BEAST IN BLACK im Interview: Cyber-Metal mit Hitpotential!

03.01.2023 | 14:27

Mitten in der Pandemie hat die paneuropäische Band BEAST IN BLACK, die von Anton Kabanen nach seinem Abgang von BATTLE BEAST gegründet wurde, ein Album veröffentlicht namens "Dark Connection", das mich allein wegen der Thematik einiger Lieder sofort interessiert hat. Abgesehen davon, dass ich BEAST IN BLACK mehrfach live gesehen hatte und an der Mischung aus tanzbaren Beats und Metal zunehmend Gefallen gefunden habe. Wenn dann ein Album kommt, dessen erster Song 'Blade Runner' heißt, muss man doch mal reinlauschen.

Tatsächlich hat die Band ihren Mix aus Metal und Pop der Achtziger verfeinert und sogar mit weiteren Einflüssen angereichert, sodass "Dark Connection" ein sehr originelles Album geworden ist. Da BEAST IN BLACK in Kürze auf Headlinertournee kommen wird, war es Zeit für einen kleinen Plausch mit Bandleader Anton Kabanen und dem ungarischen Bassisten Mate Molnar, der früher bei WISDOM tieftönte, um zu schauen, wie es den Fünf geht, die immerhin das Risiko eingegangen sind, während der Pandemie ein Studioalbum ins Nichts herauszubringen. Anton nickt: "Wir haben lange überlegt, ob wir das Album verschieben sollten oder nicht. Aber wir haben gesagt, egal, wir machen es einfach." Und Mate fügt hinzu: "Es waren keine leichten Zeiten, wir mussten unsere Tour dreimal verschieben. Ich denke, es war die richtige Entscheidung, so konnten die Leute das Album wenigstens hören, bevor nun alles doch relativ plötzlich wieder losging."

Stimmt, immerhin gab es eine Zeit lang auch weniger konkurrierende Veröffentlichungen; ich meine nicht, dass es der Band in irgendeiner Weise geschadet hätte. Vielleicht hat es den Jungs aber auch in den Fingern gejuckt, denn bei manchen Songs habe ich das Gefühl, BEAST IN BLACK geht jetzt voll auf Disco. Vielleicht tritt ja Sänger Yannis bald mal in einem weißen Anzug auf wie damals John Travolta! Anton lacht: "Alles ist möglich!" und erklärt: "Wir sind nicht in einem Genre gefangen. Warum sollten wir uns einschränken? Wenn Etwas in dir etwas auslöst, in dir schwingt, dann musst du es als Künstler verarbeiten, sei es in Musik, Texten, Filmen oder Gedichten, du musst es zu deiner Kunst machen. Wir hören im Bandbus Eurobeat und Achtziger-Pop neben MANOWAR, W.A.S.P., JUDAS PRIEST oder SABATON, all das arbeitet in mir und ist Teil unseres eigenen Sounds."

Dazu hat man auch keine Scheu, auf dem aktuellen Album zwei Coverversionen zu präsentieren, die unterschiedlicher nicht sein könnten, nämlich 'Battle Hymn' von MANOWAR, das mit Keyboards einen noch bombastischeren Anstrich bekommt, und 'They Don't Care About Us' von MICHAEL JACKSON. Wie kommt man denn auf diese Kombination? Anton meint: "Die Lieder sind einfach gut, egal aus welchem Stil sie kommen. Yannis und ich reden viel über Coversongs, wir haben eine endlose Liste, von der wir aussuchen können, aber man muss seiner Intuition folgen. Es ist wie mit Kleidung, schwer zu erklären, warum man etwas aussucht, man muss einfach seinem Gefühl folgen. Es geht nicht, zu kalkulieren, was eventuell populär werden könnte, es geschieht oft im Bus spontan, wenn wir einen Song hören."

Was mich angezogen hat, ist die Thematik des Albums. Zwar ist die Band ja bereits nach einem Manga- und Anime-Titel namens "Berserk" benannt und hatte auch schon auf dem Debütalbum eine gewisse thematische Nähe, aber jetzt ist das Ganze nochmal viel deutlicher geworden, obwohl gar nicht alle so große Cyberpunk-Fans sind, wie Anton sagt: "Ich bin Fan, aber nicht alle in der Band. Für mich war es eine Reise zu den Anfängen, als ich viele Lieder schrieb, die von Cyberpunk inspiriert waren. Es gibt aber keine zusammenhängende Geschichte hinter den Liedern, abgesehen von 'Highway To Mars' und 'Moonlight Rendezvous'. Das erste ist komplett auf "Armitage III" aufgebaut, einem Manga und Anime, das zweite hat auch Elemente davon, aber angereichert mit "Blade Runner" und "Battle Angel Alita". Das ist die einzuge Verbindung, es gibt sogar Lieder, die mit Cyberpunk wenig zu tun haben wie 'Dark New World', 'Broken Survivors' und 'To The Last Drop Of Blood'." Also wird es nicht irgendwann "Dark Connection - das Buch" geben? Anton wehrt lachend ab.

Aber wenn er schon ein Fan des Genres ist, kann er unseren Lesern ja mal einen Tipp geben, womit man am besten in das Cyberpunk-Genre einsteigen kann, oder? Anton denkt kurz nach und meint dann: "Such dir einfach irgendwas von Isaac Asimov oder William Gibson." Gibson ist aber nicht ganz leicht zu lesen, gebe ich zu bedenken. "Ja, aber 'Neuromancer' ist toll. Und die Storysammlung 'Robot Visions' von Isaac Asimov und der Klassiker 'Do Androids Dream Of Electric Sheep' von Philip K. Dick. Was ich auch toll fand, ist die Geschichte 'I Have No Mouth, And I Must Scream' von Harlan Ellison, der kürzlich gestorben ist."

Ah, die Klassiker also. Ich hatte fast mit moderneren Sachen gerechnet, 'Altered Carbon' vielleicht, aber Anton rät, am Anfang zu beginnen. Wir plaudern noch ein bisschen, aber als ich auf aktuelle Politik zu sprechen kommen möchte, wehren Anton und Mate ab: "Die Band ist unpolitisch, wir wollen nicht Musik und Politik mischen." Cyberpunk ist aber schon immer sehr politisch gewesen. "Ja, aber das ist Fiktion, nicht die aktuellen Ereignisse in der Welt", erklärt Mate. Anton fügt hinzu: "Das einzige, was aktuell unsere Musik beeinflusst, sind meine Gefühle. Natürlich haben aktuelle Geschehnisse Einfluss, aber gefiltert in unsere eigene Kunstform, ohne eine Meinung mitzuteilen. Ich möchte den Hörern lieber Raum geben, sich ein eigenes Bild zu schaffen und ihre eigene Verbindung zu dem Lied und seiner Bedeutung zu finden."

Nachdem das Album von 2021 ist, hat die Band sicher schon weitere Lieder und Projekte im Kopf, nehme ich an. Anton sagt: "Aktuell gibt es viel zu tun, Logistik, Video-Stories, die geschäftliche Seite und dazu natürlich das eigene Leben, die Familie." Mate wirft ein: "Aber wir wollen uns nicht beschweren, das geht allen Bands so." Anton nickt und fügt hinzu: "Genau. Dazwischen versuchen wir, unsere kreative Arbeit zu machen. Wir haben konkrete Planungen bis zum Jahresende 2023 und haben zum Glück unser Team beim Label und der Buchungsagentur, das uns hilft und alles möglich zu machen, zum Beispiel die Tourbuchungen, die dreimal geändert werden mussten. Wir kreieren den Inhalt, und die anderen verkaufen ihn. Sie verrichten viel Arbeit im Hintergrund und wir können ihnen gar nicht genug danken." Er seufzt. "Endlich geht es wieder los. Hoffentlich wird das alles klappen. Die Leute sind hungrig und die Sommer-Festivals waren sehr gut besucht."

Stimmt, auf dem SUMMER BREEZE 2022 war vor der Bühne die Hölle los, als BEAST IN BLACK spielte. Zuletzt war die Band mit NIGHTWISH in Lateinamerika, der erste Besuch für die Band auf diesem Kontinent, und danach auch in Europa auf Tour gewesen, aber jetzt kommt die Headliner-Tour, auf die sich die Band sehr freut. "Wir werden viele Lieder von dem neuen Album spielen, es ist das erste Mal, dass wir es live vorstellen können!"

Die Tour wird vom 27. Januar bis 22. März gehen und als Gast wird FIREWIND dabei sein. Wer jetzt Lust bekommen hat, kann sich aus den folgenden Tourdaten seine Lieblings-Location aussuchen:

27.01.23 Lissabon, LAV Lisboa ao Vivo
29.01.23 Madrid, Mon
30.01.23 Murcia, Garaje
31.01.23 Barcelona, Salamandra
02.02.23 Bilbao, Stage Live
04.02.23 Lyon, CCO TBA
05.02.23 Paris, Cigale TBA
06.02.23 Strasbourg, La Laiterie TBA
07.02.23 Grenoble, L´Ilyade TBA
08.02.23 Milan, Live Club
10.02.23 Pratteln, Z7
11.02.23 München, Tonhalle
13.02.23 Wien, Arena
14.02.23 Stuttgart, LKA Longhorn
15.02.23 Oberhausen, Turbinenhalle

16.02.23 Haarlem, Patronaat
18.02.23 Liège, Reflektor
19.02.23 Antwerp, Trix
20.02.23 London, Islington Assembly Hall
21.02.23 Birmingham, O2 Institute 2
22.02.23 Bristol, The Fleece
23.02.23 Manchester, Rebellion
24.02.23 Glasgow, Cathouse
25.02.23 Dublin, Whelans
28.02.23 Frankfurt, Batschkapp
01.03.23 Hannover, Capitol

02.03.23 Copenhagen, Amager Bio
03.03.23 Hamburg, Gruenspan
04.03.23 Malmö, KB
05.03.23 Stockholm, Fryshuset Klubben
06.03.23 Oslo, Vulkan Arena
07.03.23 Gothenburg, Trädgårn
09.03.23 Berlin, Huxleys
10.03.23 Leipzig, Felsenkeller

11.03.23 Zlin, Masters of Rock Café
12.03.23 Budapest, Barba Negra
14.03.23 Krakow, Studio
15.03.23 Warsaw, Progresja
16.03.23 Bratislava, Majestic Music Club
18.03.23 Cluj-Napoca, Form Space
19.03.23 Bucarest, Quantic Club
20.03.23 Sofia, Hristo Botev Hall
21.03.23 Thessaloniki, Principal Club Theater
22.03.23 Athens, Gagarin 205

Wenn die Sommerfestivals ein Indiz gewesen sind, dürften das kraftvolle Auftritte werden. Man sieht sich!

Redakteur:
Frank Jaeger

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