LOST DREAMS: Interview mit Gitarrist Herbert Sopracolle
18.03.2010 | 10:02Herbert Sopracolle erzählt über seine Band LOST DREAMS, über Live-Gigs, den neuen Sänger und die österreichische Szene im Allgemeinen.
Österreich ist das neue Schweden - oder so. Die munteren Tiroler von LOST DREAMS machen seit 1992 modernen, lockeren Melodic Death Metal. Bei gerade mal drei Studio-Alben, darunter die neueste Scheibe ''Wage Of Disgrace'', kann das Quintett umso mehr Live-Erfolge vorweisen, mit namhaften Bands wie SEPULTURA, MORBID ANGEL oder KATAKLYSM. Der Gitarrist Herbert Sopracolle gibt einen Einblick hinter die Kulissen.
Hallo! Als Erstes sticht bei eurem vierten Studioalbum ''Wage Of Disgrace'' das coole Artwork ins Auge. Ist das noch der alte Künstler?
Herbert:
Nein, diesmal haben wir das Artwork Manuel Pircher (EPIC Design) designen lassen. Wir haben ihm dabei nur eine vage Vorgabe gegeben, alles entstammt ausschließlich aus seiner Kreativität. Wir finden das Artwork ebenfalls sehr gelungen und auch passend zum Stil unserer neue Scheibe. Manuel hat ja schon einige richtig coole Artworks für z.B. ZEROFOUR oder DEATHPLAGUED gemacht, da fiel es uns nicht schwer, ihn auch für unser Coverdesign zu verpflichten.
Wenn man sich eure Live-Termine anschaut, seid ihr 2010 mehr als beschäftigt, ''Wage Of Disgrace'' zu präsentieren. Gibt es da Shows, auf die ihr euch besonders freut? Und wie sind die neuen Songs bisher live angekommen?
Herbert:
Das kannst du laut sagen! Auch das Ende von 2009 wurde auf Grund der SIX FEET UNDER-Tour ganz schön stressig, aber darauf erhielten wir so viel positive Resonanz, da nimmt man sowas gerne in Kauf. Bisher waren die Reaktionen auf unser neues Live-Material durchwegs sehr gut, deshalb freuen wir uns auch schon auf die Gigs 2010! Ab April geht es ziemlich gedrängt zur Sache mit einer Tour gemeinsam mit IN SLUMBER und MOSHQUITO – das wird sicher wieder eine Hetz. Und außerdem stehen ja im Sommer noch ein paar Festivals an, die aber noch nicht alle fixiert sind.
Wie würdet ihr die österreichische Melodic-Death-Szene beschreiben? Unterscheidet sich das Publikum in Österreich von dem in Deutschland oder anderswo?
Herbert:
Eigentlich ist Österreich ja schon ein fruchtbarer Boden für viele talentierte Metalbands. Im Melodic-Death-Sektor sind die Bands bei uns generell eher weniger und noch weniger gelingt es diesen Bands etwas weiter aus dem lokalen Umfeld rauszukommen. Die Leute unterscheiden sich eigentlich nicht viel zwischen Deutschland und Österreich, auch wenn wir bei den Gigs in Wien und Klagenfurt schon richtig gut angekommen sind! Liegt aber wahrscheinlich daran, dass uns einige schon gekannt haben.
Ihr seid schon mit namhaften Bands wie SLAYER, SOULFLY, MOTÖRHEAD, BLIND GUARDIAN, SIX FEET UNDER, OBITUARY, KILLSWITCH ENGAGE und vielen mehr aufgetreten. Was war euer aufregendster Gig?
Herbert:
BLIND GUARDIAN, echt? Geil, wusste ich gar nicht mehr, haha. Nein, im Ernst, das ist schwer zu beantworten. Die SIX FEET UNDER-Tour als Ganzes war schon sehr geil, aber auch der Auftritt als Support von KILLSWITCH ENGAGE und AS I LAY DYING in IBK war schon saugeil!
Mit achtzehn Jahren Bestehen seid ihr ja ziemlich lange im Geschäft. Welche Entwicklung hat die Band seit 1992 durchgemacht? Würdet ihr sagen, dass euer Stil sich gewandelt hat?
Herbert:
Eigentlich hat unsere Band erst mit dem Erscheinen des Demos 1999 so richtig begonnen zu "existieren". Vor dieser Zeit waren wir mehr mit Parties, Proberaum suchen und Proberaum umbauen beschäftigt. Trotzdem gibt's uns schon eine sehr lange Zeit, wobei nur Andy und ich von der Urbesetzung übrig geblieben sind. Unser Stil hat sich definitiv gewandelt. Recht eindeutig hat sich ja der Gesang entwickelt von anfänglich reinem Black Metal, bis hin zu reinem Death Metal. Seit Schleifi sich am Mikro auskotzt, haben wir den Stil ein wenig mehr in Richtung Modern Death Metal abgeändert. Zumindest bei der Gitarrenarbeit versuchten wir immer schon die melodiöse Komponente hervorzuheben, auch wenn sich die Riffs schon ein wenig veränderten seit ''Reflections Of Darkness''. ;-)
Genau, mit Stefan Traunig habt ihr einen neuen Sänger an Bord. Wie hat er sich denn so weit eingelebt?
Herbert:
Schleifi kannten wir ja schon seit einiger Zeit vorher, deshalb kam er uns bei der Suche nach einem würdigen Ersatz für Wibs gleich mal in den Sinn. Ich würde sagen, dass er sich ziemlich gut und vor allen in Rekordzeit eingelebt hat, hatten wir doch letztes Jahr im Jänner ganze sieben Tage Zeit, um mit ihm ein ganzes Tourset einzulernen. Auch bei den Aufnahmen zu ''Wage Of Disgrace'' hatte er so gut wie keine Schwierigkeiten, sich in unsere Songs reinzuversetzen und geile Arbeit abzuliefern.
Wolltet ihr mit ''Wage Of Disgrace'' eher neue Pfade beschreiten oder eurem ursprünglichen Stil treu bleiben?
Herbert:
Wir wollten auf keinen Fall unseren Stil komplett umkrempeln, jedoch wollten wir mehr Aggressivität in unsere Songs packen, was uns ganz gut gelungen ist.
Euer Sound erinnert an viele Melodic-Death-Bands. Welche Kapellen, würdet ihr sagen, haben den größten Einfluss auf LOST DREAMS? Welche Bands inspirieren euch?
Herbert:
Sehr schwierig zu beantworten, ehrlich! Andy und ich, die Hauptsongwriter auf diesem Album, lassen uns von vielen Richtungen her beeinflussen, auf einige wenige Bands lässt sich das nicht herunterbrechen. Es kommt einfach viel zusammen - Death, Black, Thrash, Metalcore...
Was ist für euch wichtiger in der Musik: Innovation oder das Herausarbeiten vertrauter Elemente?
Herbert:
Innovation im Metalstil, den wir verfolgen, ist schon etwas sehr Schwieriges. Vertraute Elemente - ja, definitiv - nur versuchen wir unsere eigenes Mischungsverhätnis zu finden, das uns am besten gefällt.
Gibt es eigentlich schon Konzepte, Ideen etc. für ein nächstes Album? Was kann man in Zukunft erwarten?
Herbert:
Definitiv. Wir sind schon am Sammeln neuer Ideen, das ist aber eigentlich ein unendlicher Prozess. Wir werden dann beginnen, die Ideen zu Songstrukturen zu verspinnen, die Frage ist nur wann? Ich kann dir noch nicht sagen, in welche Richtung das nächste Album gehen wird, dafür ist es einfach noch zu früh.
Was würdet ihr einer aufstrebenden, jungen Metalband raten, die in eure Fußstapfen treten möchte?
Herbert:
Ganz einfach, dran bleiben und sein Ding machen - komme, was da wolle! Klingt vielleicht blöd und abgedroschen, ist aber so.
- Redakteur:
- Regina Löwenstein