ENTOMBED: Interview mit L-G Petrov

15.07.2007 | 21:17

ENTOMBED: "Serpent Saints" handelt vom Gehörnten und von all den kaputten Leuten auf dieser Erde. Wir hoffen, dass wir unter die Kategorie der kaputten Leute fallen, haha!

Die alte Schweden-Legende ENTOMBED hat sich von ihrem rock'n'rolligen Sound der letzten Alben hörbar entfernt und haut uns nach Jahren des Wartens nun mit "Serpent Saints" eine fette Old-School-Kante entgegen. Ich sprach mit Shouter Lars Göran Petrov, besser bekannt als L-G, über die dreckige neue Scheibe, die "Masters Of Death"-Tour und über meine kürzliche Live-Sichtung PILEDRIVER, die L-G völlig aus der Fassung brachte.


Martin:
Servus L-G! Es ist toll, dich an der Strippe zu haben. "Serpent Saints" ist ein tolles Album geworden. Wobei ich es erst zwei oder drei Mal durchhören konnte, da ich es erst vor einer Woche bekam. Aber es tritt schon gut Arsch.

L-G Petrov:
Oh, danke, danke! Also erfüllt das Ding seinen Job, haha.

Martin:
Euer letztes Studioalbum "Inferno" erschien ja bereits 2003. Warum hat es denn so lange gedauert, bis ihr nun das Nachfolgealbum herausbringt?

L-G Petrov:
Wir waren sehr viel auf Tour. Und haben praktisch überall gespielt. Wir waren in Australien und in Südafrika, sogar zwei Mal.

Martin:
Ihr habt in Südafrika gespielt?

L-G Petrov:
Ja, und ich kann dir versichern, dass es da sehr verrückte Metalheads gibt. Das war echt klasse dort. Und wenn man auf Tour ist, kann man halt keine Alben zu Hause aufnehmen. Eigentlich sollte "Serpent Saints" schon 2006 herauskommen. Aber wir waren Ende letztes Jahres wieder viel auf Tour und spielten etliche Shows. Von daher konnten wir uns nicht so auf das Songwriting konzentrieren. Und Konzerte absagen, das wollen wir nicht.

Martin:
Und deshalb habt ihr die "When In Sodom"-EP herausgebracht?

L-G Petrov:
Genau. Wir hatten einige Songs, mit denen wir sehr zufrieden waren. Und wir dachten einfach, dass wir etwas herausbringen müssen, damit uns die Leute nicht ganz vergessen. Aber es tut uns schon leid, dass die Fans so lange auf "Serpent Saints" warten mussten. Jetzt erscheint das Ding ja endlich.

Martin:
Was hat es denn mit den zehn Änderungsvorschlägen auf dem Cover der neuen Scheibe auf sich? Stellen sie das Gegenteil zu den Zehn Geboten dar?

L-G Petrov:
Ja, das könnte schon sein. Also es ist jetzt nicht so, dass man auf dem Album das dritte oder das vierte Gebot neu geschrieben findet. Diese Gebote schreiben dir nicht vor, was du tun musst, sondern sie stellen dir die Frage, was du tun willst. Wir wollen den Leuten natürlich nichts aufzwingen. Für uns selbst wollen wir persönliche Freiheit und wir wollen immer dazu in der Lage sein, das zu tun, was wir wollen.

Martin:
Ist "Serpent Saints" denn ein Konzeptalbum?

L-G Petrov:
Nicht wirklich. Es handelt vom Gehörnten und all den kaputten Leuten auf dieser Erde. Und wir hoffen, dass wir unter die Kategorie der kaputten Leute fallen, haha.

Martin:
Handelt denn der Titel 'Masters Of Death' von euren Erlebnisse auf der gleichnamigen Tour mit GRAVE, DISMEMBER und UNLEASHED im Herbst 2006?

L-G Petrov:
Ja, der Text wurde schon ein wenig dadurch inspiriert. Wir zollen darin aber auch allen Bands Tribut, die ENTOMBED beeinflusst haben. Da gibt es schon einige Riffs, die denen von anderen Bands sehr ähneln und wir erwähnen darin die wichtigsten Bands der Death-Metal-Szene aus der Sicht von ENTOMBED.

Martin:
Wie würdest du denn "Serpent Saints" mit anderen Veröffentlichungen von ENTOMBED vergleichen?

L-G Petrov:
"Serpent Saints" ist für uns bisher das angenehmste Album, das wir aufgenommen haben, würde ich sagen. Der Aufnahmeprozess war entspannt. Die Art und Weise, wie ich auf dem neuen Album singe, unterscheidet sich einfach von dem, was ich auf den letzten paar Alben gemacht habe. Und das ist genau jetzt die Art, in der ich gerne singe. Und das kann man auch hören, denn die Scheibe ist brutaler und aggressiver als die Vorgängeralben. Wir wollten auch ehrlich zu uns selbst sein. Wir haben ja jetzt nur noch einen Gitarristen. Von daher wollten wir da nicht fünf Gitarrenspuren draufpacken. Das könnten wir ja nicht live umsetzen. Es sei denn, wir hätten fünf Gitarristen, hähä.

Martin:
Im November 2006 habe ich euch live in Adelsheim auf der "Masters Of Death"-Tour mit DISMEMBER, GRAVE und UNLEASHED gesehen. Wie lief denn die Tour für euch? War die Tour genauso großartig, wie Toureen in den frühen 1990ern?

L-G Petrov:
Yeah! Das war ein Nostalgietrip allererster Güteklasse, wirklich. Denn alle Bands waren genau auf einer Wellenlänge. Wir sind zwar alle nun etwas älter, aber wir waren mit hundertprozentigem Enthusiasmus dabei, weißt du. Wir hatten jede Show genauso viel Spaß wie beim Auftritt zuvor. Es kamen viele Headbanger zu unseren Shows. Und das Abhängen mit den anderen Bands jeden Morgen und Abend war wirklich klasse.

Martin:
Und ihr habt ja jeden Abend vor mindestens 600 oder 800 Leuten gespielt, was ja auch klasse ist.

L-G Petrov:
Ja, und es ist toll, dass so viele kamen. Das sind halt die wahren Fans des skandinavischen Death Metal. Das war eine ganz tolle Zeit. Wir schließen übrigens nicht aus, dass wir diese "Masters Of Death"-Tour noch ein zweites Mal machen. Das können sich alle von uns gut vorstellen.

Martin:
Okay, aber dann würdet ihr doch vielleicht auch mit anderen Bands spielen, oder?

L-G Petrov:
Ja, vielleicht. Aber ich hätte nix dagegen, wieder mit DISMEMBER, GRAVE und UNLEASHED auf Tour zu gehen. Aber dann müssten wir halt in anderen Städten spielen. Aber da gibt es ja genügend Orte, wo wir noch nicht waren.

Martin:
Wie würdest du denn die heutige Death-Metal-Szene in Skandinavien mit der in den frühen 1990ern vergleichen?

L-G Petrov:
Die unterscheidet sich natürlich schon von der von früher. Es gibt Bands wie NIFELHEIM oder WATAIN aus Schweden, dann natürlich die älteren Bands wie GRAVE, UNLEASHED und DISMEMBER. Und die jüngeren Bands wie THE HAUNTED und so weiter. Die Szene ist wirklich groß, denke ich.

Martin:
Und es gibt ja eine erhebliche Diversität innerhalb des Death-Metal-Genres in Skandinavien.

L-G Petrov:
Ja, und besonders hier in Schweden versucht jeder, auf eine gewisse Art und Weise einzigartig zu klingen. Und ich meine: viele Bands, wie ENTOMBED, sind schon seit über fünfzehn Jahren dabei. Und die Ideen gehen uns niemals aus. Solange wir Platten herausbringen können und Fans zu unseren Shows kommen, sind wir zufrieden. Und wir sind ja nicht nur Musiker, sonder wir sind auch große Fans der Musik. Und fast jeden Tag, wenn ich hier in Stockholm in der Stadt herumlaufe, treffe ich irgend jemanden, der in einer Band spielt. Und Stockholm ist ja schon recht groß. Aber man kennt sich untereinander.

Martin:
Und es gibt ja so viele geile Bands in Skandinavien. Ich glaube, dass jeder fünfte oder sechste Einwohner bei euch in einer Metal-Band spielen muss.

L-G Petrov:
Genau! Bei uns wird die Musik eher gemacht. Gehört wird sie von gar nicht so vielen. Nein, war ein Scherz. Wir haben hier in Schweden eine treue Gefolgschaft.

Martin:
Wann gehen ENTOMBED denn wieder auf Tour?

L-G Petrov:
Ja, "Serpent Saints" erscheint in Europa am 25.06.2007. Danach sind wir hier auf einigen Festivals in Europa unterwegs. Das erste findet hier in Göteborg statt. Wir spielen gemeinsam mit SLAYER und MACHINE HEAD auf dem "Metal Town"-Festival. Dann spielen wir in Irland, Italien und vielleicht in Slowenien. Dann in Deutschland. Das wird cool! Wir spielen da auf einem verrückten Festival im nördlichsten Zipfel von Schweden. Das liegt fast Richtung Russland. In den finnischen Wäldern gibt es auch Death-Metal-Fans, hähä!

Martin:
Jetzt stell dir mal vor, du wärst für einen Tag unsichtbar. Was würdest du anstellen?

L-G Petrov:
Also ich würde der nächstgelegenen Bank einen Besuch abstatten, haha! Ich denke, dass ich einfach herumschleichen würde, um zu sehen, was hinter den Vorhängen der Häuser abläuft.

Martin:
Jetzt nenn mit doch bitte noch deine fünf absoluten Lieblingsalben!

L-G Petrov:
Ich mag "Evil Invaders" von RAZOR sehr. Und dann PILEDRIVER...

Martin:
..."Metal Inquisition", oder was?

L-G Petrov:
Ja, genau!

Martin:
Ich habe PILEDRIVER kürzlich live gesehen.

L-G Petrov:
Waass? Wann denn und wo?

Martin:
Auf dem KEEP IT TRUE-Festival im April 2007. Sie haben sich reformiert.

L-G Petrov:
(Ist völlig aus dem Häuschen). Oh nein! Shit! Ich habe mal dem Sänger, Gord Kirchin, geschrieben, ob er denn Shirts mit dem PILEDRIVER-Logo und der Aufschrift "And If You're Not A Metalhead You Might As Well Be Dead" hätte. Er sagte nein. Darauf antwortete ich: Dann mach welche! Hehe! Shit! Dass es die wieder gibt!

Martin:
PILEDRIVER haben sogar einige neue Demos am Start. Check doch mal: http://www.sofa-q.com/demos.html

L-G Petrov:
Das sind verdammt gute Neuigkeiten, Mann! Danke!

Martin:
Zurück zu deinen Lieblingsscheiben. Welche hast du noch?

L-G Petrov:
MOTÖRHEAD - "Another Perfect Day", IRON MAIDEN - "Killers" und MÖTLEY CRÜE – "Shout At The Devil". Die letztgenannte ist meine absolute Lieblingsscheibe.

Martin:
Willst du noch etwas an die ENTOMBED-Banger und an unsere Leser richten?

L-G Petrov:
Ich hoffe, ihr mögt das neue Album "Serpent Saints". Wenn dem so ist, dann kommt zu unseren Shows und wir werden da kräftig mit euch Bier trinken und wie die Hölle headbangen. Wir haben jetzt seit zwei Wochen schon keine Show mehr gespielt und ich merke schon, dass ich körperlich ganz zappelig werde. Ich will da raus und spielen!

Martin:
Okay! Ich danke dir für dieses Interview und für deine Zeit! Dir noch 'nen schönen Abend!

LG Petrov:
Dankeschön! Gleichfalls! Danke für die guten Neuigkeiten bezüglich PILEDRIVER.

Redakteur:
Martin Loga

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