Raub der Sabinerinnen, Der
- Regie:
- Richard Pottier
- Jahr:
- 1961
- Genre:
- Drama
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- Ratto delle sabine, Il
1 Review(s)
13.03.2004 | 11:25"Der Raub der Sabinerinnen" ist ein weiterer, neu veröffentlichter Film aus der 'Cinema Colossal'-Reihe von e-m-s. Historisch betrachtet, bewegen wir uns, wie auch bei den anderen monumentalen Werken (unter anderem: "Samson, Befreier der Versklavten" und "Die Fahrten des Odysseus") irgendwo im breiten Feld zwischen tatsächlichen Begebenheiten und Mythen, zwischen historischer Korrektheit und der künstlerischen Freiheit des jeweiligen Regisseurs. Das Historiendrama von 1961 sorgt heutzutage weniger durch einen pfundschweren Klassikerbonus, als vielmehr durch Hauptdarsteller Roger Moore, hier in einer seiner ersten Rollen zu sehen, für die ein oder andere zaghaft angehobene Augenbraue.
Wir schreiben in etwa das Jahr 750 vor Christus. Das frisch gebackene Rom besteht aus einer Horde nicht allzu zivilisierter Männer, angeführt von Gründervater Romulus (Roger Moore). In beschaulichen Hütten wohnend, ist man noch weit von dem entfernt, was Rom einmal sein wird. Klares Probleme ist die Tatsache, dass in Rom noch keine einzige Frau zu finden ist. Nicht nur die Bewohner sehnen sich nach Frau, Kind und Familie, auch Romulus erkennt die große Gefahr der allmählichen Dezimierung seines Volkes, die durch den Mangel an Frauen und die somit verbundenen Probleme hinsichtlich der Fortpflanzung hervortreten würde. Pläne werden geschmiedet und auch Titus Tatius, der König der Sabiner, wird um Hilfe gebeten. Dieser will die jungen, heiratsfähigen, schönen Frauen seines Volkes natürlich nicht zu den als Barbaren verrufenen Römern ziehen lassen und so entschließt sich Romulus zum "Raub der Sabinerinnen". In einer trickreichen Aktion werden unzählige Sabinerinnen entführt und nach Rom gebracht. Ein Krieg scheint unvermeidbar, auch wenn die entführten Sabinerinnen ihr Schicksal schnell akzeptiert und sich glücklich in Rom eingelebt haben...
In den meisten der zahlreichen Filme im Zusammenhang mit römischer Geschichte nimmt Rom die Stellung einer überwältigenden Heermacht ein. Ganz im Gegensatz zu "Der Raub Der Sabinerinnen": Hier ist Rom nicht mehr als ein kleines, recht unbedeutendes Dorf mit Bewohnern, die in eher ärmlichen Verhältnissen leben. Kein Prunk, kein Imperium, keine großen Kriege... Das alles sorgt beim Zuschauer für eine entspannte Atmosphäre. Kleines Dorf, schrullige Bewohner... Wer in seinem Leben schon mal ein paar Tage im Odenwald verbracht hat, wird sich hier jedenfalls schnell zurechtfinden.
So nett manche Szenen jedoch auch sein mögen, und so nostalgisch man auch eingestellt sein mag: Dieser Film ist einfach stinklangweilig und unausgereift. Die Charaktere sind in keinster Weise ausgearbeitet und gleichen beliebigen, austauschbaren Statisten, die mal eben durchs Bild huschen. Wenn der homo sapiens im Allgemeinen und der Filmfreund im Speziellen nicht ganz so visuell ausgerichtet wäre, hätte man beispielsweise die Rolle des Romulus durch eine beliebig hohe Zahl an unterschiedlichen Schauspielern, die sich nach jeder Einstellung abwechseln, darstellen können, ohne dass irgendjemand etwas gemerkt hätte. Die Handlungen sind generell von zweifelhafter logischer Herkunft, während zwei miteinander kommunizierende Darsteller des öfteren wahllose Satzbausteine aneinanderhängen und prüfen, wer das größte Verhältnis zwischen der Menge der verwendeten Buchstaben und dem inhaltlichen Wert der Aussage hat. Wenn schließlich die schöne Tarpeia neben Romulus im Gras liegt und ihn nach einem langatmigen, ersten Gespräch ohne jegliche Aussage auffordert, sich endlich (!) zwischen ihr und Rom zu entscheiden (wohlbemerkt: die beiden kennen sich seit einer knappen Viertelstunde), weiß man als Zuschauer endgültig nicht mehr, ob man lachen oder noch mehr lachen soll.
Unfreiwillige Komik und logische Fehler gibt es im "Raub der Sabinerinnen" en masse. Allerdings werden diese leider immer wieder durch den kläglichen Versuch des Aufbaus einer Handlung unterbrochen. Schade, sonst hätte der Film wenigstens noch hier einen Bonus holen können. So bleibt unterm Strich nur der klare Daumen nach unten.
Die DVD von e-m-s bietet eine einwandfreie Bildqualität, leider gibt es neben der deutschen Tonspur keine Alternativen.
- Redakteur:
- Christian Debes