LORD BELIAL: Interview mit Micke Backelin

08.12.2005 | 23:46

Die schwedischen Black Metaller haben gerade mit "Nocturnal Beast" ihr wohl bestes Album abgeliefert, das zugleich den Beginn einer neuen Zeitrechnung für die Band bedeutet. Drummer Micke Backelin erzählte mir im Interview, warum denn gerade jetzt die Zeit reif ist für den epischen Black Metal des Quartetts und warum Adolf Hitler nicht bei den Jungs mitspielt.

Kilian:
Hi Micke, wie geht's? Erstmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Album. Würdest du mir zustimmen, dass es eine der wichtigsten Veröffentlichungen in der Diskografie von LORD BELIAL ist?

Micke Backelin:
Hi, mir geht's gut, danke. Klar stimme ich dir zu, aber das hätte ich auch getan, wenn du mir die Frage zu einer der früheren Veröffentlichungen gestellt hättest.

Kilian:
Für mich ist "Nocturnal Beast" die logische Fortsetzung des Vorgängers, "The Seal Of Belial", welcher die Entwicklung hin zu mehr Midtempo-Songs eröffnete. Was ist der Unterschied zwischen den beiden Alben für dich und was wolltet ihr erreichen mit den neuen Songs?

Micke Backelin:
Es gab keine tieferen Pläne bezüglich der Entwicklung zum Midtempo. Wir haben einfach nur die Songs geschrieben, so wie wir sie haben wollten und wir finden, dass LORD BELIAL am besten im Midtempo klingen.

Kilian:
Auf eurer Homepage habt ihr verkündet, dass nun eine neue Ära für die Band anbreche. Kannst du ein bisschen mehr darüber erzählen? Zum Beispiel habt ihr ein neues Logo, was war denn der Grund für den Wechsel?

Micke Backelin:
Ja, wir haben ein neues Line-Up und ein neues Logo. Ein Grund für den Logowechsel war, dass das alte Logo hauptsächlich aus Schatten bestand. Dadurch konnten wir nicht die Farben wechseln oder mit transparenten Effekten arbeiten. Das neue wurde also vor diesem Hintergrund erstellt; wir wollten ein "flaches" Logo ohne Schatten oder Effekte.

Kilian:
LORD BELIAL sind quasi "berühmt" für ihre schrecklichen Coverbilder, vor allem, wenn ich mich an das Cover des "Kiss The Goat" Albums erinnere. Aber jetzt habt ihr ein sehr beeindruckendes Bild von Kris Verwimp. Wie kam der Kontakt zu Stande und was ist die Idee hinter dem Cover?

Micke Backelin:
Hahaha, ja das Cover für "Kiss The Goat" ist wirklich grausam! Ich denke, es war Thomas, der den Kontakt zu Kris herstellte und da wir seine Arbeiten wirklich mögen, entschieden wir uns, ihn zu bitten, das Cover für "Nocturnal Beast" anzufertigen. Wir haben ihm nur einige Ideen gegeben und ihm den Albumtitel verraten, dann hatte er sozusagen freie Hand, um etwas zu kreieren.

Kilian:
Auffallend sind die offensichtlichen klassischen Heavy-Metal-Einflüsse, vor allem in den Gitarrensoli. Seid ihr alle große Heavy Metal Fans, und was sind eure Haupteinflüsse aus dem Bereich?

Micke Backelin:
Wir hören fast alle möglichen Metal-Spielarten, deshalb ist Heavy Metal natürlich ein Teil unserer Lieblingsmusik, genauso wie der extreme Bereich mit Grind und Gore. Wir glauben einfach nicht, dass es wichtig ist, immer nur eine Sparte zu hören. Wir spielen Metal und wir können alle Metal-Spielarten in unsere Musik integrieren, so lange es uns gefällt. So einfach ist das! Unser Haupteinfluss im klassischen Metal-Bereich sind die alten Bands, wir kümmern uns nicht sonderlich um die neuen Heavy- und Power-Metal-Bands. Einige Bands, die immer zu unseren Lieblingen gehören, egal welcher Stil, sind beispielsweise JUDAS PRIEST, EXODUS, BLACK SABBATH, AC/DC, VENOM, SLAYER, BATHORY usw. Wir versuchen nicht, irgend eine Band zu kopieren, aber ich schätze, wir werden von jeder Musik beeinflusst, so oder so.

Kilian:
Kannst du mir etwas über den üblichen Songwriting-Prozess bei LORD BELIAL erzählen? Thomas scheint der unbestrittene Bandleader zu sein, der verantwortlich ist für Musik und Texte. Machen du und die anderen Bandmitglieder Songvorschläge oder habt ihr so etwas wie ein Vetorecht, wenn euch etwas nicht gefällt, was Thomas ausgeheckt hat?

Micke Backelin:
Thomas schreibt zwar die meisten Riffs für die Songs, aber in der Regel arrangieren wir sie zusammen und ändern noch so einiges, wenn wir mit den Songs arbeiten. Ein Song ist nicht eher fertig, bis wir ihn aufgenommen haben fürs Album. Es gibt absolut keinen Leader, sondern wir sind vier gleichwertige Bandmitglieder, die die gemeinsame Verantwortung für das Songmaterial haben.

Kilian:
Ich weiß, Thomas hat die Texte geschrieben, aber kannst du uns trotzdem etwas darüber sagen, ob es ein Konzept hinter den Lyrics gibt oder worum es auf dem Album geht?

Micke Backelin:
Nein, es ist kein Konzeptalbum. Wir haben diese Idee besprochen, aber wir müssen abwarten, ob wir eines Tages tatsächlich ein Konzeptalbum schreiben.

Kilian:
Wahrscheinlich hast du die nächste Frage schon oft gehört, aber kannst du noch mal kurz auf den Song 'Purify Sweden' eingehen, den euer altes Label No Fashion Records nicht veröffentlichen wollte?

Micke Backelin:
Der Text von 'Purify Sweden' thematisiert die Auslöschung aller Religionen in Schweden, aber die Leute sind im Allgemeinen nicht so intelligent, als dass sie aus diesen Worten einen vollständigen Satz machen könnten. Sie lesen nur das Wort "Purify" und meinen, Adolf Hitler sei ein Mitglied von LORD BELIAL. Wie wir schon hundert mal gesagt haben: Wir sind überhaupt keine politische Band und ich glaube nicht, dass sich jemand von uns privat für Politik interessiert. Wir diskutieren innerhalb der Band auch nie über Politik, weil es uns schlichtweg nicht weiter interessiert. Der Grund, warum No Fashion Records den Song nicht auf dem "Angelgrinder"-Album veröffentlichen wollten, war wahrscheinlich, dass sie Angst hatten vor der Reaktion der Menschen. Also sind sie genauso engstirnig wie diese Leute und bekamen Angst, nur auf Grund des Titels. Wenn wir den Song 'Kill The Christians' oder so genannt hätten, wäre das wahrscheinlich kein Problem gewesen, aber sobald wir Muslime, Juden oder Allah erwähnt hatten, wurden wir zu Rassisten in ihren Augen.

Kilian:
Ihr seid nicht gerade häufig auf deutschen Bühnen anzutreffen, obwohl ihr mittlerweile genug Songs zusammen habt für ein anständiges Headliner-Set. Mögt ihr keine Liveauftritte oder gab es einfach noch kein gescheites Angebot bis jetzt? Wird es eine Tour zum neuen Album geben oder vielleicht ein paar Auftritte bei den Sommerfestivals?

Micke Backelin:
Ja, wir haben etwa 60 Songs, also das dürfte kein Problem sein, ein Headliner-Set zusammenzustellen. Wir haben auch schon einige Headliner-Touren absolviert und wir werden mit Sicherheit noch einige machen, aber das Hauptproblem ist immer, dass sie gut arrangiert sein müssen. Wir wollen nicht herumreisen und umsonst spielen, wie einige Konzertplaner zu denken scheinen. Wir können unsere Rechnungen nicht mit Freibier und Gratis-Essen bezahlen.

Kilian:
Ich habe gehört, dass du ernsthaft verletzt warst? Ist das nur ein Gerücht oder ist wirklich etwas dran?

Micke Backelin:
Das stimmt. Mein Rücken ist ziemlich kaputt und ich hatte jahrelang große Probleme damit, aber meistens ist es ok. Diesen Sommer hatte ich wieder Rückenprobleme nach der Rückreise von den Gigs in Tschechien und Deutschland. Eine intensive Party über drei Tage und viele Stunden im Bus ist nicht gerade gesund für meinen Rücken. Aber es macht Spaß, also schätze ich, ich muss die Strafe akzeptieren und kann niemanden außer mir selbst dafür verantwortlich machen.

Kilian:
Ok, Micke, das war's. Danke für deine Zeit und viel Erfolg mit dem neuen Album!

Micke Backelin:
Danke für dein Interesse an LORD BELIAL!

Redakteur:
Kilian Fried

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