GRAND MAGUS: Interview mit JB

24.06.2010 | 21:49

Der Hammer des Nordens schwingt und schwingt. Doch wie steht es um die Heimwerkerfähigkeiten der Schweden? Ab nach Schweden!

Die Zeit ist reif. Seit Monaten sprach die Musikpresse von kaum einem anderen Thema. Wie würde das neue GRAND MAGUS-Album "Hammer Of The North" einschlagen? Kann es die hohen Erwartungen erfüllen? Immerhin hagelte es für den Vorgänger "Iron Will" Kritikertrophäen ohne Ende. Aber "Hammer Of The North" bleibt da nicht zurück. Wir trafen den sympathischen Frontmann Janne "JB" Christoffersson in den Hallen ihrer neuen Plattenfirma.

Enrico:
Hallo Janne. Ihr habt jetzt fast zwei Tage Interview-Marathon hinter euch. Wie geht es dir im Moment?

JB:
Langsam langweilt mich meine Stimme (lacht). Es ist ziemlich anstrengend soviel reden zu müssen. Aber natürlich ist es großartig zu sehen, wie viele Leute Interesse an unserer Musik haben. Deswegen heißt es, Zähne zusammenbeißen.

Enrico:
"Hammer Of The North" stellt euer Roadrunner-Debüt dar. Wie ist es für euch als Band, endlich mit einem großen und bekannten Label zu arbeiten?

JB:
Bisher ist es wirklich fantastisch, aber im Grunde haben wir wie immer eigentlich nur ein Album aufgenommen – und dafür erneut zweieinhalb Monate im Keller verbracht. Jetzt wo wir in Köln sind, treffen wir die Leute hinter der Firma so richtig zum ersten Mal. Welche Folgen der Wechsel zu Roadrunner mit sich bringt, werden wir wohl erst in ein paar Monaten sehen.

Enrico:
Spürt ihr größeren Druck diesmal?

JB:
In gewisser Weise schon, weil nun einfach alles größer ist. Aber den größten Druck machen wir uns immer noch selbst, weil wir unser Bestes in ein Album stecken wollen.

Enrico:
Die Reaktionen der Presse sind extrem positiv. Wie sehr bist du auf die Meinungen der Fans gespannt?

JB:
Ich bin sehr gespannt. Die Presseleute haben uns alle gratuliert und uns erzählt, wie toll sie "Hammer Of The North" finden – und daher fragen wir uns natürlich, was die Fans von diesem Album halten. Die kommenden Wochen werden Aufschluss geben (lacht).

Enrico:
Aufgrund der Promotage seid ihr seit einigen Tagen fern der Heimat. Als Musiker ist dies nichts grundlegend Neues. Gibt es jetzt schon etwas, was du vermisst?

JB:
Die Ruhe und die Möglichkeit zu entspannen. Angeln zu gehen oder einfach tief in die Wälder zu wandern. Ich bin sehr gern alleine in der Natur. Da sind solche Promotage genau das Gegenteil (lacht). Natürlich vermisse ich auch meine Freundin.

Enrico:
"Hammer Of The North" ist wieder ein klassisches GRAND MAGUS-Album geworden. Wie würdest du es beschreiben?

JB:
Ganz easy – purer Metal!

Enrico:
Und wann begann das Schmieden des Hammers?

JB:
Das war wohl im Frühling 2009. Danach haben wir ein Demo mit dem gleichen Typen aufgenommen, der später auch das Album produzieren sollte.

Enrico:
Ist es für eure Songs vom Vorteil, dass ich alle in der gleichen Stadt wohnt – oder spielt das keine Rolle?

JB:
Doch – da wir alle in Stockholm leben, können wir sehr oft miteinander proben. Dabei entstehen viele unserer Songs. Entweder komme ich mit einem Riff an oder eben Mats und dann legen wir los. Dann schauen wir, ob es vielleicht ein bisschen schneller oder langsamer besser wäre, oder ob wir ein anderes Timing versuchen sollten. Dadurch entwickeln sich die Songs sehr spontan und locker. Ich nehme die Ideen dann meist mit nach Hause und grübele wegen der Gesangs-Melodie. Manchmal funktioniert das recht schnell – manchmal wird danach wieder die Musik verändert. So läuft das bei uns. Ein sehr organischer Prozess.

Enrico:
Klingt nach der alten Schule.

JB:
Ist es auch. Wir nutzen keine Computer und schicken uns gegenseitig irgendwelche Songfetzen zu. Wir jamen einfach und schauen, was daraus entsteht. So macht es doch auch viel mehr Spaß.

Enrico:
Vor allem wenn ein paar Bier dazu kommen?

JB:
Natürlich (lacht). Das Problem mit dem Trinken ist jedoch, dass wir ja eigentlich nichts anderes machen wollen (lacht). Daher trinken wir erst, wenn der Feierabend langsam näher kommt. Es kann für die Kreativität schon sehr hilfreich sein, aber oftmals verliert man die Objektivität. Das kann sehr schnell gehen und ist nicht wirklich zu wünschen.

Enrico:
Also hat sich gegenüber früher nichts verändert?

JB:
Nicht wirklich – jedoch haben wir früher öfter Songs, die nicht so recht wachsen wollten, zusammen geschmissen und einen einzigen Song daraus gemacht.  

Enrico:
Brauchst du darüber hinaus eine bestimmte Atmosphäre um kreativ zu sein?

JB:
Nein – unser Proberaum ist, wie sicherlich die meisten auf der Welt, tierisch langweilig. Wenn mir jemand einen tollen Proberaum schenkt, nehme ich den gerne an, aber ansonsten ist dies nichts, wofür wir viel Geld ausgeben würden.

Enrico:
Was soll der recht simple Albumname ausdrücken?

JB:
'Hammer Of The North' war einer der drei Songs, welcher auf dem vorhin angesprochenen Demo mit drauf war. Außerdem hielt ich den Namen als wirklich passend für ein Album, weil er sich auch wunderbar harmonisch in unsere bisherigen Albumnamen einfügt. Es drückt die gleiche Atmosphäre aus, welche wir versuchen zu vermitteln. Es ist primär ein Statement, dass GRAND MAGUS eben der "Hammer Of The North" sind.

Enrico:
Bei Hammer denke ich nicht zuerst an Thor, sondern an ein schnödes Werkzeug. Könntest du als Handwerker durchgehen?

JB:
Mats Großeltern waren Hufschmiede und ich habe auch Tischler in meiner Familie. Daher würden wir alle zusammen schon was auf die Reihe kriegen (lacht).

Enrico:
Eine andere Kunst ist die Kunst des Artworks. Für "Hammer Of The North" hat euch Necrolord etwas auf den Leib gemalt. Wieso fiel die Wahl auf ihn?

JB:
Er hat in der Vergangenheit wunderbare Artworks für wirklich viele tolle Bands erschaffen. Bands wie DISSECTION, BATHORY, DISMEMBER oder AT THE GATES, welche uns alle beeinflusst haben, als wir noch Teenager waren. Daher war es wirklich toll, dass wir die Möglichkeit hatten, mit ihm zusammen zu arbeiten.

Enrico:
Es erinnert mich an ein böses, dunkles Märchen.

JB:
So kann man das sehen. Es sind viele Elemente der nordischen Tradition in das Bild eingeflossen. Ich habe ihm gesagt, was ich mir vorstelle und er ist einfach der richtige Typ, um es perfekt umzusetzen. Schon nach wenigen Sekunden, wusste er genau, was ich wollte und malte es wohl schon in seiner Fantasie.

Enrico:
Wenn du "Hammer Of The North" mit "Iron Will" vergleichst – wo siehst du Unterschiede?

JB:
Ich glaube, dass die Unterschiede gar nicht so groß sind, höchstens beim Sound. Aber das hat wiederum ja mehr damit zu tun, dass es ein anderer Kerl gemixt hat. Wir haben ansonsten nicht viel verändert. Ich denke aber, dass "Hammer Of The North" etwas runder und abgeschlossener wirkt. Auf "Iron Will" gab es einige Songs, die ich im Nachhinein nicht so toll finde. Es sind gute Songs, aber eben nicht so gut, wie sie sein könnten. Bei "Hammer Of The North" sind nur tolle Songs drauf.

Enrico:
Was empfindest du, wenn du dir das Album im Moment anhörst?

JB:
Schwierig, weil ich immer Jahre brauche, um mir mein eigenen Zeug anzuhören bzw. es objektiv beurteilen zu können. Daher habe ich auch noch keinen Lieblingssong. Ich habe erst jetzt langsam einen Lieblingssong von "Iron Will" – "Hammer Of The North" ist noch viel zu frisch. Es erinnert mich noch viel zu sehr an die Zeit im Studio.


Enrico:
Welcher Song ist der wichtigste auf "Hammer Of The North". Der Opener, der den Hörer sofort in seinen Bann ziehen soll?

JB:
Der Opener ist immer extrem wichtig. Er eröffnet das Album und gibt dem Hörer einen ersten Eindruck. 'I, The Jury' war, soweit ich mich korrekt erinnere, der erste Track, den wir vollständig fertig hatten.

Enrico:
Ich finde, dass der Song 'Black Sails' eine interessante Zeile enthält: "Bringing Doom, bringing Death..." – klingt nach einer guten Umschreibung deiner Band.

JB:
Ja, da gebe ich dir Recht. Dieser Song ist gerade textlich sehr speziell. Es beinhaltet Stücke eines vergangenen Traumes. Manchmal wachst du auf und weißt, dass du eben geträumt hast, aber du erinnerst dich nicht mehr an den Inhalt des Traumes. Bei diesem Traum war es aber anders. Ich erinnere mich an alle Details – das ist schon sehr besonders. Und dieser Song ist halt ein Mix aus diesem Traum und einer kleinen Selbstbeschreibung (lacht).

Enrico:
Wie würdest du deinen lyrischen Ansatz beschreiben?

JB:
Es dreht sich sehr viel um Philosophie – vor allem, sind es verschiedene Ansätze das Leben zu betrachten. Wir singen über Leben, Tod, menschliche Stärken und Schwäche, aber auch über Loyalität und Betrug. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit der Stärke und der Wichtigkeit der Natur. Normalerweise haben unsere Texte zwei Ebenen. Natürlich die oberflächige, die den Song zunächst zusammenhält. Aber darunter gibt es die zweite Ebene, die sehr viel Persönliches enthält. Diese hat für mich natürlich einen viel größeren Impact. Nimm dir 'I, The Jury' – die Aussage ist ziemlich eindeutig: sei der Kapitän, der Richter und die Geschworenen, triff Entscheidungen und trage die Konsequenzen.  Aber selbst dort, wo der Text sehr eindeutig ist, gibt es eine zweite Ebene, eine für mich sehr emotionale Ebene.

Enrico:
Bist du heiß, die neuen Songs endlich live spielen zu dürfen?

JB:
Extrem – man weiß ja nie, was passieren wird. Du kannst noch so einen tollen Song haben, aber du weißt nicht, ob er live funktioniert. Auch auf "Iron Will“ haben wir Songs, bei denen ich dachte, dass sie live super rüberkommen, aber dann nur Durchschnitt waren. Das Publikum ist auch wichtig, vor allem bei schnellen Songs. Wenn sie dabei richtig abgehen, weißt du, dass es funktioniert. Aber manchmal ist das Publikum während eines Songs verdammt ruhig – und dann muss man herausfinden, ob es sie langweilt oder ob sie einfach richtig hinhören. Da muss man als Künstler auch ruhig bleiben und nicht in Panik ausbrechen. Als wir anfingen live zu spielen, war ich immer total geil drauf, wenn bei bestimmten Songs, die Fans richtiges Chaos veranstalteten. Doch nach den Shows hat sich immer gezeigt, dass die Fans am meisten die Songs mochten, wo sie sehr ruhig waren. Sie wollten den Song richtig in sich aufnehmen. Das geht mir genauso. Wenn ich bei einem Konzert bin und einen Song sehr mag, dann höre ich auch nur hin und headbange nicht.

Enrico:
Also sind das Publikum, der Richter und die Geschworenen?

JB:
Klar, so kann man das sehen.

Enrico:
Wenn man dich und deine Jungs so sieht, hat man zunächst das Gefühl, dass ihr in erster Linie zunächst riesengroße Metalfans seid. Wenn du auf einem Festival auftrittst und all deine Idole siehst, fühlst du dich als Musiker oder als kleines Kind im Süßigkeiten-Laden?

JB:
Das kann ich dir gar nicht sagen. Aber um diese Erfahrung zu machen, habe ich angefangen Musik zu machen und den Bands nachzueifern, die mich begeistern. Meine Idole bedeuten mir genauso viel wie meine eigene Band (lacht). Ich bin definitiv ein Metalhead, ein Fan und nicht die Sorte Musiker, die sich eine Band anschaut und laufend sagt "Das kann ich aber besser.". Das wichtigste ist immer ein starker Song – egal, wie gut du ihn spielst.

Enrico:
Wann kann man euch live antreffen?

JB:
Zunächst steht der Festival-Sommer auf dem Plan. Bang Your Head und das With Full Force bringen uns auch nach Deutschland. Im Herbst folgt dann eine große Europatournee.

Enrico:
Alles klaro – dann überlasse ich dir nun die letzten Worte.

JB:
Esst nicht den gelben Schnee!

Redakteur:
Enrico Ahlig

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