IMPALED: Interview mit Sean

26.03.2005 | 09:46

Sean von IMPALED ist ein ausgesprochener Witzbold und immer für einen flotten Spruch zu haben. Ob das jedoch auch der Grund ist, warum sich der Gute so lange Zeit gelassen hat, meine Fragen zu beantworten, weiß ich nicht. Das neue Album "Death After Life" ist jedenfalls schon gut zwei Monate alt, hat aber natürlich noch nichts von seiner Frische verloren. Vielleicht ist Sean auch deshalb so optimistisch, was die aktuelle Situation der Band anbelangt. Mehr dazu im Folgenden, wo Sean nicht nur seine Vorstellung von Reinkarnation präsentiert, sondern auch erklärt, warum "Death After Life" das wohl härteste Album der Bandgeschichte ist.

Björn:
Hallo, wie geht's?

Sean:
Nun, mein Hund ist gerade gestorben, schön, dass du mich daran erinnerst...

Björn:
Oh, das tut mir leid. Trotzdem möchte ich dir erstmal zum neuen IMPALED-Album gratulieren. Ich gehe mal davon aus, dass du ebenfalls sehr zufrieden mit dem Resultat eurer Arbeit bist?

Sean:
Danke! Ja, wir lieben das neue Album. Es ist zwar ein Klischee, das zu sagen, aber es ist ganz sicher unser bisher härtestes Album.

Björn:
In meinem Infoblatt stand etwas über ein ziemlich krankes Konzept. Worum geht es auf "Death After Life"?

Sean:
Es geht um vier Wissenschaftler, die nach einer Methode suchen, die Toten wieder zum Leben zu erwecken. Sie experimentieren in ihren Labors und Kollegien und am Ende probieren sie sogar an sich selber Experimente aus. Das Ganze hat ein sehr überraschendes Ende, das ich jetzt hier noch nicht verraten möchte. Kauft euch das Album! Oder lest euch die Texte auf unserer Homepage durch...

Björn:
Was fasziniert dich an diesem Thema?

Sean:
Ich habe mich schon immer für Schleim interessiert, du nicht?

Björn:
Naja, nicht wirklich. Aber gut, dann reden wir mal über den Titel des Albums. Ist das eine Parodie auf IRON MAIDEN?

Sean:
Hm, das habe ich so noch gar nicht betrachtet. Tja, das war es dann wohl mit dem Titel für unser Live-Album, haha!

Björn:
Was glaubst du denn, was nach dem Leben mit dem Tod passiert?

Sean:
Du wirst von Würmern zerfressen, oder wenn du Glück hast, wirst du ins Krematorium gebracht und von einer Kanone zerstört, so wie Hunter S. Thompson.

Björn:
Dann stelle ich die Frage einmal anders herum. Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?

Sean:
Puh, jetzt hast du mich aber am Arsch gepackt. Ich persönlich denke, dass es in jedem lebenden Etwas eine Seele und eine gewisse Energie gibt. Das ist ein Fakt. Ob man das jetzt als Seele bezeichnet oder nicht, jeder Mensch hat ein gewisses Energieniveau. Elektrische Impulse kreieren ein Feuer und wir alle produzieren eine bestimmte Anzahl an Volt. Nach dem Tod des Körpers entflieht die Seele in die Atmosphäre und wird von anderen Lebewesen wie Pflanzen, Algen oder Insekten absorbiert. Diese wiederum sterben auch irgendwann und der Kreislauf nimmt kein Ende.
Das ist die Basisidee von Reinkarnation. Wie auch immer, ich glaube, dass diese Energie das Ego bzw. die Persönlichkeit bestimmt. Ich glaube nicht, dass nach dem Tod noch ein "du" da ist; es existiert einfach nur Energie, die weder erschaffen noch zerstört werden kann. Die richtige Antwort ist aber, dass keiner eine exakte Idee hat, was genau passieren wird. Aber das Leugnen der Idee eines Lebens danach, wie immer die auch aussehen mag, zeigt den Mangel an Vorstellungskraft mancher Menschen.

Björn:
ALs ich die neue Scheibe zum ersten Mal gehört habe, schoss mir als erstes der Name CARCASS in den Kopf. Sie waren sicherlich ein ziemlich großer Einfluss für dieses Album, nicht wahr?

Sean:
Beim neuen Album eigentlich nicht so sehr. Wir tragen unsere Einflüsse auf unseren T-Shirts, doch CARCASS passen da dieses Mal nicht so richtig rein. In Sachen Death Metal höre ich mir lieber GRAVE, PESTILENCE, alte DEATH, ENGORGED, LORD GORE, UNLEASHED and solche Bands an. Ich höre nebenbei aber auch noch Black und Thrash Metal, und sogar das Album von RISING FORCE kommt ab und zu mal in den Player. Vom Metal mal abgesehen stehe ich noch auf Bands wie MAHAVISHNU ORCHESTRA, RETURN TO FOREVER, GOBLIN, SECRET CHIEFS 3 und Horror-Soundtracks wie zum Beispiel der von "Lucifer Rising", den Bobby Beausoliel gemacht hat. Ich habe übrigens gerade einen Soundtrack zu einem Film namens "Dollar" bekommen, den Quincy Jones inde Siebzigern gemacht hat. Ich habe den Film noch nie gesehen, doch der Soundtrack ist der Hammer.

Björn:
Auf eurem neuen Album gefällt mir besonders gut, dass ihr nicht die ganze Zeit mit eurem technischen Können protzt. Weißt du, was ich damit meine?
Viele Death-Metal-Bands vergessen teilweise die Musik, wenn sie sich in zig Breaks und Tempowechsel verfangen. Was denkst du über solche Sachen?

Sean:
Es hat einen Platz in der Szene verdient, aber es wird dieser Tage schon mal öfters übertrieben viel gefrickelt. Das Sngwriting als solches sollte im Vordergrund stehen! Wir konzentrieren uns auf das Schreiben interessanter Songs anstatt zu zeigen, was wir an unseren Instrumenten draufhaben. Das Ziel ist es, dass die Leute ihren Kopp zur Musik schütteln und nicht, dass er verrenkt wird.

Björn:
Im Vergleich zu eurem vorangegangenen Stoff ist die neue Platte eh ziemlich straight, findest du nicht auch?

Sean:
Ja, wir haben versucht, ein wenig Fett beim Arrangieren der Songs abzutrimmen.

Björn:
Welche eigentliche Idee hattet ihr denn, als ihr mit dem Songwriting begonnen habt?

Sean:
Das war eine ziemlich beschissene Situation, denn während wir an neuen Songs arbeiteten, suchten wir gleichzeitig nach einem zweiten Gitarristen, was vielleicht auch die Kürzung von epischen Gitarrenharmonien begründet, auf die wir bei unseren alten Sachen öfter zurückgegriffen haben. Wir haben uns das Ziel gesetzt, das härteste Album zu komponieren, das wir zu der Zeit machen konnten. Wir wollten nur thrashen.

Björn:
Ihr habt in eurer Karriere schon diverse Mini-CDs auf den Markt gebracht und die meisten davon sind zwischen zwei Full-Length-Releases erschienen. Werdet ihr an dieser Arbeitsweise in Zukunft festhalten?

Sean:
Gewöhnlich haben wir die Teile nur veröffentlicht, weil das Label das Interesse an der Band am Leben halten wollte. "Choice Cuts" haben wir zum Beispiel auf Geheiß unseres Labels veröffentlicht, und um den Fans etwas Spezielles für ihr Geld zu geben. Wir wollten alle Demos darauf packen für diejenigen, die uns schon seit Jahren danach gefragt hatten. Natürlich haben sich, wie es in der Metal-Szene nun mal so ist, einige weinerliche Idioten darüber aufgeregt, dass wir eine Retrospektive herausgebracht haben, obwohl wir erst ein Album draußen hatten, aber das bekommt man wohl, wenn man versucht, Metalheads gegenüber nett zu sein.

Björn:
Gilt das denn auch für die Split-CDs. Ich mag die Teile wirklich sehr, vor allem das Teil mit ENGORGED. Wird es davon in Zukunft noch mehr geben?

Sean:
Wir haben zwar keine geplant, aber ich bin mir sicher, dass wir davon noch mehr machen werden.

Björn:
Wer entscheidet denn, welche Bands auf solche Split-CDs kommen?

Sean:
In unserem Fall sind es immer Bands gewesen, mit denen wir befreundet sind. ENGORGED sind diesbezüglich eine Art Schwester-Band. Sie lieben es, wenn ich sie so bezeichne. Die Leute denken dann, dass sie ihre Zeit damit verbringen, mit Puppen zu spielen und Teepartys zu feiern, was gar nicht mal so abwegig ist.

Björn:
Gibt es denn eine Wunschband für einen solchen Release?

Sean:
Wenn ich mir einen Partner wünschen könnte, dann wären das STRUNG OUT, eine lokale Punkband, oder MUNICIPAL WASTE.

Björn:
Kommen wir noch einmal zur neuen Scheibe. Du sagtest schon, dass es die bisher härteste ist und da stimme ich mit dir überein. Würdest du denn behaupten, dass "Death After Life" eure Vision des Death Metal komplett widerspiegelt?

Sean:
Ich denke, dass ich noch nicht genügend Abstand zum neuen Material habe, um zu sagen, dass es perfekt ist. Ich finde immer irgendwelche Sachen, die ich gerne verbessern würde, und manchmal würde ich auch gerne einige Parts ändern. Normalerweise fallen mir immer ein paar sinnvolle Ergänzungen um die vier Monate nach Veröffentlichung ein.

Björn:
Wo stehen IMPALED denn 2005? Wie würdest du das Ganze beschreiben?

Sean:
Wir sind die beste Death-Metal-Band. Ach was, die beste Band auf dem Planeten. Beide Hände nach unten...

Björn:
Aha, seid ihr das schon immer gewesen?

Sean:
Ja, in vielerlei Hinsicht schon.

Björn:
Wie geht es denn jetzt bei euch weiter? Jetzt wo ihr Century Media im Rücken habt, sollte es doch ziemlich leicht sein, eine Tour in Europa zu organisieren.

Sean:
Ich weiß nicht, ob sie auch etwas mit unseren Touraktivitäten zu tun haben, aber ich wünschte, sie könnten da etwas organisieren. Ich würde sehr gerne in diesem Jahr nach Europa kommen, und ich weiß, dass die Shows echte Killer wären.

Björn:
Ihr seid aber schon zufrieden mit eurer Plattenfirma, oder?

Sean:
Bisher ist die Arbeit mit den Leuten in der Promotion wirklich sehr gut gelaufen. Heather in der amerikanischen und Jan in der deutschen Abteilung sind wirklich cool und haben einiges für uns getan.

Björn:
Aber noch mal zur Live-Situation: Bestehen ansonsten keine Pläne?

Sean:
Wir werden eine kurze Tour mit ENGORGED und LORD GORE machen, und dann noch eine mit ROTTEN SOUND und ABORTED im Mai. Außerdem arbeiten wir an einigen anderen Sachen, die, wenn sie sich bezahlt machen, wirklich verdammt geil werden.

Björn:
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber seid ihr nicht schon mal in Europa gewesen?

Sean:
Nun, meine Mum hat mit mir einige Kathedralen und Ruinen besichtigt, ich habe einige miese Sandwiches gegessen und habe herausgefunden, dass die Europäer ihre Cola nicht mit Eis trinken. Ach, du meintest mit der Band? Nein, zusammen sind wir noch nicht dort gewesen.

Björn:
Also kannst du keinen Vergleich mit den Shows in den Staaten ziehen?

Sean:
Nein, aber wir haben auf jeden Fall bessere Sandwiches. Dafür stehen bei euch aber wirklich unglaublich schöne Kathedralen.

Björn:
Wären die Sommerfestivals denn nicht ein guter Anlass, um zum ersten Mal herüberzukommen? Werden wir euch dort sehen?

Sean:
Das will ich hoffen!

Björn:
Wir haben jetzt schon einiges über deine Erwartungen gesagt, aber was denkst du, erwarten die Fans von IMPALED?

Sean:
Ich denke, dass sie recht niedrige Erwartungen hatten, doch von nun an geht es nur noch aufwärts!

Björn:
Seid ihr denn bereit den Fans das zu geben, was sie sich dann jetzt erhoffen?

Sean:
Ja klar, warum nicht? Sie verdienen es, milde 45 Minuten unterhalten zu werden.

Björn:
Möchtest du ihnen sonst noch etwas mitteilen?

Sean:
Hört gut zu, ihr verdammten Trottel: Geht raus und holt euch dieses gottverdammte Album. SOFORT! Wenn ihr nicht euer letztes Hemd für den neuen Mist von IMPALED hergebt, dann wird die Hölle über euch hereinbrechen!

Redakteur:
Björn Backes

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