DIE ART: Interview mit Makarios

26.09.2009 | 20:34

In diesem Jahr ist es nun so weit. Das erste Best-of-Album in der Bandgeschichte von DIE ART erscheint. Was die Gründe dafür waren und warum nicht jeder Song so klingt wie früher, das verrät Sänger Makarios.

Swen:
Das erste Best-of-Album in der Bandgeschichte ist jetzt erschienen. Wann und wie ist diese Entscheidung gefallen, solch ein Werk zu veröffentlichen?

Makarios:
Das war schon Ende letzten Jahres, weil uns auf der "Funeral Entertainment"-Tour immer wieder die Besucher dazu ansprachen, ganz einfach, weil es viele Songs aus unserem Programm nicht mehr auf CD gab.

Swen:
Es befinden sich auf dieser Scheibe nur deutschsprachige Stücke. Weshalb keine englischen Lieder? Klassiker gibt es da ja genug.

Makarios:
Da hätten wir ein Doppelalbum veröffentlichen müssen. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, aber weder die Band noch unser Label haben die Lizenzen für die ersten drei DIE ART-Alben, auf denen ja die allerbekanntesten englischen Kracher sind. So blieb uns erst einmal nur, sich auf die deutschen Songs zu konzentrieren. Was heißt blieb...

Swen:
Der Name "Best Of Vol. I" lässt darauf schließen, dass zukünftig mit einem weiteren Kompendium zu rechnen ist - es soll also schon noch eine CD mit den englischsprachigen Knallern geben, oder?

Makarios:
Das hoffen wir, es hängt wie gesagt an den Lizenzen.

Swen:
Best Of-Alben vermitteln bei vielen irgendwie immer den Eindruck, wie "Jetzt fällt ihnen nichts mehr ein" oder "Damit soll ohne viel Aufwand Geld verdient werden". Was hast du solchen Kritikern entgegenzusetzen?

Makarios:
Das kann man, wenn man keinen Einblick hat, natürlich vorschnell sagen. Aber es ist ja durchaus so, dass ein Großteil unseres Publikums einen guten Querschnitt haben möchte. Nicht jeder kauft sich jedes Album von DIE ART. Außerdem hat es uns selber gewurmt, dass wir Songs von den Alben "Das Schiff", "Still" und "Adnama" nicht anbieten können, weil die CDs nicht nachgepresst werden.
Viele unserer gegenwärtigen Fans sind erst nach diesen Alben zu uns gestoßen, beziehungsweise haben DIE ART für sich entdeckt. Sie betteln regelrecht darum, dass es das Material von damals wieder gibt. So haben wir uns für eine schöne, zudem noch kreativ erweiterte Sammlung, entschieden. Dazu kommt, dass wir das große Glück haben, zum alten Rechteinhaber Rough Trade gute Beziehungen zu pflegen. Sicher, der Aufwand ein komplett neues Album zu produzieren, ist viel größer. Aber sorry, wenn man nach 25 Jahren Bandgeschichte Anstoß an einer Best Of nimmt, dann ist dem Kritisierenden nicht mehr zu helfen!

Swen:
Da hast du natürlich vollkommen Recht. Wie habt ihr eigentlich die Titel ausgewählt? Waren alle Bandmitglieder daran beteiligt und gab es viele Diskussionen, was auf die Scheibe soll und was nicht?

Makarios:
Natürlich waren alle (gegenwärtigen) Bandmitglieder an der Auswahl beteiligt. Das war recht demokratisch, die Diskussionen waren nicht anders als bei einem neuen Album. Denn auch da wählt man ja aus Probematerial das Beste aus.

Swen:
Gab es bei dieser gemeinsamen Auswahl viele Erinnerungen an vergangene Konzerte oder Begebenheiten, die schon vergessen schienen? Vielleicht erzählst du uns ja eine spannende?

Makarios:
Nun, da wir erst seit 2007 in dieser Besetzung zusammen sind und unser Bassist erst zur Abschiedstour 2001 dazu kam, sind die gemeinsamen Erinnerungen mehr auf Gumpi und mich beschränkt. Aber wenn du wissen willst, was unser Bassist Conrad nach drei Konzerten auf der Abschiedstour gesagt hat: "Ihr habt eine Meise, diese Band aufzulösen". An so etwas muss ich beim Betrachten der CD immer wieder denken und daran, dass er ja Recht hatte. Aber damals war das eben so und ernst gemeint. Dass DIE ART wieder spielt, ist ja zuallererst das Werk der Neulinge.

Swen:
Einige Songs wurden für das Album neu eingespielt. Was waren die Gründe dafür?

Makarios:
Wir haben einige Stücke neu eingespielt, da wir zum einen die alten Versionen nicht mehr recht mochten. Zum anderen hatten sie sich live soweit entwickelt - beziehungsweise abgewandelt, dass man eine Neuaufnahme rechtfertigen kann. Bei 'Nur 1 Traum' ist ein gänzlich neues Stück daraus geworden, daher die Klammer mit dem Hinweis "Version".

Swen:
'Samtmarie' stammt aus deinem Projekt GOLDECK. Weshalb hat es jetzt Platz auf dem Werk gefunden?

Makarios:
Weil der Song inhaltlich ganz unbedingt zu 'Das Schiff' gehört. Es ist sozusagen die Fortsetzung des Matrosendramas.

Swen:
Wenn das Stück die Fortsetzung zu 'Das Schiff' ist, wieso ist er dann bei GOLDECK veröffentlicht worden und nicht bei DIE ART?

Makarios:
'Samtmarie' ist ein Zyklus, es gibt da rund 100 Lyrics und vielleicht schon 30 Demos neben dem einen Album. Das hat sich eben verselbständigt, so dass ich es in einem eigenen Projekt verfolge. Der Ursprungssong 'Samtmarie' musste nun einfach an 'Das Schiff' ran. Das Projekt in seiner Gänze bleibt aber bei GOLDECK. Es gibt neben der Musik dazu Bücher, Fotostrecken, etc. und es ist längst Zeit, dass etwas Neues kommt. Nur bleibt eben durch die Dominanz von DIE ART recht wenig Zeit, GOLDECK kontinuierlich voranzubringen.

Swen:
Soweit ich weiß, ist 'Vereinsamt' bisher nur auf einem hauseigenen Labelsampler erschienen. Ist es da - mal etwas sarkastisch gefragt - nicht vermessen, diesen Song auf einem Best Of zu platzieren?

Makarios:
Es heißt ja Best Of und nicht Greatest Hits...
Aber mal im Ernst, du täuschst dich. 'Vereinsamt' erschien 1999 zuerst auf dem "RoseBudRed"-Sampler als Weimar Kulturhauptstadt war. Die Complication beinhaltete ausschließlich Texte von Goethe und Nietzsche und ging natürlich weniger an unser Publikum denn an das allgemeine Kulturpublikum. Wir wollten den Song unseren Fans aber einfach nicht vorenthalten. Die Auflagenhöhe des Brachialpop-Samplers war zudem, im Vergleich zu dem "RoseBudRed"-Sampler, marginal. Also ich glaube schon, dass das eine fundierte Entscheidung ist, den Song mit draufzupacken.

Swen:
Der letzte Song 'Every Day' ist ja ein neues Stück. Ist das ein Ausblick auf ein neues Album?

Makarios:
Nein, 'Every Day' ist ein Opfer der "Alles was dein Herz begehrt"-Session gewesen, genauso wie 'Manipuliert'. Beide Songs gehörten eigentlich zu meinen Favoriten, aber die Banddemokratie entschied damals anders und sie blieben einfach übrig.

Swen:
Wieso habt ihr sie dann nicht auf dem Nachfolgealbum veröffentlicht?

Makarios:
Weil "Funeral Entertainment' komplett in englischer Sprache war. Damit gab es keine Chance, sie drauf zu nehmen. Wer kann sich schon den Luxus leisten, fertig produzierte Songs wegzuwerfen? Deshalb erfüllt 'Every Day' als Bonus nun eine dankbare Aufgabe.
'Manipuliert' wird außerdem 2010 als Exklusivtrack auf einem Sampler von "Major Label" erscheinen, unter anderen zusammen mit Songs von WISSMUT, FLIEHENDE STÜRME oder GUTS PIE EARSHOT.

Swen:
Seit 2001 geht es erstmals wieder auf Tour außerhalb von Deutschland. Habt ihr in der Schweiz schon einmal gespielt und wisst ihr, wie die Fangemeinde beziehungsweise wie hoch euer Bekanntheitsgrad dort ist?

Makarios:
Wir waren schon mehrfach in der Schweiz, auch mit WISSMUT, als es DIE ART nicht gab. Unser Bekanntheitsgrad ist sicher nicht mit dem von hier zu vergleichen. Aber es leben inzwischen viele ausgewanderte DIE ART-Fans in der Schweiz oder schweiznahe in Süddeutschland.

Swen:
Wollt ihr zukünftig wieder verstärkt im Ausland auftreten?

Makarios:
Wollen gern, aber ob es klappt, weiß ich jetzt noch nicht. Das ist oft ein ökonomisches Problem.

Swen:
Schaut man auf euren Tourplan, stehen wieder einige Unplugged-Konzerte auf dem Programm. Erkläre doch dem "Nicht-DIE-ART-Kenner" einmal, warum diese Konzerte etwas Besonderes darstellen.

Makarios:
Tja, das ist eben eine Alternative zum großen Krach, den wir sonst machen. Zudem wird es dabei Songs geben, die sonst nicht im Programm sind. Es ist eine völlig andere Herangehensweise, die Clubs beziehungsweise Locations sind häufig recht eng. Die Atmosphäre ist nah und locker und wir können mit wenig Aufwand auch dort spielen, wo es für das elektrische Programm unmöglich ist, beispielsweise in der Kulturkirche in Pirna. Da bringt allein schon die Räumlichkeit eine besondere Atmosphäre mit sich. Ob die Konzerte tatsächlich etwas Besonderes sind, entscheidet letztendlich das Publikum. Viele behaupten es jedenfalls.

Swen:
Also, ich kann das nur bestätigen, sie sind es, und auf jeden Fall einen Besuch wert! Jetzt sind wir auch schon am Ende und ich sage danke, dass du dir Zeit für unsere Fragen genommen hast.

Makarios:
Na klar, kein Problem. Doch alles hier Gesagte ist ohne ein Konzerterlebnis eigentlich nutzlos. Deshalb kommt vorbei, wenn wir in eurer Nähe sind und überzeugt euch selbst. Alle Konzerttermine sind auf unserer Homepage zu finden. Wenn das Gehörte gefällt, holt euch das Album! DIE-ART-Konzerte sollen übrigens fast immer "etwas Besonderes" sein...

Redakteur:
Swen Reuter

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