DENNER/SHERMANN: Interview mit Michael Denner

22.07.2016 | 12:11

Wenn sich das Gitarren-Dreamteam von MERCYFUL FATE gemeinsam im Studio einfindet, dann kann dabei eigentlich nur perfekter Heavy Metal herauskommen. Dementsprechend stark fiel bereits die erste EP "Satan's Tomb" aus, die Michael Denner und Hank Shermann gemeinsam unter dem Banner DENNER/SHERMANN im letzten Jahr auf den Markt brachten. Gerade einmal 9 Monate später erblickt nun das Debütalbum "Masters Of Evil" das Licht der Welt, das nahtlos an die starke Leistung der EP anknüpft. Für uns war das Grund genug, uns Michael Denner zu schnappen und ihn über die Zukunft des Projektes zu befragen.

Hallo Michael, erst einmal vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Ihr habt ja vor wenigen Tagen eure neue Scheibe "Masters Of Evil" auf den Markt gebracht, wie sind denn bisher die Reaktionen von Presse und Fans ausgefallen?

Erst einmal möchte ich sagen, dass es mir eine Freude ist, deine Fragen zu beantworten. Was die Reaktionen angeht, so waren wir bisher mehr als zufrieden, denn die Scheibe wird sowohl von der Presse als auch von den Fans extrem gut aufgenommen. Nur ein paar von den Die-Hard-Anhängern von MERCYFUL FATE und KING DIAMOND nehme die Scheibe nicht so richtig ernst, weil sie darin nur eine Vorbereitung auf eine mögliche MERCYFUL FATE-Reunion sehen.

Dieser Gedanke ist aus meiner Sicht auch gar nicht so abwegig, denn in Sachen Musik und Artwork erinnert die neue Scheibe schon an MERCYFUL FATE. Habt ihr euch bewusst dafür enschieden, in diese Richtung zu gehen, oder ist es einfach das, was automatisch entsteht, wenn du gemeinsam mit Hank Shermann an neuen Ideen arbeitest?

Eigentlich hatten wir einfach das Gefühl, einige wirklich coole Songs geschrieben zu haben. Thomas Holm kam dann auf die Idee, die die Grundlage für das Artwork bildet, das aber für mich überhaupt nichts mit MERCYFUL FATE zu tun hat. Auch musikalisch wollten wir nicht in die Vergangenheit blicken, sondern haben uns einfach davon leiten lassen, was wir musikalisch mögen und in welche Richtung wir gehen wollen.

Euer Sänger Sean Peck liefert auf der neuen Scheibe eine absolut brilliante Performance ab. Wie kam es eigentlich dazu, dass er bei DENNER/SHERMANN eingestiegen ist?

Sean hatte recht früh davon gehört, dass Hank und ich gemeinsam an neuem Material arbeiteten und hatte schon damals gesagt, dass er liebend gerne dabei wäre, wenn wir uns irgendwann nach einem Sänger umschauen würden. Als wir dann einige Songs beisammen hatten, war ich mir zu 100 Prozent sicher, dass Sean perfekt zu uns passen würde, was er auch auf dem neuen Langspieler wieder eindrucksvoll bestätigt hat.

Überraschenderweise finden sich auf "Masters Of Evil" keinerlei Songs von eurer Debüt-EP "Satan's Tomb". Hattet ihr einfach so viel Material zur Hand, dass ihr auf die unheimlich starken Tracks der EP gar nicht angewiesen wart? Und wie lief der Songwriting-Prozess im Allgemeinen ab?


Die Platte hat sich eigentlich fast von alleine geschrieben, wodurch wir gar nicht in die Versuchung gekommen sind, die Songs der EP noch einmal zu recyceln. Schon wenige Wochen nach dem Release der EP im letzten Jahr hatten wir die Songs für das Album beisammen, sodass wir direkt wieder ins Studio konnten, um die Scheibe aufzunehmen. Hank hat so einen riesigen Fundus von Songideen, wir könnten mit Sicherheit in wenigen Monaten die nächste Scheibe am Start haben. Das wird aber nicht passieren, denn erst einmal wollen wir uns darauf konzentrieren, die neue Platte ausgiebig zu promoten.

Auf dem neuen Album gibt es ja auch wieder einige lyrische Referenzen zum Thema "Satan", was mich an die Geschichte erinnert, die Hank vor wenigen Wochen in einem Interview erzählt hat. Er berichtete über einen Vorfall mit Dave Mustaine, wo dieser auf der Gigantour einen Gastauftritt von KING DIAMOND im Set von VOLBEAT verboten hatte, wegen den offensichtlichen Bezügen zum Satanismus in der Musik von MERCYFUL FATE. Gab es solche Situationen in deiner musikalischen Laufbahn häufiger?

Zum großen Teil gab es diese Probleme vor allem in den Achtzigern. Mittlerweile gibt es so viele Bands, die teilweise sogar über viel schlimmere Dinge singen, sodass ein Songtitel wie 'Son Of Satan' schon fast harmlos gerworden ist. Allerdings möchte ich betonen, dass es in den Texten von DENNER/SHERMANN keinen Satanismus gibt, viel mehr beschäftigen wir uns mit Horror-Geschichten. 'Son Of Satan' ist zum Beispiel vom Film "The Omen" beeinflusst, gleiches könnte ich auch für die übrigen sieben Songs anführen. Wir haben definitv keine Satanisten in der Band, das würden Hank und ich niemals erlauben. Genausowenig wird man bei uns Referenzen zum christlichen Glauben finden, denn Hank und ich sind Atheisten aus Überzeugung.

Kürzlich wurdet ihr als einer der Headliner beim Headbangers Open Air bekannt gegeben. Gibt es darüber hinaus auch Pläne für eine ausgedehnte Deutschland-Tour?

Wir werden beim Metal Magic Festival hier in Dänemark im Juni als Headliner auftreten, was wohl neben dem Headbangers Open Air auch eine der wenigen Festival-Shows in diesem Jahr bleiben wird. Allerdings wird hinter den Kulissen bereits fleißig an einer US-Tour und einigen Shows in Europa gearbeitet.

Als großer MERCYFUL FATE-Fan muss ich diese Frage stellen, auch wenn du sie sicher bereits viel zu oft gehört hast: Wie stehen die Chancen für eine MERCYFUL FATE-Reunion gemeinsam mit Hank und KING DIAMOND?

Diese Frage bekommen wir wirklich häufig gestellt, aber ich kann das durchaus verstehen. Leider wird das aber nicht passieren, denn für mich persönlich ist DENNER/SHERMANN aktuell einfach das stärkere Projekt. Bei uns stimmt die Chemie und daher konzentriere ich mich zu 100 Prozent auf diese Band. Vielleicht raufen wir uns in fünf oder zehn Jahren noch einmal zusammen, um ein bisschen Geld mit einer Reunion zu verdienen, bevor wir in Rente gehen. Aktuell habe ich aber nicht wirklich das Gefühl, dass es die richtige Zeit für eine solche Nostalgie-Show wäre.


Wie stehst du denn generell zur aktuellen Situation im Musik-Business? Seitdem ihr damals mit MERCYFUL FATE losgelegt habt, sind ja schon einige Jahre ins Land gezogen und es hat sich einiges verändert.

Die Welt des Metals ist heutzutage deutlich größer und vielfältiger im Vergleich zu unseren Anfangstagen. Damals gab es Hard Rock, Heavy Rock und Heavy Metal, das war es. Heute gibt es so viele Subgenres, dass es einem manchmal schwer fällt, den Überblick zu behalten. Death, Black, Nu, Power oder Sludge Metal, und das sind ja nur einige der aktuellen Kategorien, in die Metal heute einsortiert wird. Unsere Priorität mit DENNER/SHERMANN ist es aber, den klassischen Heavy Metal wieder auf die Bildfläche zu bringen und ich glaube, mit "Masters Of Evil" haben wir in dieser Richtung einen guten Schritt getan.

Michael, damit sind wir auch schon am Ende angekommen. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen hast. Die letzten Worte gehören natürlich wie immer dir:

Ich freue mich aktuell einfach, wieder das tun zu können, was ich liebe! Und ich freue mich natürlich auch riesig auf die Zukunft dieser Band und darauf, noch weitere Alben aufzunehmen und mit dieser tollen Truppe gemeinsam auf der Bühne zu stehen.


Ähnlich wie unsere Interview-Zeit enden damit wohl auch die Träume vieler MERCYFUL FATE-Jünger, die auf eine große Wiedervereinigung ihrer Idole gehofft hatten. Stattdessen klingt es deutlich eher danach, dass DENNER/SHERMANN eine Konstante im klassischen Heavy Metal wird, von der wir in den kommenden Jahren noch einiges hören werden. Wer auf traditionelle Klänge steht, der sollte auf jeden Fall in die beiden Scheiben reinhören und vor allem nicht zögern, wenn Hank Shermann und Michael Denner mit ihrer Band in der Nähe halt machen.

Redakteur:
Tobias Dahs

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