NESTOR: Interview mit Tobias und Jonny

30.06.2023 | 22:13

Stellt euch folgende Situation vor: Festivalzeit, die Sonne scheint, das Bier fließt, die Stimmung könnte nicht besser sein. Und dann stellt sich am Samstag auf dem "Rock Hard Festival" in Gelsenkirchen eine Band auf die Bretter des Amphitheaters, die das Publikum im Sturm erobert, bei schönstem Wetter die knackigsten Melodien auspackt und am Ende mit 'I Wanna Dance With Somebody' das Ruhrgebiet zum Beben bringt. Ladies and gentlemen, das war ein klarer Siegeszug der Schweden von NESTOR. Und unmittelbar vor dem Auftritt sprach ich mit Frontmann Tobias Gustavsson und Gitarrist Jonny Wemmenstedt. Das möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten.

Ihr Lieben, vielen Dank für eure Zeit. Es ist nicht das erste Mal, dass ihr in Deutschland seid, oder?
Tobias: Nein, nein, aber es ist das erste Mal, dass wir hier auf dem "Rock Hard Festival" und in Gelsenkirchen sind. Wir waren vorher schon einmal in Oberhausen, aber das ist auch eine Zeit lang her.

Wie ist denn eure generelle Verbindung zu Deutschland?
Tobias: Wir lieben es hier auf Tour zu sein, es ist super organisiert, freundlich und in gewissem Maße auch familiär. Zehn von zehn Punkten und die Fans sind so dankbar und hingebungsvoll, wir mögen es hier sehr gerne. Und ich selbst habe für ein Jahr in Köln gewohnt und habe auch gewisse Verbindungen zum Ruhrgebiet und Berlin, es ist für mich eine Art zweite Heimat.
Jonny: Und hoffentlich schaffen wir auch im nächsten Jahr eine kleine Tour durch Deutschland. Das würde uns sehr freuen.

Auf was freut ihr euch - neben der guten Organisation - auf dem "Rock Hard Festival"?
Jonny: TESTAMENT, ganz klar. Ich bin großer TESTAMENT-Fan und leider haben wir gestern unsere schwedischen Kollegen von SCREAMER verpasst.

Sprechen wir von meinem persönlichen Festival-Highlight: euch! Wie kam es, dass ihr euch quasi wiedervereinigt habt, was waren die Gründe für das NESTOR-Revival?
Tobias: Nun, wir waren auch über all die Jahre immer wieder in Kontakt und hatten einige Projekte miteinander. Die lange NESTOR-Pause kam zufällig, weil jeder mit anderen Dingen beschäftigt war. Und im Zuge einer Charity-Veranstaltung in unserer Heimatstadt, bei der Geld für einen guten Zweck gesammelt wurde, fand die Band auch wieder zusammen. Bei der Show haben wir einerseits einige Cover gespielt, verliebten uns quasi andererseits auch wieder ineinander. Und die Idee zum Album kam mir zu Hause in Spanien währen der Corona-Pandemie. Und während ich hinter dem Piano saß und viel Musik aus den 1980er Jahren gehört habe, kam dann auch die Idee, ein eigenes Album zu kreieren. Ich fragte dann die Jungs, ob wir in der Zeit zurück reisen wollen, zurück in die 80's, und sie waren Feuer und Flamme, hehe.
Jonny: Genau, es startete als Pandemie-Projekt und zieht sich immer weiter. Tobis Idee war großartig und wir wollten das auf jeden Fall umsetzen.

Hand aufs Herz, habt ihr denn mit solch einem durchschlagenden Erfolg bei eurem "Kids In A Ghost Town"-Debüt gerechnet?
Tobias: Yes, natürlich, hehe.
Jonny: Einerseits ja, aber andererseits auch wieder nicht. Natürlich kannst du heutzutage mit Erfolg nicht rechnen, aber wenn du Musik aus dem Herzen schreibst, Musik, die dich bewegt und die aus deiner Seele kommt, dann bestehen gewisse Möglichkeiten, dass Musik erfolgreich werden kann.
Tobias: Genau, wir haben nicht damit gerechnet, dass es so groß werden würde, aber ein allzu schlechtes Gefühl hatten wir im Vorfeld auch nicht. Wir wollten ein Album machen, dass wir selbst auch lieben, hören, worauf wir sehr stolz sein können. Und auf dem Album ist jene Musik, die uns am Herzen liegt, mit der wir aufgewachsen sind und die uns auch sehr inspiriert hat.

Und diese Herzensangelegenheit hört man dem Album auch an. Sind es denn ausschließlich neue Songs oder stecken auch alte Fragmente in den Stücken?
Tobias: Ich würde sagen, dass die Ideen aus unserer frühen Anfangszeit stammen, die Musik, die Songs aber neu sind.

Auf dem Album befindet sich auch ein Duett mit SAMANTHA FOX. Wie kam das zustande?
Jonny: Wir wollten für "Kids In A Ghost Town" auf jeden Fall ein Duett und hatten auch viele Ideen und Optionen im Kopf, um diesen Spirit der 80er auch weiterzuführen. Wir hatten auch LITA FORD im Kopf, doch auf einmal fiel es uns wie Schuppen von den Augen: SAMANTHA FOX. Also kontaktierten wir ihr Management, schickten ihr den Song, den wir für die Kollaboration vorsahen und sie antwortete auch recht schnell.
Tobias: Eine richtige Sonnenschein-Geschichte: Wir fragten sie, ob sie Lust habe, und sie sagte sofort zu. Einfacher geht es nicht, hehe.

Und wie kam es zum Bonus 'I Wanna Dance With Somebody'?
Tobias: Die Idee dazu kam auf, als das Album schon draußen war. Das wurde von Napalm Records im vergangenen Jahr wiederveröffentlicht, als wir es schon ein Jahr zuvor herausgebracht haben. Wir hatten bis zum Re-Release aber nicht viel Zeit und wollten noch einen schönen Bonus, einen Mehrwert für die Fans - einige Songideen hatten wir schon, aber zeitlich wurde es knapp. Also sprach ich es innerhalb der Band an, ob wir nicht einen Evergreen aus den 80ern covern wollen. Es ist ein toller Song und einfach mal etwas anderes, eine im Original weibliche Stimme. Und da ich ihn persönlich sehr mag, wollten wir ihn auf unsere Art und Weise interpretieren.

Es hat mich im ersten Moment an SOILWORK-Björn und sein AT THE MOVIES-Projekt erinnert, bei dem er auch bekannte Soundtracks aus den 80er Jahren auf eine sehr geschmackvolle Art coverte. Wann wird denn der "Kids In A Ghost Town"-Nachfolger erscheinen?
Tobias: Ein Musiker der BEACH BOYS antwortete immer auf die Frage, wann ein neues Album erscheine: "sehr bald", "ich gebe euch Bescheid" oder "niemals", haha.
Jonny: Aber wir einigen uns auf "schon bald", wir arbeiten derzeit schon an neuem Material, keine Sorge.

Wunderbar. Wisst ihr, ich denke derzeit viel an die Musik von NESTOR und THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, Serien wie "Stranger Things" und das generelle 80's-Comeback. Woher glaubt ihr kommt diese Rückbesinnung?
Tobias: Das ist eine gute Frage. Vielleicht liegt es am Lifestyle oder dem Spirit, den Bands wie BON JOVI, AEROSMITH, VAN HALEN und so mitgebracht haben. Dieser pure, unverfälschte Geschmack des Rock'n'Roll. Der Zugang zur Musik war auch ein völlig anderer, da du damals den Großteil der Musik live oder im Fernsehen mitbekommen hast. Und heute ist alles auf YouTube und kann jederzeit auf Handys wiedergegeben werden.

Auf eurer Scheibe singt ihr über oder mit den Ikonen der damaligen Zeit: Demi Moore, Sharon Stone, Samantha Fox. Glaubt ihr, dass es diese Ikonen heutzutage auch gibt?
Tobias: Natürlich gibt es die, aber es hat sich alles ein wenig von den Filmstars weg- und mehr beispielsweise zu Influencern bewegt. Es ist nur etwas schwieriger für uns herauszufinden, wer das sein könnte, hehe.

Was steht nach euren Festival-Terminen auf der NESTOR-To-do-Liste?
Jonny: Wir werden weiterhin Sachen für das neue Album schreiben, das ist nach der Festivalsaison unser Fokus. Im schwedischen Falköping steht auch noch unser eigenes Festival, das NESTOR-Fest an, auf dem auch ALPHAVILLE auftreten wird. Also kommt gern am 11. und 12. August nach Schweden, hehe.

Auf dem nächsten NESTOR-Album gibt es also eine Kooperation mit ALPHAVILLE?
Tobias: Warum nicht, haha.

Hehe. Jungs, vielen Dank für eure Zeit. Was möchtet ihr noch loswerden?
Tobias: Euch da draußen ein großes Dankeschön. Danke für den Support unserer Band und unseres Albums und bleibt dran, damit auch das neue Album gut wird.

 

Ein großes Dankeschön gilt an dieser Stelle auch Verena Schröder von Queeniesrockpix.de für die tollen Konzert-Fotos. Besucht gerne ihre Homepage oder ihre Facebookpage, auf der sie noch weitere Fotos von dem "Rock Hard Festival"-Wochenende für euch hat.

 

Redakteur:
Marcel Rapp

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