PAPA ROACH: Interview mit Tobin Esperance & Jerry Horton

28.09.2012 | 21:18

PAPA ROACH ist eine Institution des modernen Rocks. Wer vor zwölf Jahren bei 'Last Resort' dachte, dass Jacoby Shaddix und seine Mitstreiter eh nur ein One-Hit-Wonder werden, sieht sich anno 2012 getäuscht. Im Vorfeld zur Veröffentlichung des neuen Albums "The Connection" traf POWERMETAL.de Bassist Tobin Esperance und Gitarrist Jerry Horton im Berliner Hilton.


"The Connection" ist (natürlich!) ein sehr energiegeladenes Album geworden, das sich perfekt dafür anbietet, am Stück auf der Bühne gespielt zu werden. Es gibt keine Füller, viel Abwechslung und Dynamik sowie viele Ohrwürmer, die man mitsingen muss. "So wie du das beschreibst, haben wir unser Ziel wohl erreicht.", freut sich Tobin über die Kurzbeschreibung zu "The Connection" und ergänzt: "Es war unser Ziel die Energie unserer Liveshows auf die CD zu bekommen. Diese Verbindung, die wir auf Festivals und bei Gigs mit unseren Fans spüren, die Kraft, die wir aus diesen Auftritten ziehen. All das soll "The Connection" darstellen. Deine Beschreibung bestärkt uns darin, da wohl Einiges richtig gemacht zu haben." Und Jerry ergänzt: "Wir haben auch darauf geachtet, dass wir tatsächlich auch alle Songs live spielen können. Die elektronischen Einschübe, die es immer wieder gibt, könnten wir mit Gitarren füllen und es wird auch funktionieren. Und ich denke, dass auch ein Song wie das balladeske 'Before I Die' dürfte live funktionieren. Wir haben zwar nicht vor, das ganze Album am Stück zu spielen, aber es gibt jetzt auch keinen Song, wo wir jetzt schon ausschließen können, dass wir ihn spielen."

Und die von Tobin im Interview im Jahr 2010 geäußerte Idee, in Zukunft vielleicht besser nur noch EPs zu veröffentlichen, weil es einfacher ist, fünf bis sieben gute Songs zu schreiben und die Fans sowieso nur noch Singles hören wollen, ist damit auch widerlegt. Überflüssige Songs sind auf "The Connection" nicht zu hören. "Haha, vielen Dank. Ich kann mich noch erinnern, dass wir darüber gesprochen haben. Ich denke, die Leute, die Musik sehr oberflächlich hören, beschäftigen sich nicht mit einem Album und hören 45 Minuten eine vollständige Platte. Und für diese Leute wäre es wirklich einfacher, nur noch EPs zu veröffentlichen. Und natürlich haben wir auch Fans, die uns nur über unsere Hits kennen, aber ich habe in den letzten Jahren auch immer mehr erkannt, dass wir doch viele, viele Fans haben, die mit uns gewachsen sind und uns seit mehr als zehn Jahren verfolgen und die sehr wohl das ganze Album aufsaugen. Das mögen nicht so sehr die Kids sein, die in den ersten Reihen durchdrehen, aber sie haben es einfach verdient ein ganzes Album zu bekommen.", stellt Tobin klar. Jerry ist bei dem Thema eh nicht Tobins Meinung: "Ich denke, unsere Fans würden sich auch verarscht vorkommen, wenn wir das machen würden. EPs sind nur unwesentlich günstiger als ein volles Album und man bekommt nur 20 Minuten Musik. Ich mag es auch deutlich lieber Alben aufzunehmen, wahrscheinlich einfach, weil ich auch viel lieber Alben höre. Da bin ich noch ganz schön old-school.", lacht der Gitarrist.

Old-school ist im gewissen Sinne auch die erste Single 'Still Swingin' mit seinen Rap-Parts in den Strophen. "Das war der letzte Song, den wir geschrieben haben und als Jacoby anfing zu rappen, dachte wir sind wieder im Jahr 2000", lacht Tobin. "Wir brauchten einfach noch eine energetische Nummer, bei der die Leute so richtig abgehen würden und 'Still Swingin' ist genau das geworden." In der Tat.

Textlich begeht Shaddix einmal mehr einen Seelenstriptease. "Ja, Jacoby hat ziemlich schwere Zeiten hinter sich. Er hat eine Trennung von seiner Frau hinter sich und das nach mehr als 15 Jahren und das hat ihn natürlich richtig runtergezogen. Es folgten ziemlich schwere Alkoholprobleme. Wir haben schon auch gerne gefeiert, aber er ging dann immer noch eine Stufe weiter und wir haben einfach gemerkt, dass er nicht glücklich ist.", erzählt Tobin. Jerry übernimmt das Wort und erläutert: "Wir als Band und Freunde sind in so einer Situation natürlich für Jacoby da, so gut wir können. Aber es gibt Dinge, da können wir nicht helfen und der beste Rat, dem wir Jacoby da geben können, ist, Musik und Texte zu schreiben. Das hat für ihn immer eine reinigende Wirkung und sorgt für die besten Songs und Texte. Das war schon auf "Infest" so, wenn man nur mal 'Broken Home' anhört. Jetzt ist er komplett clean und wir alle sind ziemlich glücklich mit der Situation." In der Tat sieht man später am Abend, als die Band im Berliner "Sage"-Club noch ein paar Songs vom neuen Album anspielen, Jacoby ausschließlich mit Wasserflasche.


Die These, dass Musiker ihre besten Alben aufnehmen, wenn sie unglücklich sind, wird aber wieder einmal bestätigt. "Ja, das ist wohl so. Jetzt, wo wir gut drauf sind, gehen wir auf Tour, aber wir können die Uhr danach stellen, dass wieder irgendein Mist passiert. Das ist halt so im Leben und dann werden wir wieder genug Stoff finden, um darüber zu schreiben. Es muss ja nicht wieder so heftig sein, wie zuletzt.", sinniert Jerry.

Zum Zeitpunkt des Interviews war der Partner auf der ausgedehnten Europatour noch nicht bestätigt. Dem mittlerweile bestätigten Tipp STONE SOUR wird charmant ausgewichen. "Das fändest sicher nicht nur du gut, sondern wir auch. Aber bestätigt ist noch nichts, deshalb kann ich dazu nichts sagen.", grinst Tobin schelmisch und gibt damit Antwort genug. Ein tolles Package, das man nicht verpassen sollte.

Fotos: Jasmin Kazi

Redakteur:
Peter Kubaschk

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