Gruppentherapie: MEGATON SWORD - "Might & Power"

06.03.2023 | 17:33

Der geübte POWERMETAL.de-Leser weiß, dass episch angehauchtes Schwermetall stets gut in unseren Reihen ankommt. Und da die Schweizer von MEGATON SWORD bereits im Herbst 2020 mit "Blood Hails Steel - Steel Hails Fire" einen gewissen Achtungserfolg erzielen konnten, war die Vorfreude, aber auch die Erwartung ob des nun vorliegenden Zweitwerks groß. Wie sich "Might & Power" im stürmischen Februar geschlagen hat, erfahrt ihr in unserer neuesten Gruppentherapie.

Unser lieber Holger hat sich zudem die Mühe gemacht und euch eine Voll-Review kredenzt, die ihr hier nachlesen könnt. Was meint der Rest?

 

Mit "Might & Power" haben die Schweizer von MEGATON SWORD ein formidables Zweitwerk am Start, das "Blood Hails Steel - Steels Hails Fire" nicht nur mühelos das Wasser reichen, sondern es nach zunehmender Spielzeit sogar übertreffen kann. Vielleicht etwas zielgerichteter, wohl fokussierter und definitiv noch konsequenter als 2020 hauen uns unsere Eidgenossen in 40 Minuten feinsten Epic Heavy Metal um die Ohren, der nicht nur Dienst nach Vorschrift erledigt, sondern am Tellerrand auch einige Extrarunden dreht, um "Might & Power" zu einem richtigen Februar-Highlight zu verhelfen. 'Raikaszi' und 'Might' haben Erste-Sahne-Refrains, 'Iron Plains' und 'Power' einen verdammt coolen Vibe und 'Babe Eternal' genügend Herzschmerz in der Seele ohne in kitschigen Gewässern zu ertrinken. Auch macht Frontmann Uzzy eine sehr vielschichtige Figur, setzt er den verschiedendsten Emotionen auf dem MEGATON SWORD-Zweitwerk die Krone auf und verleiht den Songs das gewisse Extra. Ich persönlich bin richtig angetan von der Band, von diesem Album und von der Gewissheit, dass die Schweizer womöglich für ein Drittwerk noch einiges im Köcher haben könnten. Allein das Artwork lässt mich ratlos zurück.

Note: 8,5/10
[Marcel Rapp]

Im Jahr 2020 war MEGATON SWORD mit dem Debüt "Blood Hails Steel - Steel Hails Fire" für mich der Newcomer des Jahres. Beim Leserpoll von POWERMETAL.de habe ich damals entsprechend abgestimmt und gleich noch das Covermotiv von Adam Burke als schönstes Artwork gewählt. Entsprechend hoch waren die Erwartungen in Bezug auf "Might & Power". Konnten diese nun erfüllt werden? Absolut! Und die Textzeile des Songs 'Power' des neuen Albums "we are brimful of steel and our power is real" unterschreibe ich sofort.

'The Raving Light Of Day' zeigt gleich, dass die Schweizer in den letzten Jahren nichts verlernt haben. Mit pumpendem Bass und etwas mehr Dreck in der Stimme als früher gelingt ein furioser Auftakt. Und dann diese Gitarren! Immer wieder bin ich nahezu sprachlos angesichts dieser Qualität. Auch der zweite Song 'Iron Plains' ist einfach nur mitreißend. Diese ungewöhnlichen Gesangslinien hat keine andere Band im Programm. 'Power', die erste Single, die MEGATON SWORD vom aktuellen Album veröffentlicht hat, wirkte ja schon wie ein beruhigendes Tonikum auf alle Zweifler, ob denn das hohe Niveau des Debüts gehalten werden könne. Mit diesem waschechten Hit kann überhaupt kein Zweifel mehr bestehen, dass dies tatsächlich gelungen ist. Auch 'Raikaszi' mit seinem edlen Refrain sollte alle Fans des epischen Heavy Metals in Ekstase versetzen. 'Might' rockt wie ein US-Metal-Song aus der Hochphase dieser Stilrichtung. 'Babe Eternal' ist wegen der Instrumentierung und der Emotionalität eher ungewöhnlich für die Eidgenossen. Hier wird ein perfekter Schlusspunkt unter ein grandioses Album gesetzt, das, da gebe ich Marcel recht, sicher nicht das Artwork des Jahres hat.

Auffällig ist, dass die Songs an allen Ecken und Enden mit frischen Ideen begeistern können, ob dies dezente Blastbeats, ungewöhnliche Basslinien, akustische Passagen oder Klaviersequenzen sind. Mit "Might & Power" untermauert MEGATON SWORD meiner Einschätzung nach den Status als beste Epic-Metal-Band Europas. Selbst die Größen der USA müssen sich warm anziehen.

Note: 9,5/10
[Jens Wilkens]

Epic Metal kommt ja meistens aus Amerika oder dem Mittelmeerraum. Irgendwie kriegt man schweizerische Lebensweise und Landschaften auch schwer zusammen mit dieser besonderen Ästhetik. MEGATON SWORD versucht es trotzdem und hat damit Erfolg. "Might & Power" klingt 100% authentisch und verströmt jede Menge MANILLA ROAD-Stallgeruch. Auf der Habenseite erweisen sich die wunderbaren Gesangsmelodien als größtes Kapital der Band; man lausche da zum Beispiel einer Über-Nummer wie 'Iron Plains'. Da kommt man automatisch ins Schwelgen und Genießen, das habe ich zuletzt bei ETERNAL CHAMPION in der Qualität gehört. Aufhorchen lässt auch das 'Phantom Lord'-Riff in 'Cowards Remain'. Allerdings kommt bei Epic-Metal-Alben für mich meistens irgendwann der Punkt, wo "es dann auch reicht" mit der Epik und dem Pathos. Das ist oftmals bei getragenen Nummer im Mittelteil einer Platte so, dort wo die Kreativität mal Pause macht. So ist das auch hier, nach 'Raikaszi' und 'All Wicked Schemes Unite' bin ich irgendwie raus. Dabei nimmt das Album hinten raus noch mal Fahrt auf, zumindest kurz. Was ich allerdings mit 'Babe Eternal' anfangen soll, bleibt wohl auf immer ein Rätsel. Darum sind meine 8 Punkte die Schnittmenge aus 9,5- und 6,5-Punkte-Momenten. Genre-Aficionados greifen selbstverständlich zu.

Note: 8,0/10
[Martin van der Laan]

Ganz ehrlich – vor diesem Soundcheck hatte ich von MEGATON SWORD nichts mitbekommen, geschweige denn etwas gehört. Und so wäre es mir sicherlich auch mit "Might & Power" gegangen. Diese Art von Epic Metal ist doch relativ weit von meinem persönlichen Geschmackszentrum entfernt, so dass ich proaktiv solche Musik eher selten konsumiere (darf ich dieses Wort eigentlich im Subtext dieses Genres verwenden?). Da ich aber die Expertise von Kollege Holger schätze und nun auch gezwungen war mich intensiver mit der neuen Platte, sowie der Band-Historie, auseinanderzusetzen, muss ich mich bei allen Beteiligten bedanken. Da wäre mir doch ein feines Stück Musik durch die Lappen gegangen.

Die Serpentinen-erfahrenen Schweizer umkurven spielend alle Klischeefallen, welche dieses Genre in meinen Ohren so mit sich bringt. Mehr noch: Die Band schafft es beindruckend souverän eine Eingängigkeit an den Tag zu legen, ohne gewollt kommerziell zu sein. Insbesondere das Eröffnungs-Double 'The Raving Light Of Day' und 'Iron Plains' ist schlicht großartig gespielter Heavy Metal mit ungewöhnlichen, aber starken Refrains. Der Chorus von 'Power' ist dann sogar pure Weltklasse und schafft es diesem etwas sperrigen, doomigen Track eine fantastische Auflösung zu geben. Hinzu kommen auch kleinere, gelungene Experimente in Form der märchenhaften Halbballade 'Raikaszi' und verträumte Pianoklänge im Abschlusstrack 'Babe Eternal'. Auch wenn sich mit 'All Wicked Schemes Unite' und 'Might' noch zwei Tracks reingeschlichen haben, die sicherlich beim affinen KIT-Publikum zünden werden, muss ich gestehen, dass sie doch relativ unspektakulär an mir vorbeirauschen. Nichtsdestotrotz finde ich auf diesem Album im Gegensatz zu Kollege Martin nicht im entferntesten 6,5 Punkte-Momente, sondern bin von dem konstant hohen Niveau schlichtweg angetan. Aufgrund der Qualität der ersten drei Nummern würde ich jetzt wahrscheinlich sogar noch einen halben Punkt mehr vergeben als bei der Soundcheckabgabe. Tolles Album – auch ohne Epic-Metal-Brille.

Note: 8,0/10
[Stefan Rosenthal]

Also, ich muss sagen, meine Erwartungen an "Might & Power", den zweiten Longplayer von MEGATON SWORD, waren schon hoch. Nicht zuletzt das feine Konzert beim "Stormcrusher"-Festival 2021 hatte mich überzeugt - die Band hatte dort widrigsten technischen Umständen getrotzt und einen starken Gig abgeliefert. Das erste Album gehört für mich zu den besten Epic-Metal-Alben der letzten fünf Jahre. Da auch Holger der Scheibe 9,5 Punkte verpasste, war meine Erwartungshaltung fast in eine unfaire Region gesteigert worden. Die Fallhöhe ist also gewaltig, aber der tiefe Sturz bleibt aus. "Might & Power" macht tatsächlich exakt da weiter, wo man es von der Band nach dem letzten Album erwartet. Nach den ersten Spins tue ich mich aber noch etwas schwer, neben dem wirklich großartigen Opener die absoluten Hymnen auszumachen. Dabei ist der Gitarrensound wunderbar warm, der kauzige Gesang überzeugt weiterhin, die Produktion ist klasse und das Artwork gewinnend. Doch was macht diese Scheibe besser als z.B. das letzte Werk von FER DE LANCE (dem ebenfalls die Hits ein Stück weit fehlten)? Das Klangbild sagt mir noch etwas mehr zu, und die Hoffnung ist groß, dass das Album weiter wachsen wird. Denn das lief beim Vorgänger ja letztlich ebenso. Da ich es hier aber nicht garantieren kann und die Beiträge für die Gruppentherapie nicht zum Jahresende geschrieben werden, muss ich eben jetzt liefern. Und da höre ich ein gutes traditionelles Metalalbum aus der Epik-Schule, aber eben noch kein Meisterwerk. Das ist auch ok so.

Note: 8,0/10
[Jonathan Walzer]

Wenn ich so die Meinungen der Kollegen lese, frage ich mich, welches Album sie hier gehört haben beziehungsweise welche Scheibe ich hier gehört habe. Ich konnte schon die Begeisterung über das erste MEGATON SWORD-Werk nicht nachvollziehen und kann sie fast genauso wenig bei "Might & Power" nachvollziehen. Okay, fairerweise muss ich ja sagen, dass Epic Metal nun nicht unbedingt meine bevorzugte Sparte ist. Diese Schublade mache ich höchst selten auf und wenn, dann meistens in Form von VISIGOTH. Und wenn ich MEGATON SWORD mit VISIGOTH vergleiche, dann sieht MEGATON SWORD keine Sonne. Die Gitarren klingen für mich zu dünn, hier wäre mehr Power nötig gewesen. Und bei dem Dreck in der Stimme, den Jens hört, vermute ich allerhöchstens ein Sandkörnchen auf den Stimmbändern. Mehr aber nicht. Ich gebe ja zu, einige Songs wie 'Iron Plains' oder 'Raikaszi' können durchaus überzeugen und haben teilweise sogar Ohrwurm-Passagen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass hier noch deutlich mehr drin gewesen wäre, wenn die Produktion mehr Wucht hätte. Hinzu kommen Lieder wie beispielsweise 'All Wicked Schemes Unite' oder 'Babe Eternal', die in mir einfach nur Langeweile aufkommen lassen. Also meine Epic-Metal-Sammlung wird nicht um dieses Album wachsen.

Note: 6,5/10
[Mario Dahl]

 

Redakteur:
Marcel Rapp

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