DUST BOLT: Interview mit Lenny

13.01.2019 | 22:55

Drei lupenreine Thrash-Perlen hat DUST BOLT schon auf der Habenseite. Nun steht mit "Trapped In Chaos" der Band bis dato bestes, da abwechslungsreichstes Werk auf dem Köcher. Ob es die blitzeblanken Ohrwürmer, der etwas höhere Melodieanteil oder schlichtweg die Erfahrung der Landsberger ist, weshalb Album Nummer vier die Erwartungen übertroffen hat, weiß man nicht. Jedenfalls fühlten wir Fronter Lenny ein wenig auf den Zahn und baten ihn zum Gespräch.

Grüß dich Lenny, erst einmal vielen Dank für das Interview. Ich hoffe, bei dir und den DUST BOLT-Jungs ist alles im Lot?

Hey! Ja, bei uns alles im Lot soweit. Wir freuen uns riesig auf den Release von "Trapped In Chaos" am 18.01.

"Mass Confusion" wurde 2016 veröffentlicht. Was ist seit der Platte bei DUST BOLT so passiert? Gib mir doch bitte ein kleines Update.

Es ist natürlich viel passiert! Sowohl auf Seiten der Band als auch bei uns allen privat oder individuell, wenn man so will. Und das Ganze ist natürlich nicht voneinander zu trennen - zumindest bei uns nicht, da wir freundschaftlich und menschlich so eng miteinander verwurzelt sind. Nach "Mass Confusion" haben wir uns den Arsch abgespielt und getourt, was das Zeug hält. Bis hin, dass wir unseren Traum erfüllen konnten in den USA zu touren und das sogar noch mit einem traumhaften Package (OBITUARY, EXODUS, POWER TRIP, DUST BOLT). Die Frage nach USA/Kanada war natürlich: Was nun?

Du bist Mitte zwanzig, nimmst dir das erste Mal einen kurzen Moment zum Durchatmen und Innehalten und dir fällt auf, wow - wir haben ganz schön viel erlebt und uns die letzten zwölf Jahre täglich dafür den Arsch aufgerissen. Aber was nun? Machen wir genauso weiter, setzen wir alles auf eine Karte, gibt es die reelle Chance überhaupt alles auf diese Karte zu setzen und wollen wir das überhaupt? Das sind viele Fragen. Wenn du so viel tourst, aber davon nicht leben kannst, gestaltet sich der Alltag öfters komplex. Manche würden es in der modernen Sprache "hustlen" nennen, aber andererseits ist das alles wiederum wahnsinnig spannend und aufregend. Diese Identitätssuche, "Drecksjobs", Ups & Downs, menschliche Beziehungen - das ist doch Leben pur, oder? Ein gefundenes Fressen für das Hirn eines Künstlers und das sind Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden. Trapped in Chaos.

Mit "Trapped In Chaos" ist ein unverschämt bockstarkes Stück Thrash Metal eurerseits in der Pipeline. Aus eurer Sicht: Was unterscheidet die neue Scheibe von dem Vorgänger?

Dass wir uns von Erwartungshaltungen losgelöst haben. Als wir jünger waren, hatten wir oft das Gefühl, wir müssten gewisse Elemente eines Klischees erfüllen, weil wir dachten, dass man das von uns erwartet. Aber nein, so ist es nicht. Nach dem Abschluss der Trilogie der ersten drei Alben wollten wir nun zu uns selbst finden. Sein, wer wir sind, machen, wie wir es gerne machen, Metal so spielen, wie wir ihn mögen und verstehen. Unabhängig von irgendwelchen Genregedanken und unabhängig von allem, was wir auf den drei Alben zuvor gemacht hatten und gleichzeitig DUST BOLT zu 100 Prozent, und mehr als wir es je waren, sein.

Mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten zu "Trapped In Chaos" herangetreten und wie lange wart ihr im Endeffekt mit der Platte beschäftigt?

Einzelne Song-Ideen und Riffs waren natürlich schon in den Köpfen. Aber nach der ersten US/Kanada-Tour entschlossen wir uns es ernst zu nehmen und nicht mit dem nächsten Album zu warten. Im Gegenteil. Wir setzten uns eine Frist von wenigen Monaten, schrieben das Album und nahmen es auf. Flogen zu einer zweiten fünfwöchigen US/Kanada-Tour, kamen nach Hause, mischten das Album und legten den Gesang drüber. Ich finde es gut mit Deadlines zu arbeiten. So forderst du dich selbst mehr und nur so entsteht Kunst. Aus unbequemen Situationen. Wenn du unendlich viel Zeit hast, wenn du tausend Takes versuchen kannst, wird nichts Besonderes dabei rauskommen. Darum haben wir uns bewusst in diese Drucksituation begeben. Wenn du nur wenige Zutaten und wenig Zeit zum Kochen hast, musst du kreativer sein als bei einem vollen Kühlschrank und einem halben Tag Zeit.

Meines Erachtens ist ein Hauch mehr Melodiebewusstsein auf der Platte als noch auf dem Vorgänger? Wie kommt das?

Es ist ganz natürlich passiert. Ich habe immer schon gesungen und in mir schlummert ein altes Grunge- 90iger-Kid. Nur für DUST BOLT habe ich das nie angewendet und ich fragte mich irgendwann, warum eigentlich? Eines Tages packte Nico, unser Drummer, unser allererstes Demo aus. Wir waren damals 16. Ich wollte es nicht hören, aber er spielte es einfach ab - wir sahen uns an und waren begeistert. Das waren wir, völlig naiv und ahnungslos - aber ehrlich, und so wie wir zusammen als Freunde angefangen haben, die Leidenschaft in der Musik zu genießen. Da wollten wir mit "Trapped In Chaos" wieder hin.

Ich musste mich zunächst ein wenig an das Artwork gewöhnen. Welche Verbindung gibt es zwischen dem Cover und den einzelnen Songs auf der neuen Scheibe?

Es ist düster, genauso wie die Songs es auch sind. Gleichzeitig ist es tiefer, wie eben die Bedeutung des Albums. In der Trilogie der Alben zuvor hatten wir knallig bunte Artworks, nun war es Zeit für etwas anderes. Das Cover stellt die Nahaufnahme eines Auges dar, denn das Album ist deutlich persönlicher als alles zuvor. Doch du könntest es auch als ein schwarzes Loch interpretieren, das dich aufsaugt und wodurch du in das freie Universum voller Chaos fällst. Ich denke, diese Art Metapher beschreibt den Hintergrund des Albums gut.

Meine persönlichen Highlights liegen klar auf der Hand: 'Bloody Rain', 'Another Day In Hell' sowie 'Shred My Skin' und 'Killing Time'. Was sind deine persönlichen "Trapped In Chaos"-Sternstunden und welche könnte man künftig auch live hören?

Das ist immer schwer zu sagen, da man zu verschiedenen Songs natürlich verschiedene persönliche Bezüge hat und die Songs im selben Moment als Musiker wiederum anders empfindet. Musikalisch ist für mich 'Rhythm To My Madness' der persönliche Favorit, 'Another Day In Hell' inhaltlich. Aber die Songs entwickeln sich natürlich auch nochmal, wenn wir sie live spielen, darum bin ich gespannt, was da passieren wird, wenn wir sie auf der kommenden Tour im März live spielen.

Apropos live - gibt es Pläne, mit dem 2019er Riff-Bollwerk auf Tour zu gehen oder das eine oder andere Festival heimzusuchen?

Ja! Wir haben bereits einige Daten bestätigt! Wir werden, wie gesagt, ab Februar/März auf Deutschland-Tour gehen und die Hauptstädte bespielen. Außerdem sind wir für Festivals wie das Summer Breeze, Bang Your Head oder Dong Open Air bestätigt. Der Rest ist noch geheim.

Welche generellen Vorsätze hat die Band DUST BOLT für 2019? Abnehmen, mit dem Rauchen aufhören oder einfach nur Thrash 'Till Death?

Hahaha, da muss ich meinen Jungs nochmal auf den Zahn fühlen. Aber generell machen wir uns nichts aus Vorsätzen oder langfristigen Plänen. Hauptsache ist, dass wir alle an einem Strang ziehen, uns immer temporäre Ziele setzen, besser werden und dafür hart arbeiten. Solange wir zu 100 Prozent hinter dem stehen, was wir tun, ist alles gut und wird es weiterhin bergauf gehen. Und das spüren und wissen auch unsere Hörer.

Lenny, damit wäre ich mit meinen Fragen auch soweit durch und möchte dir für mein erstes Interview im Jahre 2019 danken. Die letzten Worte gebühren dir – was möchtest du uns im Namen von DUST BOLT noch mit auf den Weg geben?

Danke dir und hoffentlich sehen wir uns auf der Tour! Wir würden uns freuen!

Redakteur:
Marcel Rapp

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