FALCONER: Interview mit Stefan Weinerhall

01.01.1970 | 01:00

Neuer Sänger, neues Glück: Für FALCONER stand in diesem Jahr eine tiefgreifende Veränderung im Line-Up an - Mathias Blad raus, Kristoffer Göbel rein. Mit neuem Mann am Mikro entstand schließlich das aktuelle Werk "The Sceptre Of Deception" (VÖ: 06. Oktober 2003), ein ausladendes, konzeptionelles Epos über ein schwedisches Königsgeschlecht, musikalisch veredelt mit den typischen FALCONER-Trademarks. Und natürlich mit komplett neuem Gesang - bzgl. Besetzungswechsel, Fanreaktionen und neue Zukunftswege der Band stand Gitarrist und Songschreiber Stefan Weinerhall Rede und Antwort.


Kathy:
Was war deine erste Reaktion, als Mathias euch mitteilte, dass er FALCONER verlassen wird?

Stefan:
Hm, nun, ich war es ja, der ihm gesagt hat, dass wir mehr Zeit in FALCONER reinstecken möchten, mehr Touren machen und Gigs spielen wollen. Er hat davor schon gemeint, dass eine Tour schwierig für ihn werden könnte, da er zukünftig mehr mit Musicals und so zu tun haben werde. Also sagte er, er könne nicht mehr Zeit in FALCONER investieren, eine Tatsache, die wir sehr wohl wussten, schon bevor ich ihn darauf ansprach. Da vier von uns eine Richtung gehen, der Fünfte jedoch einen anderen Weg einschlagen wollte, sagte ich Mathias, dass es wohl das beste für alle wäre, Prioritäten zu setzen. Die Band wollte etwas anderes als Mathias, also taten wir diesen Schritt und trennten uns voneinander. Dabei waren keine bitteren Gefühle o.Ä. im Spiel, wir waren alle lediglich ehrlich zueinander.

Kathy:
War es denn schwer, Ersatz für ihn zu finden?

Stefan:
Nein, nicht wirklich. Einige Wochen nach der Trennung von Mathias begannen wir mit der Suche nach einem neuen Sänger. Anders (Johansson, Gitarre - d. Verf.) sah sich eine Coverband in einem Pub an und fand ihren Sänger richtig gut - nach dem Gig kam er mit ihm ins Gespräch, sie redeten über alles mögliche. Nach einer Weile erwähnte Anders, dass wir einen neuen Sänger suchen würden und fragte ihn, ob er nicht interessiert wäre - natürlich ohne ihm den Job fest zuzusichern, er wollte ihn erstmal nur testen. Es stellte sich heraus, dass er - Kristoffer Göbel - FALCONER sehr mochte, und nachdem ich mit beiden noch mal gesprochen hatte, beschlossen wir, ihn auf die Probe zu stellen.
Alles klappte vorzüglich, außerdem ist Kristoffer ein echt netter Kerl. Und da er der beste Anwärter war, den wir hatten, entschieden wir nach ein paar Wochen, ihm den Job zu geben.

Kathy:
Wie denkst du persönlich insgesamt über die neuen FALCONER-Songs inklusive der neuen Stimme?

Stefan:
Mathias hatte eine originellere Stimme, war dafür aber auch eingeschränkter. Kristoffer ist so bewandert im Metal, dass es wesentlich einfacher ist, ihm Dinge zu erklären bzw. man muss ihm vieles gar nicht mal erklären. Außerdem hat er einen größeren Stimmumfang und die Möglichkeit, seinen Gesang vielfältig zu variieren. Ich denke, wir haben das Richtige getan; zudem finde ich es schön, mit so etwas Neuem und Frischem zu arbeiten.

Kathy:
Wie haben FALCONER-Fans bislang reagiert, mögen sie den neuen Gesang?

Stefan:
Ja und nein. Manche lauschen nur auf den Sänger, andere wiederum legen mehr Wert auf die instrumentelle Musik. Wir haben durch das neue Line-Up sowohl Fans verloren als auch gewonnen. Natürlich braucht es einige Zeit, bis Fans einen neuen Sänger akzeptieren, das ist nichts Ungewöhnliches meiner Meinung nach. Aber ich muss sagen, dass ich manchmal schon etwas irritiert bin von engstirnigen Fans, die nicht auf die "Musik in der Musik" hören, sondern einzig und allein den Gesang fokussieren. Als ich damals Mathias in die Band brachte, gab es schon viele Skeptiker, denn die Leute dachten, dass er nicht zu dieser Art von Musik passen würde - aber da es einzig und allein meine Entscheidung war, habe ich mich nicht um die Meinung anderer gekümmert. Und genauso ist es dieses Mal auch.

Kathy:
Musikalisch klingt "The Sceptre Of Deception" wieder klar nach FALCONER - die typischen Riffs, die folkloristisch beeinflussten Melodien. Warum hast du, im Zuge mit Neuzugang Kristoffer, nicht auch gleich neue Wege des Komponierens eingeschlagen?

Stefan:
Weil wir nicht zu viel gleichzeitig ändern wollten. Das nächste Album, soviel kann ich schon sagen, wird aber einige Änderungen beinhalten. Jetzt, da Kristoffer in die Band reingewachsen ist, ist es aber sicherer, ihm erstmal die Möglichkeit zu geben, den FALCONER-Sound individuell zu gestalten.
Das Komponieren neuer Songs wird so auch interessanter für mich sein - endlich mal Musik, die ich nicht schon in- und auswendig kenne.

Kathy:
Wer von euch hat sich die konzeptionelle Story ausgedacht, von der die Lyrics auf dem Album handeln (eine intrigante Geschichte rund um ein schwedisches Königshaus - d. Verf.)?

Stefan:
Das war ich. Da ich geschichtlich sehr interessiert bin, kannte ich die Story schon von früher. Als ich dann MacBeth las kam mir Idee, dass man diese wahre schwedische Geschichte doch perfekt konzeptionell umsetzen könnte. Und das war eine ganz schöne Arbeit - erstmal die ganze Geschichte zusammenzukriegen und dann mit der Musik zu kombinieren. Man sollte ja den Lyrics zusammen mit der Musik folgen können und nicht umgekehrt... .

Kathy:
Obwohl er nicht mehr zum Line-Up gehört, singt Mathias noch einige Parts auf "The Sceptre Of Deception". Ist es in eurem Interesse, dass er auch auf weiteren FALCONER-Alben hier und da als Gastsänger einspringt?

Stefan:
Nicht wirklich. Wir haben das auf dem neuen Album so gemacht, da wir immer noch finden, dass er eine tolle Stimme hat und da "The Sceptre…" ein Konzeptalbum ist, war es auch nicht ungewöhnlich, Gastsänger - darunter eben auch Mathias - dafür zu engagieren. Und natürlich, um die traurigen Fans ein bisschen zu trösten. Ich habe Mathias einige Parts singen lassen, von denen ich einfach wusste, dass sie sehr gut zu ihm bzw. seiner Stimme passen würden, langsame und schöne Passagen.

Kathy:
In den letzten Jahren hat man FALCONER leider nur sehr selten on stage zu sehen bekommen. Wird sich das nun ändern, ist eine Tour geplant?

Stefan:
Ja. Es ist geplant, dass wir im Januar durch Teile von Europa touren werden, da wir allerdings diesbzgl. noch nichts bestätigt/unterschrieben haben, werde ich dazu auch noch nichts weiter sagen. Es ist wirklich an der Zeit, dass wir auf Tour gehen. Außerdem hoffe ich auf mehrere Festivalauftritte im kommenden Sommer.

Kathy:
Und welches Konzert hast du persönlich zuletzt besucht?

Stefan:
Hm, ich denke, die einzigen Gigs, die ich dieses Jahr gesehen habe, waren die auf den Festivals, bei denen wir gespielt haben. Meine Lieblingskonzerte waren CANDLEMASS in Cleveland, Ohio, und JETHRO TULL beim Sweden Rock Festival.

Kathy:
So, und zum Abschluss muss ich das jetzt einfach noch fragen: Dein Nachname "Weinerhall" klingt so verdammt deutsch, hast du Vorfahren aus Deutschland?

Stefan:
Hehe, nein, eigentlich nicht. Mein Großvater änderte seinen Namen von Karlsson in Weinerhall, das war 1946, glaube ich. Dazu kommt außerdem, dass Karsten (Larsson, Drums - d. Verf.) und ich zur Hälfte Finnen sind... .

Redakteur:
Kathy Schütte

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