POVERTY'S NO CRIME: Interview mit Andreas

01.01.1970 | 01:00

Die deutsche Prog-Metal-Szene lebt! Dies beweisen POVERTY’S NO CRIME mit ihrem mittlerweile vierten Album „One In A Million" sehr deutlich. Drummer Andreas stellte sich für weitere Fragen bezüglich dieses vorzüglichen Outputs zur Verfügung:

Rouven: Habt ihr bisher schon Feedback zu „One In A Million" bekommen? Meiner bescheidenen Meinung nach handelt es sich ja um das bis Dato ausgereifteste Werk von PNC...

Andreas: Bisher waren die Reaktionen, insbesondere von den grossen Magazinen wie beispielsweise RockHard, Metal Hammer oder Metal Heart, sehr positiv - im RH-Soundcheck belegen wir glaube ich Platz 3, beim Metal Heart sind wir sogar die „Platte des Monats" , und das kann sich wirklich sehen lassen, finde ich!

Rouven: Das freut mich wirklich, denn dieses Album hat es absolut verdient!
Wie haben sich die neuen Bandmitglieder bisher eingebracht?

Andreas: Nun ja, wir haben ja momentan nur einen neuen Keyboarder und sind immer noch auf der Suche nach einem Bassisten. Die Bassparts für „One In A Million" hat ja noch unser alter Bassist angespielt, und auch die Keyboardarrangements standen zu 90%, als wir endlich einen neuen Tastenmensch gefunden haben. Von daher kann man nicht sagen, dass das neue Album massgeblich durch die neue Besetzung bestimmt wurde, das hat sich alles die Stammbesetzung, also Volker (v./g.), Marco (g.) und meine Wenigkeit ausgedacht. Aber Jörg, unser neuer Keyboarder, hat sich super in die Band integriert, die Chemie stimmt, und ich denke, dass wir somit richtig gute Perspektiven haben.

Rouven: Wie kam eigentlich die Idee zum Albumkonzept? Das ist ja auf jeden Fall aktuell, durchaus intellektuell veranlagt und macht nachdenklich...?

Andreas: Bei uns wird grundsätzlich zuerst der musikalische Teil geschaffen, worauf dann die Lyrics folgen. Das heisst, dass das Album von den Songs her fast komplett stand, als Volker sich Gedanken um den Text gemacht hat. Er hatte eins, zwei Texte, die dann irgendwie eine klare Linie verfolgten, die eine Art roten Faden spannten, der sich durch das gesamte Album hindruchzieht. Geplant war das Ganze nicht, und vielleicht kann man „One In A Million" auch nicht als totales Konzeptalbum abtun, aber die Thematik um die es geht, die findet sich in jedem einzelnen Song wieder. ‘The Stranger Within’ ist durchaus aber auch eine Anspielung auf unseren alten Bassisten, denn wir haben dieses Album mit einem Menschen aufgenommen, von dem wir wussten, dass er uns verlassen würde.

Rouven: ‘Logan 5’ ist laut Bandinfo das erste Instrumetal, das PNC bisher veröffentlicht haben. Für Prog-Bands sind Instrumentals ja nicht so abwegig - wie kam’s dazu?

Andreas: Naja, wir haben ein bisschen rumgejammt, die Melodie und den Takt gefunden, und es hat sich so ergeben, dass dieses Stück völlig ohne Text auskommt. Der Titel stammt übrigens aus dem Film „Flucht ins 21. Jahrhundert", einem Sci-Fi-Streifen aus den ‘70ern.

Rouven: Euer neues Album ist die perfekte Symbiose aus technischem und musikalischem Können, Eigenständigkeit, Songdienlichkeit, Stilvielfalt und Melodie - seid ihr persönlich auch mit dem Resultat dermaßen zufrieden?

Andreas: Ja, auf jeden Fall! Natürlich kann man im Nachhinhein noch eine Menge verändern, es gibt immer Kleinigkeiten, die einen dann stören, wenn das Endergebnis vorliegt, aber im Grossen und Ganzen können wir als Band mit dem Resultat mehr als zufrieden sein!

Rouven: Wie schaut’s denn eigentlich tourtechnisch aus - kann man euch dieses Jahr mal auf deutschen Bühnen bewundern?

Andreas: Ja, ich denke schon, wenn wir bald mal einen Bassisten gefunden haben. Diese Position ist mit am schwierigsten zu besetzen, denn Bassisten machen sich sehr rar, besonders hier in Norddeutschland. Einen Interessenten haben wir auf jeden Fall, und laut Volker soll der wohl auch sehr gut sein. Hoffentlich klappt das, dann können wir auch wieder touren. Am liebsten natürlich mit THRESHOLD, aber die haben ja leider schon ‘ne Support-Band. Naja, mal schauen, ich bin mir sicher, sobald wir ein stabiles Line-Up haben, wird unser Label auch eine Tour an Land ziehen.

Rouven: Wie sieht’s denn in der deutschen Prog-Szene aus? Mit dem neuen Album habt ihr auf jeden Fall zu „Germany’s Finest" - VANDEN PLAS - aufgeschlossen, aber sonst scheint das eher Niemandsland zu sein. Bis auf AGE OF REBELLION und LANFEAR fallen mir keine vielversprechenden deutschen Vertreter ein...

Andreas: Ja, da hast du recht, es schaut sehr mau aus. DREAMSCAPE fallen mir da noch ein, aber die sind momentan glaube ich aus Sängermangel ausser Gefecht gesetzt...ansonsten gibt es vielleicht noch lokale Underground-Bands, die einen Deal verdient hätten...aber da bin ich auch überfragt, in ganz Deutschland kenne ich mich da nicht so aus. Aber dass es einen Mangel an deutschen Prog-Bands gibt, ist sehr offensichtlich.

Rouven: Welche Bands würdest du als Haupteinflüsse für PNC benennen? RUSH und DREAM THEATER hör man teilweise heraus, aber ihr seid ja doch sehr eigenständig...?

Andreas: Ja, auf jeden Fall DREAM THEATER, alte IRON MAIDEN in Sachen zweistimmige Gitarrenleads, RUSH in jeder Hinsicht, PINK FLOYD vielleicht noch, obwohl die fast nur unser Sänger Volker hört. Ich persönlich mag noch Sachen wie SYMPHONY X und technisches Zeugs wie die neuen DEATH-Sachen.
Dadurch, dass fast jedes Bandmitglied andere musikalische Vorlieben hat und wir diese alle mischen, klingen wir eben sehr eigen...

Rouven: Auf meiner Promo-CD befindet sich noch als Bonustrack das RUSH-Cover ‘Distant Early Warning’ - Ist das eine Art Hommage an eure Vorbilder, oder eher eine Art Füller auf einer eventuell erscheinenden Special Edition? Ist auf jeden Fall sehr gut gelungen!

Andreas: Das Stück stammt noch aus unseren Anfangstagen, in denen wir eigene Stücke mit Coverversionen abwechselnd gespielt haben. Die Leute von Inside Out wollten halt für eine Sepcial Edition noch eine Coverversion, und da stand nichts näher, als das RUSH-Stück aufzunehmen, das wir fast alle noch auswendig spielen konnten.

Rouven: Wie beurteilst du eigentlich die Erfolgschancen einer Band, die sich dem Progressiven Metal verschrieben hat? Die Richtung ist ja bei Weitem nicht mehr so angesagt wie früher, als MARILLION und PUNK FLOYD grosse Erfolge feiern konnten. Man muss sich mit der Musik beschäftigen, sie verstehen, ja, sie sogar fast schon leben, um sie zu mögen...?

Andreas: Naja, ‘94/’95 war die Situation noch deutlich besser als heutzutage. Aber wie wir es im Albumkonzept schon ansprechen: Es ist eine schnelllebige, massenorientierte Gesellschaft, in der man lieber den Fernseher oder das Radio anschaltet und leicht, schnell konsumierbare „Musik" aufsaugt, statt sich mit den Sachen mehr zu beschäftigen. Dafür fehlt die Motivation und die Zeit. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich auch schon Probleme mit einer CD habe, die man sich vielleicht fünf- oder zehnmal anhören muss, um ganz durchzusteigen Aber da scheint heute wirklich kaum noch einer Bock drauf zu haben, und das ist sicherlich auch ein Grund, weshalb es in der deutschen Prog-Szene zur Stagnation kommt.

Rouven: Ihr habt euren neuen Keyboarder über die Bandhomepage kennengelernt. Demnach dürfte das Internet ja auch relativ wichtig für euch sein, oder?

Andreas: Ja. Wir versuchen auf jeden Fall, es so viel wie möglich zu nutzen, und ich halte es schon für ziemlich wichtig. Ich bin auch für unsere offizielle Bandhomepage verantwortlich. Und praktisch ist es auf jeden Fall, ich persönlich möchte es nicht mehr missen!

Rouven: Seid ihr eigentlich mit eurem Label, Inside Out, zufrieden? Dort ist man als Progband sicherlich gut aufgehoben, sind die Jungs doch mit das bedeutendste Label für anspruchsvolle Mucke...

Andreas: Auf jeden Fall sind wir das! Das Vorgängeralbum, „Slave To The Mind" haben wir ja auch schon über Insideo Out veröffentlicht, und damit unsere Verkaufszahlen mehr als vervierfacht! Nach den beiden Eigenproduktionen wollten wir unbedingt zu diesem Label, da man gerade in Deutschland meiner Meinung nach nur bei einem spezialisierten Label als Prog-Band eine Chance hat. Ohne dieses Label möchte ich gar nicht wissen, wo wir jetzt noch herumkrebsen würden...

Rouven: Zum Abschluss (Das Interview war leider auf 30 Minuten begrenzt... - d. Verf.): Deine aktuellen fünf Lieblingssscheiben...

Andreas: Okay - als erstes SOILWORK, „A Predator’s Portrait", dann SYMPHONY X - „V", DEATH - „Symbolic", DREAM THEATER’s „Metropolis Pt.II" und das neue Album von THRESHOLD, „Hypothetical".

Rouven: Danke für das Interview und viel Glück bei der Bassistensuche!


Redakteur:
Rouven Dorn

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