FOREVER SLAVE: Interview mit Lady Angellyca

01.01.1970 | 01:00

Spanien und düsterer Metal? Gothic im Lande der großen Fußballclubs? Na ja, zufällig trifft man eben manchmal ins Schwarze, wenn man unbedarft durch das Internet streift. So kam ich über einige Umwege auf die Homepage der Spanier FOREVER SLAVE, deren Frontdame Lady Angellyca nicht nur mit ihrer formidablen Optik betört. Die stimmungsvolle Mischung aus allen Elementen musikalischer Trauer und Finsternis gefällt und schreit förmlich nach einem länderübergreifenden Vertrieb. Da aber ein Label bislang noch nicht in Sicht ist, entschied ich mich, der Band dabei etwas unter die Arme zu greifen und sie hierzulande vorzustellen. Wer könnte mir zu diesem Zwecke besser Rede und Antwort stehen als die Sängerin selbst. Vorhang auf, Lady Angellyca hat das Wort.

Lady Angellyca:
FOREVER SLAVE bestehen seit dem Millenium und wurden von Servalath und mir aus der Traufe gehoben. Wir kontaktierten Musiker, die in unsere Konzept passten, hatten schnell unsere Truppe zusammen und FOREVER SLAVE war geboren. Das erste Demo "Hate" aus dem Jahr 2000 und der folgende "Schwarzer Engel"-Release aus dem Jahr darauf besiegelten bereits unseren speziellen Stil. Beide CDs hatten limitierte Kopien. In den letzten Jahren haben wir viel getourt und zahllose Gigs gespielt und im Mai dieses Jahres haben wir endlich "Resurrection", unser neuestes Demo, veröffentlicht. Unser jetziges Line-up liest sich wie folgt: Servalath – guitar; Lady Angellyca – vocals; Leal - keyboard and clean vocals; Michael – bass; Oswalth – guitar; Edward – drums & Ignazio - violin

Alex:
Manch einer würde Schicksal dazu sagen: Ich sitze eines Abends am PC, scanne einige Homepages befreundeter Bands und finde im Gästebuch unserer Proberaumnachbarn einen kleinen Eintrag einer ominösen Lady Angellyca, der meine Aufmerksamkeit auf die spanische Band FOREVER SLAVE lenkte. Ich frage also nach einer Copy ihrer neuen Demo-CD an, erhalte anstandslos einen Presseaccount, mit dem ich das Teil runterladen kann und bombardiere nun die charmante Sängerin mit meinen Fragen. Angellyca, was denkst du über Schicksal?

Lady Angellyca:
*lacht* Ich denke in diesem Fall war Schicksal etwas sehr Schönes...

Alex:
Wo habt ihr euer Demo "Resurrection" aufgenommen, gemixt und gemastert?

Lady Angellyca:
Das Recording und die Endproduktion haben wir komplett in unserem Heimstudio angefertigt. Es könnte unglaublich gut klingen, wir haben aber letztendlich einen sehr annehmbaren Sound hinbekommen.

Alex:
Wie viel Zeit musstet ihr in die Entstehung von "Resurrection" investieren, vom Beginn des Songwritings bis zum Release?

Lady Angellyca:
Wir haben im November mit der Pre-Production angefangen. Die Songs waren im Dezember 2003 soweit spruchreif. Dann ging es an die Proben. Aufgenommen haben wir letztendlich im März 2004 und Mai feierte "Resurrection" seinen Release.

Alex:
Wer ist bei euch der Songwriter? Habt ihr einen Mastermind oder sind die Credits auf mehrere Köpfe verteilt?

Lady Angellyca:
Der Songwriter in der Band bin ich, auch wenn Kristian Gundersen von der Gothic-Metalband SIRENIA mit in das Composing von "Resurrection" involviert war. Jeder Einzelne komponiert, basierend auf meinen Arrangements, sein Instrument selber. Wir sprechen üblicherweise sehr viel miteinander und entscheiden alle Songstrukturen gemeinsam. Wir haben wirklich ein selten gutes Verhältnis innerhalb der Band. Jeder Einzelne ist wichtig, es gibt keinen Mastermind. Ich hatte schon viele Bands vor FOREVER SLAVE und habe bisher nie solch ein gutes Gefühl gehabt. Und das ist wirklich wahr...

Alex:
Die Aura auf "Resurrection" schwillt vor Gefühl, Licht und Dunkelheit und morbid erotischen Elementen, wobei die Musik dicht mit der Optik verwebt ist. Kannst du mir etwas über die lyrische Konzeption des Albums erzählen?

Lady Angellyca:
Das Konzept basiert auf einem reellen Charakter: Countess E. Bathory. Obwohl dieser Charakter sehr eng in Beziehung mit der Vampirwelt steht, versuche ich die 'wahre' Geschichte zu erzählen. Ich benutzte dazu historische Texte über ihre Lebensspanne. Letztendlich handelt "Resurrection" von der Liebes- und Hassbeziehung zwischen E. Bathory und ihrem Dienstmädchen Ophelia.

Alex:
Das Artwork von "Resurrection" ist sehr geschmackvoll und zeigt dich in erotisch angehauchter Stilistik. Erzähl mir ein wenig über deine anderen Talente, außer dem Gesang.

Lady Angellyca:
*lacht* Ich bin Lehrerin der Schönen Künste und nebenbei professionelle Zeichnerin. Deshalb kreiere ich auch alle Cover, Bilder und auch die Website. Gelegentlich arbeite ich auch als Gothic- und Fetischmodel, wovon du dich auf meiner persönlichen Homepage http://www.LadyAngellyca.com überzeugen kannst.

Alex:
Wie definierst du deine Einstellung zum Leben und deinen Lebensstil?

Lady Angellyca:
Ich bin sehr optimistisch und sehr realistisch. Ich habe jede Menge Treffer in meinem Leben und momentan ist die Musikkarriere einer davon.

Alex:
Meiner Meinung nach ist FOREVER SLAVE ein Hybrid aus skuriler Morbidität, die den Black Metal auszeichnet, aus hymnischen Elementen in der Schnittmenge von NIGHTWISH und Epik in der Tradition älterer THERION. Was hältst du davon?

Lady Angellyca:
FOREVER SLAVE basieren auf klassischer Musik, unserem Haupteinfluss. Die meisten Musiker FOREVER SLAVEs waren oder sind Studenten der klassischen Musik. Das kann man sofort heraushören, sobald man auf "Play" drückt. Natürlich lieben wir aber alle Metal.

Alex:
Was willst du mit der Musik von FOREVER SLAVE innerhalb und außerhalb Spaniens erreichen?

Lady Angellyca:
Ich will auf der ganzen Welt spielen und die Dinge tun, die Musiker machen, wenn ihre Mucke bei der Masse Anklang findet.

Alex:
Und was willst du mit deiner Musik ausdrücken?

Lady Angellyca:
Eine Wirklichkeit, Liebe und Hass in enger Umarmung. "Resurrection" ist eine Vampir-Oper und die Musik untermalt die einzelnen Akte.

Alex:
FOREVER SLAVE sind musikalisch ziemlich unlimitiert. Die Instrumentierung umfasst nicht nur die normalen Elemente, sondern legt auch viel Gewicht auf eine sehr traurig tönende Violine. Kannst du sagen, das diese Farbtupfer die Klangfarbe FOREVER SLAVEs stigmatisieren?

Lady Angellyca:
FOREVER SLAVE mischen klassische Musik, die natürlich mit klassischen Instrumenten wie Piano, der operettenhaften Stimme, Chören und der Violine intoniert werden, mit Heavy Metal und dessen klassischen Instrumenten, also Gitarre, Bass und Schlagzeug. Metal und Klassik sind unsere Favoriten und daraus ergibt sich unser Stigma.

Alex:
Ich hab gelesen, dass ihr auf der Suche nach einem neuen Label seit. Wie ist der derzeitige Stand?

Lady Angellyca:
Wir vertreiben unsere Arbeiten immer noch selber. Wir hatten aber auch noch nie ein Problem damit, bis zu "Resurrection". Mittlerweile können wir die Verteilung nicht mehr selbstständig übernehmen, da Menschen auf der ganzen Welt in gesteigertem Maße anfragen. Dieser Fakt wiederum hilft uns, neue und bessere Instrumente anzuschaffen, um neues und besseres Material abzuliefern. Wir entschieden, uns nach einem professionellen Label umzusehen, das den Vertrieb des Outtakes korrekt übernimmt. Eigenvertrieb erfordert eine Menge Zeit, so dass du generell keinen großen Nutzen hast.

Alex:
Wie sieht es im Hause FOREVER SLAVE mit Touraktivitäten aus? Kann man mit euch auch mal in Deutschland rechnen?

Lady Angellyca:
Unser vorerst letzter Gig wird am 16. Juli sein. Dann starten wir erst wieder im September durch. Wir wollen natürlich unbedingt nach Deutschland und sehen uns derzeit nach Promotern um.

Alex:
Angellyca, in deinen eigenen Worten: Was geht auf einem Livegig von FOREVER SLAVE ab? Was erwartet den Zuschauer?

Lady Angellyca:
Wenn die Menschen zum ersten Mal auf einem FOREVER SLAVE-Gig sind, verlassen sie ihn üblicherweise etwas überrascht und nicht selten sehr zufrieden. Diese Situation wiederholt sich komischerweise immer wieder. Das Geheimnis ist... besser du kommst auf einen unserer Gigs in Deutschland und du wirst es selber herausfinden.

Alex:
Spanien ist nicht wirklich bekannt für seine Black- und Gothicacts. Kannst du etwas Licht ins Dunkel des spanischen Undergrounds bringen?

Lady Angellyca:
Die dunkle spanische Szene ist nicht so ursprünglich. Üblicherweise imitieren die meisten Acts aktuell angesagte Bands und wenn du eine gehört hast, hast du eigentlich alle gehört. Bevorzugt wird in Spanien aber ganz klar Heavy und Power Metal.

Alex:
Angellyca, ich danke dir für dieses Interview und wünsch euch viel Glück bei der Labelsuche. Irgendwelche letzten Worte?

Lady Angellyca:
Ich danke dir und euren Lesern für den Support. Wenn ihr mehr Infos braucht oder uns kontaktieren wollt, surft einfach auf http://www.foreverslave.com.

Redakteur:
Alex Straka

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