JUSTICE: Interview mit Frank und Uli

01.01.1970 | 01:00

JUSTICE ist im süddeutschen Raum wohl eine der führenden Coverbands im Metalbereich. Nachdem ich sie das letzte Mal vor ca. zwei Jahren gesehen hatte, war ich doch sehr überrascht, wie voll die Hallen inzwischen geworden sind. Um der Sache auf den Grund zu gehen, führte ich mit Uli und Frank ein Interview.

Georg:
Eure Besucherzahlen sind seit 1998 ziemlich gestiegen. Woran meint ihr könnte das wohl liegen?

Frank:
Jo. Na, 1998 war ja ein bisschen so ein Durchhängerjahr. Wir hatten dann auch neue Säle, wo wir gespielt haben und sind etwas weiter außerhalb aufgetreten, bei Crailsheim, so Richtung Schwäbisch Hall. 1998 war halt nicht so toll, aber mittlerweile ist es wesentlich besser geworden.

Georg:
Glaubt ihr, dass es jetzt mehr Metal-Nachwuchs gibt?

Frank:
Schwer zu sagen. Eigentlich jammern ja alle rum, dass der Metal immer weiter bergab geht. Doch wenn ich mir das so anschaue, wird durch das, was wir machen, eine breitere Masse angezogen im Gegensatz zu früher, da waren wir eigentlich immer nur so eine Insider-Band. Ich denke einfach mal, dass der Metal inzwischen salonfähiger geworden ist.

Uli:
Früher haben sie immer gesagt, wir hätten härter gespielt, was überhaupt nicht stimmt. Wir haben heute auf der Setliste Sachen, die wir auch früher gespielt haben, die nun besser akzeptiert werden. Die Toleranzgrenze was den Metal betrifft hat sich verändert durch Band wie IN FLAMES, die teilweise in die Charts reingekommen sind. Früher haben wir Sachen wie PINK CREAM 69 im Programm gehabt, das würden wir heute gar nicht mehr spielen.

Georg:
Welche Stile spielt ihr überhaupt? Habt ihr neben Power/Heavy/Thrash Metal auch Ambitionen zum Black/Death Metal?

Frank:
Wir spielen CRADLE OF FILTH, DIMMU BORGIR und SIX FEET UNDER.

Georg:
Und wie kam es, dass ihr auch den New-Metal-Bereich mitaufgenommen habt? Das habt ihr ja früher nicht im Programm gehabt.

Uli:
Das ist einfach so populär geworden, und es ist ja auch nicht schlecht, wir stehen da auch drauf.

Frank:
Der Mitch (Sänger von JUSTICE, Anm.d. Verf.) hat das eigentlich mitreingenommen, der hat nämlich immer sowas mit amerikanischen Einflüssen gespielt. Das schwappt von den Staaten eigentlich immer sehr spät hier rüber, Sachen wie KORN, LIMP BIZKIT oder KID ROCK. Die waren da drüben Megastars und hier kannte sie kaum jemand. Wenn die in den Staaten hochkommen, dann heisst das noch lange nicht, dass sie das auch hier schaffen. Genau das Gleiche ist ja jetzt mit
SLIPKNOT, in den Staaten sind die absolut bekannt, und hier noch nicht so.

Georg:
Wer wählt die Songs aus, macht das alles Mitch?

Frank:
Nee, das geht querbeet, jeder schlägt was vor.

Uli:
Ich glaube, das ist das Erfolgsrezept, dass wir eben das spielen, was uns Spass macht. Da kriegen wir eigentlich immer einen guten Betrieb. Wenn jetzt z.B. drei von uns sagen würden: "Nee, der Song gefällt uns nicht", dann machen wir den eben auch nicht.

Georg:
Wie groß ist jetzt euer Repertoire?

Uli:
(lacht) Das was wir bisher tatsächlich an Liedern gespielt haben oder was wir derzeit spielen könnten?

Georg:
Was ihr derzeit spielen könntet.

Frank:
Ich würde mal sagen bestimmt so um die 66 Stücke. Bloß ist der Rami (Schlagzeuger von JUSTICE, Anm. d. Verf.) jetzt grade mal ein Jahr dabei, der könnte eigentlich einige Stücke, die wir früher gemacht haben, nicht spielen. Das ist auch ganz klar, weil er sie voher nie mit uns geprobt hat und sie so auch nie mit anderen Bands gespielt hat.

Uli:
Insgesamt haben wir in unserer bisherigen Laufbahn bestimmt schon an die 400 Stücke gespielt, aber die würden wir alle heute nicht mehr auf die Reihe kriegen.

Georg:
Warum ist eigentlich euer früherer Drummer Ian (Ex RUNNING WILD) ausgestiegen?

Frank:
Der ist mit seiner Frau und seinen zwei Kindern zu den Schwiegereltern nach Südafrika gezogen. Die haben da drüben ein Bauunternehmen oder sowas, sie werden da so nach und nach eingearbeitet und sollen die Firma später auch mal selber leiten. Ian hat sich halt gedacht, die Chance hat er nur einmal im Leben, und dann ist er eben rübergezogen. Leicht ist es ihm nicht gefallen, das weiss ich schon, aber er hat mit seiner Frau das Ganze abgesprochen und dann haben sie sich dafür entschieden.

Georg:
Kennt ihr den Rami schon länger?

Frank:
Also persönlich nicht. Uli, hast du den Rami schon vorher gekannt?

Uli:
Nee, bloß vom Sehen, persönlich auch nicht. Der hat ja voher auch bei anderen Bands gespielt, wie CARSWELL.

Georg:
Wie kam er dann zu euch?

Frank:
Er hat mal mit dem, bei dem wir immer im Studio sind, zusammengespielt. Der hat und dann Rami empfohlen, und dann haben eigentlich alle gesagt, dass der Nachfolger von Ian wenn dann Rami sein sollte. Wir selbst sind da irgendwie nicht draufgekommen, aber so jeder außenrum hat das gemeint. Tja, und dann haben wir ihn halt genommen (lacht).

Georg:
Wie oft probt ihr wenn ihr sowieso jede Woche zwei Shows spielt?

Uli:
28 Stunden die Woche (lacht).

Frank:
(lacht) Das hat mal einer gesagt, sonst könnten wir nicht live spielen.

Georg:
Ihr probt dann wahrscheinlich gar nicht mehr, weil ihr schon alles aus dem Ef Ef könnt...?

Frank:
Also die Songs, die wir eh immer spielen, proben wir unter der Woche nicht mehr. Aber bei neuen Sachen üben wir auf jeden Fall. Jeder probt auch mal für sich alleine daheim einzelne Stücke.

Georg:
Verändert ihr das ganze Jahr über eure Setliste oder immer erst in der Sommerpause?

Frank:
Eigentlich machen wir das das ganze Jahr über. Was sich eben ergibt, was grade neu rauskommt und was sich dann auch für uns anbietet. In der Regel ein neuer Song pro Woche.

Uli:
Oder sagen wir mal drei neue Songs im Monat, das kommt eher hin.

Frank:
Es ist so: Wenn du mal ein Jahr lang nicht bei einem JUSTICE-Konzert warst, dann siehst du einfach immer, dass irgendwie viele von den gleichen Stücken in der Setliste dringeblieben sind. Das liegt einfach daran, dass wir neue Stücke reinnehmen, die spielen wir vielleicht einen Monat lang und schmeissen sie dann wieder raus. Aber solche Sachen wie "Fear Of The Dark" (IRON MAIDEN) oder "Black No. 1" (TYPE O NEGATIVE), die kann man einfach nicht rausschmeissen. Das haben wir mal versucht und haben die beiden Stücke rausgenommen, da gab's dann gleich riesen Proteste.

Uli:
Wobei wir eigentlich gar keine Sommerpause haben. Im Sommer spielen wir mehr in Zelten als in Hallen, aber wir spielen das ganze Jahr durch.

Georg:
Ihr habt ja auch eine recht große Schar an Leuten, die euch nachreisen.

Uli:
Das ist bemerkenswert, das muss man echt sagen. Beeindruckend.

Georg:
Habt ihr auch schon ein Fanclub gegründet?

Uli:
Es gibt tatsächlich einen Fanclub "Neustadt/Aisch". Die fahren auch immer sehr weit, um uns zu sehen.

Frank:
Wobei das kein richtig organisierter Fanclub ist. Die haben sich T-Shirts drucken lassen mit "JUSTICE - Neustadt/Aisch-Fanclub", aber im herkömmlichen Sinne ist das kein normal arbeitender Fanclub. Wir haben auch noch nicht daran gedacht, einen Fanclub zu gründen.

Georg:
So wie ich das mitkriege sind auf jedem Konzert Leute, die von überall hergefahren sind. Gibt es da keine Special-Fan-Partys für die ganzen Nachreiser?

Frank:
Nee, da haben wir aber auch noch gar nicht dran gedacht, muss ich sagen.

Georg:
Ihr habt ja auch eigene Songs geschrieben, wie man sieht. Spielt ihr die dann auch ab und zu mal?

Frank:
Wir haben sie eine ganze zeitlang gespielt, immer dann, als sie noch aktuell gewesen sind. Damals, als die "Names And Never"-CD rauskam und beim Nachfolger "One Of The Others". Aber das verläuft sich dann irgendwann wieder.

Georg:
Ihr habt also auch nicht das Interesse, mehr auf eigene Stücke zu setzen?

Frank:
Das sind eigentlich zwei Paar Schuhe, man sollte das eine mit dem anderen nicht unbedingt zusammenschmeissen, finde ich zumindest. Im Großen und Ganzen kommen die Leute deshalb zu JUSTICE, weil sie die Stücke hören wollen, die sie kennen und die sie gerne mögen. Und wenn du mal ein eigenes Stück einstreust, dann ist das schon in Ordnung. Aber wenn du meinst, du müsstest die Leute erstmal damit locken, dass du die Songs spielst, die sie hören wollen und ihnen dann eigene Sachen vorsetzt, die ihnen gar nicht gefallen, dann ist das Quark.

Georg:
Das wäre natürlich eine gute Taktik, um seine eigenen Songs berühmt zu machen.

Frank:
Ja, das wäre aber auch eine interessante Taktik, um den Leuten auf den Sack zu gehen, wenn ihnen die Stücke nicht gefallen (lacht). Aber wir sind jetzt grade wieder dabei, neue Sachen zu machen, noch ein Stück härter als auf der letzten CD. Ich bin mal gespannt, es ist sowas in die Richtung von SIX FEET UNDER, dann werden wir bei den Konzerten auch wieder das eine oder andere Stück einstreuen und schauen, was passiert.

Georg:
Habt ihr auch wie Hannes, der vor ein paar Jahren bei euch ausgestiegen ist, Ambitionen auf ein Nebenprojekt, oder habt ihr schon welche?

Frank:
Ja, also Uli und ich machen nebenher Musik, das geht aber in eine ganz andere Richtung, wir machen mehr Sachen im Akustikbereich.

Georg:
Und so eine professionelle Band wie JBO hochzuziehen?

Frank:
Nee, wollen wir eigentlich nicht. Bei JBO war's ja eigentlich auch eher ein Zufall, die sind ja nie mit dem festen Willen zusammengekommen, eine professionelle Band zu werden, sondern das war alles aus Jux und Dollerei. Dass das daraus geworden ist, das hätten die sich auch nicht träumen lassen.

Uli:
Hannes hat JBO ja eigentlich schon vor JUSTICE gehabt. JBO gibt's länger wie JUSTICE, wir haben damals einen neuen Gitarristen gesucht, das war 1990. Und da hat er schon mit dem Veit zusammen JBO gehabt. Aber das war da nur nebenbei, deshalb konnte er bei JUSTICE mitspielen. Und dann hat sich das so entwickelt. JBO haben aber nebenher immer weitergemacht und sind immer weiter aufgestiegen. Gerade als sie die erste Platte "Eine Gute CD Zum Kaufen" herausgebracht haben, ging es richtig los.

Georg:
Singt Hannes dann eigentlich noch ab und zu bei euch mit?

Frank:
Ja, wenn er Zeit hat ist er schon mal da. Meist halt so im Raum Erlangen, Bayreuth, Bamberg. Im Oktober war er mit in Trockau und hat ein paar Stücke, die er noch von früher kannte, mitgespielt.

Georg:
Habt ihr Musik studiert oder eine musikalische Ausbildung?

Frank:
Keiner von uns ist Profi. Außer Rami, der macht das richtig professionell, der hat Schlagzeug studiert. Der hat das zusammen mit dem Daniel Zimmermann gemacht, der bei GAMMA RAY spielt, das ist genau die gleiche Schule gewesen.

Uli:
Bei mir war das so, dass mein Großvater schon Musik gemacht hat und mein Stiefvater auch, das hat mich total fasziniert und mich mein ganzes Leben verfolgt.

Frank:
Ich hab damals Gitarrenunterricht genommen, drei Jahre klassischen Gitarrenunterricht, war völlig sinnlos, ich hatte keinen Bock zum Üben und bin auch nicht weit gekommen. Zur Konfirmation hab ich mir dann eine E-Gitarre gekauft, und dann ging halt das Elend los. Verstärker an und losgeschrammelt, da macht's gleich viel mehr Spaß. Das war auch so diese Anfangsmetalzeit, AC/DC und JUDAS PRIEST. "British Steel" war da grade draußen und da hab ich dann halt mitgespielt, das war geil.

Georg:
Wie lang gibt es euch jetzt schon? 10 Jahre?

Frank:
12 Jahre. Ich bin jetzt acht Jahre dabei, der Uli und der Wolfi, die beiden waren von Anfang an dabei.

Georg:
War JUSTICE von Anfang an eine Band, die gecovert und ein Vier-Stunden-Programm gespielt hat?

Uli:
Sozusagen, ja. Am Anfang haben wir natürlich nicht so viel im Programm gehabt. Die erste Zeit haben wir noch mit Vorgruppe gespielt, aber dann haben wir so ungefähr 40 Lieder auf die Reihe gekriegt, und dann hat sich das so über die Jahre herauskristalisiert. Wir haben auch mal ein Stück von BON JOVI gespielt, unsere dunkle Vergangenheit (lacht). Aber BRYAN ADAMS und solche Sachen spielen wir nicht. Da geht die Schmerzgrenze zu weit.

Georg:
Ist es nicht hart, vier Stunden am Stück zu spielen?

Frank:
Scheisse ist es halt, wenn du in einem Saal spielst, wo richtig schlechte Luft ist.

Uli:
Es wäre hart, jeden Morgen um 8 Uhr bei der Arbeit zu erscheinen (lacht). Wenn man das so vergleicht, haben wir einen recht leichten Job. Wir leben jetzt halt schon 10 Jahre von JUSTICE.

Georg:
Habt ihr Ambitionen, auch mal so Prog-Metal-Sachen wie DREAM THEATER zu covern?

Frank:
Oh nee! Wir haben mal DREAM THEATER gespielt, "Pull Me Under" und "You Not Me". Schon geil. Das Hauptproblem ist eigentlich, dass DREAM THEATER geniale Musiker sind und es unheimlich schwer ist, sie nachzuspielen. Das Zweite ist, dass sie sehr keyboardlastig sind, und wir haben keinen Keyboarder.

Georg:
Wollt ihr einen dazuholen?

Frank:
Nee, auf gar keinen Fall! Passt nicht zu der Art Musik, die wir machen. Wegen nur drei Liedern einen Keyboarder holen, das gäbe Ärger, weil der dann mehr Stücke spielen will und da muss man dann wieder Stücke aussuchen, wo ein Keyboard dabei ist.

Georg:
Macht ihr das dann praktisch über Playback?

Uli:
Ja, wir spielen das im Studio ein und rufen es live ab.

Georg:
Macht ihr eure Homepage eigentlich selber?

Frank:
Ja, das macht der Mitch. Wir kriegen übers Internet recht viel Feedback. Gerade im Gästebuch sind viele sachliche Einträge, aber eben teilweise auch Sachen, die voll daneben sind. Neulich hat Mitch die Stophen von einem Song durcheinandergebracht, da hat gleich einer geschrieben, dass er beim Auftritt nicht so viel saufen soll, dann würde er auch die Texte nicht so durcheinanderbringen. Oder so Einträge wie: "Spielt nicht so ne Scheisse wie OFFSPRING".

Georg:
OK, vielen Dank für das Gespräch.

Redakteur:
Georg Weihrauch

Login

Neu registrieren