Gruppentherapie: RAM - "Death"

13.02.2012 | 08:27

Die Schweden RAM haben mir ihrem jüngsten Output "Death" wieder einmal ins Schwarze getroffen und ein heißes Traditions-Langeisen präsentiert. Die Kollegenschaft unseres Magazins zollt unserem Soundcheck-Sieger im Januar ganz überwiegend Beifall, wie unsere Gruppentherapie zeigt.

  

Die Schweden RAM eröffnen ihr brandneues Werk ungewohnt ruhig mit Klängen, die an die Synthies des PRIEST-Werkes "Turbo" erinnern. Das Intro mündet in das Stück '...Comes From The Mouth Beyond', welches kraftvoll und mit messerscharfem Riffing versetzt aus den Boxen dringt. Oscar Carlsquist lässt hier tolle Screams vom Stapel, obgleich er die Halford'schen Sphären früher Tage nicht ganz erreicht. Mit 'Defiant' haben die Schweden einen echten Knaller auf das Werk gepackt, der mit viel Speed, feinen Soli und ordentlich Druck die besten Momente von JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN fusioniert. Klasse! Mit dem bereits bekannten 'Under The Scythe’ und 'Flame Of The Tyrant' bietet "Death" zwei weitere Übersongs mit viel Tempo, deren beachtliche Live-Qualitäten die Schweden bereits beim Metal Assault-Festival Mitte Januar 2012 unter Beweis stellen konnten. Auch das ungewohnt ruhige 'Frozen' fügt sich prima in den Gesamtablauf der Scheibe ein. Hier gibt es nichts zu überlegen: Fans der traditionellen Metal-Schule müssen hier zuschlagen!

Note: 8,5/10
[Martin Loga


Heiß erwartet wurde er, der neue Longplayer der schwedischen Heavy-Metal-Turbinen RAM, die mit ihren bisherigen Rundlingen zwei voll ins Schwarze bei allen Verfechtern des wahren Edelstahls treffen konnten. Während man auf dem Erstling "Forced Entry" noch stark im Fahrtwasser von JUDAS PRIEST agierte und damit eine exzellente Figur abgeben konnte, ergänzte man diesen Stil auf dem letzten Silberling mit einer großen Tube MERCYFUL-FATE-Flair, ohne einen Funken Faustfaktor zu verlieren. So zählt "Lightbringer" für mich noch immer zu den zehn besten Releases dieses Jahrtausends. Hohe Erwartungshaltung also. Und RAM gelingt es locker diese mit dem Material auf "Death" zu erfüllen. Wenn auch anders als vielleicht erwartet, denn die Band ist clever genug sich trotz aller typischen Elemente neu zu definieren. Die Songs sind insgesamt wieder gradliniger als auf dem Lichtalbum, erinnern aber weit weniger an die Priester als zuvor. Es klingt eben alles typisch nach RAM. Und das liegt nicht nur am eigenständigen Sirenengesang von Oscar Carlquist. Die Truppe hat einfach den Dreh heraus, eigenständig zu klingen, indem sie zeitgemäß Heavy Metal mit den alten Traditionen perfekt kombiniert. So haben wir mit 'Defiant' oder dem vorher veröffentlichten Single 'Under The Scythe' zwei lupenreine Hymnen am Start, während die einrahmenden Nummern 'Comes From The Mouth Beyond' und '1771' zu Beginn etwas vertrackt klingen und erst nach einigen Umdrehungen so richtig durch starten. Das absolute Killerhighlight hört aber ohne Zweifel auf den Titel 'Flame Of The Tyrants'. Keine Frage: Dieser Songs ist im nächsten Jahrzehnt der Prototyp einer Heavy-Metal-Hymne. Also, Nieten angelegt, den Flausch geföhnt und ab geht die Luzie.

Note9,0/10
[Holger Andrae


RAM legt nach dem EP-Hit "Under The Scythe" nun also mit einem vollwertigen Album nach. Eigenwillig aber nicht ohne Verwurzelung in der Tradition erinnert mich die Band dabei bisweilen an solch unterschiedliche Gruppen wie THE ALAN PARSONS PROJECT, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, SLOUGH FEGH, BLIND GUARDIAN oder OVERKILL. Jede Menge traditionellen Heavy, aber auch eine hübsche Portion Power, Thrash und True Metal hat RAM auf "Death" miteinander verquickt und dürfte damit bei Traditionalisten verdientermaßen für Aufhorchen sorgen. Zwar ist nicht alles pures Gold, was die Band auf "Death" abliefert, doch aufgrund seiner recht abwechslungsreichen Mixtur sorgt das Album gebührend für Kurzweil. Das etwas langwierige und blasse Intro 'Death...' hätte RAM meines Erachtens weglassen können, und Tracks wie das epische aber etwas zerfahrene '...Comes From The Mouth Beyond' oder auch das solide doch nicht wirklich besondere 'Release Me' bleiben ein wenig hinter der von "Under The Scythe" vorgegebenen Erwartungshaltung zurück. Besagter Smash-Hit 'Under The Scythe' sowie die schwer voranwalzende Wuchtbrumme 'I Am The End' hingegen lassen die Faust rasch wieder nach oben schnellen. Auch das flinke, nahezu slough-fegsche 'Defiant' ragt weit übers Mittelmaß hinaus. Epiker dürfen sich auf 'Frozen' und 'Hypnos' freuen, denn da wird so richtig in Pathos geschwelgt. Freunden von Blitz und Co. dürfte 'Flame Of The Tyrants' besonders gut reinlaufen. Und '1 7 7 1' lässt schlussendlich beinahe Doom-Atmosphäre aufkommen. Da kann man nicht meckern!

Note: 7,5/10
[Eike Schmitz
 

Ui, ich mache hier den Spielverderber? Da ist doch was faul. Denn ich finde die Scheibe mitnichten schlecht. Und eine 7 ist ja auch kein Grund zum Köpfe hängen lassen. Da alle bereits genug zum Album gesagt haben, wiederhole ich das alles mal nicht, sondern wir starten alle mal bei dem gleichen Ausgangspunkt: Gutes Album, sollte man kaufen. Aber wenn man den Vorgänger "Lightbringer" noch nicht hat, so ist das Album wichtiger. Auf "Death" fehlen mir nämlich Überraschungen, und die Rückkehr zu metallischem Simplizismus kann ich auch nur mit Mühe als Fortschritt empfinden. Zwar ist es das bessere "Forced Entry", aber die Vielschichtigkeit, die sich auch nach Dutzenden Durchläufen nicht abnutzt, besitzt eben nur ihr Zweitwerk. Und natürlich die Bandhymne, 'Suomisalami'. Äh, nein: 'Suomussalmi'. Sag ich doch. Und das Ding ist besser als die Tyrannenflamme. Lobend erwähnen möchte ich aber den äußerst passenden Sound, der rau genug ist, um Metal zu sein, aber trotzdem ordentlich drückt. Vielleicht habe ich ja einfach zuviel erwartet und statt eines Überfliegers nur ein sehr gutes Album bekommen. Nur zur Klarstellung: Kaufen werde ich es auf jeden Fall. Trotzdem.

Note 7,0/10
[Frank Jaeger]



Bei den immer noch recht jungen Schweden von RAM handelt es sich ja durchaus auch um eine der zahlreichen Bands, welche in den letzten zehn Jahren aus dem Untergrund an die Oberfläche sprudelten, indem sie mit einem Stil und Sound auf sich aufmerksam machten, den man mit Fug und Recht als Retro-Metal bezeichnen kann. Mit frischen, enthusiastischen und ungekünstelten Alben wurde einiges an Staub aufgewirbelt, in einer Szene, in welcher mehr und mehr Leute von den aktuellen Werken und Auftritten der alten Helden, der Vorbilder unserer Retro-Kapellen, immer unzufrieden waren. Dieser Boom hatte seinen Wert und seine Berechtigung, zeigte er doch, dass die alten Klänge nach wie vor ihre Fans haben, doch - wie es mit Trends so ist - fingen die ersten Bands bald an langweilig zu werden, weil sie eben nicht mehr zu bieten hatten, als das Kopieren der alten Vorbilder, und genau gingen die Jungs von RAM schon mit dem Vorgänger "Lightbringer" den richtigen und wichtigen Schritt in Richtung Eigenständigkeit, den sie mit dem neuen Werk "Death" ganz konsequent weiter beschreiten. Dass die Band einst vehement von JUDAS PRIEST und MERCYFUL FATE beeinflusst war, das hört man nur noch am Rande heraus, und das, ohne dass man davon reden müsste, dass im Hause RAM ein Stilwechsel vorgenommen wurde. Nein, die Band versteht es mittlerweile einfach vortrefflich, klassisch und treu den Odem der Vorbilder zu atmen, ohne direkt nach ihnen zu klingen. Die neuen Songs sind kein Stück weniger zwingend und einprägsam als die früheren Werke, dazu aber auch noch abwechslungsreicher, atmosphärischer und unkonventioneller. Wer ein hartes, finsteres, rundum metallisches und gnadenlos drückendes Album sucht, das zwischen den genannten Vorbildern und METAL CHURCH alles abdeckt, was der Altmetaller liebt und braucht, der ist bei RAM einfach goldrichtig aufgehoben.

Note: 9,0/10
[Rüdiger Stehle]



Chefredakteur Peter Kubaschk hat eine Einzelrezension zu "Death" geschrieben. Auch Interview-technisch hat POWERMETAL.de den Herren von RAM auf den Zahn gefühlt.

Redakteur:
Martin Loga

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