IN LOVE YOUR MOTHER: Interview mit Amedeo Mauriello

01.02.2015 | 10:23

"Auf diese New-Wave-of-Hipster-Core mit riesen Plugs haben wir keinen Bock." Verständlich. Was würden auch ihre Mütter davon halten?

Wer es durchgeknallt, knüppelhart und dabei anspruchsvoll mag, sollte sich unbedingt in der Schweiz umsehen. Ja, ernsthaft! Schon einmal von IN LOVE YOUR MOTHER gehört? Dieses irrsinnige Trio aus Zürich bläst einem die Möhren um die Rübe, als gäbe es kein Morgen. Sowohl die Vergleiche zu THE DILLINGER ESCAPE PLAN als auch das gemeinsame Tour-Lineup mit den EXCREMENTORY GRINDFUCKERS sind kein Zufall. Nach der letztjährigen Veröffentlichung des ebenso grenzwertigen wie hypergenialen Langspielers "The Great Ape Project" hier nun endlich unser Interview mit Bassist Amedeo Mauriello.

 

ILYM Band

 

Timon: Guten Tag die Herrschaften! Wie ist das werte Befinden? Ihr wart vor nicht allzu langer Zeit auf der Crushing-Christmas-Tour mit den EXCREMENTORY GRINDFUCKERS...

Amedeo: Gut, danke. Ja das war eine sehr coole und lustige Tour mit den Grindfuckers. Neun Tage rumblödeln, geile Shows spielen und dann und wann mal gute Party machen.

Habt ihr denn ein gutes Verhältnis zu euren Müttern? Was sagen die denn zu dem Krach den ihr in ihren Namen so veranstaltet?

Wir haben alle ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Müttern. (und Vätern auch!)
Naja eingentlich geht es bei unserem Bandnamen mehr um alle Mütter, die guten wie die schlechten.
Unsre Mütter sind sicherlich nicht die größten Fans unsrer Musik aber ein Problem haben die damit nicht.
Wir veranstalten auch hin und wieder einen Mütter-Bandbrunch.

Erzählt mal etwas zu eurer Geschichte: Wann und wie habt ihr euch eigentlich seinerzeit zusammen getan – und wie habt ihr zu dieser, gelinde gesagt, anspruchsvollen Spielart gefunden? Gab es vor IN LOVE YOUR MOTHER schon ähnlich geartete Gehversuche?

Hmm... 2009 wurde die Band IN LOVE YOUR MOTHER gegründet. Andrea am Schlagzeug und Valentin an der Gitarre.
Damals noch mit einem zweiten Gitarristen und einem anderen Bassisten die sich beide wegen des Studiums verabschiedeten. Die Musik war damals noch mehr im klassischen Metal/Hardcore/Metalcore anzutreffen. Was sich mit der Zeit immer mehr in die Richtung des Mother-/Mathcore bewegte. Im November 2011 bin ich als Bassist eingestiegen.
Wir haben neue Songs geschrieben, viele Shows (vor allem in der Schweiz) gespielt und uns auf die Studioaufnahmen im folgenden Jahr konzentriert. Wir hören alle gerne THE DILLINGER ESCAPE PLAN, THE CHARIOT und andere Bands die sich in diesem Genre aufhalten. So sind wir dann auch auf die Musik gekommen die wir heute so machen. Außerdem haben uns da einige Mütter noch auf die richtige Bahn gelenkt und uns in die Kunst des Mother-Core eingeführt.

Aha... Na dann kommen wir mal von den Müttern zu den Affen. Euer aktuelles Album "The Great Ape Project" kann man guten Gewissens sowohl als Geniestreich wie auch als ziemliche Zumutung bezeichnen (wobei ich mich nach reiflicher Überlegung für ersteres entschieden habe). Was ist denn die künstlerische und inhaltliche Idee hinter der Scheibe?

Haha, danke vielmals. Ich denke mit deiner Aussage liegst du ziemlich gut. Die meisten Leute die uns gehört haben finden uns super geil oder scheiße. Es gibt bei uns wohl kein dazwischen. Der Name für das Album kommt von mir. Ich las in einer Ausgabe vom "National Geographics" etwas über ein Projekt, welches das Ziel hat, die Haltung von Affen in Zoos zu verbessern: eben "The Great Ape Project". Der Name hat einfach gepasst und das Projekt ist ja auch nicht schlecht, also warum nicht? Zumal ich seit Beginn in der Band mit einem Affenkostüm auf die Bühne gehe. Seit dem Album machen wir das nun alle.
Inhaltlich geht es größtenteils um gesellschaftskritische Aspekte. Dazu kommen die dadaistischen Ansätze, welche alles in ein anderes Licht rücken und oft weit mehr als einen Blickwinkel zulassen. Einige Songs bauen auch auf persönlichen Erlebnissen unseres Sängers und Gitarristen Valentin auf. Die Mischung macht's, und auch wenn es die oft nervösen Klänge nicht glauben lassen, das Thema Reizüberflutung und Konsum sind sicherlich wichtige Punkte.

Kann man auf "The Great Ape Project" überhaupt von Songs im klassischen Sinn sprechen? Oder ist das Album nicht viel eher eine große, durchgängige Einheit? Ich habe mich ja lange schwer getan, überhaupt so etwas wie einzelne Songs herauszuhören.

Von Songs im klassischen Sinne kann man vermutlich nicht sprechen, da sich kaum einmal ein Part wiederholt und die Lieder oft nicht die klassische Struktur eines Songs haben. Wir haben auch das Gefühl, dass viele Leute nicht verstehen wo die eine Nummer endet und die nächste anfängt. Da es oft sehr kurze Songs sind, ist es auch etwas schwierig, sich diese einzeln vorzustellen. Trotzdem gibt es auf dem Album immer wieder verschiedene Grüppchen die man als einzelne Einheit sehen kann, die auch hin und wieder mit Übergangstracks geteilt sind. Aber natürlich ist das nur eine subjektive Meinung, da wir die Songs geschrieben haben.
Andererseits fallen uns bei den Konzerten doch schon einige Leute auf, die genau wissen, wo ein Song aufhört und der nächste beginnt. Deshalb ist es auch gut mögllich das man sich da einfach irgendwann richtig reinhört.

Ist Haese eigentlich im Schweizerdytsch der Plural von Hase? Nördlich des Bodensees sagt man ja „Hasen“...

Haha, ja da liegst du zum Teil richtig mit deiner Vermutung. Natürlich wieder einmal eine Idee des Bassisten. In der Ostschweiz gibt es den wunderschönen Kanton Thurgau (da kommt auch unser Schlagzeuger Andrea her), da haben sie doch einen ziemlich speziellen Dialekt und sagen "Ein Hase, zwei Häse". Als ich das gehört hab, musste ich mich immer wieder drüber lustig gemacht und dies als Ansagen (vor allem im Kanton Thurgau) an Konzerten bringen. Die Leute fanden's witzig, wir auch und so entstand der Name für diesen Track.
Als wir im Studio in Hessen waren, dachte ja einer (von der Band 47 MILLION DOLLARS) wir sagen da "ein Hesse, zwei Hessen".

Und wem wollt ihr da in "Ein Hase, Zwei Haese" den Kopf vom Hals reißen?

Hier der Text von dem Song (welcher vom Sänger der 47 MILLION DOLLARS geschrieben und aufgenommen wurde).

An alle Gleichschritt-Treter,
Steinewerfer, Massenmörder,
verhasste Ignoranten,
Thoughguyaffen, Erbsenzähler.
Der Welt für nichts zu gut seiende verquerte Psychopathen nehmt euch in Acht.
Wir reißen euch den Kopf vom Hals, weil Wir es satt haben mit anzusehen was ihr hier treibt.
47 Million Dollars, in Liebe deine Mutter.


Noch eine Frage zu eurem Background: Was macht ihr denn neben der Musik? Und wie groß ist IN LOVE YOUR MOTHER, bzw. welche Ambitionen habt ihr mit der Band? Als massentauglich ist eure Musik ja nicht unbedingt zu bezeichnen...


Also der Valentin lebt von der Musik, deshalb macht er auch fast nichts anderes als das.
Ich spiele sonst noch viel Klavier und mache wie auch Andrea noch ein bisschen Sport um das ganze körperlich etwas auszugleichen. Was aber unsere große Leidenschaft ist... Achtung jetzt kommt's: Mini-Golf, haha. Nach den Proben spielen wir oft noch eine Partie auch unter den härtesten Wetterbedingungen. Ob es nun hagelt, schneit oder stürmt, wir spielen bis zum Tod.
Naja unsere Ambitionen sind sicher, viele Shows spielen zu können im Aus- und Inland, neue Alben veröffentliche und wenn möglich davon leben. Aber das wichtigste am Ganzen ist der Spaß daran. Spaß daran, Leute im Publikum zu entdecken die sich über unsere Musik freuen, Leute die überhaupt nicht mehr verstehen was abgeht und sich dann kopfschüttelnd aus dem Konzertsaal begeben oder sich an diesem Chaos dem sie ausgesetzt sind erfreuen und sich dann auch noch unsere Shirts und Cds kaufen.

defiledWie muss man sich eine IN LOVE YOUR MOTHER-Show denn vorstellen (ich habe leider die hoffentlich nicht einmalige Gelegenheit verpasst, euch auf der letzten Tour zu besuchen)? Anarcho-Humor mit Affen- und Hasenkostümen? Oder Hipster-Artcore-Ambiente mit Teppich, Weinglas, Stehlampe?

Unsre Shows stehen ganz im Stile des Chaos'. Wir springen rum, springen ins Publikum, machen blöde Ansagen und nehmen uns in useren Affenkostümen nicht allzu ernst. Hauptsache die Energie stimmt und das Publikum hat Freude an uns. Also Anarcho-Humor mit Affen- und Hasenkostümen hat schon was. Auf diese New-Wave-Of-Hipster-Core  mit riesen Plugs etc. haben wir eigentlich auch keinen Bock. Lieber machen wir uns zum Affen.
Ja wir hoffen natürlich auch, dass wir wieder in Deutschland spielen können

Mit wem würdet ihr denn gerne einmal auf Tour gehen?

Puhhhhh... Da gibts ganz viele. Wir zählen mal auf: THE DILLINGER ESCAPE PLAN, THE CHARIOTS (gibts leider nicht mehr), CONVERGE, BETWEEN THE BURIED AND ME, NORMA JEAN, ANIMALS AS LEADERS, PROTEST THE HERO, MESHUGGAH... Ganz viele auf jeden Fall.

Ich würde ja vorschlagen dass ihr euch mal fürs "Euroblast" bewerbt, falls das weiterhin stattfinden sollte...

Ja da haben wir schon von gehört, ist schon in Arbeit! Der Bassist (El Cocko Diablo) von den GRINDFUCKERS hat ein paar CDs an einige Festivals verschickt, die er kennt und denkt dass sie zu uns passen. Da er auch den einen oder anderen an den Festivals kennt könnte es gut möglich sein dass wir nächstes jahr da spielen. Wär auf jedenfall 'ne geile Sache.

War eine eurer Mütter jemals auf einem eurer Konzerte?

Ja, alle waren schon da. Und nicht nur einmal. Auch unsere Väter sind immer wieder am Start.

Und was habt ihr für 2015 vor? Was dürfen wir von euch erwarten?


Naja, Shows spielen, neue Songs schreiben und dabei immer schön viel Spaß haben. Wenn möglich noch 'ne kleine Auslandtour und ein paar Festivals, dann wär's sicher ein tolles 2015.

Das wär's dann soweit mit meinen hoffentlich nicht allzu langweiligen Fragen. Die Gelegenheit für mich, "Danke" zu sagen für die Beantwortung und für eure abgefahrene Musik - und für euch, ein Grußwort an unsere interessierten Leser und Hörer zu richten!

Nei nei, hat Spaß gemacht! Auf jedenfall grüßen wir alle unsere lieben Fans - wo auch immer ihr seid -, alle unsere Unterstützer und hoffentlich sehen wir uns bald an einer Show. Wenn ihr weiterhin wissen wollt, was wir gerade so treiben, liked uns auf Facebook oder schaut hin und wieder auf unserer Website. www.inloveyourmother.com

Bandfoto

Redakteur:
Timon Krause

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