SCANNER: Interview mit Axel Julius

01.01.1970 | 01:00

Da hab ich nun endlich mal die Gelegenheit, mit Axel Julius, seines Zeichens Mastermind von SCANNER, ein Interview zu führen und dann treffen mich die Tücken der Technik. So blieb mir nichts anderes übrig, als das Interview aus meinem Gedächtnis wiederzugeben, da die Bandaufnahme nicht verwertbar war. Aber ich denke, die wichtigsten Aussagen habe ich zusammenbekommen. :-)


Georg:
Hallo Axel, schön dass man nach 5 Jahren wieder etwas von euch hört.

Axel:
Eigentlich waren es nur 3 Jahre. Wir haben ja nach der "Puppet On A String" noch weitergemacht, bis Harridon ausstieg. Das war für uns sehr ärgerlich, weil wir gerade anfingen, etwas Bekanntheit zu erlangen. Wir hatten gut vorgelegt, aber durch seinen Ausstieg standen wir auf einmal ohne Sänger da. Das war nicht fair. Aber wir hatten keinen Vertrag, auf den wir uns hätten berufen können. So mussten wir es akzeptieren. Die Suche nach einem neuen Sänger hat sich dann länger hingezogen, so dass einer nach dem anderen ausstieg. Aber wir haben nicht aufgegeben. Wir haben dann ein Demo aufgenommen, auf dem unsere Backgroundsängerin die Lead Vocals gesungen hat. Aber sie wollte das nur für das Demo machen. Jedenfalls haben wir dann festgestellt, dass sich eine Frauenstimme zu den Songs ziemlich gut anhört, so dass wir dann versucht haben, eine Sängerin zu finden. Auf eine Anzeige hin haben wir dann Lisa kennengelernt. Das Lustige daran war, dass sie nur 2 Proberäume weiter mit einer anderen Band geprobt hat. Insofern bewahrheitet sich der Spruch "die Welt ist klein". Naja, so ist das passiert.

Georg:
Die Songs auf "Scantropolis" sind sehr poppig ausgefallen, wie kam diese Entwicklung?

Axel:
So überraschend war das eigentlich gar nicht, wenn man sich die Entwicklung unserer Alben ansieht. Wir sind ja nicht hergegangen und haben gesagt: "Wir machen jetzt ein Mainstream-Album." Das entwickelt sich einfach so, wir haben versucht unser Bestes zu geben. Gute Songs zu schreiben und sie so aufzunehmen, dass ein sehr gutes Ergebnis rauskommt. Unsere Plattenfirma Massacre hat das Album auch gleich geil gefunden und es herausgebracht. Nach 4 Jahren Sendepause hätten sie es ja auch lassen können. Von daher sind wir schon sehr zufrieden. Aber es gibt natürlich immer Sachen, die du noch besser machen willst, aber das geht einfach nicht. Irgendwann hast du die Deadline und die musst du einhalten.

Georg:
"Engel Brecht´s" fällt doch ziemlich aus dem Rahmen, wie kam es zu diesem Song?

Axel:
Nun, eigentlich hatten wir den Song schon lange geplant. Der hätte auch auf der "Puppet On A String" erscheinen können, aber das hat nicht geklappt. Er fällt halt auf, weil er deutsch ist.

Georg:
Ja, wobei ich eher mit dem Text an sich nichts anfangen kann.

Axel:
Nun, in der Schule haben wir auch immer Brecht lesen müssen, später habe ich dann diesen Text von ihm gefunden und war total überrascht, dass Brecht auch so was schrieb. Unsere Backgroundsängerin meinte, wie wir denn den Text nehmen könnten. Sie hätte das sicher auch nicht gesungen. Aber Lisa ist da anders. Der Song gefällt ihr sogar am besten. Aber ich hätte es schon verstanden, wenn sie nein gesagt hätte.

Georg:
Habt ihr irgendwelche Festivalauftritte geplant?

Axel:
Nein, dazu waren wir zu spät fertig. Und eine selbstgebrannte CD an die Veranstalter zu schicken kommt auch sehr unprofessionell, so dass wir das gelassen haben. Wir stehen jetzt im zweiten Glied, falls jemand ausfällt. Aber gebucht sind wir nicht. Leider hat sich das alles zu sehr verzögert. Das Cover wurde zu spät fertig, so dass wir an die Presse die CD nur ohne ausliefern konnten. Und so weiter. Aber im Herbst werden wir auf Tour gehen. Genaueres weiß ich aber noch nicht. Wir werden jetzt erst einmal unsere Live-Show proben. Auch die alten Songs, die gehören ja auch zu uns. Wir machen da keinen Schnitt. Kann sein, dass wir für den ein oder anderen Song auch einen Gastsänger mitnehmen, weil er eine männliche Stimme erfordert. Aber das weiß ich jetzt noch nicht.

Georg:
Wie stehst du zu Online Magazinen?

Axel:
Nun, sie können halt viel aktueller sein, als Print-Medien. Gerade weil ein Online-Magazin ja auch keine Deadlines hat. Wenn jetzt auf einem Festival eine Band 2 Wochen vorher aussteigt, dann konnte man das früher nicht mehr bekanntgeben und die Leute waren enttäuscht, wenn die Band nicht gespielt hat.

Georg:
Wie stehst du zu MP3?

Axel:
Da ich ja auch Produzent bin, ist das nichts für mich. Ich will die volle Qualität hören. Das ist mal ganz nett zum Reinhören, aber ich hab so ein geschultes Ohr, daß das nichts ist, was mich befriedigt. Aber wenn die Jungen nun dieses Medium wollen, ist es auch okay. Hier hat die Plattenindustrie gepennt. Anders kann man das nicht ausdrücken. Ich hatte schon vor SCANNER einen Plattenvertrag und in dem sicherte sich der Label die Rechte für zukünftige Medien zu. Nur sind sie diesen Schritt nicht konsequent weitergegangen. Wenn sie gleich die Songs angeboten hätten, wäre das Problem so nicht entstanden. Und jetzt ist der Karren an die Wand gefahren und die Industrie versucht, sich mit Klagen und Übernahmen zu retten. Wenn man hier ein vernünftiges System gemacht hätte, mit fairen Preisen, weil ja die Kosten für Pressung etc. wegfallen, wäre das ein tragfähiges Konzept gewesen. Aber es macht ja auch keinen Sinn, wenn man für die qualitativ schlechteren MP3-Aufnahmen genauso viel bezahlt wie für eine komplette CD.

Georg:
Was waren die letzten 5 CDs, die du dir gekauft hast?

Axel:
So viel habe ich mir gar nicht gekauft. Ich habe mir die PAIN OF SALVATION gekauft und davor noch die neue DREAM THEATER, aber von der bin ich enttäuscht. Die erste CD davon ist mir zu viel Durcheinander. Aber der Prog ist heutzutage das Interessanteste, gerade für mich als Musiker, weil man da doch immer wieder etwas Neues finden kann.

Georg:
Und wie stehst du zur aktuellen Musikszene?

Axel:
Die gibt mir nix. Heutzutage musst du dich nur noch hinstellen und etwas rappen. Das kann jeder. Du brauchst nichtmal mehr ein Instrument zu können. Gut, das werden die Jazzer auch über die Rocker gesagt haben. Aber mir fehlt einfach das Niveau, das gibt mir nichts. Heutzutage hast du es als kleine Band oder als kleines Label nicht mehr leicht. Da werden Bands im Fernsehen zusammengecastet, da weißt du schon vorher, dass es ein Nummer 1-Hit wird, weil die Band den Leuten bekannter ist als jede andere Band, die sich durchzukämpfen versucht. Die Leute fiebern wochenlang mit ihren Favoriten. So eine Werbung bekommst du normal nicht hin.

Redakteur:
Georg Weihrauch

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