ETERNAL, THE: Interview mit Mark Kelson

01.01.1970 | 01:00

Die australische Doom-Metal-Gruppe THE ETERNAL haben vor kurzem ein schlicht geniales Album ("The Sombre Light Of Isolation") veröffentlicht, das jedem Freund dunkler Klänge in Mark und Knochen fahren wird. Der Anspruch der Musiker ist es, Klänge zu erschaffen, die beim Hörer intensive Emotionen hervorrufen. Und das ist ihnen mehr als gelungen! Komplexe Kompositionen und ein wuchtiger Sound sorgen für ein gerüttelt Maß an Gänsehaut. Gitarrist und Sänger Mark Kelson stand mir per E-Mail Rede und Antwort:

Jörg:
Hallo! Erstmal – meine fast schon ehrfürchtige Verehrung für diese geniale CD, die ihr da veröffentlicht habt. Welches "Doom", also Schicksal, führte zur momentanen Besetzung von THE ETERNAL?

Mark:
Am Ende des Jahres 2002 spielten Chris Burton (Gitarre) und ich (Gesang & Gitarre) bei CRYPTAL DARKNESS. Wir kamen an einen Punkt, an dem einfach nichts mehr funktionierte: Unser Label war nicht gerade in einer guten Situation und innerhalb der Band selbst ergaben sich musikalische und persönliche Differenzen. Also entschieden Chris und ich, dass es Zeit für einen Neubeginn war. Wir lösten CRYPTAL DARKNESS auf und Anfang 2003, nach ein paar Monaten Planung, war THE ETERNAL geboren. Chris Stevenson (Keyboards) war der Erste, der für die Band angeworben wurde, da ich ihn seit der High School kannte und wusste, das er sehr musikalisch ist. Ich fragte ihn, ob er es mal mit uns versuchen wollte und einige Monate lang probten wir drei zusammen. Als nächstes brauchten wir den richtigen Drummer – wir kannten Ryan aus anderen Musikprojekten und wussten daher um sein Talent und seine Vielseitigkeit. Nach einigen Monaten guten Zuredens saß Ryan dann auf dem Stuhl hinter den Drums. James Hunt war der letzte Zugang der Band und kam circa drei bis vier Monate vor "The Sombre Light Of Isolation" dazu. Ich hatte schon in früheren Projekten mit James zusammengearbeitet. Daher schien er mir der richtige Mann für den Job zu sein, und er hat sich als unbezahlbar für die Band erwiesen.

Jörg:
Du und Chris Burton haben drei Alben mit der Gruppe CRYPTAL DARKNESS veröffentlicht, die musikalisch auch nicht weit von THE ETERNAL anzusiedeln sind. Damals war ex-MY DYING BRIDE-Geiger Martin Powell mit von der Partie. Wieso hat Martin Powell CRYPTAL DARKNESS verlassen?

Mark:
Martin spielte auf "They Whispered You Had Risen" und "Chapter II - The Fallen" mit. Weil Martin in Großbritannien lebt und wir in Australien, nahm er mit uns nur im Studio auf. Nicht lange nachdem wir die Alben fertiggestellt hatten, stieg Martin bei CRADLE OF FILTH ein. Wir stehen noch in Kontakt und ich wünsche ihm alles Glück bei allem, was er tut, denn er ist ein wirklich großartiger Vollblutmusiker.

Jörg:
Wo seht ihr die musikalischen Unterschiede zwischen CRYPTAL DARKNESS und THE ETERNAL?

Mark:
THE ETERNAL haben die Idee von CRYPTAL DARKNESS übernommen und weiterentwickelt. Wir haben mit unserer Musik experimentiert und versucht mehr Tiefe in den Sound zu bringen. Wir halten uns nicht wie bisher an irgendwelche Doom-Metal-Regeln. Unsere Musik zentriert sich nachwievor um die düsteren langsamen Klänge, aber wir probieren verschiedene Gesangsstile aus und beziehen ein breiteres Spektrum an Einflüssen als noch bei CRYPTAL DARKNESS mit ein. Für mich ist THE ETERNAL eine ganz eigene Band, völlig unabhängig von CRYPTAL DARKNESS. Es ist ein gutes Gefühl, die Vergangenheit hinter sich lassen zu können und zu wissen, das das Kommende viel besser sein wird.

Jörg:
Wino von ST. VITUS sagte in einem Interview, Doom Metal sei "depressiver introvertierter Rock, der nach der Seele sucht". Was bedeutet Doom Metal für euch? Seid ihr introvertierte Menschen?

Mark:
Für mich war Doom schon immer Musik, die ganz verschiedene Emotionen in dir wachrufen kann - die dich etwas fühlen lässt. Ich denke nicht, dass Doom eine bestimmte Art von Riffing oder dergleichen ist, sondern dass die Musik Gefühle vermitteln sollte. Aber natürlich hat Doom mehr mit den dunkleren Emotionen zu tun...

Jörg:
Lasst uns über euer neues Album reden. Auffällig ist eure Vorliebe für komplexe Arrangements, Abwechslung und Breaks. Habt ihr das Ziel, anspruchsvolle Musik zu erschaffen?

Mark:
Wir würden sagen, dass wir anspruchsvolle Musik machen, aber wir wollen nicht auf Teufel-komm-raus "technisch" sein. Wir versuchen einfach, unsere Songs um eine Grundstimmung herum aufzubauen und davon ausgehend zu erweitern. Wir mögen es, einprägsame Stellen in unseren Arrangements zu haben. Alles ist sehr strukturiert, besonders unsere Rhythmussektion.

Jörg:
Was sind die "eternal", also ewigen, Themen eurer Songs? Gibt es so etwas wie eine religiöse oder philosophische Dimension darin?

Mark:
Unsere Lyrics sind manchmal philosophisch, aber Religion spielt keine Rolle, denn ich bin Atheist. Wir wollen über alltägliche Dinge singen: Liebe, Verlust, Krieg, auch Hoffnung... Wie könnte man besser Menschen mit Musik bewegen, als über Dinge zu schreiben, die uns alle angehen?

Jörg:
Mein Lieblingsstück auf dem neuen Album ist das Titelstück (vor allem wegen des hypnothischen Riffings). Gibt es einen Song, der dir besonders am Herzen liegt?

Mark:
Es ist sehr schwer, ein Lieblingsstück herauszustellen, denn alle Songs haben eine andere Bedeutung für mich und auf bestimmte Weise ist jedes Stück mit allen anderen verbunden. Jedes Stück wird durch das nachfolgende vervollständigt und dadurch entsteht die besondere Dynamik des Albums.

Jörg:
In der Musik lassen sich eine Menge Einflüsse jenseits des Doom Metal finden. Insbesondere Chris Stevenson scheint eine Affinität zur Klassik und zum Prog Rock der Siebziger zu haben. Und einige Harmonien aus dem Bereich des Gothic Rock (wie FIELDS OF THE NEPHILIM) sind deutlich zu hören. Welche Einflüsse haben auf eure Musik gewirkt?

Mark:
Das Schöne an unserem derzeitigen Line-up ist, dass wir alle verschiedene Einflüsse einbringen. Auch wenn die Band ihre Wurzeln im Doom hat, so lieben wir doch alle Arten von Musik: Siebziger-Rock und früher Doom, Metal, Rock, Jazz, Klassik, Ambient, Gothic – wir sind offen für alles, was uns gefällt. Besonders wirkt sich das auf unser neues Material aus, denn wir sind jetzt alle aktiv am Songwriting beteiligt. Wir alle tendieren zu einer mehr atmosphärischen Musik, wir wollen Emotionen ausdrücken und die Leute etwas fühlen lassen, wenn sie die Musik hören.

Jörg:
Was denkst du über die Situation und Qualität des modernen Doom Metal?

Mark:
Ich denke, es gibt viele großartige Doom-Bands, z.B. VIRGIN BLACK, SWALLOW THE SUN, THE PROPHECY - um nur einige zu nennen. Ich denke nicht, dass Bands sich davor fürchten sollten, andere Elemente in ihre Musik aufzunehmen, denn sonst bewegen sie sich nur im Kreis. Und ich denke, dass die Bands, die ich genannt habe, alle ihr Ding machen und ihren eigenständigen Sound haben.

Jörg:
Im Herbst wollt ihr Europa in das dunkle Licht eurer Musik tauchen. Werdet ihr in Deutschland touren?

Mark:
Hoffentlich werden wir in Deutschland auftreten können. Derzeit ist es schwierig für uns, einen Veranstalter zu finden, der uns bucht. Wenn uns jemand helfen kann, so möge er uns bitte mailen! Mehr Informationen über unsere Tour in Europa findet ihr auf der Seite http://clik.to/doomination. Danke!

Jörg:
Danke für das Interview und viel Erfolg mit eurer Band!

Redakteur:
Jörg Scholz

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