, ist es ja auf deutsch. Respekt! - Anm. d. Verf.). Ich verstehe schon, dass du sagst, wir sind stark beeinflusst von IN FLAMES, aber das stimmt gar nicht. Okay, ich besitze schon solche Scheiben wie "The Jester Race", "Lunar Strain" und "Colony", aber das sind auch die einzigen. Ich denke nicht, dass wir so viele Einflüsse von IN FLAMES haben, dann schon eher DARK TRANQUILLITY. Das trifft die Wahrheit schon eher. Ich denke aber auch, wenn man aus Schweden kommt und (sagt auf deutsch!) melodischen Metal macht (beide lachen), dann denken die Leute gleich, das ist ein neuer IN FLAMES-Klon. Damit wird eigentlich jede Band aus Schweden irgendwie konfrontiert.

Stephan:
Ich würde auch nie behaupten, dass ihr ein IN FLAMES-Klon sein, nur hab ich halt ein paar Einflüsse ausmachen können.

Anders:
Okay, das ist deine Meinung. (lacht)

Stephan:
Ihr seid für den amerikanischen Markt lizensiert worden. Hast du dort irgendwelche Erwartungen?

Anders:
Große Erwartungen. Nein, ich weiß eigentlich gar nicht, was man von Candlelight (eben die dortige Promo-Firma - d. Verf.) erwarten kann. Sie haben die Lizenz erworben und werden unser Album in den Vereinigten Staaten und Kanada veröffentlichen. Wir hoffen aber mehr darauf, dass wir dadurch vielleicht mal als Support Act einer Candlelight-Band dort auftreten können. Und wir hoffen natürlich, dass sie gute Promotion für das Album machen, so dass die Leute SOLAR DAWN kennen lernen können, das ist vielleicht die größte Erwartung, die wir haben.

Stephan:
Bist du zufrieden mit der Arbeit eures (dänischen - Anm. d. Verf.) Labels Mighty Music?

Anders:
Sowohl als auch. Ich bin etwas sauer darüber, dass es bei "Equinoctium" ein Jahr und zwei Monate gedauert hat, bis es releast wurde. Alles was wir tun können, ist uns bei unseren Fans zu entschuldigen und zu hoffen, dass das nächste Album schneller rauskommt. Ich meine, ein Jahr ist eine lange Zeit. Man entwickelt sich sowohl als Individuum als auch als Musiker weiter und bei uns hat sich gegenüber letztem Jahr sehr viel verändert.

Stephan:
Werdet ihr jetzt auf Tour gehen oder wie sehen eure kommenden Live-Aktivitäten aus?

Anders:
Ehrlich gesagt, wissen wir zur Zeit überhaupt nichts darüber. Wir suchen im Moment nach einem Management, dass für uns Gig für Gig bucht. Natürlich hoffen wir "on the road" gehen zu können. Es wäre einfach großartig, wenn wir in Ländern wie Deutschland, Belgien, Holland, Frankreich oder Polen auftreten könnten. Aber im Moment sieht es nicht danach aus. Wir haben mit den Leuten von Mighty Music gesprochen und wir werden einen Gig in Kopenhagen spielen. Der genaue Tag steht zwar noch nicht fest, aber das ist das Einzige, was momentan bestätigt ist. Und dann kommen vielleicht noch einige Sommerfestivals hier in Schweden dazu.

Stephan:
Liegen eure letzten Auftritte denn schon weit zurück?

Anders:
Das ist leider schon eine Weile her. Wir hatten in den letzten sechs Monaten drei Gigs gebucht, aber die mussten wir leider aus unterschiedlichen Gründen absagen. Einer wäre sogar mit IN FLAMES hier in unserer Heimatstadt gewesen, aber wir mussten leider sagen: Nein danke, wir können nicht spielen. Das hatte verschiedene Gründe. Deshalb ist es eben schon eine ganze Weile hier, dass wir eine Live-Show gespielt haben.

Stephan:
Spielst du neben SOLAR DAWN noch in einer anderen Band?

Anders:
Nein. Ich hatte letzten Sommer ein Projekt mit einem Freund von mir, das ging in die Richtung Disco, Industrial, Metal. Es hatte ein bisschen was von PAIN, aber wir haben aus Zeitgründen nicht weiter daran gearbeitet. Zur Zeit ist es bei mir nur SOLAR DAWN.

Stephan:
Wenn du jetzt auf die Entwicklung der Band zurück blickst, gab es da irgendetwas, was dich total angekotzt hat?

Anders:
Noch einmal, die Verzögerung bei unserem Release. Das war eine riesige Enttäuschung für uns, denn es wurde immer und immer wieder verschoben. Ansonsten hat die Zusammenarbeit mit Michael und Bjarke von Mighty aber wirklich sehr funktioniert.

Stephan:
Also kannst du mir sicherlich nicht sagen, wann wir euer zweites Studioalbum erwarten können?

Anders:
Nein.

Stephan:
Weißt du wenigstens schon, wann ihr ins Studio gehen werdet?

Anders:
Ich stehe in Kontakt mit Tommy Tägtgren, aber sein Terminkalender für dieses und Anfang nächsten Jahres ist voll, so dass ich denke, wir können es vielleicht im Frühling nächsten Jahres aufnehmen. Darauf hoffen wir, außerdem sind UNMOORED momentan gerade im Studio und ich denke, dass Christian und Henrik auch erstmal ein bisschen freie Zeit haben wollen zwischen der UNMOORED-Scheibe und unserem neuen Album.

Stephan:
Wie würdest du die schwedische Metal-Szene im Moment bewerten?

Anders:
Ich denke, sie ist immer noch eine der Besten auf der Welt. Ich glaube nicht, dass da Stagnation einsetzt. Es gibt so viele wirklich großartige Bands aus Schweden, ich denke, daran hat sich nach wie vor nichts geändert.

Stephan:
Es gibt so viele talentierte Newcomer wie euch im Augenblick, ist da überhaupt genug Platz für SOLAR DAWN?

Anders:
Vielen Dank. (lacht) Wenn du an das glaubst, was du tust, dann kannst du sehr weit kommen. Wenn man an seine Musik und seine Fähigkeiten glaubt, dann wird man auch Erfolg haben. Und wir haben diese sehr guten Musikschulen hier in Schweden, wo man mit acht oder zehn Jahren anfangen kann, ein Instrument zu spielen. Da kann man sozusagen ein Interesse dafür entwickeln und später kann man sich dann weiterentwickeln auf Tour oder so. Ich denke, dass ist auch ein Grund dafür, warum wir hier in Schweden so viele talentierte Musiker haben. Außerdem ist das Wetter hier scheiße. (beide lachen) Diese Winter mit viel Schnee und die verregneten Sommer, da kann man nichts anderes machen, als Gitarre oder Schlagzeug zu spielen. (lacht)

Stephan:
Was sind deine Lieblingsbands in Schweden?

Anders:
Oh, das ist eine schwere Frage. Es gibt so viele Bands, die mir gefallen, von Melo-Death über Grind bis hin zu Old School Death. Zur Zeit höre ich mir von CENTINEX "Hellbrigade" an. Ich habe eigentlich keine Lieblingsbands in dem Sinne, da ich mir viele verschiedene Stile anhöre.

Stephan:
Nun eine Frage in eigener Sache. Was denkst du über Online Mags?

Anders:
Ich finde das sehr gut. Jedes Magazin und jede Website, die die Szene unterstützen, sind sowohl für die Bands als auch für die Fans eine tolle Sache.

Stephan:
Danke.

Anders:
Ja, aber so denke ich darüber. Es ist großartig und ich wünschte, es gäbe mehr von dieser Sorte.

Stephan:
Kannst du mir zum Abschluss noch sagen, was für dich bisher das positivste Ereignis in Verbindung mit SOLAR DAWN war?

Anders:
Das ist noch so eine schwierige Frage. Wie viel Zeit hab ich dafür? (lacht)

Stephan:
Das ist meine letzte Frage, du kannst also in Ruhe überlegen.

Anders:
Ich denke, das war, als unser Drummer Henrik zu uns kam, weil wir seit dem ein stabiles Line-up haben. Ab dem Moment konnten wir viel besser zusammen proben und auch live spielen. Wir hatten ja fast ein Jahr lang keinen Drummer gehabt, aus diesem Grund hat ja auch Jocke Pettersson von THY PRIMORDIAL die Drums auf "Equinoctium" eingespielt.

Stephan:
So, das war's von meiner Seite. Vielen Dank für das Interview und alles Gute für dich und die Band.

Anders:
Ebenfalls vielen Dank. Viel Erfolg mit powermetal.de.

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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