Perlen der Redaktion: Stefan Rosenthals Highlights 2024
03.02.2025 | 21:46Nun also auch mein Rückblick auf das musikalische Jahr 2024. Aufgrund meiner Teilnahme im monatlichen Soundcheck-Team ist der dieses Jahr nochmal deutlich metallischer ausgefallen als die letzten Jahre. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich nicht auch viele andere Genres in meinem musikalischen Kosmos pudelwohl fühlen. Am Ende stehen 685 gehörte Alben und davon 182 Veröffentlichungen mit einer Note von 7,5 Punkten und mehr. Ich möchte an dieser Stelle aber nicht die große Vielzahl an 8-8,5 Punkte-Vertretern runterbeten (wer alles wissen will, darf mich gerne auf Instagram besuchen und ich stehe für Rückfragen im Forum zur Verfügung), sondern lege den Fokus, wie meine Kollegen, auf die Top 20 des Jahres. Viel Spaß dabei.
Mann soll ja nicht so heftig loslegen und somit starten wir auf Platz 20 mit "The Power" von MOON SHOT. Die finnischen Alternative-Rocker sind auf den Spuren von THE RASMUS unterwegs und nehmen die Aufgabe Mainstream-Rock sehr, sehr ernst. Für mich selbst klingt das ganze Album wie ein Hybrid aus COHEED AND CAMBRIA und ROXETTE. Die Stimmfarbe ist dem Gesang von Per Gessle nicht unähnlich, während die Gesangslinien auch in den Hit-Prog der US-Amerikaner passen würden. Somit gibt es tonnenweise echte Killer-Melodien, ergreifende Hooks und extreme Ohrwurm-Attacken. Das Ding empfehle ich jedem Leser unabhängig von musikalischen Präferenzen. Gute Chartmusik ist selten und das ist welche. Unabhängig davon ist 'Blackened Spiral' einer der größten Hits des Jahres. Punkt! Aber auch der Rest kommt nicht weit abgehängt ist Ziel.
Weiter geht's mit "Dawn Of Oberon" von TUSMØRKE. Das zwölfte Album der Psychedelic-Folk-Retroprogger aus Norwegen kommt genau zwölf Monate nach dem genialen Vorgänger "Hestehoven" aus dem Dickicht gekrochen und ist somit nun auch das zwölfte Album insgesamt. Full Circle Baby! Und natürlich ist es auch 2024 kein Schnellschuss, sondern erneut eine wunderbare Ergänzung dieser bockstarken Diskografie. Klanglich ist man dabei schon sehr nah am Vorgänger, nur halt etwas weniger rockig, sondern eher noch ruhiger und verspielter gehalten. Kauzige Weirdo-Momente gibt es zwar auch noch, nur leider auch gefühlt etwas weniger als noch 2023. Ob nun im fast 18-minütigen Titeltrack oder in der auf fünf Songs gesplitteten 'Dusk Of Tawblerawn'-Suite hält sich die Band häufiger zurück. Somit reicht es dieses Jahr nicht für eine noch höhere Platzierung, auch wenn es für Fans von Folk-Prog mit Hang zum Dadaismus natürlich trotzdem essenziell bleibt. Als Anspieltipp empfehle ich euch das grandios smoothe 'Born To Be Mild', welches als bizarre Multiversum-Version von 'Born To Be Wild' (mit entsprechenden STEPPENWOLF-Referenzen) großartig funktioniert.
Lasst uns gerne über Platz 18 diskutieren. Auf der einen Seite ist "Yesterwynde" von NIGHTWISH zwar der konsequente Nachfolger von "Human.:II:Nature.", weil er die beiden Ansätze kompromisslos kulminieren lässt, aber auf der anderen Seite ist das Album gefühlt auch das musikalische "Joker 2" des Jahres. Quasi ein "Fuck You" an alle treuen Fans. Wenn man mich fragt, welche Songs sich für zukünftige Live-Auftritte qualifizieren würden, dann lautet die Antwort spontan: "keiner". Das Ding funktioniert nur als Gesamtkunstwerk oder entwickelt zumindest nur in dieser Form seine komplette Durchschlagskraft. Und als wäre diese Komplexität noch nicht genug, muss der Hörer sich noch mit dem Fehlen von Marco Hietala arrangieren und bekommt stattdessen komplett neue Klangelemente in Form von Darkwave und Synth-Rock als Hausaufgabe mit. Hat man diese Aufgaben erstmal gelöst und seine Erwartungshaltung neu justiert, ist "Yesterwynde" jedoch zutiefst cineastisch, einnehmend, beeindruckend und ganz klar eine der stärksten Veröffentlichungen des Jahres.
Auf Platz 17 bleiben wir cineastisch und bombastisch. Das Tempo und der Härtegrad ziehen jedoch merklich an. Meine ausführliche Meinung zu der neuen Pagan-Symphonic-Metal-Scheibe von WINTERSUN ("Time II") habe ich auf POWERMETAL.de in der entsprechenden Gruppentherapie erläutert, deshalb zitiere ich hier nur einen kleinen Auszug: "Wie bei einer ambitionierten Wanderung über einen Gebirgskamm, schafft WINTERSUN die Balance zwischen kreativen Einfällen im Überfluss (progressiv ist hier tatsächlich wenig) und der im Pagan Metal üblichen und notwendigen Repetition nahezu perfekt. Zwar gibt es immer mal kurz kritische Momente und ein leichtes Abrutschen am jeweiligen Hang, aber das gehört zu einer spannenden Reise dazu. Seit meiner Annapurna-Umrundung 2017 bin ich dieser Form von epischem "larger than life"-Sound komplett verfallen und auch heute spüre ich, wie sich mein Rucksack wie von Geisterhand, im Augenwinkel selbst packt, um das nächste Abenteuer einzuläuten. Vielleicht ist es nur eine euphorische Momentaufnahme, aber aktuell finde ich den zweiten Teil sogar noch stärker als "Time". Wenn ich dort etwas zu kritisieren hatte, dann war es eher die Anmerkung den fernöstlichen, asiatischen Klängen noch mehr Raum zu geben. Und als wäre mein Wunsch vom Wind über die japanischen Kirschblütenbäume am Hange des Fuji direkt nach Finnland geweht worden, gibt es jetzt deutlich mehr traditionelle Klänge und vor allem wesentlich harmonischer und homogener integriert. Mittlerweile übernimmt Jari auch viele Tonfolgen direkt auf seiner Klampfe und adaptiert diesen Gagaku-Sound sogar in einem Ultra-Hit wie 'One With The Shadows' im eigenen Gesang. Ohne jeden Zweifel – der Shōgun des "Panorama-Metal" hat wieder zugeschlagen und jetzt liegt es an mir diesem Soundtrack noch die erforderliche Reise zu schenken" Also - wer kommt mit mir nach Japan?
Als sich die schwedischen Retro-Progger RITUAL 2020 nach 13 Jahren mit einer EP zurückmeldeten, war die Verzückung im Hause Rosenthal groß. Nun vier Jahre später und somit stolze 17 Jahre nach dem großartigen Vorgänger ist endlich das neue Konzept-Album "The Story Of Mr. Bogd, Part 1" erschienen. Was soll ich sagen, ich liebe diese Band und ihren unverkennbaren, sehr ausgeprägt folkigen Wohlfühlsound. Stellt euch einfach vor, ihr würdet in einem Terry Pratchett-Roman leben, dann würde in ganz Ankh-Morpork Werbung für diese Spielmannstruppe hängen. Pure märchenhafte Imagination – skurriler Humor inklusive. Das ist zwar zu jeder Zeit progressiv, aber nie anstrengend oder herausfordernd, sondern immer songdienlich und einfach nur spannend umgesetzt. Bonuspunkte gibt es auch für den weiterhin unverkennbaren Gesang von Patrik Lundström (KAIPA). Da auch die Geschichte über die Midlife-Crisis und Abenteuergier von Herr Bogd zu fesseln weiß, stimmt eigentlich alles. Warum dann keine höhere Platzierung? Ganz einfach – ich hasse Cliffhanger. Besonders bei einer Band wie RITUAL. Ich warte auf den zweiten Teil jetzt doch nicht nochmal 10 Jahre.
The same procedure as every year, Neal. Könnte man zumindest meinen. Zwar hat sich der Prog-Mastermind NEAL MORSE für die neuste Runde frisches Blut mit dem Namen THE RESONANCE ins Boot geholt, aber wir sprechen weiterhin über 110% NEAL MORSE. Und das ist für mich nichts Schlechtes, denn der Maestro mit der charismatischsten Stimme im Neo-Prog liefert auf "No Hill for A Climber" mal wieder Paradebeispiele ab, wie diese Musik zu klingen hat. Fünf Songs auf 67 Minuten geben die Richtung vor, wobei die Mitte mit drei Stücken zu 5-6 Minuten sicherlich weniger Eindruck schindet (wobei 'All The Rage' grandios ist), als der Opener 'Eternity In Your Eyes' mit lockeren 20 Minuten und der abschließende Titeltrack mit königlichen 28 Minuten. Diese beiden Longtracks sind erneut Referenzen, wie man solche musikalischen Distanzen spannend und sinnvoll gestaltet. Das heißt, es gibt ordentlich Krummtakte, melodische Verfremdungen, diverse Genreausflüge und alles, was der Baukasten hergibt – bombastisches Finale inklusive. Er selbst gibt jetzt schon Masterclass-Seminare mit dem Titel "How to make a progressive album". Also anmelden und ähnlich abräumen? Mumpitz. Egal wie gut man das Rezept und die Zutaten verinnerlicht hat, es schmeckt am besten, wenn der Meister selbst kocht. Wäre sein Gesangsanteil im Vergleich zur Zweitstimme Johnny Bisaha noch etwas höher und sein christlicher Missionierungs-Stempel nicht ganz so aufdringlich auf "No Hill For A Climber", dann wäre es auch diesmal ein Top 10 Album – so bleibt es ein bockstarker Platz 15.
Okay. So was wie "Midnights" haut auch Frau Swift nicht alle paar Jahre raus. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch dieses Album wieder erste Sahne geworden ist. Das bei 31 Songs und knapp zwei Stunden auch mal was Redundantes dabei ist – geschenkt! Allein der Text des Titeltracks rechtfertigt jede erdenkliche Auszeichnung, wie z.B. Spotify Top-Artist 2024. Es soll ja noch genug Menschen geben, die den Erfolg immer noch nicht nachvollziehen können. Aber das wird ausländischen Hörern mit HRK, Grönemeyer, Westernhagen usw. genauso gehen. Man muss die Texte nicht verstehen, aber erst wenn man darauf seinen Fokus richtet, wird diese Musik so grandios. Die Beats, die repetitiven Synths und eine Atmosphäre, die eher zum emotionalen Indierock passt, sind nur die zerbrechliche Hülle für die feine Lyrik-Klinge und perfekt gesungene Beziehungsabrechnungen. Ob nun 'The Smallest Men Who Ever Lived', 'My Boy Only Breaks His Favourite Toys' oder 'So Long, London' – das sind absolut fantastische Hymnen. Leicht tanzbare Nummern wie 'Fortnight' oder 'I Can Do It With A Broken Heart' sind rar gesät und entfalten so ihren besonderen individuellen Charme. Ja Leute, so langsam fühle ich mich im Swiftie-Kosmos angekommen. 'Guilty As Sin?'. Meinetwegen. Der Anspieltipp ist übrigens klar. Der Nachfolger von 'Anti-Hero' (Popsong 2022) ist 'Florida!!!'. Von den cleveren Arrangements, den ungewöhnlichen Tempoverzögerungen und der doppelten Gesangsbrillanz von Taylor und Florence (FLORENCE & THE MACHINE) über den anbetungswürdigen Text bis hin zu den intensiven Steigerungen, hier liegt einer der besten Songs im Jahr 2024 überhaupt vor. Was für ein Hammertrack.
Kommen wir von den 93,3 Mio monatlichen Spotify-Hörern einer TAYLOR SWIFT zu den 579 monatlichen Hörern von ALBION. Diese neue englische Folkmetal-Formation mit leichten progressiven Elementen und jeder Menge symphonischem Bombast hat nun endlich ihr Debüt auf den Markt gebracht, welches mich ziemlich häufig an AYREONS-Geburtsstunde erinnert. Gründer ist Joe Parrish-James, welcher fast fünf Jahre bei JETHRO TULL die Gitarre spielen durfte. Gelernt ist gelernt. Die zauberhafte, fast omnipräsente Querflöte hat er jedenfalls mitgenommen. Dazu kommt eine deutlich härtere Herangehensweise, welche sich mit der märchenhaften, mittelalterlichen Gesamtatmosphäre aber nicht beißt und eine sehr individuelle Sogwirkung erzielt. Das ist manchmal schon hart am Kitsch, aber so kompetent und mit fast jugendlichem Entdeckergeist runtergezockt, dass ich nicht anders kann, als diese Scheibe auf Dauerrotation zu legen. Auch der Gesang wird dem hohen musikalischen Anspruch locker gerecht. Wer auf Folk und Metal steht, der sollte diese Band im Auge behalten und sich dieses Album in Dauerrotation geben. Wenn es nur danach gehen würde, welches Album ich 2024 am meisten gehört habe, dann ist es de facto "Lakesongs Of Eloid".
Auf Platz 12 macht sich der Oktober-Soundchecksieger IOTUNN bequem. Die dänische Progressive-Power-Death-Sonst-was-Band macht nicht nur einen gigantischen Qualitätssprung zum bereits starken Debüt, sondern geht auch mit riesigen Schritten in Richtung musikalischer Perfektion und eigenem Sound. Sehr, sehr häufig kommt mir zwar immer noch BORKNAGAR in den Sinn, da die beiden Bands konzeptionell und atmosphärisch viel verbindet, aber IOTUNN schafft es dabei aus den bekannten Zutaten eine sehr edle, erwachsene, düstere und immer individueller werdende Klanglandschaft zu erzeugen, die einfach unfassbar fesselt. Dabei gelingt sogar der Coup, dass beim kontinuierlichen Genuss des Albums die Tracks jeweils immer den davor gespielten übertreffen. Beste Songs am Anfang? Am Arsch. Hätten die Jungs das Niveau der beiden Abschlussnummern auf die ganze Distanz gebracht (immerhin 70 Minuten), hätten wir hier einen Treppchenplatz besprochen. Jetzt einfach eine Doppeltour mit BORKNAGAR und der Himmel ist nah. Zum Thema Anspieltipps muss ich einfach mal meinen geschätzen Kollegen Nils Macher zitieren: "Die zwei abschließenden Songs 'Earth To Sky' und 'The Anguished Ethereal' blasen so ziemlich alles weg, was wir in den letzten Jahren im Bereich nordischen Progmetals mit Doom- und Death-Anleihen so gehört haben. Völlig kitschfrei, dabei eingängig und trotzdem nachhaltig. IOTUNN macht aus einer Gratwanderung einen Parforceritt." Nuff said.
Dann machen wir doch gleich weiter mit dem Komplementäralbum "Fall" von BORKNAGAR. Das Ding funktioniert perfekt mit IOTUNNs "Kinship" im ständigen musikalischen Wechsel. Ich habe schon einiges zu diesem Album in unserer Gruppentherapie auf POWERMETAL.de Anfang März geschrieben und das Teil läuft seit Februar weiterhin in Dauerrotation. Warum die Norweger sich knapp vor den Dänen positionieren, ist aber ausschließlich der noch höheren Hittauglichkeit und der unfassbaren Gänsehautstimme von ICS Vortex geschuldet. Niemand kann epischen Black Metal so veredeln wie dieser Ausnahmesänger. Gebt dem Album die Zeit, die es benötigt. Das Teil belohnt euch mit einem wunderbaren Pay-off an erhabenen Momenten, perfekter Genre-Raserei und funktioniert als Gesamtkunstwerk genauso gut, wie einzelne Songs im entsprechenden Playlist-Rahmen.
Jetzt wird es etwas spezieller, wobei, wenn man von rein kommerziellen Faktoren ausgeht, diese US-Künstlerin 80% meiner Rangfolge in die Tasche steckt. Hannah Collins, hat in bester TRAILERPARK-Manier den Alias SCENE QUEEN als Kunstfigur erschaffen und serviert zu diesem frühen Stadium der Karriere bereits ein perfektes, konzeptionelles Paket. Während optisch alles von Figuren wie Paris Hilton und Nicole Ritchie inspiriert ist und auch die "Natürlich Blond"-Reihe mit ihrer hyperfeministischen Art auf die Schippe nimmt (aggressives und omnipräsentes Pink, bis auch JBO neidisch werden) gibt es gesellschaftskritische Texte, welche zum einen in ihrer sexuell massiv aufgeladenen Form ein neues Level erreichen (im Hip-Hop ist diese sexuelle, drastische Emanzipation schon weiter fortgeschritten – im Rock/Metal-Kosmos noch fast Neuland) und zum anderen grundsätzlich deutlich radikaler und direkter klingen als man es sonst in diesem Umfeld gewohnt ist. Sie selbst nennt ihre Musik "Bimbocore" (ebenfalls Titel der beiden EPs) was den Fokus auch schon direkt auf die Texte und das Konzept legt. Der Sound selbst besteht im Kern aus Metalcore, Pop und Alternative Rock, zeichnet sich allerdings durch einen generellen, wilden Stilmix (kann auch mal Nu-Metal oder Country streifen), vollkommen bizarren Breakdowns und einer grandiosen TikTok-Viralität aus. Ausnahmslos jeder Song ist bestialisch eingängig, extrem abwechslungsreich und klingt exakt wie nichts, was ich schon vorher mal gehört habe. Somit ist es auch eine logische Schlussfolgerung, dass SCENE QUEEN mein Newcomer 2024 geworden ist. Wenn ihr Bock auf moderne Sounds habt, dann ist dieses Jahr der heiße Scheiß pink und zwar knallpink. Und diese Empfehlung richtet sich nicht nur an Hörerinnen, sondern auch explizit an die männliche Klientel. Der Titeltrack 'Hot Singles In Your Area' ist fantastisch, genauso wie die Megahits 'Whips And Chains', '18+', 'MILF', 'Mutual Masturbation' und...ähm...der Rest.
Ähm, wir bleiben bei einer weiblichen Künstlerin, welche sich ein Pseudonym zugelegt hat und eine besonders ausgeprägte, angepisste Form des Alternative Rock spielt. Da hören die Gemeinsamkeiten zwischen Annie Clark und SCENE QUEEN dann aber auch schon auf. Statt pinker Kettensäge kommt jetzt das tiefschwarze Skalpell. Und statt Bimbocore gibt es Artrock, welcher keinen Vergleich mit TORI AMOS oder KATE BUSH scheuen muss. Einfach mal 'Reckless' wirken lassen. Ihr kennt Annie Clark nicht? Grammy-Preisträgerin und laut Rolling Stone eine der besten Gitarristinnen des Planeten? Da spielt dann auch einfach mal ein Dave Grohl auf dem Album Schlagzeug. Klarer Fall von Lieblingskünstler eurer Lieblingskünstler. Zieht euch mal 'Flea' rein. Interessanter kann man 3:50 Minuten echt nicht gestalten. Ebenfalls großartig ist 'Big Time Nothing', ein rockiger Disco-Hit, der auch alle BJÖRK-Fans abholen sollte. Dieses Album ist zwar mit jeder Faser intelligent komponiert und umgesetzt und doch nie so verkopft oder arg sophisticated, dass es dem Hörer weh tut. Ohne Schmarrn – 'Violent Times' ist doch eine inoffizielle James Bond-Bewerbung, oder? Dem gegenüber steht mit 'Sweetest Fruit' ein wahnsinniger Pop-Song, der so unverschämt tanzbar ist, dass es fast frech ist. Dass es direkt danach zum musikalisch perfekten Clash zwischen Artrock und Reggae kommt ('So Many Planets') ist da nur noch die Kirsche auf der Sahnetorte. Hört euch einfach alles auf "All Born Screaming" von ST. VINCENT an.
Weiter geht es mit dem Blues-Rock (im Stil der 1960er bis 1970er) mit einem leichten Country- und Americana-Einschlag von FERRIS & SYLVESTER. Das ist insofern verwunderlich, da dieser durch und durch amerikanische Sound von einem Duo aus London stammt. Mir kommt immer wieder ALISON KRAUSS in den Sinn – insbesondere ihre Ausflüge mit Robert Plant. Denn auch ein Hauch von LED ZEPPELIN ist allgegenwärtig. Natürlich landet bei mir kein Album in einer hohen Region, was stilistisch so festgefahren wäre und somit gibt es tonnenweise Gitarrenpop, Folk, R'n'B, Funk, Soul, Psychedelia und sogar kleine proggy Elemente zu hören. Dabei tauchen diese ganzen Elemente nicht in jeweils einzelnen Songs auf, sondern begegnen sich in unterschiedlichsten Kombinationen in jedem Track. Ein manifestierter Patchwork-Wahnsinn der sich auch im Artwork widerspiegelt. In einem durchgängig starken Album sticht das erste Drittel nochmal extrem hervor. Trotzdem gibts die Highlights fair verteilt. Im ersten Drittel das episch grandiose Albumhighlight 'Mother', im zweiten Drittel das proggige 'Rain' und der Gute Laune- Überhit 'The Performer' im letzten Teil. Es gab tatsächlich nur ein Album, welches in den letzten Wochen des Jahres hier häufiger lief und somit war es nur konsequent, dass sich "Otherness" vom Platz 20 bis zum achten Rang verbesserte. Wer weiß, wohin die Reise im Test Of Time noch gehen mag, auch wenn die Konkurrenz jetzt natürlich brutal ist. De facto das beste Album aus dem Gesamtkosmos Rock für mich.
Geschichten aus der Rubrik "Die Geister, die ich rief". Aufgrund der hohen Platzierung durfte ich die Band THY CATAFALQUE mit ihrem zwölften Album in unserem Podcast-Jahresrückblick von "Pommesgabel" namedroppen. Zumindest wenn man den Titel fehlerfrei über die Lippen bringt. Klassisches Eigentor. Da ist die deutsche Übersetzung "Die glückseligen Träume kommen als nächstes" deutlich einfacher als "XII: A Gyönyörű Álmok Ezután Jönnek".
Und wenn eure Ungarisch-Kenntnisse genauso eingerostet sind wie meine, dann ist das trotzdem kein Problem, solange ihr grundsätzlich keine Aversion gegen fremdsprachige, nichtenglische Lyrik habt. Eine Vorliebe für extremen Avantgarde-Metal hilft auch beim Genuss dieses musikalischen Gulaschs, welches aus so vielen diversen Zutaten besteht, dass selbst Kitchen Impossible-Veteranen die weiße Fahne hissen. Hier passiert in jedem Song so viel in so kurzer Zeit, dass es nur noch begeistert. Stilvielfalt 2.0. Das Husarenstück ist jedenfalls, das alles ganz homogen fließen zu lassen und dabei immer, und zwar wirklich immer, eingängig zu bleiben. Sperrige oder arg progressive Momente wie z.B. beim Vorjahressieger MALADIE gibt es nicht. Ab in die Playlist und ihr habt die künstlerisch wertvollste Partybeschallung, eine Version von Art-HIIT oder einfach die abwechslungsreichsten 50 Minuten des Jahres. Das Album funktioniert immer und überall. No filler – just killer. Ich bin selbst vom balkanischen instrumentalen Tanzbudenfeger 'Vakond' mit Synthwave und Wild-West-Flair komplett geflasht. Auch beim Headbanger 'Mindenevo' passieren so viele musikalische Ideen und Twists, dass M. Night Shyamalan eine neue Muse gefunden haben müsste.
Kommen wir zum Popalbum des Jahres. Unter "empathogen" versteht man die Eigenschaft einer Droge, die dazu führt, dass man sich anderen Menschen verbunden fühlt und gemeinsam eine Einheit bildet. Mit ihrem nunmehr sechsten Album hat sich WILLOW, die Tochter von Will Smith und Jada Pinkett Smith, mit einem Quantensprung an die Spitze dessen manövriert, was im Pop-Kosmos so möglich ist, und ein absolutes Meisterwerk geschaffen. Allein das Opening-Trio aus 'Home', 'Ancient Girl' und 'Symptom Of Life' (zweitbester Popsong des Jahres) ist nicht von dieser Welt. Da ist es schon fast obligatorisch, dass es auf 'pain for fun' zum Gigantenduett mit ST. VINCENT kommt und selbst BILLIE EILISH auf einen Song wie 'the fear is not real' eifersüchtig wäre. Davon abgesehen sollte dieses Album als Referenz dafür herhalten, wenn mal wieder ein Boomer um die Ecke kommt und sagt, dass es keine modernen Meisterwerke mehr gibt und man in 1-2 Minuten eh keine interessanten Songs gestalten könnte. Haut ihm sofort "Empathogen" um die Ohren, damit er euch versteht.
Diesen Platz fünf habe ich nicht kommen sehen. Zwar habe ich UNCLE ACID AND THE DEADBEATS spätestens seit ihrem 2011er Kracher "Blood Lust" auf der musikalischen Agenda und auch die letzten Veröffentlichungen habe ich durchgehend für gut befunden – doch was ist das? Irgendwo ist noch dieser Classic/Stoner/Doom/Psychedelic-Rock-Hybrid mit dem sehr speziellen Gesang (sehr nasal) und der staubtrockenen Produktion vorhanden, aber "Nell'Ora Blu" ist so viel mehr. Selbst die Bezeichnung Konzeptalbum zu einem imaginären italienischen Thriller aus den 1970ern greift zu kurz. Das Ding ist ein eigenständiger Giallo mit Dialogen von echten Schauspielern (u.a. Edwige Fenech und Filmlegende Franco Nero) und einem richtigen Drehbuch. Dazu gesellen sich eben typische Genre-Giallo-Sounds, sowie Klänge aus dem Spaghetti-Western (Herr Morricone lässt grüßen) oder dem italienischen Horrorfilm(insbesondere GOBLIN) der Spätsiebziger Jahre – ergänzt durch den bekannten UNCLE ACID-Vibe. Was für ein geiler sperriger Brocken, der schon jetzt zwingender klingt als viele Filme aus dieser Epoche. Keine Musik für jede Gelegenheit; aber ein fantastischer Soundtrack für ganz bestimmte Stunden.
Was soll ich zu meinem Platz vier noch sagen?
10 Punkte im Oktobersoundcheck und Liebeserklärungen in der entsprechenden Podcast-Folge und der dazugehörigen Gruppentherapie. Und ja, die Begeisterung ist noch nicht abgeflaut. Diese vollkommen frische und innovative Art von rohem Death Metal und dem sphärischen Ambient von z.B. TANGERINE DREAM ist, wie das grandiose Artwork vermuten lässt, nicht von dieser Welt. Bestehend aus zwei Songs mit einer Laufzeit von jeweils knapp über 20 Minuten wirkt das Album unfassbar homogen und fokussiert. Bei allen wunderschönen Ideen in den einzelnen Teilen der Songs, bleibt "Absolute Elsewhere" (benannt nach einer obskuren Progband der 1970er) zwar immer knietief im Todesstahl verwurzelt und trotzdem haben die ganzen psychedelischen und elektronischen Experimente die Tiefe und den Freiraum, den sie brauchen, um nicht bloß wie ein Album-Gimmick zu wirken. Das größte Kunststück ist allerdings, wie BLOOD INCANTATION es schafft, die Übergänge der einzelnen Teile so nahtlos und flüssig zu gestalten, dass es in Sachen Flow kaum mehr Luft nach oben gibt. Wäre nicht eine (bzw. die) Hauptzutat Ambient, dann hätten wir hier das Album des Jahres. So reicht es zwar nicht fürs Treppchen, ein zukünftiger Klassiker ist es aber ohne Frage. Unbedingte Hörempfehlung.
Platz drei geht an GRENDELS SYSTER und "Katabasis Into The Abaton / Abstieg in die Traumkammer". Was für eine Reise kopfüber durch den Kräutergarten! Und der ist so perfekt angelegt. Die deutschen Weirdos sind eine Mischung aus FAIRPORT CONVENTION, JUNE TABOR, STEELEYE SPAN, GRYPHON, GENTLE GIANT, JETHRO TULL und meinetwegen auch TUSMØRKE + X. Also nur das feinste Zeug. All die Samen dieser Bands haben die Stuttgarter nun wild durchgemixt und im Hochbeet eingesetzt. Um dem Ansturm der Nacktschnecken Herr zu werden, wurde zusätzlich noch flächendeckend Schneckenkorn der Marke MANILLA ROAD oder CIRITH UNGOL hinzugefügt. Fans von Epic Metal finden vielleicht sogar noch passendere Assoziationen, aber ich denke, die Richtung müsste passen. Zum Abschluss dann noch eine kontinuierliche Befeuchtung des ganzen Anbaus mit einer unwiderstehlichen Krautrock-Attitüde und fertig ist ein Zauberwald im Hochbeet – ein unwiderstehlicher musikalischer Mikrokosmos. Das Rock/Metal-Äquivalent von ZUPFGEIGENHANSEL könnte man meinen. Um diesen Naturgarten zu erkunden, braucht man aber viel Zeit und Hilfe, um sich nicht in jeder Schlingpflanze zu verfangen. In der Regel sorgt dafür der Gesang. Doch den Gesangslinien von Caro zu folgen, ist eine besondere Aufgabe, da man das Gefühl bekommen könnte, dass sie selbst nicht so genau weiß, wo sie eigentlich hinwill. Somit springen auch diese wild umher und fordern die Hörer doppelt und dreifach. Verstörend, aber ungemein spannend. Und dann erst die Texte. Getreu dem Motto: "Wir laufen durch den Birkenwald, weil die Pilze wirken, bald" möchte man sich einfach nackt auf Moos betten und dieser wirren Naturmystik mit einem Hauch Terry Pratchett lauschen. Das ist 100%-ig irritierend, aber auch 100%-ig erfrischend anders und 100%-ig geil. Alles wirkt auf charmante Art antiquiert, verschroben, spleenig, kauzig und passt somit auch perfekt zu jemandem, der im Harz aufgewachsen ist. Liest sich durchgeknallt? Ist es auch. Irgendwie ist übrigens das Shirt zum Album überall ausverkauft. Wenn hier jemand eine Idee hat – bitte melde dich.
Wir bleiben bei der gleichen Logik, soll heißen: 10 Punkte im Soundcheck und eine Liebeserklärung in der Gruppentherapie für CHAPEL OF DISEASE. Als Label funktioniert Progressive Death Metal zwar grob, greift aber auch hier viel zu kurz. Auch Monate später bin ich noch komplett verzaubert von diesen Gitarrenklängen und auch meine Worte aus dem Februar unterschreibe ich so noch zu 100%. "Geht man aber gänzlich ohne Erwartungen an diese Scheibe ran und ersetzt Prog durch Stiloffenheit, dann könnte man genauso weggeblasen werden wie ich. Mit einer Liebe für moderne OPETH, einem Faible für alles Okkult-rockige und einem großen Interesse an Shoegaze (nicht alles ist immer gleich ALCEST) trifft die Kapelle direkt in mein Herz. Nein, nicht in den Kopf, sondern genau dahin, wo halt 10-Punkte-Alben entstehen. Das hat nichts mehr mit Gänsehaut zu tun – mir wachsen schon Federn. Vom ersten Klang des göttlichen Titeltracks bis zu dem kongenialen Ende von 'An Ode To The Conqueror' möchte ein Teil von mir davonfliegen, während sich die andere Hälfte an die Boxen klammert um auch keine noch so kleine, wunderschöne Nuance zu verpassen. Nennt mich ruhig Bella, aber "Echoes Of Light" funkelt für mich mehr als Edward in der Sonne und ist der haushohe Favorit auf das Album des Jahres 2024." Gut – auch Favoriten dürfen "leer" ausgehen. Zumal man sich nur einer meiner Lieblingsbands geschlagen geben musste, welche sich sogar noch unfaire Unterstützung mit an Bord geholt hat.
Kommen wir doch mal zum Jahreshighlight. Das neuste OPETH-Album hat sich still und heimlich an die Spitze geschlichen, obwohl ich im Soundcheck nicht mal die Höchstnote verteilt hatte. Aber wie im dazugehörigen Podcast schon prognostiziert, dat Ding wächst und wächst. Klar ist die Rückkehr der für den Death Metal typischen Growls auch für mich eine geile Neujustierung, aber meinen Lieblingskünstler Ian Anderson als Narrator und Flötenspieler mit jeder Menge Beiträgen in den einzelnen als Paragrafen bezeichneten Songs zu integrieren, ist natürlich Fan-Service sein Vater. Dazu ein in sich perfekt stimmiges, düsteres Konzept über eine dysfunktionale Großfamilie (Mike Flannagan wäre stolz) und fertig ist die Pole-Position 2024. Der Rest ist einfach OPETH in Reinkultur. Jede Sekunde auf diesem Album klingt zu 100% nach der schwedischen Prog-Ausnahmeband und ist natürlich technisch, songwriterisch und produktionstechnisch eine Liga für sich. Ich hatte es im Beitrag zu FERRIS & SYLVESTER schon angedeutet – es gab kein Album, was häufiger seit Release lief als "The Last Will And Testament" und somit zünden mittlerweile auch die Parts, welche ich damals als möglicherweise nicht ganz so zwingend eingestuft hatte. Aktuell pendelt das Album auf Platz 3-4 in der gesamten OPETH-Diskografie und ist definitiv das stärkste seit "Watershed", was bedeutet, dass es somit unweigerlich auch meine persönliche Nr.1 in diesem Jahr sein musste.
Die Lieblingssongs formatieren sich natürlich aus den einzelnen Alben zusammen, so dass ich nur noch explizit meinen Song des Jahres erwähnen möchte. Hier haben wir nämlich die Besonderheit, da dieses Album es nicht unter den guten 183 Alben positionieren konnte, obwohl der Opener und gleichzeitige Titeltrack pures Fantasy-Gold ist. Die Rede ist von 'Finsterwacht' von SALTATIO MORTIS. Das ist so perfekter Schwarzes Auge-Kitsch, der auch noch meinen Lieblingssänger Hansi Kürsch aus der Komfortzone prügelt und elegant zwischen Mittelalter-Metal, Deutsch-Rock und BLIND GUARDIAN pendelt. Dazu ein Pathos, welches auch Stephan Weidner zu Tränen rühren müsste, und fertig ist mein persönlicher Favorit des Jahres.
Selbstverständlich habe ich dieses Jahr auch viele schlechte und grausame Veröffentlichungen gehört, aber um von der persönlichen Enttäuschung zu sprechen, benötigt man ja erstmal auch positive Erwartungen. Diese hat 2024 am heftigsten IN EXTREMO unterschritten. Während ich bisher auf jedem Album kleine Perlen entdecken durfte und ich selbst auch der immer weiter gen Deutsch-Rock kippenden Phase etwas abgewinnen kann, ist auf "Wolkenschieber" gähnende Leere. Kein Song zündet, keine Idee mag zu begeistern, die Gäste sind sehr speziell und/oder funktionieren für mich nicht und auch die Texte sind mau und irgendwie ohne Feuer runtergebetet. Und ja – ich habe das Album mehrmals mit und ohne Kräuterlikör gehört. Schade – dabei war die Band auf dem DONG Open Air wieder Live eine absolute Macht. Mehr als 6,5 Punkte kann ich für "Wolkenschieber" aber auch nicht in der Retrospektive geben. Beim nächsten Mal wieder Jungs.
Kommen wir zuletzt noch zum Thema Artwork. Hier teilen sich DUA LIPA mit "Radical Optimism" und TEN TON SLUG mit "Colossal Opressor" den Platz an der Sonne. Während der Dance-Queen die perfekte Visualisierung des Album-Titels gelungen ist, haben die Iren ein farblich spannendes Cover rausgehauen, das mit jeder Phase "Metal" und "Vinyl" schreit und mit dieser gigantischen Kaju-Nacktschnecke auch unserem persönlichen Garten-Antagonisten ein perfektes Ebenbild schafft. Was haben die uns 2024 zur Weißglut gebracht!
Somit hoffe ich für 2025 natürlich nicht nur, dass uns die Fortune bei der Schlacht im Garten hold bleibt, sondern auch, dass das musikalische Jahr genauso vielfältig und spannend wird wie die letzten Jahre. Der Anfang hat mit THE NIGHT FLIGHT ORCHESTA, TIME RIFT, DREAM THEATER und ZERO ABSOLU schon mal mehr als ordentlich losgelegt.
Rang |
Band |
Album |
1. | Opeth | The Last Will And Testament |
2. | Chapel Of Disease | Echoes Of Light |
3. | Grendel's Sÿster | Katabasis Into The Abaton |
4. | Blood Incantation | Absolute Elsewhere |
5. | Uncle Acid And The Deadbeats | Nell'Ora Blu |
6. | Willow | Empathogen |
7. | Thy Catafalque | XII: A Gyönyörü Álmok Ezután Jönnek |
8. | Ferris & Sylvester | Otherness |
9. | St. Vincent | All Born Screaming |
10. | Scene Queen | Hot Singles In Your Area |
11. | Borknagar | Fall |
12. | Iotunn | Kinship |
13. | Albion | Lakesongs Of Eloid |
14. | Taylor Swift | The Tortured Poets Department |
15. | Neal Morse & The Resonance | No Hill For A Climber |
16. | Ritual | The Story Of Mr. Bogd Part 1 |
17. | Wintersun | Time II |
18. | Nightwish | Yesterwynde |
19. | Tusmørke | Dawn Of Oberon |
20. | Moon Shot | The Power |
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal