EKTOMORF: Interview mit Zoltán

01.01.1970 | 01:00

EKTOMORF etablierten sich in den letzten Jahren vom Underground Tip zur wachsenenden Größe auf Europas Bühnen. Was nicht nur an ihrer traditionsschweren Einstellung zur Musik liegt. Zu dieser Entwicklung stand mir ihr Frontmensch Zoltán Frage und Antwort.


Michael: EKTOMORF werden Tag für Tag bekannter. Wie erklärt ihr euch diesen Erfolg im internationalen Rockzirkus? Habt ihr selber damit gerechnet, so erfolgreich zu sein?

Zoltán: Ich freue mich sehr über die Aufmerksamkeit die wir von überall bekommen. Vielleicht liegt es daran dass die Menschen unsere Energie spüren, die wir von der Bühne auf sie loslassen. Wir sind vor allen Dingen eine Live-Band, und ich denke unsere neue CD ist trotzdem ein heavy Werk!


Michael: EKTOMORF werden die “ungarische Antwort auf SEPULTURA” genannt. Wie seht ihr eure Beziehung zu ihrer Musik?

Zoltán: Ich mag das alte SEPULTURA Zeug mit Max, aber aufgewachsen sind wir mit METALLICA und SLAYER. Ich bin froh über diesen Vergleich, aber ich denke wir klingen anders. Vielleicht haben ihre und unsere Musik die runtergestimmten Gitarren gemeinsam, aber ich denke nicht dass SEPULTURA etwas neues gemacht haben. Sie machten es einfach nur verdammt hart. Wir sind aus Ungarn, und deswegen erscheinen wir wahrscheinlich für die meisten ein bisschen exotisch, und da sehe ich den Vergleich mit SEPULTURA. Nebenbei finde ich dass SEPULTURA mal waren, ihre Musik ist nichtmehr das was sie mal war. So haben wir nichts mehr mit ihnen zu tun, du könntest uns eher mit SOULFLY vergleichen


Michael: Wie SEPULTURA und SOULFLY habt ihr traditionelle Klänge und kulturellen Kontext euer Heimat in eure Musik eingebaut. Wie sahen die Reaktionen in eurer Heimat aus? Habt ihr nur positive Reaktionen wahrgenommen?

Zoltán: Niemand fragt skandinavische Bands danach, ihre traditionellen Stücke in ihren Metal einzubringen. Aber es ist ok. Alles entwickelt sich weiter, so auch die Musik. Wie würde die Szene aussehen wenn alle noch die Musik aus den 70’ern spielen würden? Und das für die nächsten 200 Jahre? Wir lieben unsere Traditionen, weil es unser ein und alles ist. Roma ist Musik die voll Feuer ist, und genau dieses Feuer übertragen wir auf unsere runtergestimmten Gitarren! In Ungarn werden wir schon fast von den Fans vergöttert. Und da ist nicht viel traditionelle Musik, live sind wir eine sehr harte Trashband! Da sind keine ChillOut und Tribal-Unplugged Einlagen. Wir reissen die verdammte Bühne ab! Genau das ist es, was die Fans an uns lieben. Wenn die zu einem EKTOMORF Konzert kommen, können sie alle ihre Energien rauslassen, einfach nur abgehen!


Michael: Denkst du dass ihr mit eurer Musik Änderungen in eurer Heimat bewirken könnt? Ihr sied in euren Texten ziemlich kritisch an die Zustände in Ungarn herangegangen, habt ihr irgendwelche positive Ergebnisse feststellen können?

Zoltán: Ich denke nicht dass wir da etwas erreichen können. Das einzige woran ich interessiert bin ist live on Stage zu sein und den Leuten den puren Krach zu geben. Die Bühne ist mein Heim, und es ist mir egal wo sie sich gerade befindet. Und ja, ich habe einiges an kritischen Texten geschrieben, aber ich bin nicht so politisch veranlagt, sie richten sich eher an ein paar spezielle Wichser. Die Menschen mögen was wir machen, und das ist das einzige was zählt.


Michael: Du und Csaba werdet die Basis der Band genannt. Wie ist die Atmosphäre in der Band, wie funktioniert eure Zusammenarbeit, eurer Ideenaustausch und so weiter?

Zoltán: Ja, wir sind die Basis. Die meisten Ideen kommen von mir. Den Rest zimmern wir im Studio zusammen. Schau, die anderen Bandmitglieder sind zu frisch dabei. Sie sind großartig und ich bin froh dass sie ein Teil von EKTOMORF sind, aber es ist vor allem meine Band. Es ist wie ein Orchester, ich bin der Dirigent, der Komponist, und sie spielen die Musik. In dieser Sache hatten wir noch nie irgendwelche Konflikte. Aber du kannst hören, es funktioniert! Aber ohne sie ist das alles nicht möglich!


Michael: Das Cover eures neuen Albums “I Scream Up To The Sky” zeigt ein Baby mit engelsgleichen Flügeln, ist dieses auf deinen Sohn bezogen?

Zoltán: Ja, ich brauchte einfach eine Möglichkeit, meinen inneren Schmerz herauszuschreien. Und ich fand sie in diesem Album!


Michael: Du hast also viel von deinen inneren Gefühlen in dieses Album eingebracht, wie haben dir die anderen Bandmitglieder geholfen?

Zoltán: Wir haben alle viel Scheisse durchgemacht in den vergangenen Jahren. Die Musik ist das einzige was uns geblieben ist. Wir kommen alle aus derselben Gegend, so kennen wir uns schon seit Jahren! Dieses Album handelt von mir, aber das kann jedem passieren. Die anderen verstehen mich gut, und halfen mir sehr über die Trauer hinwegzukommen. Sie fühlten mit mir, ohne die Band wüsste ich nicht was mit mir passiert wäre.


Michael: Wie würdest du die Entwicklungen in eurer Musik von eurer „Kalyi Jag“ zu „I Scream Up To The Sky“ beschreiben?

Zoltán: „I Scream Up To The Sky“ ist härter, und der Kontext ist ernster. Die Produktion ist besser, wir hatten sehr viel Zeit um es aufzunehmen. Die Band wuchs mit der Zeit, beim letzten Album waren nur 2 in der Band. Meine Träume und Ziele veränderten sich. Wir sind lange getourt. Wir gehen mit diesem Album zurück an die Wurzeln von Rock, Punk und Trash, aber die meisten Sachen sind gleich geblieben! Der Rock’n Roll Lebensstil ist ein harter Weg, aber es ist der einzige den ich leben will.


Michael: Eurer neues Album klingt besser organisiert, weniger wild als eurer letztes Album, insbesondere die CrossOver Einlagen. Wie sah eure Motivation aus, solche Änderungen in eurer Musik vorzunehmen?

Zoltán: Alles was ich mache kommt aus meinem Herzen, da gibt es keinen wirklichen Plan. Ich höre jedes Mal auf meine Gefühle, und das ist der Weg den unsere Musik geht.

Michael: Wie sehen eure Eindrücke von eurer langen Europatour aus?

Zoltán: Europa ist grossartig, ich liebe es hier zu touren! Wir sahen nicht alle Länder, nur Österreich, Deutschland und Italien, aber im Oktober werden wir eine wirklich große Tour mit Nile und Sinister durch ganz Europa haben! Der Underground ist größter und besser als in Ungarn, ich liebe es besonders in Deutschland zu spielen, die Fans sind einfach spitze und ich danke ihnen für alles! Die Szene ist in Ungarn um einiges kleiner, aber die Fans sind das größte, ohne sie wären wir niemals so weit gekommen um in Deutschland zu spielen! Ich mag die Gegebenheiten hier, wir haben fast immer einen guten Sound, was zuhause nicht der Fall ist. Wir wollen am liebsten die ganze Zeit auf Tour sein!


Michael: Nachdem ihr auf Festivals wie dem SummerBreeze gespielt habt, wie war eure Aufnahme bei den deutschen Fans?

Zoltán: Die meisten Reaktionen waren gut, manchmal war es schier unglaublich für mich die Menge abgehen zu sehen, es zeigt mir dass wir unsere Sache gut machen! Ich hoffe unsere Musik erreicht so viele Menschen wie nur möglich, und die ganze Welt soll zu unseren Riffs moshen!


Michael: Denkst du osteuropäische Bands haben es schwerer an die Öffentlichkeit zu gelangen?

Zoltán: Ich denke jede Band hat es schwer, egal von wo sie kommt. Ich hab hier in Deutschland Bands getroffen die schon seit Jahren klampfen, aber noch nichts ist passiert. Arme Jungs die hart an ihrer Musik arbeiten. Wir hatten Glück, nicht nur das, wir haben hart dafür gearbeitet! Ich hoffe die Menschen hier beginnen sich mehr für den Underground zu interessieren, weil dort viele interessante Bands wirken.


Michael: Welche Bands haben euch am meisten beinflusst?

Zoltán: METALLICA, SLAYER, MACHINE HEAD, die alten SEPULTURA, SLIPKNOT, SYSTEM OF A DOWN, und viele Punk und HardCoreBands. Ich mag auch die Musik von BOB MARLEY und natürlich unsere Roma!


Michael: Mit welchen Bands würdet ihr am liebsten auf Tour gehen?

Zoltán: Wie du weisst ist die wichtigste SOULFLY. Aber SLAYER stehen auch ganz oben, ebenso MOTÖRHEAD.


Michael: Von welchen Festivals träumt ihr?

Zoltán: das Dynamo, Monster Of Rock, With Full Force, Rock In Rio, das Ozzfest. Wir lieben Festivals, so werden wir auf jedem spielen zu dem man uns ruft!


Michael: Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus, irgendwelche Träume zu erfüllen?

Zoltán: Das was ich jetzt mache, und zwar für mein ganzes Leben!


Michael: Wie würdest du eure Musik einem Menschen erklären der noch nie von Metal gehört hat?

Zoltán: Harte Musik mit echten menschlichen Gefühle, die dich wie ein Bulldozer überrollt!


Michael: Wie ist eure Zusammenarbeit mit Silverdust Records?

Zoltán: Sie ist sehr familiär und freundlich, wir kennen Achim seit 2 Jahren, er war der der uns den ersten Gig hier in Deutschland ermöglichte und wir danken ihm für vieles. Ich bin nicht so groß in Geschäftssachen, ich spiele nur die Musik!


Michael: Ausser EKTOMORF kenne ich keine populäre Band aus Ungarn. Wie sieht die Szene dort aus, sind internationale Bands genauso beliebt wie hier? Beliebter als eure lokalen Acts?

Zoltán: Das ist nicht immer der Fall, da ist ein ganzer Haufen an lokalen ungarischen Bands die überall in Europa Konzerte geben, aber niemand achtet auf sie. Wir sind die erste Band, die so viel Aufmerksamkeit erregt, und das ist grossartig! Die Fans zuhause sind stolz auf uns. Es ist hart für eine Band aus Europa in Ungarn zu spielen, da gibt es ein Problem, ein gewaltiges sogar. Und dieses Problem schimpft sich Geld. Die Leute hier sind sehr arm.


Michael: Nun, mit welcher Band würdet ihr lieber auftreten, mit SEPULTURA oder SOULFLY? Oder keiner von ihnen?

Zoltán: sieh die Antwort einfach in deiner vorherigen Frage über unsere Tour-Idole. Die Leute sollten uns als EKTOMORF wahrnehmen, sie sollen zu unseren Konzerten kommen und sie werden sehen dass wir quasi nichts mit ihnen zu tun haben. Es liegt vielleicht wie gesagt an den runtergestimmten Gitarren. Sieh, SEPULTURA und SOULFLY sind mehr Metal, wir sind Rock!


Michael: Was ist eure Meinung zu Kommerzmucke, Bands die ihren Stil und ihr Aussehen nach den momentanen Trends richten?

Zoltán: Es ist einfach riesengrosser Bullshit, aber das ist mir egal, lass die machen was sie wollen. Es ist ihr Job.


Michael: Was ist das für ein Gefühl, nicht mehr nur MetalFan zu sein, sondern selber Fans zu haben die zu eurer Musik bangen?

Zoltán: Es ist schlichtweg das grösste Gefühl dass du erleben kannst!


Michael: Wie kamt ihr auf die Idee “A Hard Days Night” zu covern?

Zoltán: Ich mag den Sound der BEATLES, und dieser Song ist einfach nur Rock. Ich meine das ist die Wurzel alle dem was wir heute Rock nennen!


Michael: Was macht ihr in der nächsten Zeit?

Zoltán: Touren, touren, touren, und ausserdem noch touren!


Michael: Und letztendlich: Es gibt MetalBands, wie zum Beispiel MANOWAR, welche in den internationalen Music Charts dotiert sind. Wie seht ihr MetalBands in der Masse der Pop Musik? Wie sieht eure Meinung zu extremer Promotion für Metal in den Medien aus?

Zoltán: Wenn ich ehrlich bin, hab ich noch nie MANOWAR gehört, ich mag diese Mucke nicht. Aber ich habe kein Problem damit, ich respektiere ihre Arbeit. Ich hoffe dass man uns nie in solchen PopListen sehen wird, und wenn doch, heisst das dass PopMusik tot ist. Die Promotion in dieser Art ist ok, weil dann die Masse wieder anfängt RICHTIGE Musik zu hören und nicht immer diesen dämlichen Plastik Dreck!

Redakteur:
Michael Kulueke

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