SICK OF SOCIETY: Interview mit Oliver

01.01.1970 | 01:00

Nachdem ich die zweite SICK OF SOCIETY CD reviewt hatte, war die Zeit reif für ein Gespräch mit Oliver (Schlagzeug). Lauscht den Worten dieses uns nicht völlig unbekannten Musikers...

Stefan: Habt ihr vom neuen Werk ("Porn N Roll") mehr verkaufen können als von der letzten CD?

Oliver: Bis dato noch nicht … leider. Die Reviews die wir bis dato so bekommen haben sind zwar größtenteils sehr positiv ausgefallen, aber davon scheint wohl niemand Notiz zu nehmen. Naja, was soll’s … wir werden deswegen trotzdem nicht den Kopf in den Sand stecken …

Stefan: Seid ihr wirklich so abgefahren, wie man vermuten kann wenn man sich so das Booklet oder euere Homepage (http://www.sickofsociety.de) anschaut?

Oliver: Abgefahren? Wie definierst Du „abgefahren“? Also ich sehe uns als mehr oder minder als ziemlich normale Typen … in jeglicher Hinsicht „normal“. Wenn wir unterwegs sind bzw. proben ist immer eine große Portion Fun und diverse Fläschchen Bier am Start … somit ergibt sich eben ab und an die eine oder andere „Abgefahrenheit“. Für uns nix besonderes!

Stefan: Wie man auf der Homepage sehen kann, sucht ihr einen Bassisten. Warum (wie kam es dazu) und welche Anforderungen muß dieser erfüllen? (Muß er noch eine gewisse Anzahl an Postern mitbringen, da scheint noch etwas Platz zu sein auf euerer Wand)

Oliver: Platz für Poster ist in unserem Proberaum wirklich mehr als genug und über ein paar neue „Hühner“ an der Wand freuen wir uns immer … ist allerdings keine Voraussetzung.
Warum? Das wüßte ich manchmal selber gerne … um es kurz zu machen: Porn’n’Roll Forever! sollte eigentlich unsere letzte Scheibe werden, da Thomas aus beruflichen Gründen für einige Jahre nach Indien gehen sollte. Als das dann ins Wasser fiel, haben wir weitergemacht … was blieb uns auch anders übrig. Am Anfang hatte aber jeder so seine Probleme mit der Situation klarzukommen und sich an die Idee zu gewöhnen doch wieder Musik zu machen … schließlich hatte jeder auf seine Art und Weiße irgendwie mit S.O.S. abgeschlossen. Irgendwie blieb dabei Kurzens Lust wohl auf der Strecke und die Tatsache, daß wir nur sehr wenig proben können (1 bis 2 mal im Monat), dabei aber einen sehr teuren Proberaum zu verhalten haben (der es eigentlich nicht wert ist), brachte das Fass für Kurz zum überlaufen. Resultat … die Probe am 30.4.01 war gleichzeitig die letzte für Kurz. Schade, da er gut zu uns gepasst hat ...
Die Anforderungen an einen neuen Bassisten sind ganz einfach: er muß ein wenig spielen können, gut formbar sein, sollte nicht älter als 20 sein, solo, Nichtraucher, Antialkoholiker, in jedem Fall den Führerschein besitzen. Ganz wichtig ist ein großes Auto, in dem er uns beiden durch die Gegend fahren kann. Sollte nicht schwer sein, so ein Person zu finden, oder!?

Stefan: Eines muß man euch ja fragen: Wie kommt es dazu, daß ihr anscheinend nackte Frauen (usw.) so gut findet? Wollt ihr irgendwie provozieren oder findet ihr das einfach nur gut (oder beides, oder wie auch immer) ?

Oliver: Provozieren? Wen kannst Du heute noch mit ein paar Titten oder einem nackten Arsch aus der Reserve locken bzw. provozieren!? Die Werbung und sonstige Medien sind doch voll davon. Da sind wir mit unserem Kram doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Nein, mit Provokation haben wir definitiv nix am Hut. Wir stehen halt mal auf das weiblich Geschlecht und im besonderen auf unsere eigenen besseren Hälften!

Stefan: Ist "Porn’N‘Roll" euer Motto?

Oliver: Würde ich so sagen … „Motto“ … „Lifestyle“ … „Lebenseinstellung“ … irgendwie so! Wobei wir mit Sicherheit nicht zu der Sorte degenerierter Perverser gehören, die sämtliche existenten Pornos und Schweinkramzeugs kennen bzw. besitzen. „Porn N Roll“ ist für mich einfach ein übergeordneter Begriff zu dem ich alles zähle, was SICK OF SOCIETY in irgend einer Form ausmacht und zu schätzen weiß: Party, Möpse, Bier, Ärsche, Musik …

Stefan: Erzähl doch mal kurz was zur Geschichte, euch gibt´s ja schon ne Zeit lang...

Oliver: Angefangen hat alles Ende `89 unter dem Namen WICKED POWER mit mir und Thomas Hübler (Gitarre, Gesang), der uns vor 2 Jahren verließ. 1991 kam dann Thomas G. als Klamper, Bassist und Sänger zur Band. Unter Wicked Power veröffentlichten wir 2 Demos, ehe wir uns 1993 in SICK OF SOCIETY umbenannten. Zur gleichen Zeit stieß dann auch Kurz (Jörg Keller) zur Band. Tja und nach einigen weiteren Demos und mittlerweile 4 CD’s sind wir auch schon in der Gegenwart. Kurz und schmerzlos!

Stefan: Beschreibe doch mal euere Mucke und euere Einflüsse.

Oliver: Porn’N’Roll bringt’s für mich auf den Punkt. Für alle anderen würde ich mal sagen … Punk-Rock mit diversen Ausflügen in Metal- und HC-Gefilde.
Früher hätte ich gesagt, wir haben keine bestimmten Einflüsse, heute bin ich der Meinung, daß Bands wie BAD RELIGION, NOFX, NO FUN AT ALL … doch diverse Spuren in unserem Sound hinterlassen haben, ohne ganz darauf abgefärbt zu haben … schließlich kommen wir ohne wenn und aber aus dem Metal-Bereich. Heutzutage machen wir einfach das, worauf wir Bock haben … nicht mehr und nicht weniger … egal was dabei rauskommt und in welche Schublade es gesteckt werden könnte … interessiert uns nicht!

Stefan: Bestimmt hattet ihr schon einige Auftritte und bestimmt gibt es den ein oder anderen erwähnenswerten Moment ?! (Erinnerungen..)

Oliver: Naja, der Gig im Mai `95 mit SUCH A SURGE war für uns ein wirkliches Highlight ... von dem Erlebnis zehren wir noch heute. Auch der ein oder andere Gig mit FLESHCRAWL hat zur allgemeinen Erheiterung beigetragen. Aber wohl unseren lustigsten Gig, den wir eigentlich gar nicht gespielt haben, fand in Ulm statt. Das war irgend so ein Benefiz Ding mit unzähligen Band, die alle nur 15 Minuten oder so spielen durften. Unser Gig war für die späten Abendstunden angesetzt und da wir davor noch geprobt hatten und auch sonst schon einige Bands vorher auf dem Gig abgecheckt hatten, war der Pegel dementsprechend hoch ... als ich am nächsten Tag aufgewacht bin, wusste ich ehrlich gesagt nicht, ob wir gespielt haben oder nicht. Mir wurde hinterher gesagt, wir standen auf der Bühne, aber es kam wohl nix richtiges dabei raus ... Kurz musste angeblich sogar auf die Bühne geführt werden ... mit 3 Bier im Schlepptau wohlgemerkt ... das lustige dabei war, auf dem Gig waren weit über 1000 Leute und gefilmt wurden wir auch noch. Übrigens, Kurz und ich sind uns nach wie vor nicht sicher, ob wir wirklich gespielt haben.
Da gäbe es sicher noch so einige andere Dinge zu erzählen, aber die muß nicht jeder kennen ...

Stefan: In welchen Bands wirkst du sonst noch so mit?

Oliver: Als aktiver „Musiker“ nur noch bei CROSS X und inaktiver Weiße als Drum-Tech bei FLESHCRAWL (seit fast 9 Jahren mittlerweile) und DIE TAUCHERMEISTER (Basti von FLESHCRAWL schwingt auch hier die Stöcke).

Stefan: Du hörst ja auch recht viel Musik. Worauf fährst du zur Zeit so ab?

Oliver: Gezwungener Maßen. Von den aktuellen Neuerscheinung hat mich in letzter Zeit nur die Scheiben von DC 4, IMPALED NAZARENE, BONEHOUSE, FLESHCRAWL, BOLT THROWER, BUSH und ein paar wenige weitere beeindruckt … ansonsten kannst Du 90% der neuen Releases in die Tonne klopfen. Da sind mir meine Faves wie PRO-PAIN, MADONNA, DEATH … noch immer am liebsten.

Stefan: Was treibst du sonst noch so außer Musik machen ?

Oliver: Hauptsächlich Arbeiten (nach meinem Studium (Medizintechnik) hab ich als Service Engineer für eine amerikanische Firma in der Gegend von München angefangen und dort bin ich zur Stunde noch immer) … leider. Ansonsten schreibe ich noch für diverse Mags und mische als Redakteur bei einem lokalen Radiosender in Ulm mit, treibe viel Sport (so oft es eben geht), bin mit FLESHCRAWL und DIE TAUCHERMEISTER als Drum-Tech unterwegs, koche für mein Leben gern (denke Tag und Nacht nur ans Kochen und erfinde irgendwelche obskuren Rezepte) und last but not least verbringe jede freie Minute mit meiner Freundin. Leider fehlen mir täglich immer ein paar Stunden, um jedem der Bereiche die volle Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Aber ich tue mein bestes … auch wenn’s nicht immer so aussieht!

Stefan: Aufmerksame Leser wissen bestimmt, daß du auch für Powermetal.de tätig bist. Wie kamst du dazu und mal ehrlich, das Foto von dir auf der Seite ist doch uralt, oder?

Oliver: Haha, jau das Foto hat schon einige Tage auf dem Buckel …wurde damals vor den Aufnahmen zu „Silicon Valley“ gemacht …also vor 6 oder 7 Jahren.
Zu Powermetal.de kam ich mehr oder minder durch Rainer. Wir haben zusammen vor einem SHELTER Konzert in München auf unsere Interviewpartner gewartet. Dabei kamen wir halt ins Gespräch über unsere jeweiligen Betätigungsfelder. Ein paar Tage später bin ich dann mal eher so aus Langeweile auf unsere Page und da mir gefallen hat was da stand, hab ich einfach mal nachgefragt ob noch Interesse an einem Schreiberling bestehen würde. Ein paar Probereviews verfasst und ab ging’s … das liegt mittlerweile auch schon über eineinhalb Jahre zurück. Davor hab ich übrigens mal für einige Monate bei einem schottischen Undergroundmag mitgeschrieben … THE NINTH CIRCLE hieß das Teil!

Stefan: Hast du nen Lieblingsfilm und ne Lieblingszeitschrift?

Oliver: Früher war ich ziemlich vom Rock Hard angetan, aber die Begeisterung ist mittlerweile abgeflacht. Lieblingsfilm hab ich keinen … zur Zeit zumindest nicht!

Stefan: Wie fandest du den "Herr der Ringe" Film?

Oliver: Gähn … bin mehrfach dabei eingepennt. Zu langatmig, aber in jedem Fall für Leute zu empfehlen, die an Schlafstörungen laborieren. Der Film wirkt 100%!

Stefan: Macht dir das Aufnehmen eigentlich Spaß, oder stehst du lieber auf der Bühne?

Oliver: Mittlerweile macht mir das Aufnehmen mehr Spaß, da ich meine Drumtracks zu hause programmiere und mein Part im Studio somit sehr schnell über die Bühne geht. Als ich noch eigenhändig im Studio getrommelt habe, kam das immer einem Zahnarztbesuch gleich … unangenehm und nervig. Trotzdem bin ich jedes mal wieder froh, wenn wir wieder aus dem Studio raus sind … Tage lang mit diesen Kollegen eingesperrt zu sein, kann keinen Spaß machen … haha!
Was ist eine Bühne? Unser letzter Auftritt liegt jetzt auch schon über ein Jahr zurück und so wie es scheint, wird es auch noch eine Weile dauern, bis wir wieder auf die Bretter die die Welt bedeuten zurückkehren.

Stefan: Wie entsteht ein Song von SICK OF SOCIETY?

Oliver: Ab und an bringt Thomas `ne Idee von zu hause in den Proberaum mit und die wird dann weitergesponnen oder wir lärmen einfach so drauf los und irgendwann ergibt sich was daraus, das sich lohnt weiter verwurstet zu werden. Ich würde mal sagen das übliche Rezept eben … wie’s bei den meisten Bands so abgeht.

Stefan: Welche Pläne habt ihr mit der Band?

Oliver: Nix weltbewegendes derzeit. Priorität hat im Moment das Songwriting für die nächste Scheibe. Mittlerweile haben wir 5 neue Stücke an der Hand, die für unsere Verhältnisse doch ziemlich lange ausgearbeitet wurden und auch nach wie vor immer mal wieder dezente Überarbeitungen erfahren. Wenn’s so weitergeht, dauert’s auf jeden Fall noch gut bis Ende des Jahres, ehe wir wieder ins Studio gehen … man wird sehen!
Zudem wäre der ein oder andere Live-Gig mal wieder nicht schlecht … also wer sich von Porn’n’Roll angesprochen fühlt, kontaktiert uns … wir würden uns freuen!

Stefan: Wie denkst du steht´s um den deutschen Underground (und wie sind die Chancen "groß" zu werden) ?

Oliver: Wenn ich ehrlich bin, interessiert mich dieses Thema derzeit nicht sonderlich … shame on me! Ich hab einfach, bedingt durch Radio und Schreiberei, die ich nebenher so mache, zuviel mit „etablierten“ Acts und Zeugs zu tun, daß ich mich kaum mehr um den Underground kümmere. Ab und an wird man mal wieder auf eine Band aufmerksam oder checkt eine Band aus der Region ab, aber das war’s dann auch schon. Früher hab ich mich viel intensiver damit beschäftigt, aber die Zeiten ändern sich nun mal. Nichtsdestotrotz ist SICK OF SOCIETY eine Underground-Band und wird dies auch immer bleiben!

Stefan: Was bedeutet dir die Musik?

Oliver: Viel, sehr viel! Musik nimmt einen sehr großen Stellenwert in meinem Leben ein … sei es nun durch die Bands oder aber die Schreiberei und Radiomacherei. Ohne den Krach könnte ich nicht leben!!!

Stefan: Das Interview, das du gerade beantwortest ist ja für ein Online-Metal-Mag. Welchen Stellenwert nehmen für dich persönlich Online-Mags verglichen zu "herkömmlichen", gedruckten Magazinen ein? (*g*)

Oliver: Die Frage kenn ich doch vor irgendwo!? Woher denn blos?
Früher war ich wirklich ganz geil auf die großen Postillen (muß ich ja wohl nicht nennen), aber mittlerweile hat sich das relativiert. Erstens hab ich nicht die Zeit, mir die Dinger von vorne bis hinten durchzulesen und zweitens interessiert es mich ehrlich gesagt nicht mehr sonderlich was irgendwelche Musikanten ablassen … ist doch sowieso immer das gleiche. Die Internet-Sache finde ich da schon besser, wenn mich wirklich was interessiert, wird kurz gesucht, prompt gefunden und man hat die Info … kurz und schmerzlos. Somit sind mir die Online-Mags in jedem Fall lieber … man hat auch nicht die Unmengen Altpapier!!!

Stefan: Wie nutzt du sonst so das Internet?

Oliver: Ab und an surfen, E-Mail, Lindenstraße-Vorschau abchecken, das übliche eben ...

Stefan: Hättest du die Möglichkeit einen Tag lang eine andere Person zu sein, in welche Rolle würdest du gerne schlüpfen und warum? (*gg*)

Oliver: Ganz klar MADONNA. Erstens, würde ich gern mal für einen Tag lang eine Frau sein ... vielleicht würde ich sie dann ja verstehen! Zweitens weil ich ein absoluter MADONNA Fan bin und mich einfach interessieren würde, was dieser genialen Frau so durch die Gehirnwindungen geistert.

Stefan: Irgendwelche wichtige letzte Worte?

Oliver: Dank Dir fürs Interview und den Support. Hoffe der ein oder andere von Euch checkt Porn’N’Roll Forever! mal ab ... wenn nicht, auch egal! Wir machen trotzdem weiter ... so schwer wie man eine schlechte Angewohnheit los wird, genau so schwer wird die Menschheit SICK OF SOCIETY wieder los!!!



Redakteur:
Stefan Lang

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