MASSIVE KILLING: Interview mit Rotten, Martin, T.I.P.Killer und Fleckus

10.10.2008 | 16:49

Ab nach Altenburg in Ostdeutschland, wo die Aliens mit den Kühen um die Wette fliegen, bis denen schlecht ist. Oder so. Und bei wem sich die Bilder nicht manifestieren, macht sich zumindest eine angemessene Ratlosigkeit breit ob der Originalität, aber auch der Vielseitigkeit von "Somsok Anomalie", dem ersten Longplayer der Death Rocker MASSIVE KILLING. Bevor wir uns aber weiter das Hirn verzwurbeln, lassen wir die vier Jungs aus dem östlichen Weiten des Kosmos selbst zu Wort kommen.

Frank:
Ein freundliches "Nano Nano" nach Altenburg. Wirklich witziges Album, das ihr da vorgelegt habt. Hat ja auch nur etwa ein Dutzend Jahre gedauert. Was lange wärt, wird gut? Wieso hat das denn so lange gedauert?

Rotten:
Hi erst einmal. Ich glaube, bei uns sind die Tage länger und die Jahre kürzer. Deswegen haben wir vielleicht auch den Faktor Zeit etwas vernachlässigt.

Martin:
Ich denke, es liegt an der relativen Betrachtung. Außerdem sind wir bei den Aufnahmen auf eine Raum-Zeit-Verzerrung gestoßen, die uns in der Zeit hin und her geschleudert hat. Diese Anomalie ist dafür verantwortlich, dass es so lange gedauert hat!

Fleckus:
Haha, genau das war es, Martin. Aber im Ernst, wenn Zeit und das nötige Kleingeld nicht in üppigem Maße vorhanden sind, dauert es halt lange.

Frank:
Ihr nennt euren Stil Death Rock. Klingt erstmal nach CHROME DIVISION, ist aber besser. Wie seid ihr denn auf diese musikalische Mixtur gekommen, habt ihr zu AC/DC gegurgelt?

Rotten:
Death = Tod, Rock = Stein. Toter Stein, wenn man bedenkt, dass wir alle auf einem toten Stein wohnen, ist das doch eine schöne Umschreibung unseres Stiles. Was ist CHROME DIVISION – hä?

Martin:
Erstmal zu Rotten: Du kennst CHROME DIVISION nicht? Schäm dich. Tja, aber um ehrlich zu sein, sehe ich den direkten Vergleich zu CHROME DIVISION eher nicht, außerdem ist die Sache Death Rock eh schon ein alter Hut. Ich persönlich bevorzuge zur Zeit Begriffe wie: EXTRATERRESTRIAL SPACE ROCK oder ORBITALES SOUNDGEGAUKEL.

Fleckus:
Nein, wir gurgeln nur beim Zähneputzen. Wir haben alle verschiedene Musikvorstellungen, daher ist es schwer für uns, musikalisch auf einen Nenner zu kommen – das Ergebnis ist "Somsok", also ein bisschen was von jedem von uns.

Frank:
Ach so, zum Thema orbital habe ich euch mit einer Mischung aus HAWKWIND, DEATH und MONSTER MAGNET beschrieben. Seid ihr jetzt beleidigt, oder hört ihr die drei Bands ebenfalls in eurem Sound?

Rotten:
Ja, keine Ahnung. Meine Anstrengung dahingehend wird sein, mir drei CD-Player anzuschaffen und die genannten Bands gleichzeitig anzuhören. Das wird wohl meinen musikalischen Horizont um einiges erweitern. Es ist das gute Recht des Hörenden sich anhand von vergleichenden Vergleichen einen greifbaren Eindruck zu verschaffen.

Martin:
Also ich persönlich bin ein großer Fan aller dieser Bands und fühle mich geehrt, mit solchen Größen genannt zu werden. Dennoch würde ich unseren Stil nicht in irgendwelchen anderen Bands suchen, denn eher im allumfassenden WELTALL, wo man keine Schublade braucht um Musik zu machen.

Fleckus:
Keine der drei Bands zählen zu meinen Favoriten und Vergleiche zu unserer Musik kann ich auch nicht direkt ziehen. Aber es freut mich, wenn du uns als Mischung dieser Bands beschreibst, denn daran sieht man, wie unterschiedlich Musik eigentlich wahrgenommen wird.

Frank:
Damit aber nicht genug, je länger das Album rotiert, umso länger und ausufernder werden auch die Kompositionen. Habt ihr die langen Sachen nach hinten gestellt, damit die Leute, die mal reinhören vor'm Kauf, nicht gleich verschreckt werden?

Rotten:
Es gab schon etliche Tote, zu Tode Erschrockene...

Martin:
Und einige liegen auf der Intensivstation, die haben es wahrscheinlich zu intensiv gehört. Nein mal im Ernst: Warum nicht ein wenig Struktur im Chaos säen. Von kurz nach lang, oder so.

Frank:
Und ganz am Ende geht es ins Eingemachte. 20 Minuten 'Flying Cow Of Sickness' ist schon ein ambitioniertes Unterfangen. War der Song schon immer so lang, oder habt ihr nur gespielt bis die CD voll war?

Rotten:
Der Song war ursprünglich um einiges länger, wurde also von uns gekürzt, um auch die anderen Songs noch mit auf's Scheibchen zu packen.

Martin:
Ja, da gab es viel längere Versionen, auch live haben wir schon längere Versionen gespielt, z.B. bei einem Trip ins Wunderland haben wir eine fantastische 45-Minuten-Version im Proberaum gespielt, und wenn der Speicherplatz der CD gereicht hätte, würden wir wahrscheinlich jetzt immer noch aufnehmen. Es gibt tatsächlich einen dokumentarisch angelegten Ordner auf Robs Rechner, auf dem alle "Kuh"-Versionen datiert und gespeichert sind - für die Nachwelt konserviert, sozusagen.

Fleckus:
Wir hätten eine Doppel-CD machen sollen, denn die "Kuh" hat definitiv in unseren Herzen eine eigene CD verdient.

Frank:
"Somsok Anomalie" ist auch so ein merkwürdiger Name. Man erkennt zwar, dass "Somsok" "Kosmos" heißt, aber wieviel Altenburger Selbstgebrannten braucht man, um sich so etwas auszudenken?

Fleckus:
Wie kommt ihr auf Kosmos? Ein Somsok ist ein interstellares Wesen, für alle Unwissenden hab ich ein Bild von dem Vieh, fotografiert in einer Anomalie, auf das CD-Cover gepackt. Daraus ergab sich dann der Name – Somsok Anomalie – oder war doch Bier im Spiel?

Rotten:
Die in der Druckerei haben Mist gebaut.

Martin:
Zu Grafik und Layout halt ich mein Maul. Zur Namensgebung war ich besoffen - so wie alle anderen auch.

T.I.P.Killer:
Prohooost!

Frank:
Da braucht ihr euch nicht zu schämen – beste Voraussetzungen, andere haben Schlimmere ohne mildernde, hochprozentige Umstände gemacht. Euer selbst produziertes Album ist auf 500 Stück limitiert. Die sind doch wohl hoffentlich schon weg, nachdem wir euch gut besprochen haben! Oder?

Rotten:
Fast, nachdem wir 450 Stück als Promos verschickt haben.

Martin:
...und die vier Band-Exemplare noch weggerechnet.

Fleckus:
Mein Bruder hat auch eine bekommen, die müssen wir auch noch abziehen.

Frank:
Das Album wurde am 23.12.2007 veröffentlicht. Mal abgesehen davon, dass das ein Sonntag war, hättet ihr das doch eh nicht unter die Weihnachtsbäume der hart rockenden Splittergruppen dieses unseren Landes gebracht. Oder wolltet ihr den Heiligen Klaus verschrecken?

Martin:
Wer zum Geier ist denn Klaus? Und wieso schieben sich Leute CDs unter den Baum. Sind Bäume nicht Pflanzen, die in der Erde wachsen? Warum sollte man denn dann CDs vergraben?

Rotten:
Die CD sollte nicht unter'n Baum, es ging nur um die 23, ansonsten hätten wir bis zum 23.01. warten müssen.

Fleckus:
So, jetzt mal Klartext - das mit dem 23. wollten die Illuminaten so – keine Ahnung was die mit unserer Musik vorhaben!?

Frank:
Na ja, es weiß ja auch keiner, warum die die Legende von Bielefeld erfunden haben. Aber bei unserem Gespräch kommt ihr natürlich um eure lyrische Seite nicht herum – die Bedeutung einiger Songs ist nicht so ganz offensichtlich. Erzählt doch mal etwas zu den Titeln, vor allem natürlich zur "Fliegenden Kuh der Übelkeit".

Rotten:
Die Kuh fliegt und der wird dann ganz übel wegen der Fliegerei, oder so. Ich glaube, Martin kann das besser erklären.

Martin:
Oh je, oh je, mein Part, was? Also zu den Titeln gibt es eigentlich vorweg nur soviel zu sagen: PFFFLLLLL, ARRRGHHHH, NIIIJJJAAAA.... Nein, im Ernst - interessiert das wirklich jemanden, ob wir über fliegende kranke Kühe singen oder in animalischer Lust unsere giftigen Ideen predigen? Es ist nämlich so, dass unsere Texte auf Übersetzungen uralter außerirdischer Artefakte basieren und auf den menschlichen Verstand paralysierend wirken. Bei unseren Touren durch die Galaxis wirkten manche Texte so auf die Psyche, dass einige unserer Gehirnzellen mit massivem Suizid reagierten. Mehr darf ich darüber nicht erzählen - weil uns das Auge der Zerstörung dann nämlich den Garaus macht und wir wieder einmal auf dem Seziertisch bekiffter Aliens landen und unseren Weg durchs Universum mit Bierbüchsen einer mehr oder weniger bekannten deutschen Handelsmarke freikämpfen müssen. Außerdem ist es Aufgabe der Wissenschaftler, die Rätsel des Universums zu lüften. Wir wollen denen doch nicht den ganzen Spaß verderben und alles schon im voraus verraten.

Frank:
Man könnte fast glauben, ihr wärt Sci-Fi-Fans...

Fleckus:
Sci-Fi ist wichtig - es ist praktisch der vorwärts treibende, visionäre Motor der Menschheit.

Rotten:
Ich bin für alles offen was obskur ist, von Sci-Fi bis Horror, von Klassik bis Grind.

Martin:
Lebe lang und in Frieden, Luke, denn ich bin dein Vater und will nach Hause telefonieren.

Frank:
Genau, dann wirf vier Millionen Euro für die ersten drei Minuten ein... Auf eurer Myspace-Seite sieht man vier Menschen in Kuhkostümen. Seid ihr das selbst?

Rotten:
Ja und nein, Menschenkostüme sind teuer und unsere waren zur Reinigung. Dann hieß es, wir brauchen Bilder für MySpace, also haben wir kurzerhand unser wirkliches Konterfei benutzt.

Martin:
Genau, wir sind auf den Fotos nackt - sieht man das nicht? MUHHHH!

Fleckus:
MySpace? Menschen in Kuhkostümen? In welcher Zeit leben wir denn momentan?

Frank:
Was wollt ihr der Welt damit sagen? Kühe sind die besseren Rocker? Oder ist das ländliche Prägung?

Rotten:
Die zweite Frage ist die zutreffendste.

Martin:
Lasst die Kühe fliegen!

Fleckus:
Nein, Rocker sind die besseren Kühe.

Frank:
Das Album erschien auf Subtil Records, soweit als einziger Release. Dahinter steht ihr doch selbst, oder?

Rotten:
Ja, wir hatten keine Lust, ewig ein Label zu suchen, dort heißt es dann meistens, ihr passt nicht in die oder die Schublade. Zitat "soweit als einziger Release": Irgendwann muss es ja auch mal die Nr. 1 gegeben haben. Oder sehe ich das jetzt falsch? Das Label wächst mit seinen Aufgaben.

Frank:
Nein, ist schon richtig. Und die Nr. 1 wird immer ein gesuchtes Sammlerstück. Aber auch das Intro bei SUBTIL ist interessant. Hier geht es offensichtlich um die Unterstützung des Underground, oder?

Rotten:
Unbedingt, es gibt so viele gute innovative Bands, die durch Missachtung gestraft werden. Hier setze ich an und versuche, den Bands eine Plattform zu geben.

Frank:
Was macht ihr eigentlich normalerweise, wenn ihr nicht gerade durch euer obskures Universum voller Aliens und Kühe rockt?

Rotten:
Jeder geht so seinem Hobby nach, Musik hören, arbeiten, schlafen, saufen, f****n. (Na na, Herr Rotten, es lesen Minderjährige mit. Sie meinten doch sicher "ferwöhnen", oder? - Frank)

Rotten:
Wenn es keiner machen würde, wäre die Tierheit, T'schuldigung, Menscheit schon lange im Reich der Saurier und würde versuchen diese zuzureiten.

Martin:
Hier ist jetzt der Punkt gekommen, meine anderen Projekte zu erwähnen, in denen ich mich musikalisch betätige. Als da wären: INVOCATION - eine Brutal-Death-Metal-Band aus Leipzig (für den harten Kern in mir) und CESSPOOL - mein Soloprojekt. Übelster Guttural Grindcore. Tja und sonst, was mach ich außerdem noch? Rotten hat ja eigentlich alles schon erwähnt.

Fleckus:
Ich spiele gern Online-Games und Shooter und bin somit als Metaller eine potentielle Gefahr für die Gesellschaft, hahaha!

Frank:
Abschlussworte, werte Raumreisende?

Martin:
10111 Cow Cow

Fleckus:
02051971 = 25

Rotten:
Ich bedanke mich bei euch für euer Interesse an uns. Und Musikhören ist eine Lebenseinstellung, kein mal schnell gegessener Hämburscher, ne wahr?!

T.I.P.Killer:
Prohooost!

Dem Letzteren können wir uns vorbehaltlos anschließen!

Redakteur:
Frank Jaeger

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