BETONTOD: Interview mit Frank

23.02.2017 | 23:09

"Revolution bedeutet für uns das Rückbesinnen auf Werte wie Menschlichkeit oder Rücksicht." Mit Frank Vohwinkel sprachen wir über die Idee hinter dem neuen BETONTOD-Album und schauten uns einige Songs genauer an...

Zugegeben, angesichts des Titels der neuen BETONTOD-Platte ist die Frage derart offensichtlich, dass sie mit journalistischer Findigkeit nicht mehr viel zu tun. Gestellt werden muss sie aber trotzdem. Und so kann ich es Frank nicht übelnehmen, als er erst einmal schmunzelt, als ich ihn frage: "Warum ausgerechnet jetzt ein Album mit dem Namen "Revolution"?" Er bekomme die Frage in diesen Tagen relativ oft gestellt, bekomme ich zur Antwort. Dennoch erläutert er mir die Idee dahinter bereitwillig: "Revolution bedeutet für uns das Rückbesinnen auf Werte wie Menschlichkeit oder Rücksicht. Werte, die uns durch das System, das wir leben, verloren gegangen sind. Für uns wäre es eine Revolution, sich eben an diese Eigenschaften wieder zu erinnern und sie zu leben." Damit bewegt sich BETONTOD mit seiner Auffassung von Revolution fernab des gängigen Umsturz-Begriffs. Dessen ist sich auch Frank bewusst: "Natürlich ist Revolution ein großes Wort. Viele werden da erst einmal verwirrt sein, wie wir damit umgehen."

Diese Doppeldeutigkeit greift auch das Cover der Platte auf, wie er erläutert. Auf diesem ist ein brennendes Streichholz abgebildet, welches in eine flammende Faust übergeht. Auf den ersten Blick ein fast schon aggressives Symbol. "Aber wer genau hinsieht, sieht das Herz in der Flamme", so Frank.
Mit dem Album sind die Jungs von BETONTOD voll und ganz zufrieden: "Das sagt aber vermutlich jeder", lacht der charismatische Bandkopf. Mit der neuen Scheibe habe man sich genauso viel Mühe gemacht wie mit allen Arbeiten davor. "Das Ergebnis ist aber jedes Mal ein vollkommen anderes." Die Zeit, die jetzt nach der Veröffentlichung anbricht, wird jedoch auch für die Band spannend werden, wie er erzählt: "Während der Arbeit steckt man voll und ganz in den Songs drin. Jetzt beginnt der Punkt, an dem wir es richtig auf uns wirken lassen können." Er vergleicht es mit dem Moment, in dem ein Maler von seinem fertigen Bild zurücktritt und es begutachtet. "Noch aufregender ist es aber natürlich, wie es den Fans gefällt", schiebt Frank schnell hinterher.

Die Arbeit an den Songs fand dabei noch nie in voller Mannstärke statt, wie er berichtet: "Im Studio sind wir auch höchstens drei Leute: zwei Musiker und der Produzent. Manchmal sind wir auch nur zu zweit", verrät er. "Das haben wir aber auch noch nie gemacht." Er selbst schreibe den Löwenanteil der Texte und weiß daher auch um die Schwierigkeiten des Songwritings. Vor allem die langsame Ballade 'Verdammt lang her' sei auf dem aktuellen Album eine echte Herausforderung gewesen. "Emotionale Nummern sind immer recht schwierig. Die Texte und auch einzelne Worte sind da umso wichtiger, da du die Botschaft in solchen Liedern immer viel genauer durch den Text vermitteln willst", sagt er. Auch kompositorisch sei es eine ganz andere Sache, mit der ganzen Band zu arbeiten als nur mit kleiner Besetzung. "'Verdammt lang her' trägt sich ja nur aus dem Gesang und der Akustikgitarre."


Besondere Emotionen trägt allerdings auch 'Welt in Flammen', ein Lied über die Flüchtlingskrise und den Fremdenhass, in sich. Dafür hat BETONTOD eine ganz besondere Sichtweise eingenommen: "Entstanden ist der Song kurz vor der Öffnung der Grenzen durch unsere Kanzlerin. Ich erinnere mich noch gut daran, dass die Menschen hier von komischen Leuten nicht gerade freundlich empfangen wurden. Da habe ich mich gefragt, wie sich wohl ein Kind, welches vielleicht gar nicht so richtig versteht, was passiert, hier fühlen würde." 
Um das Lied 'Mann über Bord' zu verstehen, braucht es aber auch einen etwas anderen Sichtwinkel. So lacht Frank, als ich ihn auf das, gerade in der schwarzen Szene so beliebte, Seefahrer-Motiv des Lieds anspreche. "Wir sind alle nicht gerade die Seefahrt-Freunde", beichtet er. Vielmehr handle es sich bei dem stürmischen Schiff um eine wilde Kneipennacht und das Kentern des Schiffs symbolisiere das Ende der Party. Eine ganz neue Interpretation, wie ich neidlos anerkenne.

Auch nostalgisch wird BETONTOD auf "Revolution". 'Ich nehm dich mit' ist eine glorreiche Hymne auf die Kuriositäten in einer Jugend mit Kasettenrekorder und Münztelefone. Was sich für die Band seit dieser Zeit alles verändert hat? "Wir sind kritischer geworden", gibt Frank zu. "Irgendwann wird man sich bewusst, dass die aufgenommenen Lieder auch in zwanzig Jahren noch zu hören sind. Sie sind quasi für die Ewigkeit."
Weit von der Ewigkeit entfernt ist die "Revolution"-Tour mit der BETONTOD in diesem Frühjahr auf Konzertreise gehen. Worauf die Fans sich freuen können? Die Antwort kommt ebenso schnell wie schlagfertig: "Darauf, worauf sie sich immer freuen können!"

Redakteur:
Leoni Dowidat

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