FRANTIC AMBER: Elizabeth und Mio über gefährliche Frauen
16.06.2025 | 09:14"Death Becomes Her" ist nicht nur musikalisch ein absoluter Killer, denn hinter der neuen FRANTIC AMBER-Abrissbirne verbirgt sich ein doch recht interessantes Konzept. So sprechen wir mit Elizabeth und Mio natürlich über die Faszination am Thema "Mord", aber auch die Vergleiche mit ARCH ENEMY und Schweden als Brutstätte großartiger Melo-Death-Töne. Herausgekommen ist ein sehr schönes Gespräch, das euch FRANTIC AMBER näherbringt.
Hallo ihr beiden, wie geht es euch? Spannende Zeiten bei FRANTIC AMBER, nicht wahr?
Hallo, uns geht es gut, danke! Aufregende Zeiten in der Tat! Mit unserem neuen Album "Death Becomes Her" sind wir gespannt, was als nächstes passiert.
Aus einem Quintett wurde ein Quartett - warum haben Milla und Mac die Band nach "Bellatrix" verlassen?
Obwohl Milla es genoss, mit uns in FRANTIC AMBER zu spielen, schlug ihr Herz schon immer für Black Metal, und als sie sich ISTAPP und ihrer Band NARDEGAIST anschloss, hatte sie nicht genug Zeit, um in drei Bands zu spielen. Das Leben nimmt andere Wendungen und Pläne ändern sich, Mac ging dem nach.
Aber ihr habt mit Laura eine kongeniale Nachfolgerin für Mac gefunden. Wie seid ihr auf sie aufmerksam geworden? Durch DISTANCE BETWEEN?
Wir wussten von ihr durch einen Freund, dessen Sohn Laura als Schlagzeuglehrerin hatte, aber sie zog nach Spanien. Später, als wir eine Ankündigung auf einer Metal-FB-Seite hatten, in der wir fragten, ob es irgendwelche Schlagzeugerinnen gibt, die extreme Metal-Drums spielen, antwortete sie. Das Timing war perfekt zu unseren Gunsten, da sie zurück nach Stockholm ziehen wollte.
Es wird oft gesagt, dass das dritte Album einer Band das entscheidende ist. Nun steht "Death Becomes Her" in den Startlöchern. War euch die Besonderheit der Platte im Vorfeld bewusst? Welche Ziele habt ihr euch für das Werk gesetzt?
Für uns ist jede Platte für sich sehr speziell. Wir denken nicht wirklich in Kategorien wie "entscheidend" und "Besonderheit". Für das Album entstand das Konzept, weil wir düstere und brutale Songideen hatten, die uns auf den Weg zu weiblichen Serienmörderinnen führten. Zuerst dachten wir an Spukorte und Gruselgeschichten, aber dann schwenkten wir um. Zu dieser Zeit wurden in vielen Dokumentarfilmen, True-Crime-Podcasts usw. Serienmörder porträtiert, aber sie waren fast ausschließlich männlich, so dass wir neugierig wurden, um zu sehen, ob es auch weibliche Serienmörderinnen gab, und zu unserer Überraschung gab es sie.
Wie bei "Bellatrix" beschlossen wir, die Taten von Frauen zu beleuchten, aber anstelle von Heldentaten, waren es ihre abscheulichen Verbrechen. Unser Ziel ist es wie immer, uns als Musiker weiterzuentwickeln und an unsere Grenzen zu gehen, sowie die Geschichten sowohl mit Texten als auch mit Musik zu erzählen.
Auf mich wirken die neuen Songs noch fokussierter, reifer und "on point". Trotzdem vermisst man keine Spielfreude und kein Feuer. Was sind eurer Meinung nach die Unterschiede zum Vorgänger "Bellatrix"?
Die Unterschiede liegen natürlich hauptsächlich in der Thematik, die nach düsterem, stimmungsvollem, melancholischem und brutalerem Songwriting verlangt, was gut zur Serienkiller-Thematik passt. Wir haben uns wie immer musikalisch, technisch und als Songwriter ans Limit gebracht, um das beste Album nach unseren Möglichkeiten zu machen. Wir haben keine Regeln und mischen eine Menge Einflüsse aus anderen Metal-Genres in unsere Melodic-Death-Metal-Mixtur, die sich aus Black, Thrash, Brutal, Grind, Symphonic und Old School Death Metal speist. All unsere Ideen und Einflüsse werden in den Topf geworfen und heraus kommt das Ergebnis als FRANTIC AMBER. Wir wollten auch mehr orchestrale Elemente einfließen lassen sowie eine brutalere Kante und ein düsteres Gefühl.
Ich habe oft gelesen, dass ihr mit ARCH ENEMY verglichen werdet, obwohl ihr meiner Meinung nach viel brutaler seid. Wie seht ihr die Vergleiche?
Nun, wir kommen beide aus Schweden, spielen melodischen Death Metal und haben eine weibliche Leadsängerin. Vielleicht neigen die Leute dazu, uns in denselben Pool zu stecken, weil es nicht so viele weibliche extreme Sängerinnen gibt und das ihre Referenz ist. Wir sehen es so, dass jede Band und jede Sängerin ihren eigenen Sound hat und ihr eigenes Ding macht.
Was findet ihr an dem Thema denn spannend, was macht das Thema "Tod" oder "Mord" so faszinierend?
Es ist nicht so, dass uns das Thema per se fasziniert, es geht mehr um den Ausdruck und das passende Thema zu dem Album, das wir schreiben wollten. Wir spielen ja Death Metal, also sind "Tod" und "Mord" irgendwie drin, hehe.
Besonders angetan war ich von 'Black Widow', eine großartige Single, ein toller Appetizer. Ist es im Hinterkopf auch fatal, Frauen generell zu unterschätzen, weil die Gesellschaft glaubt, dass Frauen weich sind und nicht töten?
Auf jeden Fall! Natürlich sind Frauen zu schrecklichen Verbrechen fähig, und einige Mörderinnen sind wahrscheinlich aufgrund dieser falschen gesellschaftlichen Annahme in der Vergangenheit unter dem Radar verschwunden, aber heute gibt es genug Geschichten, die das Gegenteil beweisen, und die Konsequenzen treffen auch die Mörderinnen.
Was genau ist mit 'Gore Candy' gemeint?
Der Titel setzt sich aus dem Nachnamen des Opfers und dem Vornamen der Mörderin zusammen, und die Kombination klang so unheimlich und hatte eine fast spielerische Doppelbedeutung. Es ist einer der beiden Songs, die eigentlich keine Serienmörderin betreffen, aber ihr einmaliger Mord war so brutal, dass er es auf die Kandidatenliste des Albums geschafft hat. Der Song selbst ist eine kurze Grind-Explosion und passt perfekt zu dem impulsiven Wutmord, als Candy Montgomery ausrastete und Betty Gore in einem heftigen Kampf mit einer Axt brutal ermordete.
Wenn ihr eine Serienmörderin aus eurem Konzept auswählen müsstet, weil ihre Geschichte für euch am fesselndsten und faszinierendsten war, welche wäre es und warum?
Nun, alle Mörderinnen wurden wegen ihrer absolut brutalen Geschichten ausgewählt, und es ist unmöglich, nur eine zu erwähnen. Faszinierend und überraschend war jedoch, wie unzuverlässig die historischen Fakten über Elisabeth Báthory waren. Zum Beispiel wurde die ganze Sache mit dem Baden in Blut ein Jahrhundert nach ihrem Tod hinzugefügt und als Legende betrachtet. Historiker debattieren sogar darüber, wie viel von ihrer Geschichte auf die politischen Motive hinter ihren Anschuldigungen zurückzuführen ist, in Anbetracht ihres Status als verwitwete Adelige mit großem Reichtum und der komplexen politischen Landschaft im Ungarn des 17. Jahrhunderts. In Kürze werden wir auf unserer Website eine kurze Beschreibung der einzelnen Lieder veröffentlichen und angeben, von wem und wovon sie handeln.
"Death Becomes Her" strotzt nur so vor Energie und Drive - Songs, die live präsentiert werden müssen. Wird Deutschland bald in den Genuss eurer Live-Auftritte kommen können? Was ist für FRANTIC AMBER in diesem Sommer geplant?
Wir machen diesen Sommer eine Festivaltour in Skandinavien und arbeiten daran, weitere Shows zu buchen, hoffentlich auch in Deutschland. Wir haben jetzt einen Manager, der daran arbeitet, eine Booking-Agentur zu finden, damit wir ein bisschen weiter nach oben kommen können. Wir fangen an, an neuen Songs und Projekten zu arbeiten, eines in Zusammenarbeit mit Kulturhuset für nächstes Jahr, wo wir planen, ein Festival mit reinen Frauenbands zu veranstalten.
Wie ihr kommen viele Größen des Melodic Death Metal aus Schweden. Was denkst du, ist Schwedens Geheimrezept, dass das Land so viele bahnbrechende Melodic-Death-Metal-Bands hervorgebracht hat?
Das Melodic-Death-Metal-Genre wurde in Schweden begründet, und so ist es nicht verwunderlich, dass viele Bands von von hier kommen, mit Größen wie DARK TRANQUILLITY, AT THE GATES und IN FLAMES als Pioniere.
Es gibt auch eine gute Unterstützung durch Kulturschulen für Jugendliche aller Gesellschaftsschichten, um Musik zu lernen und Instrumente zu spielen. In der Schule lernen die Kinder im Alter von 7-8 Jahren Englisch, so dass es von Vorteil ist, dass sie schon früh in der Lage sind, Texte auf Englisch zu schreiben und international zu kommunizieren. Es gibt viele Künstler und Bands aus Schweden, nicht nur im Melodic Death Metal, also gibt es viele Vorbilder, zu denen man als Kind mit einem Traum aufschauen kann. Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus vielen Faktoren, hauptsächlich haben wir eine lebendige und ziemlich große Metalszene und ein hohes Niveau an aufstrebenden Musikern.
Ihr Lieben, was möchtet ihr unseren Lesern und euren Fans noch mitteilen?
Vielen Dank für die Einladung und die netten Worte über unser neues Album. Außerdem möchten wir ein herzliches Dankeschön an alle unsere Fans schicken und hoffen, dass wir bald nach Deutschland kommen und für euch spielen können!
Fotocredits: Kenneth Brandt, Madeleine Gullberg Husberg
- Redakteur:
- Marcel Rapp