IN THE WOODS: Interview mit Kåre Sletteberg

02.12.2022 | 22:05

Es fühlt sich immer noch so an als sei die langjährige Pause von IN THE WOODS gerade erst vorbei. Tatsächlich markiert "Diversum" bereits das dritte Album seit Wiederaufnahme der Bandgeschäfte. Für einige Fans überraschend steht aber nicht mehr James Fogarty am Mikro, sondern der Norweger Bernt Fjellestad. Darüber und natürlich das neue Album klärt uns Gitarrist Kåre Sletteberg auf.

In einem Interview über "Cease The Day" sagtest du, das Album sei an einem dunklen Ort geschrieben worden, aber mit einem optimistischen Blick in die Zukunft. Ich denke, das beschreibt auch den Sound von "Diversum" sehr gut. Wie war deine Gefühlslage beim Schreiben des aktuellen Albums?

"Diversum" wurde in Zeiten geschrieben, in denen seltsame Dinge passierten. Zuerst hatten wir Covid, und als sich die Dinge endlich normalisierten, stehen wir in Europa vor einem Krieg. Diese Elemente, die um dich herum passieren, prägen definitiv die Emotionen für dieses Album.

Das neue Album wurde 2021 mit James Fogarty angekündigt. Was ist passiert?

Ich glaube, wir haben bereits 2020 mitgeteilt, dass wir wieder an Material arbeiten. Aber dann kam die Pandemie und alles hat für eine lange Zeit aufgehört. James hatte kein Interesse daran, mit bestimmten Mitgliedern zusammenzuarbeiten, da er darauf abzielte, den größten Teil des Songwritings und Aufnehmens selbst zu übernehmen. Er drängte sich irgendwie aus der Band heraus, weil er die kreative Kraft der gesamten Band nicht nutzen wollte.

Hattet ihr die Musik denn schon vor dem Sängerwechsel geschrieben?

Einiges davon, ja! Einiges davon, nachdem James aufgehört hatte. Er hatte drei Songs, die ursprünglich auf dem Album geplant waren. Als er diese mitnahm, haben wir neue geschrieben. Und das alles war zum Besseren, denke ich. Er hat diese drei Songs veröffentlicht und macht jetzt sowieso seine eigenen Sachen.

Die Songtitel und Texte behandeln viele grundlegende, gewichtige und vor allem reelle Themen. Spielt Eskapismus für euch nur eine untergeordnete Rolle?

Wir entfliehen in unserer Musik, aber wie wir bereits erwähnt haben, geht es um Emotionen. Die Dinge, die in der Welt passieren, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es geht darum, den Kopf zu leeren, und das ist einfacher, wenn es sich um eine Kunstform handelt. Das werden wohl alle Künstler so sehen.

Konkret: Geht es in 'A Wonderful Crisis' um eine bestimmte Krise der Menschheit?

Das hängt davon ab, wie man die Texte und die Musik liest. Das ist das Wunderbare an der Musik. Jeder hört und liest es anders. Ich habe meine Meinung zu den Inhalten. Vielleicht siehst du es anders, weil du deine eigenen Gedanken zu den Songtexten und zur Musik hast.

Wer ist der Feigling, um den es im ersten Lied geht?

Es ist ein Ausdruck dafür, sein eigenes Leben zu beenden. Du könntest dieser Feigling sein. Ebenso ich oder eine Person aus deinem Leben.

Das Artwork finde ich wirklich spannend. Was war euch dabei wichtig?

Es soll die Stimmung des Albums einfangen. Es herrschen dunkle Zeiten, aber wenn du auf das große Ganze achtest, wirst du kleine Hoffnungsschimmer sehen. Alles wird gut werden!

Auf "Diversum" gibt es viele musikalische Schätze zu entdecken. In meinem Review beschreibe ich 'Master Of None' als eine Mischung aus Soul-Musik, "Load"-Ära METALLICA und THE DOORS. Beleidigung oder Kompliment?

Das war natürlich nicht die Intention, als wir den Song geschrieben und aufgenommen haben. Um ehrlich zu sein, denken wir als Musiker auch nicht in solchen Kategorien. Grundsätzlich schlecht ist die Musik aber nicht, mit der du da vergleichst.

Viele Nummern gehen wirklich unter die Haut. 'Your Dark' lässt mich darüber nachdenken, welche Dunkelheit wohl in mir wohnt. Ist diese Wahrnehmung durch den Hörer ein Thema für euch, über das ihr im Studio nachdenkt?

Es ist ein Prozess. Wir nehmen zuerst die Riffs auf und entwickeln das Material anschließend weiter. Das bedeutet auch, dass wir zu Anfang nicht wissen, wie es letztendlich klingen wird. Erst wenn alle Instrumente und Sounds wie Mauersteine übereinander gebracht wurden, erkennt man das Gesamtbild. Das ist doch das Wunder in der Musik.

In keinem anderen Land bekommt Black Metal auch 30 Jahre nach seinem Höhepunkt noch so viel frischen Wind eingehaucht wie in Norwegen. Kannst du dir das erklären, beziehungsweise gehört IN THE WOODS überhaupt noch in diese Ecke?

Nein, ich würde sagen, wir sind schon vor vielen Jahren davon weggekommen. Natürlich gibt es noch Elemente in unserem Sound, aber es war an der Zeit, etwas anderes zu machen.

Werden wir IN THE WOODS wieder auf der Bühne sehen, am liebsten natürlich in Deutschland?

Es sieht so aus, dass wir Ende 2023 in Deutschland spielen werden. Wir haben eine deutsche Booking-Agentur, was das ziemlich wahrscheinlich macht.



Foto-Credit: Runar Haugeland

Redakteur:
Nils Macher

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