DARK AGE: Listening Session zu "Acedia"

11.09.2009 | 13:52

DARK AGE laden zur Hörprobe ihres neuesten Werks "Acedia" ein. Das am 13. November erscheinende Album wird im Folgenden genau beleuchtet. Und es tritt teils Erstaunliches ans Licht...

DARK AGE - LISTENING SESSION zu "Acedia"

War ja klar: Wir befinden uns in einem Hinterhof von Hamburg-Bahrenfeld auf der Suche nach dem Eingang in das nicht sehr ansehnliche Gebäude, auf zur DARK AGE-Hörprobe ihres neuen Werks "Acedia". Dann endlich: Eingang gefunden, ein paar Treppen später klopfen wir an die große metallene Tür und werden mit einem freundlichen "Mooooin" von Eike begrüßt. Und uns trifft fast der Schlag: Wir befinden uns in einem sehr wohnlichem und freundlichem Raum, ausgestattet mit feinsten Möbeln. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen, nebenbei betreten immer mehr Leute den Raum. Ein Künstlerquartier ist das hier, aha. Das heißt, neben DARK AGE proben, nehmen auf und leben hier auch noch andere Bands, mit dem Ziel Musik auf Teufel komm raus zu machen. Nach einigen netten Gesprächen geht es dann endlich zur Sache.
Mit 13 Songs gehen DARK AGE mit "Acedia" erstmals unter AFM Records in die Startlöcher des internationalen Tonträgermarktes. Die erste Frage, die allen Anwesenden auf der Zunge brennt, wird auch gleich gelöst: Was um alles in der Welt bedeutet "Acedia"?! Hierbei handele es sich, so Eike, um einen Begriff aus dem Griechischen, er beschreibt eine der sieben Todsünden: die Trägheit des Herzens. Es geht also um Faulheit im weiteren Sinne und um die Bekämpfung von inneren Dämonen. Umso gespannter waren wir, wie sich sowas wohl anhören mag...
Im Folgenden werde ich nun versuchen unsere ersten Eindrücke wiederzugeben, die wir uns direkt während des Hörens gemacht haben. Vielen Dank an Martin Gorski für seine inspirierenden Eindrücke!

1. Kingdom Nevercome

Schrammelige, fast etwas zerbrechlich wirkende Gitarren ertönen, langsam kristallisieren sich Drums heraus. Mit einer Wucht drischt es aus den Boxen (mit Reglern auf Anschlag). Der Refrain löst die Rhythmushackerei auf, chorale, glorifizierende Erhebungen gestalten den Opener sehr abwechslungsreich mit sphärischen Keys. Das Ende ertönt melancholisch. Melancholisch. Das Wort werde ich noch öfter benutzen. Insgesamt ein nachdenklicher, aber gelungener Starter!

2. Devote Yourself To Nothing

Den wunderschönen Refrain habe ich immer noch im Ohr... Track 2 geht im Vergleich zum Vorgänger sehr straight geradeaus, hat einen triolischen Aufbau und wirkt schon fast gelassen. Eine klackernde Rhythmusmaschine. Der Refrain setzt wieder einen starken Kontrast zum Rest. 'Devote Yourself To Nothing' steht für konstante Spannung. Die sehr klare, fette Produktion kann ich nun erstmals richtig wahrnehmen.

3. Neon Gardens

Hier ballert es so dermaßen aus den Boxen, dass einige ihr Bier festhalten müssen. Dann schlagartig Ruhe. Die Strophe ist mit Bass, Drums einer cleanen Gitarre und leisen Keyboard-Flächen versehen. DARK AGE verstehen es definitiv über wuchtige, industriell anmaßende Passagen schöne, melancholische Parts zu komponieren. STATIC-X mit mehr Brusthaaren (mindestens vier).

4. Snake Of June


Anfangs herrscht hier ein ähnlicher Aufbau wie in Track drei, man könnte ihn als poppig beschreiben (wirklich nur auf den Aufbau bezogen). Eine melodisch herausfordernde Romantik, die sich selber bricht und funktional auf den westlich sozialisierten Menschen einhämmert. Wenn nicht sogar die Fresse wegballert. 'Snake Of June' baut ein großes dynamisches Spannungsfeld auf und kommt sehr bombastisch und mächtig daher. Und: das erste Solo!

5. Zeitgeist (Ghost In A Machine)

Zeit für (erneute) Industrial-Ausflüge. Fette Riffs und powervolles Drumming dominieren den Song. "Save Me-Save My Soul" wird sehr glaubwürdig herübergetragen. Der Titel passt in vielerlei Hinsichten, er wirkt sehr futuristisch.

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Das war sozusagen der Einstieg in "Acedia" oder auch die "leicht nachvollziehbare Seite". Dies sei, so Eike später im Interview, durchaus gewollt: Erstmal "Hallo!" zu sagen. Was nun folgt, ist teils echt harter Tobak.

6. 10 Steps To Nausea


Mir fällt nur ein: "Darf ich Sie um diesen Mosh pitten?" Thrashig hämmert es einem entgegen, doch der Groove setzt sich durch. Der Track glänzt geradezu an Einfallsreichtum, er ist sehr intelligent komponiert. Für mich stellt '10 Steps To Nausea' den bisher innovativsten Titel dar.

7. Halo Meridian

Doppelfuß ahoi! Sehr facettenreich und interessant gestaltet, geht es weiter, bricht sich in Variationen und zieht den Hörer auf eine interessante Reise in andere Bahnen.

8. Underneath These Burdens

Der Song hört sich an wie er heißt und ist wohl der letzte Song, der in dem Film "Das Boot" vor dem Untergang von einem geschmackvollen Metaller gehört werden würde. Die Abwechselnd cleanen/gutturalen Vocals fallen hier besonders positiv auf. In der Mitte erklingt wieder ein getragener Part, der in ein ebenso melodiöses Solo mündet.

9. All The Unfullfilled

Mit Track 6 der interessanteste Song und schwerverdaulich. Teils sehr aggressiv und viel Power, mit Wechseln von knallhart zu knallschnell, dann erklingen urplötzlich meditative Keys von scheinbar nicht nachvollziehbarer Länge. Ich kann gar nicht verarbeiten was da alles passiert. Der Wahnsinn!

10. Babylon Riots

"Zehn!" ruft Eike. Danke! Ein durchaus sehr ruppiger Übergang. Es folgt eine eher New Metal-ige Attitüde. Wie eine American Metal Opera in Hollywood. Nein, in Babylon...

11. Inflict

Nun kommen wir zum Instrumental-Track der Scheibe mit einem Kai Hansen (GAMMA RAY), der auf der Spitze des Eisbergs soliert und diesen zum Einsturz bringt. Etwas erinnert das verspielte Gitarrenspiel an AC/DCs 'Thunderstruck'-Intro. Der Song ist größtenteils im 6/8-Takt gehalten und passt sehr gut zur Gesamt-Atmosphäre. Der Track wird auf dem Japan-Release (!) den Bonustrack abgeben.

12. Myself Heretic


Auch hier klingt der Song wie er heißt und zerpflückt den Hörer durch die diabolische Art besungen zu werden. Nichts für Schmalspur-Emos! Ein Vakuum entsteht vor dem Solo und zieht jeden in seinen Bann und wird zu einem melodischen Refrain geformt, der einen endgültig fesselt. Im Solo heißt es "Feuer frei!" für alle. Orientalische Sololicks beenden den Song. Geil!

13. Vampyrez - Feat. Kai Hansen (Bonus)


Der Finale Titel feiert "Acedia" nochmal mit der Stimme Kai Hansens ab, der hier wirklich einen super Job abliefert. Alle werden noch einmal animiert den Tanznacken kräftig mitzuwippen, als ob es keinen Morgen gäbe.

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Fazit:

DARK AGE erfinden sich neu. So melodiös, wunderschön melancholisch und dunkel, aber auch gleichzeitig aggressiv und innovativ, ja professionell und individuell haben die Hamburger noch nie geklungen. Besonders zu ihrem Vorgänger "Minus Exitus" (2008) grenzt sich das Album klar ab und stellt ein neues Kapitel dar. DARK AGE haben mit "Acedia" ihre eigene Nische gefunden. Hier wird Modern Melodic Death Metal auf höchstem Niveau fabriziert!

Redakteur:
Jakob Ehmke

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