BENEATH FLOWERS: Interview mit Stefan Hummel, Thomas Hummel, Stefan Stock, Stefan Banz, Norman Theml

05.12.2006 | 18:40

Jener Haufen junger Musiker, der unter dem Namen BENEATH FLOWERS vor kurzer Zeit mit seinem aktuellen Silberling "To Dispel" beeindrucken konnte, entpuppte sich auch beim Mailer-Interview, das an mich retourniert wurde, als ein für sein Alter sehr eloquentes Kollektiv.

Walter:
Die Band existiert unter dem Namen BENEATH FLOWERS erst seit September 2003. Was müssen wir denn über die Anfangstage wissen? Gibt es auch schon musikalische "Vorgeschichten", die wir kennen sollten?

Stefan H.:
Unser Basser und unser Sänger waren zuvor noch bei einigen anderen, unbekannten Bands aktiv. Thomas, der Mann an der Schießbude und ich machen bereits seit jüngster Kindheit zusammen Musik und mit dem zweiten Stefan an der Gitarre bin ich ebenfalls schon sehr lange befreundet.
Als wir BENEATH FLOWERS gründeten, kannten wir uns allesamt schon längere Zeit, folglich gab es auch untereinander keine Probleme und die Anfänge verliefen recht reibungslos.
Sonst gibt es eigentlich nichts weiter Interessantes über unsere Anfangstage zu berichten

Walter:
Wenn ich die Bio richtig gelesen habe, seid ihr jetzt so zwischen 20 und 25 Jahre alt, lediglich Drummer Thomas ist erst 15, dafür spielt der Junge schon sehr beeindruckend – Kompliment. Wann hast du begonnen Schlagzeug zu spielen, Thomas, zu Beginn von BENEATH FLOWERS warst du ja gerade einmal 12?

Thomas H.:
Schwer zu sagen, nachdem Stefan und ich aus einer sehr musikalischen Familie kommen und im heimischen Keller jede Menge Instrumente zur Verfügung hatten, gab es nichts Einfacheres. Irgendwann hat man eben mal angefangen im Keller auf dem dort vorhandenen Schlagzeug herumzutrommeln. Und eines Tages wurde aus dem "Herumgetrommel" dann ernsthaftes Schlagzeugspielen. Aber ich würde mal so grob sagen, dass ich im Alter von 6 Jahren langsam damit begonnen habe auch rhythmisch auf die Felle zu schlagen.

Walter:
Alle Achtung. Welche Bands müssen denn erwähnt werden, wenn wir von musikalischen Einflüssen sprechen?

Stefan H.:
Eigentlich fühle ich mich beim Schreiben durch alles Musikalische beeinflusst, das mir so über den Weg läuft. Egal ob ich im Fernsehen irgendwo eine interessante Melodieführung oder Metal-, Prog- oder Psychedelic-CDs höre, irgendwo spiegelt sich das alles (in entsprechendem eigenen Soundgewand) in der Musik wider.
Ich versuche bewusst unserer Musik keine Genregrenze zu geben. Natürlich kann man durchaus Bands wie OPETH, PORCUPINE TREE und andere anführen, aber es ging nie einfach nur darum Musik zu machen, um auch so zu klingen wie eine dieser Bands. Vielmehr möchte ich einfach Musik schreiben, wie sie es meiner Meinung nach noch nicht gibt, ich sie auf dem Musikmarkt misse und wie ich sie selbst gerne hören würde.

Walter:
Was hat euch zu diesem - sehr gut zur Musik passenden - Bandnamen bewogen?

Stefan St.:
Ich glaube, dieses Thema haben wir erfolgreich vor uns her geschoben, bis wir so viele Lieder hatten, dass es unausweichlich war. BENEATH FLOWERS war dabei nicht der erste Name, der uns in den Sinn kam, aber im Gegensatz zu seinen Vorgängern behauptete sich dieser hartnäckig.
Es mag im ersten Moment befremdlich sein, dass bei unserer Musikrichtung Blumen im Namen eine Rolle spielen, allerdings eben nur auf den ersten Blick. Spätestens post mortem sollte doch auch dem Letzen ein Licht aufgehen...

Stefan B.:
Außerdem ist der Name an sich so affig, dass er einfach im Gedächtnis der Musikfans hängen bleiben muss.

Walter:
Na, na, so schlimm ist's aber nicht. Mittlerweile dürfen wir euer zweites Werk hören. Ich persönlich kenne aber leider das Debüt noch nicht und kann von daher zum Thema Weiterentwicklung nichts sagen.
Wie könnte man die musikalische Entwicklung der Band beschreiben?

Stefan St.:
Super!

Stefan H.:
Da hat sich durchaus was getan. Zum einen ist das Zusammenspiel der Band stark gereift, schließlich haben wir unsere erste CD doch bereits nach einem halben Jahr Bandbestehen eingespielt. Wir wissen nun musikalisch einfach besser miteinander umzugehen und es klappt auch gut einfach zusammen zu jammen oder im Proberaum etwas Neues auszuprobieren. Dann hat natürlich technisch jeder für sich einen Schritt nach vorne gemacht und ist mittlerweile einfach versierter auf seinem Instrument geworden. Die Songs haben sich selbstverständlich auch ein ganzes Stück weiterentwickelt. Es klingt alles runder und die Arrangements ausgefeilter, es steckt einfach eine ganze Menge mehr an Erfahrung in der aktuellen CD. Allerdings sind wir unserem aktuellen Output schon wieder ein Stück voraus und sehen bereits die Entwicklung von den Songs auf "To Dispel" zu den nagelneuen Stücken, die es bisher nur live zu hören gibt.

Walter:
Darauf darf man in der Tat gespannt sein, denn die Pressereaktionen waren schon für euer Debüt "First Steps In Light" zum überwiegenden Teil positiv. Wie ist es denn bisher für "To Dispel" pressetechnisch gelaufen?

Stefan B.:
Die Reaktionen auf unseren aktuellen 3-Tracker trudeln momentan, trotz großflächiger Bemusterung der Medienlandschaft, nur sehr zäh bei uns ein. Doch bislang dürfen wir sehr zufrieden sein mit den bisherigen Besprechungen und auch der sehr konstruktiven Kritik.
In erster Linie war es ja das Ziel, unsere uns vielleicht nicht mehr auffallenden musikalischen Baustellen objektiv bewerten zu lassen und uns so immer weiter verbessern zu können. Dass dieses Anliegen auch bei der überwiegenden Mehrheit der Presseorgane verstanden wurde und "To Dispel" dennoch sehr viele gute und sehr gute Reviews ernten durfte, bestätigt uns in unserer Arbeit.

Walter:
Ihr habt ja auch schon für einige größere Bands eröffnen dürfen. Was waren bisher die "Highlights" in eurer Karriere, wenn man von Konzerten spricht?

Stefan B.:
Es wird sicher nicht damit getan sein einfach einen Termin herauszustellen und diesen als absolutes Highlight in unserer Vita stehen zu lassen. Mir als Sänger, Frontmann und somit dem Liveclown ist es immer sehr lieb gewesen, in kleinen, überschaubaren Örtlichkeiten auftreten zu dürfen. Die Nähe zum Publikum und zu den anderen auftretenden Bands macht die Stimmung auf einem Underground-Konzert aus und bestimmt für mich den "Wohlfühlfaktor", ebenso wie ein musikalisch reibungsloser Auftritt von unserer Seite her.
Es hat eben nicht den gleichen Wert für eine immer noch kleine und weitgehend unbekannte Band in einer mehrere hundert Leute fassenden Halle mit einem namhaften Headliner zu spielen, wenn im Endeffekt nur zehn Gesichter vor der Bühne versammelt sind – sollten diese sich aber von der Musik überzeugen lassen, ist mir das immer noch lieber, als wenn fünfhundert Besucher mit unserer Musik nichts anzufangen wissen.

Walter:
Glaub ich euch, aber an der Musik wird es wohl nicht liegen, dass man euch nicht zuhören will. Für diejenigen, die nicht so ignorant sind, wie jene paar kulturlosen Individuuen, werden dagegen auch eure Texte interessant sein. Was inspiriert euch denn zu euren Texten?

Stefan St.:
Also zunächst einmal definitiv die Lieder selbst. In den meisten Fällen schreibt Stefan H. zunächst die Lieder und leitet sie dann an Stefan B. oder mich weiter, wir sind es dann, die sich um die Texte kümmern. Somit sind den Texten gewisse Grenzen gegeben, da sich diese den Songstrukturen weitgehend anpassen müssen und auch die Grundstimmung vorgegeben ist.
Danach obliegt es der kreativen lyrischen Interpretation des jeweils Auserkorenen in welche Richtung es gehen soll. Neben der Melodie spielen somit die jeweiligen Assoziationen die wichtigste Rolle.

Stefan B.:
Es stimmt, die Lieder an sich lösen nun mal aufgrund der Melodien und der in den Strukturen verwurzelten Atmosphäre schon gewisse Assoziationen beim Hörer aus. Mir ist es aber auch oft ein Anliegen diese durch die Musik auferlegten Grenzen zu durchbrechen und durch den Text eine vielfältigere Interpretationsebene zuzulassen.
Es obliegt im Endeffekt dem Hörer selbst, sofern er sich denn mit den Texten beschäftigen möchte, seinen Weg in unsere Musikwelt und in die Texte zu finden, in denen ich sehr gerne die bildhafte Darstellung der mich umgebenden Alltäglichkeit der assoziativen Traumwelt entgegenzustellen versuche, zu finden.

Walter:
Aus dieser Traumwelt dürfte auch das Cover stammen. Wer war denn für das Artwork verantwortlich?

Stefan B.:
Diese Frage ließe sich mit einem einfachen "Ich war der Schlingel" beantworten. Da Eigenlob aber bekanntermaßen ebenso stinkt wie Ausführungen über die verwendete Technik, oder romantisch verklärte Gefühlsregungen, die einen zu künstlerischer Aktivität antreiben, halte ich mich bedeckt.
Also: Ich war der Schlingel!

Walter:
Schon gecheckt, hehe.
Ihr habt mit Sicherheit auch vor, "überregional" bekannter zu werden. Wie stellt ihr euch vor, dieses Unterfangen zu bewerkstelligen?

Stefan B.:
Wie weiter oben schon erwähnt, hat es unsere EP schon in viele Briefkästen und Redaktionsräume geschafft. Wir hoffen durch positive Reaktionen der schreibenden Zunft einen guten Eindruck bei deren Leserschaft zu hinterlassen und vielleicht auch bei dem ein oder anderen Individuum das Interesse an unserer Musik und unseren Auftritten zu wecken.
Die Zauberwörter heißen hier erstens "Präsenz" und zweitens "Mundpropaganda".
Wir hoffen mit jedem Auftritt, sei es nun direkt auf einem Konzert, oder indirekt über CD-Verkäufe, Einspielungen im Radio, oder auch einem Interview wie diesem, stetig ein wenig bekannter zu werden und vor allem einen stets guten Eindruck zu hinterlassen. Dazu gehören eben auch Bemusterungen etwaiger Festivals und Konzertveranstalter – regional und überregional. Es ist ein harter, anstrengender Weg, aber da wir noch nicht so lange existieren, ist der Optimismus noch ungebrochen und wächst stetig von winzigstem Erfolg zu Erfolg.

Walter:
Die Einstellung für Erfolg ist jedenfalls schon zu spüren. Gibt es eigentlich schon Rückmeldungen von Plattenfirmen betreffend Vertragsangeboten, oder müsst ihr erst mit der "Bemusterung" starten?

Norman T.:
Es gab, soweit ich mich jetzt entsinne, zwei Interessebekundungen von ausländischen, aber eher unbekannten Labels. Zu einem direkten Vertragsangebot kam es nicht, da wir hier kein Interesse an dieser Zusammenarbeit zeigten.
Das Problem dabei ist es nicht eine Plattenfirma zu finden, die Interesse an deinem Zeug hat, sondern jemanden, der auch bereit ist in dich zu investieren. Ein Label, was nicht mehr für einen tut, als das, was man nicht ohne großen Aufwand selbst tun kann, bringt eine Band nicht weiter.
Das Internet bietet ja glücklicherweise viele Möglichkeiten an, seine Songs hörbereit zu stellen.

Walter:
Da ist was dran.
Auch wenn "To Dispel" noch recht frisch ist, gibt es denn auch schon Pläne für die Zukunft?

Stefan H.:
Natürlich, reichlich sogar. Zum einen suchen wir immer nach guten Auftrittsmöglichkeiten, um auch außerhalb von Nürnberg auftreten zu können. Des Weiteren arbeiten wir, wie bereits gesagt, an massig neuem Songmaterial. Etliche Lieder sind bereits fertig und werden auch schon live gespielt. Einige weitere sind fast fertig geschrieben und warten nur noch darauf den Feinschliff zu bekommen.
Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr uns dann drauf und dran machen können den nächsten Longplayer aufzunehmen. Diesmal mit viel Zeit und Muse, damit das Material ein adäquates Soundgewand bekommt und die CD ein richtiger "Kracher" wird.
Summa summarum: Man darf gespannt sein!

Walter:
Sind wir, sind wir, meine Herren!
Die abschließenden Worte sind die euren:

Alle:
"Hypocrisy and Face"

Walter:
Ah ja, genau...

Redakteur:
Walter Scheurer

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