HAMMERFALL: Interview mit Oscar Dronjak zu "Live! Against The World"

22.10.2020 | 21:48

HAMMERFALL-Guitarrero Oscar Dronjak plaudert mit uns über das anstehende Livealbum "Live! Against The World".

In Zeiten, in denen Livekonzerte zu einer echten Rarität geworden sind, ist es natürlich umso erfreulicher, wenn man sich das fehlende Liveerlebnis zumindest mit einem Mitschnitt aus besseren Zeiten ins heimische Wohnzimmer holen kann. So lange wie sich das jetzt anhören mag, ist besagtes Konzert aber noch gar nicht her, es wurde am 15.02.2020 in Ludwigsburg aufgezeichnet. Erscheinen wird "Live! Against The World" am 23.10.2020 als Earbook, Blue Ray/CD Digipak, 3 LP Vinyl und im digitalen Format. Alle Fragen zum Release sowie der zugehörigen Tour hat uns Oscar Dronjak, seines Zeichens Gitarrist und Hauptsongschreiber von HAMMERFALL, in einem wie immer sehr netten Gespräch bereitwillig beantwortet.


Hallo Oscar, schön dass du Zeit für uns gefunden hast. Lass uns über das neue Livealbum von HAMMERFALL sprechen, es ist das mittlerweile dritte, wenn ich richtig mitgezählt habe.

Richtig, wir haben "One Crimson Night" 2003 und "Gates Of Dalhalla" im Jahr 2012 herausgebracht, es war also mal wieder an der Zeit für ein Neues.

"Live! Against The World" wurde im Frühjahr in Ludwigsburg aufgenommen, und zwar das komplette Konzert. Es ist also kein Zusammenschnitt von verschiedenen Shows, wie man es ja heute auch öfters sieht.

Als ein Fan gefällt es mir immer besser, eine komplette Show zu hören als einen Zusammenschnitt. Es ist fast wie ein Bootleg, der Hörer bekommt einen Eindruck von einem kompletten Abend der Tour vermittelt. In diesem Fall auch ein sehr guter Eindruck wie ich finde, denn wir haben es an diesem Abend geschafft, eine ganz ordentliche Show auf die Beine zu stellen (lacht). Es ist ja nicht selten so, dass auch mal etwas schief läuft an einem Konzertabend. Das kann von Pyro, die nicht richtig zündet, über Probleme mit dem Sound oder plötzlich reißende Gitarrensaiten alles mögliche sein. Deshalb sind wir sehr froh, dass an diesem Abend wirklich alles optimal gelaufen ist, und wir diese Show aufs Band gebannt haben (lacht).

Die Audioqualität des Ganzen ist wirklich sehr gut, was mir bereits damals bei der Show in Leipzig positiv aufgefallen ist. Das war übrigens eines meiner letzten Konzerte in diesem Jahr.

Vielen Dank, für das Mixing ist unser Gitarrist Pontus verantwortlich. Er ist wirklich gut in diesen Dingen, er weiß was er tut (lacht). Wir sind glaube ich zwei Wochen nach der Show in Leipzig nach Hause gefahren, das war gerade der Zeitpunkt, als Italien mit dem Lockdown begonnen hat. Wir sind wirklich froh, dass wir diesen Tourabschnitt noch beenden konnten, ohne einen Termin absagen zu müssen. Leider mussten wir im März einige Shows in Dänemark und Schweden absagen, aber die Deutschlandtour konnten wir glücklicherweise noch beenden.

Ich bin auch sehr glücklich, dass ich die Show noch erleben konnte, denn meiner Meinung nach wäre sie auch in jedem anderen Konzertjahr ein absolutes Highlight gewesen. Es war ein komplett runder Konzertabend.

Vielen, vielen Dank. Es war auch für uns eine richtig gute Tour und eine positive Erfahrung. Besonders weil wir BATTLE BEAST als Special-Guest dabei hatten und Noora einen Song mit uns zusammen performt hat. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir uns im Vorfeld dafür entschieden haben, einen dieser Termine aufzuzeichnen.

In den meisten Fällen sind Livealben von Bands ja gleichzeitig auch eine Art Best Of. In eurem Fall kann man das denke ich ebenfalls sagen, denn ihr hattet in der Setliste ja Songs aus allen bisherigen Alben vertreten.

Das hat sich zufällig so ergeben. Joacim macht sich zusammen mit mir im Vorfeld einer Tour immer Gedanken, welche Songs wir spielen könnten. Das ist zuerst eine grobe Liste mit ca. 35 bis 40 Songs, von denen einige er unbedingt in der Liste haben will, andere wiederum will ich unbedingt dabei haben. Davon fliegen dann einige wieder raus und mit der Zeit kristallisiert sich dann die endgültige Setliste heraus. Es war aber nicht geplant, dass wir von jedem Album mindestens einen Song spielen, das ist tatsächlich zufällig so entstanden. Wir möchten aber natürlich auch bei jeder Tour ein bisschen Abwechslung reinbringen, immer nur die gleichen Songs zu spielen wird irgendwann langweilig (lacht). Nicht nur für uns, sondern auch für die Fans.

Was mir auf der Tour aufgefallen ist, dass bei den Fans im Publikum wirklich alle Altersklassen vertreten waren.

Das ist das Großartige am Heavy Metal, besonders in Ländern wie Deutschland oder Schweden. Es spielt keine Rolle wie alt man ist, oder welches Geschlecht oder welche Hautfarbe man hat. Es ist egal wer du bist, wenn du Heavy-Metal-Musik liebst, dann bist du jederzeit willkommen.

So ist es. Gerade aber für jüngere Fans, welche die älteren Alben vielleicht nicht mehr kennen, ist so ein Livealbum ja auch eine gute Möglichkeit, um sich einen Überblick über das bisherige Schaffen von HAMMERFALL sowie die Livequalität der Band zu verschaffen.

Das ist richtig, es ist eine sehr gute Möglichkeit um neuen Fans die Band vorzustellen, da von jeder Scheibe mindestens ein Song enthalten ist. Aber auch der langjährige HAMMERFALL-Fan kommt voll auf seine Kosten, da wir natürlich auch die Klassiker spielen. Im Vergleich zu unseren beiden anderen Livealben sind wir mittlerweile sogar eine komplett andere Band, obwohl es fast das gleiche Line-up wie 2012 ist. Die Energie bei den Liveshows ist mittlerweile so viel besser als damals, meiner Meinung nach. Der Spaß, den wir als Band daran haben, zusammen zu spielen und auf der Bühne zu stehen, die Bühnenshow und die Interaktion mit den Fans. All das wird in dieser Liveshow sehr gut transportiert, und genau das macht eine HAMMERFALL-Show aus.

Kommen wir zu einem weniger erfreulichen Thema. Leider musste eure komplette US-Tour abgesagt werden. Wäre das Livealbum eigentlich auch jetzt im Oktober erschienen, wenn die Tour stattgefunden hätte, oder wäre es dann erst später veröffentlicht worden?

Normalerweise wären wir gerade jetzt dort, wenn ich mich nicht irre. Aber nein, der Release des Livealbums war ursprünglich schon für diesen Zeitraum eingeplant. Wir sind echt froh, dass wir das Ganze schon im Kasten hatten, als die Hölle losbrach. So konnten wir in Ruhe daran arbeiten während der Sommermonate, als ohnehin alle Shows abgesagt wurden. Es ist sicher auch gut, ein hochqualitatives Liveprodukt in einer Zeit herausbringen zu können, in der es so gut wie kein Live-Entertainment mehr gibt. Wir sind sehr stolz auf dieses Produkt, da es unserer Meinung nach alle wesentlichen Elemente einer HAMMERFALL-Show wiedergibt.

Arbeitet ihr dann in der Zwischenzeit bereits am nächsten Studioalbum?

Wir haben einen Dreijahresplan. Natürlich haben wir jetzt Zeit, aber wir wollen auch nichts überstürzen. Zudem ist unser letztes Studioalbum erst im letzten Jahr erschienen. Obwohl die US-Tour erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, hoffen wir natürlich, dass wir sie trotzdem noch irgendwann spielen können, vielleicht sogar im nächsten Jahr. Ein neues Studioalbum würde dann voraussichtlich im Jahr 2022 anstehen.

Dürfen in Schweden eigentlich derzeit Livekonzerte stattfinden?

Nein, leider nichts in dieser Richtung. Es wird darüber diskutiert, das Ganze etwas zu lockern, aber aktuell darf nichts stattfinden. Kein Konzert, nicht einmal Livemusik in einem Pub. Alles komplett aus, die gesamte Kulturbranche hat es derzeit echt nicht leicht in Schweden.

Das ist in Deutschland leider nicht anders. Hier gibt es verschiedene Ansätze, z.B. im Autokino oder mit Sitzplätzen und Abstand. Kannst du dir sowas auch für eine HAMMERFALL-Show vorstellen?

Das ist schon schräg. Sachen wie diese mögen vielleicht in anderen Genres funktionieren, aber nicht im Heavy Metal meiner Meinung nach. Heavy-Metal-Shows leben von der Interaktion zwischen Band und Publikum und der Energie, die dabei entsteht. Wenn diese Interaktion wegfällt, dann geht auch eine Menge der Energie verloren und damit auch die Magie einer Liveshow. Sitzplatzkonzerte sind da zwar etwas besser, allerdings auch nicht optimal. Immerhin sieht man da als Band sein Publikum, aber auch das kann ich mir für ein Heavy-Metal-Konzert nur schwer vorstellen. Hoffen wir, dass das Ganze bald vorbei ist, und wir die Shows wieder wie vorher genießen können.

Das wäre wirklich wünschenswert. Vielen Dank lieber Oscar, möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?

Ich bin persönlich sehr glücklich, dass wir endlich ein Livealbum in Deutschland aufgenommen haben. Seit Tag 1 haben uns die deutschen Fans in ihre Herzen geschlossen und das haben wir nicht vergessen. Auch sind wir froh, dass wir die Show in Ludwigsburg aufgenommen haben, wir haben sehr viele schöne Erinnerungen an diese Stadt. In der Rockfabrik in Ludwigsburg, die leider letztes Jahr schließen musste, haben wir bereits auf unserer allerersten Tour gespielt anno 1997. Auch wenn wir diesmal leider nicht in der gleichen Location auftreten konnten, so haben wir trotzdem viele Freunde hier. Alles Gute und bleibt gesund.

Redakteur:
Hermann Wunner

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