Prinzessin Fantaghiro (Superbox)
- Regie:
- Lamberto Bava
- Jahr:
- 1992
- Genre:
- Märchen
- Land:
- Italien / BRD
- Originaltitel:
- Prinzessin Fantaghirò
1 Review(s)
23.01.2007 | 21:02Eine der besten Märchenserien, in lieblos gemachter DVD-Box
Eine junge Prinzessin, schlau und mutig, tapfer und schön. Sie besiegt einen Prinzen, beendet damit einen langen Krieg und verliebt sich in ihn. Doch nun beginnt erst der richtige Kampf, der gegen die mächtige Schwarze Königin und die Kräfte der Finsternis.
Das Boxset enthält alle zehn Spielfilme von "Prinzessin Fantaghirò", die über einen Zeitraum von fünf Jahren mit einer europäischen Star-Besetzung gedreht wurden. Die fünf DVDs haben zusammen eine Laufzeit von über 15 Stunden.
"Fantaghirò" entstand 1991 in einer deutsch-italienischen Produktion. Die Geschichte basiert auf einem toskanischen Volksmärchen aus dem neunten Jahrhundert, welches der italienische Schriftsteller Italo Calvino ausgegraben und unter dem Titel "Fantaghirò Persona Bella" nacherzählt hat (wie im Abspann angegeben wird). Bis zu 3,3 Millionen Zuschauer zählte man seinerzeit bei der TV-Ausstrahlung im Weihnachtsprogramm von Sat.1.
Filminfos
O-Titel: Prinzessin Fantaghirò (I/D 1992-1996)
Dt. Vertrieb: Koch Media
FSK: ab 12
Länge: ca. 921 Min.
Produktion: Roberto Bessi
Regisseur: Lamberto Bava
Drehbuch: Francesca Melandri, Gianni Romoli
Musik: Amedeo Minghi
DARSTELLER:
Alessandra Martines als Fantaghirò, Synchronstimme: Melanie Jung
Mario Adorf als König, Mario Adorf synchronisierte sich selbst
Kim Rossi Stuart als Romualdo, Synchronstimme: Axel Malzacher
Angela Molina als Die Weiße Hexe
Jean-Pierre Cassel als Hauptmann
Stefano Davanzati als Prinz Cataldo, Synchronstimme: Crock Krumbiegel
Tomás Valík als Prinz Ivaldo, Synchronstimme: Markus Off
Ornella Marcucci als Prinzessin Caterina, Synchronstimme: Uta Kienemann (Teil 1-4)
Katerina Brozova als Prinzessin Carolina, Synchronstimme: Adela Florow
Brigitte Nielsen als Die Schwarze Hexe
Lenca Kubalkova als ihre Dienerin Donner, Synchronstimme: Angela Wiederhut
Jakub Zdenek als ihr Diener Blitz
Nicholas Rogers als Zauberer Tarabas, Synchronstimme: Martin Halm
Ursula Andress als seine Mutter, Zauberin Xellesia, Synchronstimme: Renate Küster
Elena D'Ippolito als Smeralda
Barbora Kodetová als Die Weiße Hexe, Synchronstimme: Bettina Kenter (Teil 3&4)
Horst Buchholz als Zauberer Darken, Horst Buchholz synchronisierte sich (wahrscheinlich) selbst
Marc de Jonge als Tohor, Synchronstimme: Randolf Kronberg
Riccardo Serventi Longhi als Fidor, Synchronstimme: Axel Malzacher
Agathe de La Fontaine als Angelica, Synchronstimme: Anke Korte
Gaia Bulferi Bulferetti als Parsel, Synchronstimme: Butz Combrinck
Oreste Guidi als Rufus
Remo Girone als Der Namenlose
Luca Venantini als Aries, Synchronstimme: Florian Halm
Ludwig Briand als Masala, Synchronstimme: Benedikt Gutjahn
Michaela May als Zauberin Asteria, Michaela May synchronisierte sich selbst
Ariadna Caldas als Azela
Joan Fort als Sarsut
Casar Luis Gonzales als Gurdalak
Amarilys Nunez Barrioso als Masalas Mutter
Handlung der ersten Doppelfolge
Das Königreich befindet sich seit sehr langen Jahren im Krieg und der König (Mario Adorf) wünscht sich nichts sehnlicher als einen Sohn als Thronfolger, denn seine Gemahlin hat ihm bislang "nur" zwei Töchter geschenkt: Carolina und Catarina. Doch sein drittes Kind wird ebenfalls eine Tochter und darüber hinaus stirbt die Königin auf dem Kindsbett. Außer sich vor frustriertem Zorn, will der König seine neugeborene Tochter umbringen und befragt seine Wahrsager. Diese Scharlatane bestätigen seine Absicht. Er begibt sich zur Höhle der Goldenen Rose, um den Säugling dem Ungeheuer zu opfern, das angeblich darin lebt. Nur die Weiße Hexe (Ángela Molina) kann dies durch ein falsches Götterzeichen verhindern.
Die kleine Prinzessin Fantaghirò (Alessandra Martines) wächst zu einer selbstbewussten jungen Frau heran, die mehr männliche als weibliche Charakterzüge aufweist, sehr zum Unwillen des Königs. Unzählige Male wird sie in den ausgetrockneten Brunnen des Schlosses verbannt. Gegen seinen Befehl lernt sie in ihrem Verlies rechnen und schreiben und wird zu einer streitfreudigen und selbstbewussten jungen Frau, die ihren Vater wie auch ihre Schwestern von einer Verzweiflung in die nächste stürzt.
Als Catarina etwas von der der "natürlichen Minderwertigkeit der Frau" faselt, weist Fantaghirò sie zurecht: "Ammenmärchen!" Daher weist sie auch die Geschenke von Freiern zurück, denn sie werde sich nicht kaufen lassen. Spricht's und klaut ein Pferd, um in den Wald zu reiten. Die weiße Hexe, verkleidet als Weißer Ritter, unterrichtet Fantaghirò dort im Umgang mit dem Schwert und lehrt sie die Sprache der Tiere und Bäume.
Doch auch beim jahrhundertelangen Gegner tut sich etwas. Der alte König ist tot, lange lebe der neue König! Prinz Romualdo und seine engsten Freunde Ivaldo und Cataldo haben neue Ideen und die Nase von diesem unseligen Krieg gestrichen voll: Sein Volk hungert und es gibt keine Ernte. Aber wie soll man ihn - ehrenhaft, versteht sich - beenden? Er will den Champion des gegnerischen Königs herausfordern. Wer gewinnt, darf Bedingungen stellen.
Doch auf dem Weg durch den Wald wird Romualdos Pferd von einem Pfeil Fantaghiròs erschreckt, er abgeworfen. Er sucht den Schützen und entdeckt das schöne Gesicht eines Mädchens im Farn. Doch es entschlüpft seinem Zugriff, bevor er es zur Rede stellen kann. Doch der Moment ist genug: Er hat sich in es verliebt. Die Weiße Hexe ermahnt ihn, Stillschweigen zu bewahren und sich lieber eine echte Frau statt eine solche Nixe zu suchen. Er verspricht es.
Der König bekommt die Herausforderung Romualdos und lässt sich von Wahrsagern und Weißer Hexe beraten. Als die Weiße Hexe ihm weissagt, dass es seine Nachkommen sein werden, die den jahrelangen Krieg im Königreich beenden, schwant dem König, welche seiner Töchter eine entscheidende Rolle dabei spielen wird und auch in den Jahren danach das Reich vor Gefahren schützt.
Als der König seine Töchter verheiraten will und die vorgeschlagenen Männer alle furchtbar sind, weigern sie sich und ziehen als Männer verkleidet hinaus in den Krieg, um gegen den Champion des Gegners anzutreten: Ritter Sofria, Baron Deleunière und der Graf von Waldorf (der unter dem Visier verdächtig nach einer gewissen aufmüpfigen Prinzessin aussieht). Doch sie haben nicht mit einem Gegenspieler im eigenen Lager gerechnet ...
Mein Eindruck
Fantaghiró ist die Verkörperung des Guten und einer Erlöserfigur, wie sie einer Heldin wohlansteht. Das Übel, von dem sie die Welt zunächst zu befreien hat, ist erstens der Krieg, der dem Land und seinen Menschen große Not gebracht hat. Doch wie sich zeigt, lauert der Feind nicht nur hinter wehrhaften Zinnen, sondern auch im eigenen Schloss - und sogar in den Köpfen der eigenen Untertanen. Verrat, Missgunst, Faulheit und Unwahrheit verhindern jede Veränderung zu Gunsten von Freiheit und - was ebenso wichtig ist - Wahrheit.
Um überhaupt etwas bewegen zu können, muss die Prinzessin ganz anders sein als ihre wohlanständigen, wenn auch herzensguten Schwestern. Anders auch als ihr braver, aber leider nicht auf Wahrheit, sondern auf Tradition bedachter Vater. Stattdessen wird Fantaghirò von der "Stimme des Guten", der Weißen Hexe bzw. dem Weißen Ritter, zu einer Frau mit männlichen Fähigkeiten gemacht: Sie kann Bogenschießen und Fechten. Das bedeutet nicht, dass sie auf ihr Erbe als Evastochter verzichten muss: Sie hat Mitgefühl für ihre Mitmenschen und vor allem Mit-Kreaturen, deren Sprache sie verstehen lernt. Die Weiße Hexe in Gestalt einer sprechenden Gans nimmt sie auf alle Reisen mit, um stets eine gute Ratgeberin bei sich zu haben.
Um die Handlung weiter aufregend zu gestalten, hat Prinz Romualdo zwei Aufgaben erhalten: Er muss die unbekannte Schöne finden und zugleich den Champion des Gegners besiegen. Wie sich leicht denken lässt, würde es ihn in einen gewissen Zwiespalt stürzen, wenn er herausfände, dass diese beiden sich als ein und dieselbe herausstellen. Darauf setzt der Verräter an der Seite von Fantaghirò.
Ein optisches Highlight für männliche Zuschauer ist sicherlich der Auftritt der hübschen Nixe, die ihre nicht gerade unbeträchtlichen Reize bei einem Wet-T-Shirt-Contest zur Schau zu stellen scheint.
Handlung der zweiten Doppelfolge
Die Schwarze Königin (Nielsen) hat nicht nur einen mächtigen Vorbau, sondern auch einen Riesenhass auf alles Gute auf der Welt. Deshalb heißt sie ja auch die SCHWARZE Königin, oder? Fantaghirò und Romualdo haben einander Treue geschworen und sind nun das Königspaar im Lande - wie grässlich! Geradezu unerträglich! Schon setzt sie einen raffinierten Plan in die Tat um, der dieses Glück für immer zerstören soll.
Unter die Geschenke für das Brautpaar schickt sie ihre Dienerin mit einem ganz speziellen Geschenk: einer Eule mit Kristallaugen, durch die sie alles beobachten kann. Friede, Freude, Eierkuchen - pfui Teufel! Ein Krieg muss her, aber dalli! Sie erweckt aus schwarzen Kriegerfiguren eine kleine Armee zum Leben und schickt diese aus. Da sie aber nur auf dem Land der Schwarzen Königin existieren können, muss man das Brautpaar anlocken. Dazu nehmen die Schwarzen Krieger Fantaghiròs Vater gefangen und entführen ihn.
Der ehemalige König wollte sich als Geschichtenerzähler durchschlagen, während Romualdo und seine Tochter gemeinsam das vereinigte Königreich regieren. Daraus wird nun wohl nichts werden. König Romualdo macht sich auf, den Schwiegervater zu befreien, doch die Schwarze Königin ist trickreich und versucht ihn auf ihre Seite zu ziehen. Währenddessen nimmt Fantaghirò ihren Schwur, niemals wieder eine Waffe führen, zurück, doch das Schwert, das sie benötigt, steckt in einem von der Weißen Hexe verzauberten Löwenmaul.
Während Romualdos Armee von den Waldelfen besiegt wird, reitet Fantaghirò unbewaffnet los. Doch wenig später gerät sie den Banditen in die Hände, die den Treck mit den Brautgeschenken schon einmal überfallen haben. Sie muss sich als betörende Bauchtänzerin verkleiden, um den Hauptmann der Räuber zu übertölpeln. Unterdessen hat Romualdo drei unmögliche Aufgaben zu erfüllen, um den Beistand der Elfenkönigin zu erlangen. Es sieht so aus, als würden die beiden Helden nicht einmal das Schloss der Schwarzen Königin erreichen, um den Ex-König zu befreien. Doch ist nicht aller Tage Abend.
Mein Eindruck
Streng genommen sind Romualdo und Fantaghirò noch nicht verheiratet, denn als sie ihren Treueschwur sprechen wollte, wurde sie von einem Boten unterbrochen. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Doch bevor es zu der endgültigen Vereinigung kommen kann, muss sich Fantaghirò einer Liebesprobe stellen: Romualdo hat eine Gehirnwäsche erhalten und versucht sie umzubringen! In Märchen haben es die Helden eben nie leicht.
Diese Doppelfolge ist meines Erachtens die beste von allen fünf: So viele überraschende Wendungen, so viel Action, aber auch so viel Sinnlichkeit sieht man später nie wieder. Die Doppelfolgen eins und zwei sind auf Vierzehn- bis Sechzehnjährige ausgerichtet, die späteren Folgen aber auf zwölf-, die letzte sogar auf acht- bis zehnjährige Zuschauer. Dass Brigitte Nielsen ihre Silikonbrüste derart offenherzig zur Schau stellt wie in dieser Doppelfolge, ist daher später nicht mehr möglich. Und seltsamerweise schwindet ihre Bedrohlichkeit gleichzeitig mit der Bedeckung ihres Busens: Sie wird der Lächerlichkeit preisgegeben. Sigmund Freud hätte zu diesem Zusammenhang sicher etwas zu sagen.
Handlung der dritten Doppelfolge (1993)
Die Zauberer und Hexen des Elfenwaldes sind sauer auf den Kollegen Tarabas. Durch seinen Missbrauch der Magie bringe er ihren ganzen Berufsstand in Verruf. Man muss ihn finden und unschädlich machen, beschließen sie. Mit einer Wünschelrute stoßen sie auf sein unterirdisches Versteck und per Tiefenbohrung erlangen sie Zugang. Doch Gnome des Magiers holen sie in sein Reich, wo sie sich verantworten müssen. Aber Tarabas sperrt sie kurzerhand ein. Zur Strafe belegt der blinde Delegationsleiter Tarabas mit einem Fluch: Er prophezeit ihm, dass seine Herrschaft durch eine Königstochter beendet werde. Doch da tritt Tarabas' zaubermächtige Mutter Xelessia (Andress) ein und tötet die in Fliegen verwandelten Zunftskollegen kurzerhand. Als ihr Sohn verlangt, sein Schicksal zu erfahren, muss sie zugeben, dass der Blinde Recht hatte. Es bestehe aber kein Grund zur Beunruhigung.
Von wegen! Der aufgebrachte Tarabas schlägt sofort los, erweckt eine steinerne Armee von Kriegern zum Leben und lässt alle Königskinder gefangen nehmen und in seiner Höhle einsperren. Als die Krieger auch Fantaghiròs Schloss stürmen, ist ihr sofort klar, hinter wem sie her sind: Sie wollen die kleinen Kinder ihrer Schwestern Carolina und Catarina. Als Fantaghirò herausfindet, dass die Krieger durch Wasser - am besten wirkt Weihwasser - zu stoppen sind, übergibt sie die Babys ihrem Gemahl Romualdo, der sofort zum Fluss reitet. In dem folgenden Gefecht mit den Kriegern stürzt jedoch Romualdo zusammen mit einem der Krieger in den Fluss - und wird zu Stein!
Die zu Hilfe gerufenen Elfen und Trolle holen Romualdo aus dem Fluss und ihre Königin liest Romualdos verwunschenes Inneres - er wurde von jenem verflucht, dessen Namen nicht ausgesprochen werden darf: Tarabas. Jeder weiß, dass dieser Magier die Verkörperung des Bösen ist. Die untröstliche Fantaghirò lässt den versteinerten Gemahl aufbahren. Laut einer Weissagung könne ihn nur ein Kuss aus tiefer Liebe aus seiner Verzauberung erwecken. Ein wahrer Küsswettbewerb unter der weiblichen Bevölkerung hebt an, und alle Frauen stehen Schlange, um die Statue auf die Lippen zu küssen. Als Fantaghirò ihn küsst, weint Romualdo einen Diamanten.
Sie braucht dringend einen Gegenzauber, um den Geliebten wiederzubekommen. Da die Weiße Hexe ihre Magie für Fantaghiròs Rettung preisgegeben hat, kann sie ihr nicht mehr helfen. Die beiden Diener der Schwarzen Königin, die gekündigt haben, empfehlen, die Hexe zu befragen. Doch diese wurde ja versteinert und in Stücke zerschlagen. Sobald die böse Hexe zum Sprechen gebracht worden ist, verrät sie Fantaghirò das einzige Gegenmittel: Die Prinzessin muss den Verursacher des Zaubers küssen: Tarabas!
Für das Königreich brechen turbulente Zeiten an ...
Mein Eindruck
Der Plot dieser Doppelepisode ist der höchstentwickelte und komplexeste der ganze Reihe. Tatsächlich kommen mir sogar Assoziationen an Shakespeares Liebeskomödien in den Sinn. Es geht zwar - da dies ein Kinderfilm sein soll - vordergründig um entführte Königskinder, doch die für Erwachsene interessante Handlungsebene dreht sich um die wechselhafte Liebe zwischen Fantaghirò, der Verkörperung des Guten, und Tarabas, der des Bösen. Können die beiden Gegensätze zusammenkommen, sich sogar aussöhnen?
Aber nicht so hastig! Auch wenn sich Tarabas, ein gar schmucker Prinz mit einem Hang zu diversen Verwandlungen (vorzugsweise als Adler), in die schöne Königstochter verliebt, so heißt dies ja noch lange nicht, dass er sie auch kriegt. Erstens hängt das Herz der Prinzessin an ihrem Romualdo, warum sollte sie also untreu werden? Und zweitens ist es gar nicht so einfach, sich für das Böse zu erwärmen. Die Schwarze Königin rät ihr (unter Zwang), sich an das Böse in sich zu erinnern. Auch dies fällt schwer, doch schwieriger ist es, sich auch böse zu verhalten. Die Untreue an sich, um Gutes zu bewirken, ist noch keine Sünde, wohl aber, wenn man wissentlich Böses tut wie Tarabas. Dies ist eine hochmoralische Geschichte.
Drittens kommt erschwerend hinzu, dass Xelessia, Tarabas' böse und hinterlistige (aber sehr gut aussehende) Mutter, etwas dagegen hat, ihren Sohn, den sie bislang gut an der Kandare hatte, den Versuchungen des GUTEN auszusetzen. Was könnte nicht alles daraus entstehen! Doch zum Glück für Fantaghirò werden alle Befürchtungen Xelessias wahr: Tarabas entsagt dem Bösen und will fürderhin nur noch Gutes tun. Xelessia würde sich vor Ärger sicher in den knackigen Hintern beißen, wenn man sie nicht bereits in den Abgrund der Hölle geworfen hätte ...
Doch macht all dies den petrifizierten Romualdo wieder lebendig? Dies soll nicht verraten werden. Und es ist noch nicht das Ende von Xelessia ...
Handlung der vierten Doppelfolge
Wieder einmal bedroht das Böse das Königreich des Guten: Es ist eine schwarze Wolke des Todes, die alles Leben vernichtet. Die Bewohner fliehen in Scharen. Drei schwarze Ritter namens Hungersnot, Schmerz und Krankheit kommen mit der Wolke und verbreiten Furcht und Schrecken. Bis sich ihnen der unerschrockene Prinz Parsel entgegenstellt. Sein Pfeil verfehlt Fantaghirò nur knapp, doch sie folgt seinem Hilferuf. Zusammen vertreiben sie die drei Reiter. Parsel sagt, er verfolge die schwarze Wolke bis zu ihrem Ursprung im Königreich Toros.
Kurz vor Fantaghiròs Schloss trennt die Schwarze Wolke die beiden, und als die Prinzessin ihr Schloss wiederfindet, ist ist es nur noch eine Ruine. Welcher Bösewicht hat die Wolke geschickt und ihr alles genommen, was sie liebt? Fantaghirò beschließt, im Königreich Toros mal nach dem Rechten zu sehen.
Dort hat mittlerweile ein wohlbekannter Magier erhebliche Schwierigkeiten, am Leben zu bleiben. Tarabas soll vom König als Sündenbock für die grassierende Hungersnot verurteilt und hingerichtet werden. Doch Prinzessin Angelica verliebt sich in den feschen jungen Mann und versucht ihm zu helfen - um den Preis seiner Liebe, versteht sich. Doch weh! Sein Herz ist schon vergeben - an eine Rivalin namens Fantaghirò. Zweifellos wird Angelica der Nebenbuhlerin das Herz herausreißen, sollte sie in Toros auftauchen.
Doch Fantaghirò befreit Tarabas und flieht mit ihm. Sie gelangen aufgrund von magischen Hinweisen zum Vulkan Nekrad. Durch die Ruinen einer verlassenen Stadt begeben sie sich in das Innere und stoßen dort auf das unterirdische Reich des Zauberers Darken (Buchholz). Dieser stellt sich nicht nur als Gestaltwandler heraus, sondern behauptet auch noch, Tarabas' Vater zu sein!
In Sachen Verwandtschaft hat aber natürlich auch Tarabas' Mutter Xelessia ein Wörtchen mitzureden. Die Schwarze Königin, der alles Böse abhanden gekommen ist und die nun Xelessias Hilfe braucht, befreit Xelessia aus dem Verlies im Abgrund und begibt sich per Besenexpress zum Vulkan Nekrad. Dort beginnt eine sehr komplexes Martyrium für alle Beteiligten, denn Darken hat nur ein Ziel: seinen abtrünnigen Sohn wieder auf die Seite des Bösen zu ziehen ...
Mein Eindruck
Diese Doppelepisode ist eine Neuauflage der vorhergehenden Doppelepisode - unter umgekehrten Vorzeichen. Diesmal ist nicht Tarabas' Mutter zu bekämpfen, sondern sein Vater. Und nicht Romualdo stirbt einen scheinbaren Tod, sondern Fantaghirò selbst (Romualdo tritt in Verkleidung auf). Um die Prinzessin endgültig zu befreien, müssen beide Elternteile sterben - früher oder später.
Auch wenn der emotionale Schlagabtausch an Shakespeares Dramen erinnert, so ist doch die Ausführung viel zu schematisch und angestrengt, um unterhaltsam sein zu können. Die Aufmerksamkeit des Zuschauer wird meist nur durch die wie am Fließband präsentierten Sensationen und unerwarteten Wendungen wachgehalten: die Maschinenversion der Unterhaltung.
Und Darken, der neue Widersacher, ist selbstzufrieden, als könne ihn nichts erschüttern. Es wäre interessanter, wenn er wenigstens Selbstzweifel oder Bedauern zeigen würde, doch dies erlaubt ihm die Regie nicht. Buchholz spielt zwar ausgezeichnet, doch ist seine Figur zu eindimensional angelegt, um das Interesse wachzuhalten. Am Schluss will man nur noch sein Verschwinden.
Und als es schließlich so weit ist, wird natürlich auch Fantaghiròs geraubte Welt wieder zurückerstattet. In Märchen, die künstlich erzeugt werden (also beispielsweise die bereinigten Versionen der Gebrüder Grimm), nimmt das Schicksal stets einen guten Verlauf, wenn auch häufig um einen Preis. (In den Urversionen hingegen erleidet die Hauptfigur ein mitunter blutiges, aber oft trauriges Ende.)
Die Studiodekorationen sehen ebenso künstlich aus wie die Kostüme, welche die beiden Hexen und Darken tragen. Der Trick mit den Rätselkäfern, die sich zu Wörtern oder Richtungspfeilen anordnen, hat mich ebenfalls nicht überzeugt - es ist ebenfalls ein Maschinenelement der Handlung. Man kann die Zahnräder des Getriebes direkt knirschen hören.
Handlung der fünften Doppelfolge
Fantaghirò wird von der Schwarzen Königin gefangen genommen. In deren Kerker lernt sie einen Fremden kennen, dessen Gesicht aus Früchten besteht. Was er am meisten begehrt, ist jedoch nicht ein Kuss von ihr, sondern die Wünsch-dir-was-Pflanze. Dann erzählt er ihr von dem Namenlosen, der Welten heimsucht, um sie zu unterwerfen. Obstgesicht stammt aus einer dieser Welten ...
Und dies könnte seine Welt sein. Asteria, die Zauberin (Michaela May), ist die Freundin der Kinder und ihrer Eltern, doch Masala ist ihr besonderer Freund. Er möchte gerne ein Pirat sein. Als er einen jungen Fremden trifft, der sich Aries nennt, lernt er von ihm, mit einem richtigen Piratensäbel zu kämpfen. Doch als Aries erfährt, dass in Asterias Höhle alle Waffen der ganzen Gegend lagern, damit Frieden herrscht, kommt Aries auf den dummen Gedanken, sich die Waffen zu schnappen, um sie woanders zu verkaufen. Asteria erwischt ihn, macht ihn zu ihrem Gefangenen und überlegt sich eine passende Strafe.
Doch bevor es dazu kommen kann, taucht ein schwarzes Segelschiff am Himmel auf und erschreckt alle Kinder. Tatsächlich sind es die Kinder, hinter denen die Schergen des Kapitäns her sind. Diese Schergen tragen alle ein Obstgesicht, und der Kapitän hat keinen Namen. Als die ganze Gegend wegen geraubter Kindern fast völlig entleert ist - nur wenige sind den Häschern entkommen, darunter Masala -, da braucht Asteria dringend Hilfe von einer anderen Welt, um der Bedrohung durch den Namenlosen Herr zu werden.
Asteria hat eine Wünsch-dir-was-Pflanze (die aussieht wie eine Alraune oder Mandragora), mit deren Hilfe sich die geflohenen Kinder einen Retter wünschen können. Die Beschreibung passt auf eine gewisse Prinzessin, die wir gut kennen und die sich gerade auf dem Henkersblock der Schwarzen Königin befindet. Schwupps - verschwindet Fantaghirò und landet in der Welt von Asteria. Schon bald erfährt sie von ihrer Aufgabe: Diese Welt von der schrecklichen Gefahr durch den Kinder essenden Namenlosen zu erlösen.
Eine turbulente Actionhandlung beginnt. Es ist gar nicht so einfach, einen Mann zu töten, der aus lebendem Holz gemacht ist. Aber jedes Holz brennt einmal ...
Mein Eindruck
Erwachsene dürften wenig von diesem Kinderabenteuer mitnehmen, in dem es drunter und drüber geht und die Motivationen der Figuren ständig wechseln. Junge Zuschauer können sich an den bunten Aktionen erfreuen, aber ich bezweifle, dass sie auch begreifen, was die einzelnen Akteure im Einzelnen antreibt. Es ist zwar klar, dass die gefangenen Kinder vor dem Gebratenwerden gerettet werden sollen, doch dieser Captain-Hook-Verschnitt flößt irgendwie keine Angst ein - es ist klar, dass kaum eines der Kinder gebraten wird, und sollte es auch bereits im Ofen stecken. ("Hänsel und Gretel" lässt ebenfalls schön grüßen.) 180 Minuten Tohuwabohu - für Unterhaltung ist gewiss gesorgt, aber davon bleibt nichts im Gedächtnis zurück.
Die DVD
EAN-Code: 4020628985073
ASIN: B000I5Y896
Technische Infos
Bildformate: 1,33:1 (Folgen 1-2) bzw. 1,77:1 (Folgen 3-10)
Tonformate: D in DD 2.0
Sprachen: D
Untertitel: keine
Extras:
- Schuber mit geprägtem, dunkelblauem Samtpapier
Mein Eindruck: die DVD
Die DVDs entsprechen den bereits veröffentlichten Versionen. Das Bild wirkt teilweise stumpf und die Farben konnten anfangs nicht sonderlich herausgearbeitet werden. Erst ab der 5. Episode wurde das fast konstante Rauschen deutlich reduziert und die schwachen Farben gehören ab dort der Vergangenheit an. Die Farben sind satt und lassen die Kostüme und Kulissen erstrahlen - ganz besonders in der letzten Doppelfolge. Ansonsten muss man allerdings mit immer wieder auftretenden Artefakten, Rauschen und Grießeln leben. Im ersten überwiegen Dropouts und im zweiten sind es mehrfach ein paar senkrechte Streifen. Auch die Schärfe lässt zu wünschen übrig, besonders in Folge 1-4. Das Bild ist zu hell und leidet am Überstrahlen entsprechender Flächen. Allerdings halten sich diese immer in Grenzen und stören nicht gravierend den Genuss.
Der Ton ist zwar "nur" in Dolby Digital 2.0 vorhanden, reicht aber aus, um die Abenteuer passend auf die Boxen zu bringen. Beim Sound unterscheiden sich die fünf DVDs kaum voneinander. Die Stimmen der Darsteller sind zu jeder Zeit gut verständlich, weitgehend sauber und verzerrungsfrei, die Musikeinsätze immerhin befriedigend. Rauschen oder störende Knackser gibt es kaum. Originaltonspur und Untertitel sind hier leider Fehlanzeige.
Abgesehen von dem mit Musik unterlegten und in der Bildmitte durch Filmszenen bereicherten Hauptmenü (Unterpunkte sind statisch) gibt es fast nichts, was man als "Bonusmaterial" bezeichnen könnte. Lediglich im Grunde nicht erwähnenswerte DVD-Credits haben es auf die Disk geschafft. Keine italienische Tonspur, weder Making-of noch Interviews, fehlende Bildergalerie - es ist eine Frechheit. Lediglich die ähnlich wie bei der "Sissi Royal Edition" verarbeitete Schmuckschatulle stellt etwas Besonderes dar: Das dunkelblaue Samtpapier schmeichelt der Hand.
Unterm Strich
"Prinzessin Fantaghirò" ist nach über zehn Jahren immer noch eine der beliebtesten Märchenserien. Sie bietet eine ungewöhnliche weibliche Heldin, die stets um das Gute und um die Liebe kämpft. Ihre Gegner sind aber auch nicht zu verachten und testen ihre Fähigkeiten bis zum Äußersten, besonders ihre Liebe zu Romualdo. Dabei werden die Plots manchmal zu komplexe Dramen ausgebaut, die mit überraschenden Wendungen und kniffligen Problemen aufwarten. Dass ab und zu mal eine Hauptfigur "stirbt", ist nicht ungewöhnlich - die Wiedererweckung ist dann umso schöner.
Die Doppelfolgen machen eine deutliche Entwicklung durch, von der unbekümmerten Unschuld der ersten beiden Doppelfolgen, über die komplexen Dramen der dritten und vierten Doppelfolge, bis zum reinen Kinderfilm in der letzten. Die Darstellung der Hexen ändert sich ebenso wie die des anfangs bösen, später guten Zauberers Tarabas (der seltsamerweise der schwarzen Magie entsagt, als er zum Guten konvertiert - als ob es keine weiße Magie gäbe). Die Themen sind durchaus auch christlich zu interpretieren, und stets laufen die Geschichten auf eine Art "Erlösung vom Bösen" hinaus.
Die DVD-Box bietet lediglich eine freche Kompilation der vorhandenen Einzel-DVDs in neuer Verpackung. Es gibt kein Bonusmaterial, geschweige denn das Digital Remastering, das besonders die Folgen 1-4 nötig hätten. Der Filmfan sollte sich überlegen, ob es nicht günstiger wäre, die Einzel-DVDs gebraucht zu kaufen.
- Redakteur:
- Michael Matzer