40 GRIT: Interview mit 40 Grit

01.01.1970 | 01:00

Vor gut drei Monaten erschien mit "Nothing To Remember" der Zweitling der Nord-Kalifornier 40 GRIT. Ein wirklich erstklassiges Album, für das sich die Band, wie auch deren Plattenfirma einiges erhofft. Inwieweit diese Hoffnungen durch den Ausstieg von Bassist Kevin Young dieser Tage beschnitten werden, wird sich noch zeigen. Jedoch setzt sich Qualität in den meisten Fällen durch und so wird mit Sicherheit das derzeitige Trio auch diesen Rückschlag wegstecken und gestärkter denn je aus der Situation hervorgehen, da bin ich mir sicher!
Zum Interviewzeitpunkt war der gute Kevin allerdings noch Mitglied bei 40 GRIT, somit gibt es diesbezüglich leider keine aktuellen Statements zum Ausstieg seitens der Band. Und auf geht’s…

Oliver:
Nun Jungs, wie sind denn die Reaktionen bis dato auf "Nothing To Remember" so ausgefallen?

40 GRIT:
Die Reaktionen auf das Album sind wirklich sehr gut ausgefallen. Die Leute wissen es wohl zu schätzen, dass wir sehr viel Zeit und Mühe in die Scheibe gesteckt haben.

Oliver:
Warum eigentlich der Titel "Nothing To Remember"? Hört man die Scheibe einmal, bohrt sich diese regelrecht ins Gehirn. Wäre da nicht "Something To Remember" besser gewesen?

40 GRIT:
Der Titel bezieht sich auf darauf, wie wir bestimmte Dinge in unserer Vergangenheit betrachten. Wir wollen einfach nicht ewig an diese wenig tollen Ereignisse erinnert werden, denn da gibt es nichts an das man sich erinnern müsste. Wir schauen in die Zukunft!

Oliver:
Auf dem Cover zum neuen Album ist eine Straße abgebildet. Wo wurde das Bild aufgenommen? Das Bild macht irgendwie einen ziemlich deprimierenden Eindruck auf mich. Entlang einer Straße (vergleichbar mit dem Leben) erlebt man doch eine Menge positiver Dinge, an die man sich doch gerne erinnert. Es scheint, dass es in Eurem Leben einige Dinge gibt, an die Ihr Euch wohl nicht so gerne erinnert. Geht es vielleicht auch darum in den Texten der neuen Scheibe?

40 GRIT:
Das Bild wurde auf Hawaii geschossen. Die Straße soll eigentlich nichts Negatives transportieren. Für uns stellt die Straße eine Vielzahl von Möglichkeiten dar, man weiß schließlich nie wohin einen solche Straße führen kann. Und mit Sicherheit haben wir die positiven Dinge nicht außer Acht gelassen. In den Texten geht es einfach um Dinge, mit denen wir uns die letzten drei Jahre herumschlagen mussten. Ja, in jedem Fall hat das Cover sehr viel mit den Texten zu tun.

Oliver:
Das neue Album ist um einiges eingängiger und melodischer als "Heads". Ist das eine natürliche Entwicklung und war das schon im Vorfeld so geplant?

40 GRIT:
Ja, es war eine sehr natürliche Entwicklung. Songs wie 'Ground Zero', 'Serving Time', 'Fade Into You' und 'Tension' gingen auf dem ersten Album schon in diese Richtung. Wir haben einfach nicht aufgehört melodische Songs zu schreiben.

Oliver:
"Mit dem neuen Album sollten 40 GRIT in der Lage sein weltweites Aufsehen zu erregen!" (Zitat: Bandinfo) Teilt Ihr die Meinung Eurer Plattenfirma?

40 GRIT:
Ja, natürlich hoffen wir, dass 40 GRIT weltweites Aufsehen erregen. Wer tut das nicht? Wir werden sehen, was passiert. Es wird mit Sicherheit sehr viel harte Arbeit und Entschlossenheit nötig sein, das Album dahin zu bringen, wo wir es gerne sehen würden.

Oliver:
"I am what I am, I am only human" - ist diese Textzeile aus dem Song 'Only Human' eine Art Entschuldigung dafür nicht perfekt zu sein, ein fehlbares menschliches Wesen zu sein?

40 GRIT:
Ja, bei dem Song geht es um Leute die sehr hohe Anforderungen an einen stellen. Aber letztlich sind wir alle nur Menschen und jeder kann nur versuchen das Beste aus sich rauszuholen, mehr nicht!

Oliver:
Einige von Euch haben sich zwischen “Heads” und “Nothing To Remember” die Haare abgeschnitten. Ein Kumpel von mir hat gemeint, das haben sie sicher nur gemacht, weil es trendy ist und besser zum neuen Sound passt! Der Typ ist ziemlich "old-school" und kann absolut nichts mit Eurer neuen Scheibe anfangen. Ich denke jede Band hat das Recht sich zu entwickeln und was Neues zu probieren. Werdet Ihr oft mit solchen reaktionären Meinungen konfrontiert und warum zur Hölle habt Ihr Euch die Matten frisieren lassen?

40 GRIT:
Sorry, aber Dein Kumpel ist ein Idiot (Haha, hab ich mir auch gedacht! – Anm. d. Verf.). Fakt ist: Ich habe mir schon vor "Heads" die Haare schneiden lassen und Kevin ungefähr einen Monat nach der Veröffentlichung. Andy und James hatten nie wirklich lange Haare. Zudem habe ich seit 2000 ja auch nicht immer die gleichen Klamotten an oder fahre das gleiche Auto.

Oliver:
2001 wurde Mike Bennett durch Andy Green am Schlagzeug ersetzt. Wie kam’s zu dem Wechsel?

40 GRIT:
Mike Bennett wollte die Band während der Europa-Tour mit PRO-PAIN 2001 verlassen. Wir hatten mit ihm in der Band sehr viele Probleme und somit war es für alle Beteiligten das Beste. Andy stieß im März 2001 zur Band. Bis dahin war er in diversen lokalen Bands in der Bay Area tätig und mit ihm haben wir jemanden gefunden, der einfach perfekt zu dem passt, was wir machen wollen. Ich denke er hat unseren Sound wirklich nach vorne gebracht.

Oliver:
Was bedeutet 40 GRIT eigentlich? Gibt es irgendeinen Sinn, der hinter Eurem Namen steckt?

40 GRIT:
40 GRIT ist eine bestimmte Körnung eines Sandpapiers in den USA. Es ist schwer und grobkörnig, haha. Aber eigentlich geht der Bandname auf die Zeiten zurück, als wir noch ordentlich an der Trinkerfront aktiv waren. Damals nannten wir den letzten Schluck Bier in der Flache "40 GRIT", an dem Punkt ging’s irgendwie etwas zäh!

Oliver:
2001 wart Ihr ziemlich lange und exzessiv mit PRO-PAIN in Europa unterwegs. Welche Eindrücke habt Ihr auf dieser Tour gesammelt?

40 GRIT:
Wir haben auf der Tour sehr viele neue Freunde und Fans dazugewonnen. Das Package war zwar etwas ungewöhnlich für uns, aber letzten Endes haben wir die Leute immer auf unsere Seite ziehen können. Die Jungs von PRO-PAIN sind wirklich großartige Typen und wir sind nach wir vor sehr froh darüber die Möglichkeit gehabt zu haben mit ihnen in Europa auf Tour zu gehen.

Oliver:
Was denkt Ihr über die derzeitige politische Situation und im Besonderen über den Irak-Konflikt? Ist Politik überhaupt etwas, das bei 40 GRIT eine Rolle spielt?

40 GRIT:
Wir sind eine absolut unpolitische Band. Aber ich wünsche mir, dass die Dinge friedlich gelöst werden. (Dem war leider nicht so - Anm. d. Verf.)

Oliver:
Etliche Bands nehmen heutzutage im eigenen Studio auf. Dies scheint ein Trend zu sein, den ich in letzter Zeit häufiger beobachte. Was glaubst Du, ist durch die heutige moderne Technik, die es vielen Bands erlaubt im eigenen Proberaum zu recorden und dies mit sehr guten Ergebnissen, das Zeitalter der großen Studios und Studioproduktionen besiegelt? Habt Ihr Ambitionen in Richtung eigenes Studio?

40 GRIT:
"Nothing To Remember" wurde auf diese Art und Weise aufgenommen. Wir haben das komplette Album zusammen mit Juan Urteaga im Trident Studio aufgenommen. Die Drums, die Klampfen, der Bass und auch der Gesang wurden komplett im selben, kleinen Raum aufgenommen. Und glaub mir, wir sind alle sehr glücklich mit Resultat.

Oliver:
Was geht Dir am Musik-Biz am meisten gegen den Strich?

40 GRIT:
Ich hasse sehr viele Sachen daran, aber am meisten geht mir gegen den Strich, dass es eigentlich gar nicht mehr um die Musik selbst geht.

Oliver:
Ist die Bay Area noch immer ein ganz besonderer Ort, was harte Musik angeht, wie eben in den 80’er und 90’ern oder hat sich da was geändert?

40 GRIT:
Ich denke schon. Es hat sich zwar sehr viel verändert, aber es gibt noch immer eine Menge cooler Leute und Bands in der Gegend.

Oliver:
Angenommen Du hättest noch 24 Stunden zu leben. Wie würdest Du die letzten Stunden verbringen?

40 GRIT:
Jede Menge Sex und via Sky Dive in den Tod stürzen!

Oliver:
Thema Frauen: Wie würde die Entscheidung ausfallen, wenn Dich eine Frau vor die Wahl stellt "Ich oder Band"? Standst Du schon jemals vor einer solchen Entscheidung?

40 GRIT:
Niemals und sollte dies jedoch irgendwann einmal der Fall sein, würde ich die Beziehung hinter mir lassen. Denn das würde bedeuten, sie unterstützt mich nicht in dem, was ich über alles liebe. Es gäbe somit keinen Grund mit ihr zusammen zu bleiben.

Oliver:
Kommt eine neue Scheibe einer Band auf den Markt, wird diese von der Presse in den meisten Fällen mit dem/den Vorgänger(n) verglichen. Ist das in Eurem Falle o.k. für Dich oder ist es Dir lieber, wenn jede Eurer Scheiben als eigenständiges, einzelnes Produkt angesehen wird?

40 GRIT:
Was uns angeht, so sind die beiden Alben doch recht unterschiedlich. Mir ist es trotzdem lieber, wenn man die 40 GRIT-Scheiben miteinander vergleicht, als mit Veröffentlichungen anderer Bands. Mit jeder neuen Scheibe sollte sich eine Band weiterentwickeln, deshalb ist es irgendwie eine Angewohnheit der Leute mit dem/den Vorgänger(n) zu vergleichen.

Oliver:
Gibt es eine Frage die Du gerne einmal in einem Interview gestellt bekommen möchtest? Wenn ja welche und wie sieht die Antwort dazu aus?

40 GRIT:
Du hast die Frage soeben gestellt. Die Antwort darauf ist "Nein".

Oliver:
Hättet Ihr die Möglichkeit einen Tag lang eine andere Person zu sein, in welche Rolle würdet Ihr gerne schlüpfen und warum?

40 GRIT:
Kevin: John Holmes. James: Hugh Hefner, mehr muss ich dazu wohl nicht sagen. Chris: Roger Waters, dann könnte ich sehen, wie es ist ein musikalisches Genie zu sein. Andy: George Carlin, weil er die Wahrheit sagt!

Oliver:
Wie gehst Du mit Kritik um? Wann ist für Dich der Bogen kritikmäßig überspannt?

40 GRIT:
Also ich sehe das Ganze so: Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung. Und Meinungen sind wie Arschlöcher, jeder hat eins, haha!

Oliver:
Was sind die drei wichtigsten Alben in Eurer Sammlung?

40 GRIT:
James: 1. AEROSMITH – “Live Bootleg”, 2. IRON MAIDEN – "Live After Death", 3. JUDAS PRIEST – “Live”. Kevin: 1. MESSHUGGAH – "None", 2. PINK FLOYD – "Is Anybody Out There?", 3. 40 GRIT – "Nothing To Remember". Chris: 1. PINK FLOYD – “Wish You Were Here”, 2. QUEENS OF THE STONE AGE – “Songs For The Deaf”, 3. TYPE ‘O NEGATIVE – “October Rust”. Andy: 1. PINK FLOYD – "Dark Side Of The Moon", 2. TOOL – "Aenima", 3. NIRVANA – "Nevermind".

Oliver:
Welchen Stellenwert nehmen für dich persönlich Online-Mags verglichen zu "herkömmlichen" gedruckten Magazinen ein?

40 GRIT:
Ich denke, beide Fraktionen erledigen einen wichtigen bzw. guten Job. Der eine hat eben die Möglichkeit sich die Infos aus dem Netz zu ziehen, während der andere sich noch immer die Mags am Kiosk holen muss.

Oliver:
Kommen wir kurz vor knapp noch zu einer eher makaberen Frage. Angenommen Du wärst tot, hättest aber davor noch die Möglichkeit gehabt, Deinen eigenen Nachruf zu verfassen. Was hättest Du geschrieben?

40 GRIT:
"Überraschung, ich bin tot!". Oder in der Art wie es FAITH NO MORE vielleicht sagen würden: "Haha!".

Oliver:
Was steht für Euch in nächster Zeit an? Irgendwelche Touren in Europa geplant, mal abgesehen vom Summer Breeze?

40 GRIT:
Das Summer Breeze ist der Auftakt zu unserer Europa-Tour. Wir werden dort wohl für einen Monat unterwegs sein, los geht’s am 22. August. Ich habe gehört, wir werden mit einer weiteren US-Band durch die Lande ziehen, aber das steht noch nicht ganz fest.

Oliver:
Gut, dann machen wir mal hier Schicht im Schacht. Danke für Deine Zeit und die Antworten. Du hast das letzte Wort...

40 GRIT:
Danke für einige sehr interessante Fragen. Ich hoffe, Jedem gefällt das neue Album! Und vergesst nicht mal bei http://www.40GRIT.com reinzuschauen!!!

Redakteur:
Oliver Kast

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