LAHANNYA serviert English Breakfast

22.06.2009 | 12:54

Die Einladung zum gemütlichen Beisammensein bei einem leckeren englischen Frühstück um 12:00 Uhr stellt am dritten Tag des WGT eine gewisse sportliche Herausforderung dar. Schließlich liegen bereits zwei Tage hinter einem und mittags schon frisch und munter in der City zu sein, ist da gar nicht so einfach.

Doch zum Glück lässt sich heute die Sonne blicken, was die Sache ungemein erleichtert und für ein Picknick im Freien passt das Wetter perfekt. Ein wenig abenteuerlich klang die Einladung schon, denn irgendwo am Neuen Rathaus auf einer Wiese sollte es am selbst konstruierten Wohnmobil-Tour-Gefährt neben dem Frühstück noch ein wenig Musik der Londoner Künstlerin LAHANNYA geben. Zugegeben, bis dato kannte ich die Sängerin mit ihrer Band überhaupt nicht, doch für eine Horizonterweiterung bot sich der Termin bestens an.

Der Platz am Neuen Rathaus war schnell gefunden und neben LAHANNYA, die sich mit anderen Pressekollegen unterhält, versucht jemand den Grill in Gang zu bringen. Irgendwie kommt er mir gleich bekannt vor und siehe da, es ist Lutz Demmler, der sonst bei UMBRA ET IMAGO mit auf der Bühne steht. Nach einem freudigen Hallo wird sogleich ein englisches Bier angeboten, doch so zeitig auf nüchternen Magen kommt das nicht gut und da es noch gesunden Saft gibt, bekommt der erst einmal den Vorzug.

Der Grill lässt sich noch ein wenig Zeit und derweil stellt LAHANNYA den Anwesenden erst einmal ihr Tour-Gefährt vor, dass den Namen Mathilda trägt und in dem neben den Musikern auch ein Wellensittich wohnt. Es finden darin alle einen Platz und während Lutz am Herd die Bohnen warm macht, werden uns fünf Songs der Band vorgestellt. Mit dem ersten Track sind die anfänglichen Zweifel an der Aktion hier weggeblasen, denn der Sound ist ziemlich cool und rockig, trotz der Mischung aus Discman und alter Stereoanlage.

Die Musik lässt sich nicht in eine Schublade sperren, denn zu verschieden sind die Stücke. Sei es das rockige 'Our War' oder das elektronisch angehauchte 'Brave New World', die Musik klingt frisch und unverbraucht. 'Dying Inside' weiß mit einer eingängigen Melodieführung zu gefallen und wurde bereits live zum Publikumsliebling. Inhaltlich wird dagegen eher ein düsteres Szenario unseres Lebens in der Zukunft beschrieben. "In der von uns besungenen Welt muss sich jeder in ein vorbestimmtes Leben einfügen, dass ihm zwar Sicherheit, aber keinen Freiraum gibt. Fügt er sich nicht in dieses Schema, wird er verstoßen und muss im Underground leben", erklärt die Sängerin. Visuell wird das Thema durch Comics von David Bircham verstärkt.

Nach diesem mehr als positiven ersten Eindruck gibt es erst einmal etwas zu essen. Die Jungs der Band haben ein deftiges Frühstück mit Würstchen und Bacon gezaubert. Dazu Bohnen, Toast und würde jetzt noch Big Ben läuten, das England-Feeling wäre komplett. LAHANNYA greift nun selbst noch zur Pfanne und bereitet Spiegeleier. Die sind ordentlich gewürzt und schnell sind sich alle einig - diese Spiegeleier sind weltklasse! Nur ein Bandmitglied ist bei dem illustren Treiben nicht dabei. Drummer Benne ist getreu dem Motto "Lost in Leipzig" seit fast einer Stunde verschwunden. Er sollte etwas Eis zur Kühlung der Getränke besorgen, doch von ihm fehlt jede Spur.

Nachdem sich alle gestärkt haben, ist es Zeit, LAHANNYA erst einmal über ihre Person und ihre Band auszufragen. Bei einem leckeren Bier lässt es sich ungezwungen plauschen, doch der Kollege des großen "Print-Musik-Magazins mit den zwei S" verzweifelt gerade an einer Bierflasche und braucht ein wenig fachmännische Hilfe beim Öffnen derselben. Nachdem auch das erledigt ist und er sich seinem Getränk widmen kann, geht es mit dem Frage-Antwortspiel los.

Die Sängerin erzählt, dass sie als Kind mit ihrer Familie nach England gezogen ist, ursprünglich aber aus Süddeutschland stammt. Nun verstehe ich, wieso ihr deutsch so gut ist. Bereits in der Schule war sie in diversen Schülerbands unterwegs. Später zog es sie nach London. "Ich war der Annahme, dort schnell Leute für eine eigene Band zu finden, was sich schwieriger als gedacht gestaltete." Und so nahm LAHANNYA verschiedene Gastauftritte an, beispielsweise bei GREENAUS oder SOMAN. Daneben arbeitete sie als DJane im Londoner Slimelight-Club. Bei einem Gastauftritt lernte sie 2004 Lutz Demmler kennen und schnell stand für beide fest, dass sie gemeinsam arbeiten möchten. 2006 kamen die beiden anderen Jungs zur Band und das erste Album "Shotgun Reality" konnte 2007 veröffentlicht werden. Stolz berichtet sie, dass das Werk gut beim Publikum ankam und die Band damit eine Bestätigung erhielt weiterzumachen. Im vergangen Jahr erschien eine EP mit dem Namen "Welcome To The Underground" mit 4 neuen Songs. Damit im Gepäck folgte eine Tour mit ASP. "Besonders in Ostdeutschland sind wir damit gut angekommen und das ist mit ein Grund, weswegen wir unbedingt zum WGT wollten", ergänzt LAHANNYA.

"Was für Pläne habt ihr danach?", frage ich. "Im Anschluss an das WGT fahren wir nach Mecklenburg-Vorpommern. Da gibt es eine einzige Werkstatt, wo wir Ersatzteile für unseren alten Bus bekommen und ihn reparieren können", wirft Lutz ein. "Und in der Zwischenzeit bastele ich an neuen Songs, kümmere mich um die Promoarbeit und buche Auftritte, da wir alles selbst machen", meint die Sängerin. Mit einem Ausblick auf das neue Album "Defiance", das im Herbst erscheinen soll, wird gleich Werbung in eigener Sache betrieben. Mittlerweile ist Drummer Benne wieder aufgetaucht. Eis hat er nicht dabei, dafür ein paar Flaschen Wasser. Auf die Frage wo er war, brummelt er vor sich hin, er wäre in die falsche Bahn eingestiegen. Der Rest der Band ist froh, dass er wieder aufgetaucht ist und belässt es bei dieser Aussage.

Nachdem alle vollzählig und die Fragen beantwortet sind, bleibt noch ein wenig Zeit entspannt auf der Wiese zu sitzen. Es lässt sich schön beobachten, wie wir auf der Wiese von vorbei gehenden Passanten beäugt werden. Dabei kommt noch der ein oder andere "Schwank aus der Jungend" ans Tageslicht. Lutz erzählt beispielsweise, dass man wunderbar auf einer Verkehrsinsel ein Barbecue veranstalten kann. Auf die Frage an die anderen beiden Jungs der Band, wie es ihnen in Leipzig gefällt, kommt ein "Pretty cool". Und auch sie hatten hier schon lustige Begebenheiten, die an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden sollen...

Doch der schönste Pressetermin geht einmal zu Ende und so heißt es aufräumen und einpacken. Es ist noch eine Menge Fleisch für den Grill da, was Belle auf eine wahrhaft zündende Idee bringt. Da nachmittags UMBRA ET IMAGO auftreten, könnte er doch auf der Bühne neben den nackten Mädels noch mal den Grill anwerfen und den Rest grillen. Okay, er hätte einen guten Ausblick auf das Bühnengeschehen und das Publikum würde es freuen, wenn es mit etwas Grillgut versorgt wird. Aber ob Mozart davon begeistert wäre? Bei so viel Kreativität wird noch schnell für ein Bandfoto posiert, bevor es an die Verabschiedung geht. Es war definitiv ein sehr lustiger Pressetermin, bei dem alle Beteiligten ihren Spaß hatten. Schnell sind sich alle einig: Dieses Treffen muss nächstes Jahr zum WGT unbedingt wiederholt werden!

Redakteur:
Swen Reuter

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