HANKER: Interview mit Pascal Cliche

01.01.1970 | 01:00

HANKER ist nicht erst seit kurzem ein Geheimtipp im metallischen Untergrund rund um den Erdball. Die Band existiert seit beinahe zwanzig Jahren und ist somit bestückt mit alten Hasen des Musikzirkus. Nicht zuletzt durch ihre fast schon fanatische Liebe zu Deutschland und seinen Metalfans führte mich mein Weg direkt in die Fänge des sehr sympathischen HANKER-Sängers und -Gitarristen Pascal Cliche, der mehr Informationen zum wahrlich bärenstarken Material des neuen Albums "Web Of Faith" über den Äther feuerte.

Alex:
Hi Pascal! Lass uns zunächst zu euren Wurzeln im Jahr 1985 zurückgehen. HANKER haben seitdem eine abwechslungsreiche Historie mit Tops und Flops hinter sich gebracht. Kannst du diesen Ansatz etwas genauer ausführen?

Pascal:
Ja, uns gibt es schon eine ganze Weile. Aber als wir uns formierten, waren wir noch alle sehr jung und wir hatten sehr viel zu lernen. In dieser Hinsicht hatten wir einige schlechte Richtungen, aber auch etliche gute eingeschlagen. Wir waren in diesen Zeiten manchmal glücklich und öfter mal sehr unglücklich. Das ist denke ich der normale Weg des Lebens. Du stehst morgens auf und probierst immer dein Bestes zu geben, ganz gleich, was abends unterm Strich dabei rauskommt. Ich bin mir aber sicher, dass heute die Wege für HANKER in die richtige Richtung laufen!
Wir haben eine Company (Skyscraper Music), die an uns glaubt und wir haben in den letzten Jahren großartige Leute getroffen, die zu einhundert Prozent an die Band HANKER glauben. Wie auch immer, letztes Jahr waren wir in Deutschland und ein Traum wurde war. Großartig, eines der einflussreichsten Metalländer zu bereisen.

Alex:
Die letzten zwanzig Jahre waren ja im Allgemeinen nicht leicht für Metalacts in Amerika. Was hat sich in den letzten Jahren verändert, dass sich ein Sinneswandel im amerikanischen Volk eingestellt hat, der letztendlich in einer größeren Zuwendung zum traditionellen Metal gipfelt?

Pascal:
Wir haben den Glauben an den Heavy Metal nie verloren und in diesen schwierigen Jahren hat so manch einer versucht, unseren Stil hin zu höherer Marktaufmerksamkeit zu manipulieren. Wir hörten aber immer auf unser Herz, haben auf diese Jungs gepfiffen und unseren Stil nicht die Bohne verändert. Mit Sicherheit kann ich behaupten, dass gerade die deutschen Metaller immer für HANKER da waren (großartige Rezensionen etc.) und dieser Fakt hat uns immens geholfen und hilft uns auch heute noch. In der Absicht, die Musik unseres Herzens auch weiterhin spielen zu können, haben wir unseren Lebensstil heutzutage daraufhin ausgerichtet. Klar gibt es immer noch sehr schwache Absatzmärkte, wie zum Beispiel Nordamerika. Ich denke aber, dass selbst in diesen Regionen der Hunger auf traditionellen Metal wieder aufkommen wird, da die Menschen zunehmend die Schnauze voll haben von One-Hit-Wondern und musikalischen Eintagsfliegen.

Alex:
Der traditionelle Metal ist also auch in Amerika wieder im Kommen?

Pascal:
Ja, aber warum, weiß so recht keiner. *lacht*

Alex:
Kannst du mir ein wenig mehr über das aktuelle HANKER-Line-up erzählen? Woher sollten mir die Mitglieder bereits bekannt sein?

Pascal:
Patrick und ich zocken schon seit der High School zusammen. Luc kam 1990 dazu und Denis stieß 1998 zur Band. Patrick, Luc und meine Wenigkeit haben noch nie in einer anderen Band als HANKER gespielt. Bevor Denis hinzukam, haben wir lediglich in einer METALLICA-Tribut-Band gelärmt. Andere Projekte sind nichts für uns, da ich persönlich denke, dass solche Ausritte der Hauptband schaden. Das ist aber lediglich meine Meinung. Ich in einer anderen Band? Ich käme mir vor wie ein Verräter!

Alex:
Eure neue Scheibe "Web Of Faith" steht ganz in der Tradition älterer IRON MAIDEN, ihres dritten Sängers Soloband BLAZE, HELLOWEEN und der großartigen JAG PANZER. Wie würdest du ein solches Urteil kommentieren?

Pascal:
Nun ja, es ist schön mit solch geilen Bands verglichen zu werden. Auch wenn keiner von uns irgendwelche JAG PANZER-Alben besitzt *lacht*. Es ist also recht witzig, da ich wirklich nur wenige PANZER-Songs gehört habe, die aber zugegebenermaßen super sind. Aber irgendwie ist es schon strange, mit irgendwem verglichen zu werden, den man eigentlich nicht kennt. Wir haben ja nicht wirklich versucht, irgendwelche neuen Stilrichtungen zu kreieren. Wir haben traditionelle Tracks komponiert, die zwangsläufig Vergleiche zulassen. Und deine Vergleiche machen mich schon stolz.

Alex:
Stehen die Songs textlich für sich alleine oder existiert ein lyrisches Konzept?

Pascal:
"Web Of Faith" ist ein Konzeptalbum. Das Thema ist das Vertrauen, das jeder in sein Leben setzt. Und es beackert intensiv den Glauben und die Religion. Komisch ist doch, dass fast jede Nation ihre eigenen Glaubensinstitutionen unterstützt und ihre Glaubensrichtungen forciert. Alle diese Glaubensrichtungen predigen den Menschen, Gutes zu tun. Und im Endeffekt ist der kleinste Nenner, auf den wir uns einigen können, Kriege zu führen und zu töten, um Liebe und Frieden für das eigene Volk zu erreichen. Sind den Menschen zu ungleich?

Alex:
Erzähl mir mehr über die Texte.

Pascal:
Alle Lyrics handeln von Fragen, die ich an Religionen, an den Glauben an sich und letztendlich auch Resultate, wie zum Beispiel Kriege, stelle. Sozusagen an die Stupidität der Menschen. 'Empower' handelt zum Beispiel von der Welt nach dem 11. September 2001 und über den Fakt, für Liebe und Glauben zu kämpfen. Liebe und Glauben sind in unser aller Herzen, nicht nur in einigen wenigen. 'Stigmata' handelt von Jesus und seiner Predigt, dass Gottes Reich nicht im Himmel ist, sondern in unseren Herzen. 'Under Cover Of Darkness' handelt von der Tatsache, dass Nachrichten immer während der Nacht geschrieben werden beziehungsweise in Druck gehen, um morgens in den Tageszeitungen zugänglich zu werden. Die Schaffenden entscheiden dabei manchmal recht einseitig, wer der Gute und wer der Böse ist und die Menschen übernehmen nicht eben selten diese Meinungen. Man kann auf diese Art sehr manipulierend auf die Völker eingehen und wir könnten in einem großen Netz aus Lügen leben ... einem web of lies! Aber Leute, letztendlich machen wir Musik, nichts weiter ... also nehmt mich nicht zu ernst *lacht*.

Alex:
Das Coverartwork scheint sehr inspiriert zu sein von Filmen wie "Matrix" und "Johnny Mnemonic". Woher stammt die Idee, eure Musik in dieser künstlerischen Form bildlich umzusetzen?

Pascal:
Wir wollten für die vierte Scheibe eine frische Idee haben. Auf keinen Fall wollten wir Drachen und Feuer, was ja null zu unserer Musik gepasst hätte. Wir haben also über das textliche Konzept nachgedacht und einige Ideen mit einem Zeichner ausprobiert. Letztendlich kam dabei aber nichts Zählendes heraus. Wie es manchmal so ist, hat unser Fotograph von unseren Überlegungen Wind bekommen und uns von einem seiner alten Schulfreunde erzählt, genauer gesagt von einer seiner alten Hausarbeiten, die er im letzten Jahr erschaffen hat. Und dann, welch Überraschung, war es genau das Bild, das ich die ganze Zeit in meinem Kopf hatte. Wir entschieden uns also, mit diesem Freund, David Faucher, zusammenzuarbeiten. Nach und nach entstand so das beste HANKER-Artwork, das je unsere Musik präsentierte. Der Computertouch kommt durch meine textlichen Anregungen, dass der neue Jesus oder eher der Glaube an sich durch das Internet verkörpert werden könnte. Du findest alles im World Wide Web, all die Antworten auf deine Fragen. Du musst nur aktiv danach suchen.

Alex:
Kommen wir auf den Aufnahmeprozess von "Web Of Faith" zu sprechen. Wo habt ihr die Scheibe eingetütet, wie viel Zeit ist dabei ins Land gegangen und wer zeichnet sich für die Produktion verantwortlich?

Pascal:
Wir hatten dieses Mal einen Haufen Spaß bei den Aufnahmen, obwohl die Aufnahmen eigentlich sehr harte Arbeit darstellen. Wir haben ja schließlich nach den Aufnahmen auch noch jobben müssen. KATAKLYSMs Gitarrero Jeff Dagenais hat mit uns und Skyscraper Music gemeinsam "Web Of Faith" produziert. Wir hatten einige technische Probleme zu bewältigen, die sich aber letztendlich zum Besten hin gelöst haben. Während der Aufnahmen und während dieser Problematiken hatten wir aber bereits das Gefühl, dass "Web Of Faith" eine tolle Scheibe wird und all diese Probleme und ihre Lösungen Teil von ihr sind, die dazu beitragen, etwas für uns Perfektes zu erschaffen.
Wir haben bereits mit dem Komponieren neuer Tracks begonnen. Keine Ahnung, wann diese spruchreif werden, aber sie sind bereits in der Mache. Ich denke, es sollte nicht so lange Zeit vergehen, bis wir wieder die Soundhallen entern werden.

Alex:
Die Musik HANKERs ist ja sehr klassisch und manch einer könnte maulen, dass ihr die ollen Kammellen aufwärmt. Meiner Meinung nach würzt ihr euren traditionellen US Power Metal mit sehr vielen Thrash-Metal-Trademarks und Bay-Area-Riffing. Außerdem ist die neue Scheibe extrem düster ausgefallen. Wie kommt es zu dieser harte und finstere Stimmung?

Pascal:
Danke, das ist mehr realistisch als negativ und geht runter wie Öl. Wie in METALLICAs Song, ist das traurig aber wahr *lacht*. Vielleicht rührt es daher, dass ich seit ich acht Jahre alt geworden bin, umgeben bin vom Tod. Ich fand meinen Vater damals tot in seinem Bett und viele Freunde und Familienmitglieder sind ihm seitdem gefolgt. Der Tod und sein Mysterium beschäftigen mich tagtäglich. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Erblicken wir Gott oder ein höheres Wesen, nachdem wir unseren letzten Gang angetreten haben?
Der klassisch musikalische Einfluss kommt von den klassischen Metalbands wie IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, METAL CHURCH und HELLOWEEN. Wir versuchen einfach, herzgetränkte Songs zu schreiben, egal wie sie im Endeffekt klingen. Hauptsache ist, dass sie uns selbst stolz machen.

Alex:
Wie sieht es mit deiner Einstellung zum Leben aus?

Pascal:
Um mich herum gab es immer Liebe und Unterstützung von meiner Familie und meinen Freunden und die Musik hat mir geholfen, meinen Platz im Leben zu finden. Vor einer Weile lief es mal nicht ganz so gut. Alles stagnierte, es lief nicht rund und ich war ziemlich down. Ich ging daraufhin zurück auf die Schulbank und heute bin ich Englischlehrer an einer High School. Meine Studenten lieben mich, weil ich in einer Heavy-Metal-Band singe und sie diesen Umstand sehr cool finden. Das Leben ist also verrückt und letztendlich doch eigentlich wunderbar. Du musst nur an dich selbst glauben und die zwangsläufig auch mal existenten schlechten Zeiten mit diesem Glauben überwinden. Vergiss einfach niemals, dass du alles tun kannst, was du willst, wenn du es nur willst. Dieser Zustand alleine ist nicht leicht zu erreichen.

Alex:
Können wir HANKER irgendwann in nächster Zeit in Deutschland bewundern?

Pascal:
Das wäre so geil und wir wünschen es uns wie kaum etwas anderes. Wir versuchen mit aller Macht, im nächsten Sommer wieder nach Deutschland überzusetzen. Wir lieben das Land und seine Metalheadz einfach, die seit Anbeginn so an den Heavy Metal glauben. Deutschland ist einfach das Paradies für uns *lacht*.

Alex:
Wie würdest du eure Musik in deinen eigenen Worten vorstellen und was erwartet uns auf einem eurer Gigs?

Pascal:
HANKERs Musik hat sehr viel Energie und ihr könnt sehr viele emotionale Facetten in den Songs finden. Die Livesituation lieben wir über alle Maße. Wenn du diese ganzen Menschen vor der Bühne siehst, die sich voll mit der Musik HANKERs identifizieren können, ist es das magischste Element von allen. Es gibt nichts Schöneres, als wenn die Leute zusammen mit dir Textpassagen anstimmen. Ich überlege mir dann immer, dass diese Jungs und Mädels nach dem Gig aus der Halle schlendern und auf dem Heimweg nochmals diese Zeilen vor sich hin summen oder singen ... magisch! Es ist dann, als wäre HANKER ein klitzekleiner Teil ihres Lebens.

Alex:
Pascal, du bist ein sehr angenehmer Interviewpartner. Danke schön für die Einblicke in eure Band. "Web Of Faith" ist ein großartiges Album, mit dem ihr hoffentlich viele Menschen erreichen werdet. In diesem Sinne viel Erfolg. Letzte Worte?

Pascal:
Der Dank geht ungebremst an dich zurück. Wir kommen mit tausendprozentiger Sicherheit zurück nach Deutschland. Nicht zuletzt, weil euer Bier so lecker ist *lacht*. Für alles Weitere wendet euch auf unserer Website an uns. Diese Page ist ein wundervoll aufgemachter Liebesbeweis unseres langjährigen Freundes Pierre Begin. Zu guter Letzt wünsch ich euch allen, dass "Web Of Faith" in der Lage sein wird, euch situativ dahin zu bringen, wo auch immer ihr gerade sein möchtet. Und zuallerletzt ... Germany rulez!!!

Redakteur:
Alex Straka

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