SILVER BULLET: Interview mit Hannes Horma

19.01.2023 | 18:50

Das dritte SILVER BULLET-Album ist endlich am Start. Nach zwei ohnehin sehr guten Alben war die Erwartungshaltung an die melodiebewussten Kraftmetaller aus Finnland ziemlich hoch. Doch mit "Shadowfall" können sie die Messlatte nochmal etwas anheben, hat die neue Platte doch alles am Start, was man von einem ordentlichen Power-Metal-Album erwartet: Melodien in Hülle und Fülle, grandiose Refrains, eine ordentliche Tempo-Prise und reichlich Atmosphäre, um sich vom Einheitsbrei der Szene abzusetzen. Darum baten wir Gitarrist Hannes zum kurzen Plausch, der uns einen tieferen Einblick in das Schattenland gewährt.

Und trotz des etwas düsteren Themas begrüßt uns Hannes mit sehr guter Laune. "Alles ist super. Das neue Album kommt und wir freuen uns schon auf die Tour mit TWILIGHT FORCE und SEVEN SPIRES." Auf die darf sich der Power-Metaller von Welt definitiv freuen, liegt diesem Trio mit "At The Heart Of Wintervale" nämlich ein weiteres, neues Album vor. Doch wir widmen uns in erster Linie der Silberkugel, an der auch die letzten Jahre nicht spurlos vorübergegangen sind. "Ja, die Zeit vergeht wie im Flug! Nun, wir wollten auf Tour gehen, aber das war unmöglich, als Covid uns traf. Aber wir haben uns damit beschäftigt, neue Musik zu schreiben, und letztes Jahr sind wir wieder richtig zur Sache gekommen und haben auch live gespielt. Wir durften endlich auf dem Rockfest hier in Finnland spielen und haben STRATOVARIUS auf der Survive Tour unterstützt."

Das vorliegende "Shadowfall"-Album ist auch das erste Album ohne Nils Nordling am Mikrophon. Wir fragten Hannes nach den Gründen der Trennung. "Es war nichts Dramatisches an dem Ausstieg. Nils hatte einfach das Gefühl, dass er sich von der Band zurückziehen und mehr Zeit mit seiner Familie verbringen muss. Es war eine schwierige Entscheidung für uns alle, da Nils ein so großartiger Sänger ist, aber ich denke, es war die richtige Entscheidung. Wir haben offen nach einem neuen Sänger gesucht, und Bruno war einer der Sänger, die sich bei uns gemeldet haben. Er schickte uns ein Demo und wir mochten seine Stimme sehr." Und zwischen besagtem Bruno und den anderen SILVER BULLET-Musikern hat es von Anfang an gefunkt. "Ich glaube, es war die zweite Audition, die wir mit ihm hatten. Er hat fünf Songs geübt und die haben wir dann im Proberaum gespielt. Die Chemie zwischen uns hat von Anfang an gestimmt."

Bahn frei also für "Shadowfall". Ich erwähnte es bereits in meiner Rezension, dass sich mit neuem Sänger und der angemessenen Ruhe von knapp vier Jahren mit dem neuen Album ein enormes Brett entwickelt hat, das teils melodischen, teils rockigen, teils pfeilschnellen, aber stets sehr geschmackvollen Power Metal der abwechslungsreichen Sorte zu bieten hat. Und obwohl der Vorgänger "Mooncult" von ähnlichem Schlag ist, findet Hannes gewisse Unterschiede zwischen beiden SILVER BULLET-Alben: "Ich habe mit der Arbeit an "Shadowfall" schon vor der Veröffentlichung von "Mooncult" begonnen. Es war also ein langes Projekt, aber auch hier hat Covid die Veröffentlichung etwas verschoben. Es war ziemlich frustrierend, das Album fertig zu haben und auf das Veröffentlichungsdatum zu warten. Der größte Unterschied zu "Mooncult" ist, dass wir dieses Mal kein Themenalbum gemacht haben. Wir wollten mehr Freiheit haben, um Songs zu schreiben, anstatt eine Geschichte zu erzählen. Außerdem ist Brunos Stimme natürlich ein großer Faktor dafür, wie "Shadowfall" klingt. Bei den Kompositionen verwenden wir größtenteils immer noch die gleichen Mittel, aber wir wollten es noch eingängiger und leichter zugänglich machen. Der Entstehungsprozess der Songs war so ziemlich derselbe wie bei den Vorgängern, aber wie gesagt, ohne Konzept dahinter. Dadurch hatten wir mehr Freiheit, vielseitigere Songs zu schreiben."

Und trotz fehlenden Konzepts hat das Album eine ungemein starke Aura. Haben da etwa die Kurzgeschichten H.P. Lovecrafts ihre Finger mit im Spiel? "Diesmal gibt es kein Konzept, aber wir denken immer über das ganze Album nach. Wir sind nicht eine dieser Bands, die sich auf einzelne Veröffentlichungen konzentrieren. Die Atmosphäre ist uns also sehr wichtig und ich freue mich, dass sie euch gefällt! Ich liebe Lovecraft wirklich. Auf diesem Album ist 'Creatures Of The Night' von dem Roman "The Shadow Over Innsmouth" inspiriert. Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft mehr Songs über seine Geschichten machen werden." Eine kleine Geschichte haben die Nordeuropäer mit 'The Thirteen Nails' doch zu erzählen. "Es geht um den Mythos von Sarah Winchester. Ich habe mich schon immer für Horrorgeschichten interessiert, die irgendwie auf wahren Begebenheiten beruhen. Da fragt man sich: Ist das wirklich passiert oder nicht?" Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang an das Winchester House, das die Witwe und Erbin des US-amerikanischen Waffenproduzenten William Wirt Winchester stetig erweitern ließ und das im Bezug zu vielen okkulten Zusammenhängen wie bösen Geistern und dem angeblichen Wahnsinn der Witwe Bekanntheit erlangte. Im Übrigen waren die Geschichten um ihr Haus auch die Inspirationsquelle für Stephen King zu seinem Werk "Haus der Verdammnis".

Doch wir schauen nicht zurück, sondern nach vorne. Die Power-Metal-Tour mit TWILIGHT FORCE und SEVEN SPIRES wurde bereits kurz angerissen und natürlich erhoffe ich 'Nighthunter' und 'The Ones To Fall' einmal live zu hören. "Ja, endlich können wir auf diese Tour gehen! Wir haben in letzter Zeit eine Menge Shows gespielt, also werdet ihr definitiv das bestmögliche SILVER BULLET-Set bekommen. Vielleicht haben wir etwas für euch in petto... Das sind auf jeden Fall ein paar geile Tracks! Wir würden gerne alle neuen Songs spielen, aber wir müssen auch den anderen Alben etwas Liebe schenken. Aber ich bin mir sicher, dass ihr unsere Setlist genießen werdet."

Zu guter Letzt kann ich Hannes endlich die Frage stellen, wie die Band auf den Namen SILVER BULLET gekommen ist. "Wir haben einfach mit Namen um uns geworfen und SILVER BULLET war einer davon. Am Anfang war es ein bisschen zu offensichtlich für eine Horror-Metal-Band, aber nach ein paar Tagen hat es uns irgendwie gefallen. Ich denke, es ist ein guter Name, weil er uns nicht zu sehr auf ein bestimmtes Genre festlegt und uns etwas Raum gibt, uns zu entwickeln." Ein großes Dankeschön nochmal an den SILVER BULLET-Gitarristen, dem wir mit "Shadowfall" und auf Tour mit TWILIGHT FORCE sowie SEVEN SPIRES viel Erfolg und Spaß wünschen. Das Album erscheint am 20. Januar über Reaper Entertainment.

Redakteur:
Marcel Rapp

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