BARCODE: Interview mit Jay

01.01.1970 | 01:00

Eigentlich hätte folgendes Interview schon vor gut einem halben Jahr die Powermetal.de Leser erfreuen (oder auch nicht) sollen, aber der gute Jay - Klampfer und Sprachrohr des dänischen HC-Quintetts BARCODE - ließ sich mit der Beantwortung meiner Fragen leider "etwas" Zeit. Deshalb sind einige Fragen nicht mehr allzu taufrisch und auch die Veröffentlichung der letzten Studioscheibe liegt inzwischen mehr als ein halbes Jahr zurück. Dass dieses Interview schließlich und endlich dann doch noch einem aktuellen Anlass gerecht wird, liegt an der Tatsache, dass Barcode Anfang November für einige Shows in Deutschland Station machen werden, die sich HC-Freaks auf keinen Fall entgehen lassen sollten.
Aber nun genug der langen Worte … here we go!

Oliver: Gratulation zur neuen Scheibe "Hardcore". Das Teil trägt seinen Namen wahrhaft zu recht. Wie sind denn die übrigen Reaktionen so ausgefallen?

Jay: Vielen Dank! Wir selbst sind wirklich mehr als happy mit der Scheibe. So und nicht anders sollten BARCODE klingen.
Was die Resonanzen angeht … einige gut, einige schlecht! Aber ich glaube, die meisten Leute stehen auf das Album, weil es doch straighter bzw. mehr "in your face" ausgefallen ist. Hauptsächlich bekommen wir zu hören, dass wir mittlerweile verdammt hart wären und dass die Scheibe den besten HC beinhalten würde, den sie jemals gehört hätten. Ist doch nett, oder? Und was den Live-Sektor angeht, da treten die Songs mächtig Arsch!!!

Oliver: Bevor wir weiter über das neue Album plaudern, sei doch bitte so gut und geh in ein paar Sätzen auf Eure History ein. Ich bin mir nämlich sicher einige Metalheads können mit dem Namen BARCODE eher weniger anfangen ...

Jay: BARCODE haben ihr erstes Demo '96 aufgenommen, gefolgt von der Debüt-CD "Hard Jet Super Flash" 1997, die dann im Anschluss bei einigen Shows in England und hier in Dänemark promotet wurde. Danach wurde Greg, der damalige Sänger, vor die Tür gesetzt und Kenneth (Gitarre) verließ ebenfalls die Band. Gleich darauf stiegen ich und etwas später Butch bei BARCODE ein … das war '98. In der Folgezeit haben wir uns mit dem Songwriting für das nächste Album beschäftigt, das dann auch Ende 1998 aufgenommen wurde und den Namen "Beerserk" trägt. Anschließend bekamen wir die Möglichkeit mit MADBALL in Europa zu touren. Des weiteren haben wir noch ein paar Gigs mit SKARHEAD abgezogen und auf der European Hardcore Party gezockt.

Oliver: Übrigens, wer von Euch in der Band ist eigentlich der "Beerserk" und was ist Eure bevorzugte Biermarke?

Jay: Ich glaube jeder in der Band … wir drehen nämlich alle durch die Bank gerne durch.
Bevorzugtes Bier? Jever ist zwar kein gutes Bier, aber wir trinken es trotzdem. Ich glaube nicht, dass wir eine bevorzugte Marke haben … wir stehen einfach generell auf Bier.

Oliver: Auf Euren ersten beiden Scheiben waren immer Coversongs, warum nicht auf "Hardcore"?

Jay: Aahhh yeah fuck! Warum fragst Du das jetzt auch noch?
O.k., wenn's denn sein muss. Dafür gibt es wohl einige Gründe. Einerseits haben wir keinen passenden Song für das Album gefunden, andererseits wollten wir das Album so hart und kompromisslos wie möglich machen. Übrigens, wir sind gerade dabei 2 Coversongs für Compilations zu machen. Einer davon ist ein Tribute an POISON IDEA … wir covern den Song "Die On Your Knees". Die Scheibe wird über Plastic Head veröffentlicht. Und dann macht da noch Ian Glasper (Blackfish Rec.; STAMPIN' GROUND) ein Tribut an den Thrash Metal - HC-Bands covern irgend welche alten Thrash-Klamotten. Wir sind uns diesbezüglich noch nicht sicher … entweder MEGADETH, EXODUS oder ANTHRAX.

Oliver: Warum habt Ihr Euch damals für TWISTED SISTER's "We Are Not Gonna Take It" und JUDAS PRIEST's "Breaking The Law" entschieden? Songs, die nicht unbedingt typisch für eine HC-Band sind …

Jay: Du hast den Grund gerade selber genannt. Wie viel Spaß bringt es schon einen Song von einer Band zu covern, die sich genau wie deine eigene Mucke anhört?

Oliver: Um ehrlich zu sein, ist das aktuelle Album Eure erste Scheibe, von der ich wirklich behaupten kann, des es sich zu 110% um HC handelt. Auf den anderen Scheiben hat immer eine Kleinigkeit gefehlt, um die HC-Geschichte komplett zu machen (auf "Hard Jet …" mehr, auf "Beerserk" weniger). Wie siehst Du das?

Jay: Genau so. Huh, ist das aber eine kurze Antwort!? Um ehrlich zu sein, ich mag die ersten 2 Alben nicht sonderlich …

Oliver: Wer oder was sind die "Kreuzberg Hustlers" (so nennt sich ein Song auf "Hardcore")?

Jay: Dabei handelt es sich um zwei Typen, die wir '99 in Berlin - Kreuzberg kennen gelernt haben … Heini und Schlumpf. Die Jungs haben uns die Stadt gezeigt und wir haben mit ihnen abgefeiert … wir hatten einfach eine gute Zeit. Daraufhin haben wir uns entschlossen ihnen einen Song zu widmen … und daraus ist dann eben "Kreuzberg Hustlers" geworden.

Oliver: Das aktuelle Album wurde BX gewidmet. Wer oder was ist BX?

Jay: Nicht wer, sondern was. BX ist ein Auto, das uns sehr lange Zeit gedient hat, aber plötzlich seinen Geist aufgab.

Oliver: Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann sind bei Euch zwei neue Leute eingestiegen … Drummer und Klampfer! Warum und was ist passiert?

Jay: Nach der Tour mit SKARHEAD entschied sich unser damaliger Drummer Ralle die Band zu verlassen, weil er keinen Bock mehr darauf hatte hinter dem Schlagzeug zu sitzen. Er wollte in einer Band singen. Toddel, der ehemalige Bassist hatte wegen seines Studiums keine Zeit mehr für die Band und so verließ auch er BARCODE. Anschließend begann dann die Suche nach neuen Mitmusikern. Ich habe daraufhin Snik 1 gefragt, mit dem ich auch noch zusammen bei HATESPHERE spiele, ob er nicht Bock hätte bei BARCODE als Bassist einzusteigen. Ich wusste, dass er der Richtige für den Posten wäre. Zwischenzeitlich hatten wir auch einen neuen Skinsman, der uns aber schon nach 3 gemeinsamen Gigs wieder verließ, wovon einer übrigens beim WFF 2000 war. Also mussten wir wieder auf die Suche nach einem neuen Stöckeschwinger gehen. Und glaub mir, in Dänemark dauert das seine Zeit. Es ist wirklich schwer Leute zu finden, die solche Art von Musik spielen können bzw. wollen. Aber schließlich und endlich haben wir Snik 2 gefunden, der damals in irgend einer abgedrehten Metal Band zockte.

Oliver: Du hast es eben schon erwähnt, neben BARCODE spielst Du auch noch bei HATESPHERE. Wenn ich mir die Interviews so vergleiche, das hier jetzt und jenes, das ich letztes Jahr mit Dir bzgl. HATESPHERE geführt habe, so kommt es mir vor, als ob Du beide Bands irgendwie anders behandelst. Wie siehst Du das?

Jay: Nun, BARCODE ist eher eine relaxtere Angelegenheit, während HATESPHERE doch einen etwas seriöseren, ernsthafteren Charakter an den Tag legt. Mehr kann ich dazu nicht sagen … so sind die Dinge nun mal.

Oliver: Ihr wart ja vergangenen Januar on tour. Wie lief es insgesamt und vor allem der Gig im Hexenhaus in Ulm (mehr oder minder meine "Heimatstadt") würde mich interessieren?

Jay: Die Tour lief wirklich großartig. Uns hat diese Tour vor eine neue Situation gestellt, da die Leute eigentlich nur kamen um uns zu sehen. Cool war auch, dass die Leute die Songs kannten und auch mitsangen. Merchandise-technisch lief's ebenfalls verdammt gut. Man kann auf jeden Fall sagen, dass die Tour ein voller Erfolg war. Wenn ich mich recht erinnere war der Gig im Hexenhaus, der schlechtest auf der ganzen Tour. Nicht dass alles scheiße war (o.k., das Soja Fleisch war's auf jeden Fall), aber bei den Shows in Hamburg und Weinheim z. B., waren wir mit Sicherheit besser.

Oliver: In Eurer Bio steht der Satz "December 2001 - European's HC act No.1 - none above, none at side!". Starker Tobak … wie siehst Du das?

Jay: In der Tat, ein starkes Statement … aber wahr! Denkst Du nicht auch? (Da ist mit Sicherheit was dran ... auf jeden Fall! - Anm. d. Verf.)

Oliver: Was bedeutet für Dich persönlich HC als Lifestyle?

Jay: Gute Musik und viel Spaß.

O.k., soviel zum offiziellen Teil und nun noch ein paar Standards.

Oliver: Jede Band hat Ihr eigenes Rezept beim Songwriting. Wie entstehen bei Euch die Songs?

Jay: Auf "Hardcore" war es hauptsächlich ich, der die Songs geschrieben hat. Alles was ich dabei mache ist, ein paar Riffs an den Start bringen und diese in der richtigen Reihenfolge zusammenzusetzen. Ich habe in den meisten Fällen den Song schon komplett fertig, bevor ich ihn den anderen Jungs vorspiele. Anschließend erkläre ich Snik 2 noch was er zu spielen hat und die anderen steigen dann irgendwie dazu ein … und das war's dann. Hinterher schreibt dann Butch noch die Lyrics und fängt an zu brüllen - fertig ist der Song.

Oliver: Was hörst Du Dir privat so an?

Jay: Ich höre mir eigentlich alle Arten von Musik an. Hauptsächlich aber Metal. Ich stehe auf Bands wie ENTOMBED, SUFFOCATION, AT THE GATES, DARKANE (das alte Zeug). Auf dem HC-Sektor zählen MADBALL und BLOOD FOR BLOOD zu meinen Favorites. Eine meiner Lieblingsbands sind übrigens SUICIDAL TENDENCIES.

Oliver: Wenn Du die Möglichkeit hättest einen Tag lang in die Haut einer anderen Person zu schlüpfen, wer wäre diese Person und warum?

Jay: Ich glaube ich wäre gern Bob Lomme, weil er ein echt lustiger Kerl ist … hehe! (Kann ich nicht beurteilen - kenne den Knaben nicht ... Anm. d. Verf.)

Oliver: Wie gehst Du mit Kritik um? Hattet Ihr schon jemals diesbezüglich ernsthafte Probleme mit der Presse?

Jay: Nach 3 veröffentlichen Alben interessiert und das nicht mehr. Wenn die Leute unsere Mucke mögen ist das o.k. Wenn sie nicht darauf abfahren, verstehen wir das auch … haha … nein, dann ist uns das einfach egal.

Oliver: Welche 3 Dinge würdest Du nicht mit auf eine einsame Insel mitnehmen?

Jay: Eine linke Titte, eine rechte Titte und ein nettes, feuchtes und enges Loch … mmmmmmmm … (Kein Kommentar ... Anm. d. Verf.)

Oliver: An welchem Punkt werden BARCODE in 10 Jahren angelangt sein?

Jay: In der "Hall Of Shame".

Oliver: Welchen Stellenwert nehmen für dich persönlich Online-Mags verglichen zu "herkömmlichen" gedruckten Magazinen ein?

Jay: Ich denke die gedruckte Version hat irgendwie mehr zu bieten. Das ganze ist irgendwie persönlicher.

Oliver: Kommen wir kurz vor knapp noch zu einer eher makaberen Frage: angenommen Du wärst tot, hättest aber davor noch die Möglichkeit gehabt, Deinen eigenen Nachruf zu verfassen. Was hättest Du geschrieben?

Jay: Haha … hhmmmmmm … nun … Jacob Bredahl (mein richtiger Name), war ein mächtig feiner Kerl. Er lebte sein Leben nach seinen eigenen Regeln. Rest in beer! Mehr fällt mir dazu nicht ein …

Oliver: O.k. wir wären durch. Danke für das Interview. Du hast das letzte Wort …

Jay: Danke gleichfalls fürs Interview und sorry, dass es so lange mit den Antworten gedauert hat. Ich zahl Dir auch ein Bier (oder 10) wenn ich Dich das nächste Mal sehe. An alle Leser - hört mal in unser Album "Hardcore" rein! Es lohnt sich wirklich. Man sieht sich on tour im November (Daten siehe www.BarcodeHardcore.dk). (Alles klar Jay, ich nehm Dich beim Wort ... 10 Bier sind mir in jedem Fall lieber als nur 1 ... Anm. d. Verf.)

Cheers!

Jay / BARCODE



Redakteur:
Oliver Kast

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