DRAGONFORCE: Interview mit Frédéric Leclercq

17.10.2008 | 15:21

Kaum hatte ich das TRIVIUM-Interview beendet, fragte mich eine der beiden Roadrunner-Promodamen, ob ich noch ein Interview mit DRAGONFORCE führen könnte. Als Interviewpartner würde mir der Tieftöner Frédéric Leclercq zur Verfügung stehen. Da noch genug Zeit bis zum Einlass war, willigte ich ein. Natürlich hatte ich keine Fragen vorbereitet, aber auch so konnte ich dem sympathischen Bassisten einiges zum kommenden Album, den Reaktionen der deutschen Fans auf die eigenwillige Truppe und den tragischen Tod von Phil Demmels Vater entlocken.
Wer sich nun dazu berufen fühlt weiterzulesen, ist herzlichst eingeladen.

Tolga:
Auch dich möchte ich gerne zum Tod von Phil Demmels Vater fragen. Wie habt ihr von seinem Tod erfahren?

Frédéric:
Es geschah, als wir in der Schweiz waren. Er (gemeint ist Phil Demmel – Anm. d. Verf.) hat die Show gespielt und ist dabei auch professionell ans Werk gegangen. Wir dachten er schafft's nicht, aber er hat's über die Bühne gebracht. Nach der Show ist Phil nach Helsinki geflogen, und wir haben uns gesagt, dass wir die kommenden Shows als Team über die Bühne bringen. Ich bin dann zu Rob und meinte, dass ich 'Old' von "Burn My Eyes" spielen kann, also "lass es mich machen". Und er meinte: "Yeah, warum nicht". Gestern haben wir dann den Track im Hotel geprobt.

Tolga:
Hast du dir das letzte MACHINE HEAD-Album ("The Blackening" – Anm. d. Verf.) zu Gemüte geführt?

Frédéric:
Yeah, yeah.

Tolga:
Und, magst du's?

Frédéric:
Wir arbeiten mit Roadrunner in den Staaten und England zusammen, weshalb wir alle ihre CDs für lau bekommen. Ich mag das neue Album. Darüber hinaus gefällt mir auch die erste Langrille ("Burn My Eyes" – Anm. d. Verf.) sehr, aber die letzten beiden Scheiben sind sehr gut ausgefallen.

Tolga:
Welche Art von Musik bevorzugst du?

Frédéric:
Am liebsten hör ich Thrash und Death Metal. Ich mag keinen Power Metal, obwohl uns ja nachgesagt wird, dass wir eine Spielart von Power Metal spielen. In der Regel hör ich Sachen wie MACHINE HEAD, MORBID ANGEL oder ähnliches.

Tolga:
Wenn man sich das Billing anschaut, so stecht ihr mit eurem Stil schon heraus. Wie sind die Reaktionen der Fans?

Frédéric:
Das haben wir letztens erst untereinander besprochen. Stell dir vor, du hast eine Tour, wo SLAYER, METALLICA, MORBID ANGEL, NAPALM DEATH spielen, und dann kommen mittendrin POISON. Die Reaktionen sind unterschiedlich. Mal genießen es die Zuschauer, andere finden's wiederum beschissen. Das ist uns aber egal, da wir für die spielen, die etwas mit unserer Musik anfangen können. Vor allem in Deutschland ist es schwer, da die Leute hier sehr engstirnig sind.

Tolga:
Genauso wie MANOWAR-Fans.

Frédéric:
Das geht in eine ähnliche Richtung. Aber bei mir ist's ähnlich. Wenn ich die Musik nicht mag, pfeife ich auch die Bands aus.

Tolga:
Aus diesem Stadium bin heraus, dass ich die Bands auf der Bühne auspfeife. Aber um ehrlich zu sein, kenne ich keine einzige CD von euch. Wenn's hochkommt einen Song. Es klingt sehr eigenwillig.

Frédéric:
Ja, es ist schon schnell. Es ist kein richtiger Power Metal. Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum die Deutschen nicht so viel mit uns anfangen können. Ihr habt Bands wie EDGUY, GAMMA RAY und HELLOWEEN. Das ist eher klassischer Power Metal. Unser Stil ist eher schnell und punkig. Das ist einer der Gründe warum die Leute aufschreien: "Was ist denn das?!".

Tolga:
Du hörst EDGUY?

Frédéric:
Ja. Es sind sehr gute Freunde von mir.

Tolga:
Hast du dir das letzte AVANTASIA-Album angehört?

Frédéric:
Ich kennen nur einen Song.

Tolga:
Lass mich raten: 'Lost In Space'?

Frédéric:
Yeah!

Tolga:
Okay, der ist auch extrem poppig, aber ich mag ihn trotzdem. Viele Kritiker schreiben, dass Tobi Sammet die deutsche Ausgabe von Bon Jovi ist.

Frédéric:
Wirklich?

Tolga:
Allen voran dieser Song, aber das Album im Ganzen ist sehr gut ausgefallen.

Frédéric:
Ich habe mit ihnen 2001 getourt, weshalb es sehr gute Freunde von mir sind. Ich habe eine Nachricht von Tobi erhalten, worin stand, dass er mit dem neuen AVANTASIA-Album fertig ist. Woraufhin ich mich gefragt hab: "Welches Album?". Daraufhin hab ich den Videoclip gesehen.

Tolga:
In dem Zusammenhang, hast du dir das letzte AYREON-Album angehört?

Frédéric:
Nein. Ich kenne nicht viel von AVANTASIA. Ich weiß nur, dass Tobi ein guter Sänger ist und die Jungs sehr schnell zur Sache gehen.

Tolga:
AYREON gehen im Gegensatz dazu progressiver zu Werke. Wie steht's mit progressiver Musik? Kennst du dich aus?

Frédéric:
Ich mag Siebziger-Jahre-Prog. KING CRIMSON, GOBIN aus Italien. Sie haben vieles zu Soundtracks wie u.a. "Dawn Of The Dead" beigesteuert. EMERSON, LAKE & PALMER, PINK FLOYD, YES...

Tolga:
Wie schaut's mit euren Plänen nach der Tour aus? Nehmt ihr eine CD in Angriff?

Frédéric:
Zurzeit nehmen wir das kommende Album auf. Besser gesagt, wir versuchen es. Nach der Tour gehen wir zurück ins Studio, und wenn nichts dazwischen kommt, wird die Scheibe im September veröffentlicht.

Tolga:
Welche musikalische Richtung werdet ihr einschlagen? Wird es stilistisch ähnlich ausfallen wie euer letztes Werk ("Inhuman Rampage" – Anm. d. Verf.)?

Frédéric:
Es wird ähnlich ausfallen, nur besser! Die Fans sind der Meinung, dass wir schneller werden sollten, aber wir wollen eher technisch versierter an die Sache rangehen. Wir bleiben wir selbst, nur besser. Hoffentlich!

Tolga:
Du hast die Reaktion der Fans in Deutschland angesprochen. Wie waren denn die Reaktionen auf euch in den anderen Ländern?

Frédéric:
England war gut, denn wir sind in England recht bekannt. Frankreich war gut, in der Schweiz und Italien waren die Reaktionen ebenfalls ganz gut. Auch in Österreich kamen wir gut an. Am schlimmsten war's in Deutschland, aber auch nicht soo schlimm. Wir waren bei "Rock im Park". Des Weiteren hatten wir zwei Headlinertourneen. Eine davon war mit FREEDOM CALL. Die Reaktionen auf der Festivalshow und der Headlinertour waren in Ordnung. Ich denke, das Problem bei dieser Tour ist, dass die meisten Fans wegen MACHINE HEAD, TRIVIUM und ARCH ENEMY hingehen.

Tolga:
Hast du noch etwas auf dem Herzen?

Frédéric:
(Auf deutsch) Vielen Dank für alles! Vielen Dank an die Fans! Wir kommen nächstes Jahr, oder auch net.

Tolga:
Oh, du kannst ja hessisch.

Frédéric:
Ein Freund von mir lebt in Heidelberg. Ich habe mal in Krefeld gewohnt. (Wieder auf deutsch) Arsch der Welt!
Das war's schon. Danke an all die Leute, die die Show genossen haben, bei denjenigen wo das nicht der Fall war: Sorry! Wir kommen im nächsten Jahr mit einem neuen Album im Gepäck wieder zurück. Hört's euch an.

Redakteur:
Tolga Karabagli

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