Cave, The
- Regie:
- Bruce Hunt
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA/Deutschland
- Originaltitel:
- The Cave
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06.11.2006 | 14:56In den rumänischen Karpaten entdeckt der Naturwissenschaftler Dr. Nicolai den Eingang zu einem unbekannten Höhlensystem offenbar gewaltiger Größe. Da die Kavernen zum Teil unter Wasser stehen, vergewissert sich Nicolai der Mitarbeit des Höhlentaucher-Spezialisten Jack McAllister, der mit seinem Team, bestehend aus Bruder Tyler, Kumpel Top, Großmaul Briggs und Schönheit Charlie, umgehend anreist. Vor Ort stoßen Nicolai selbst, seine Assistentin Kathryn Jennings (auch hübsch) sowie Fotograf Alex Kim zu der Gruppe.
Dass sich über dem Eingang zur Höhle einst eine Kirche erhob und sich Reste eines Mosaiks finden, welches Kreuzritter im erbarmungslosen Kampf mit geflügelten Höllendämonen zeigt, wird interessiert zur Kenntnis genommen, aber nicht beachtet - was unklug ist, denn die begeistert erkundeten Stollen und Klüfte beherbergen nicht nur blinde Ratten, grottenhässliche Molche oder weißhäutige Aale, sondern auch besagte Dämonen, die sich als fledermausähnlich aber menschengroß, überaus hungrig und erschreckend klug erweisen.
Flucht ist nur bedingt möglich, denn eine Felslawine verschüttet den einzig bekannten Rückweg ins Freie. An Rettung von außen ist nicht zu denken, man muss sich selbst auf die Suche nach einem zweiten Ausgang machen. Durch geflutete Höhlen und steile Felswände hinauf, Wasserfälle hinabstürzend und sich durch engste Spalten zwängend, quälen sich die Gefährten durch die Dunkelheit. Die Kreaturen bleiben ihnen kletternd, fliegend und tauchend auf den Fersen und lichten die Reihen. Dr. Jennings entdeckt zu allem Überfluss, dass sich in den Höhlen ein exotischer Parasit tummelt, der Geist und Körper derjenigen, die er befällt, höchst unerfreulich mutieren lässt. Ausgerechnet Jack, den Anführer, scheint es erwischt zu haben. Kann man ihm noch trauen oder führt er die Gruppe geradewegs in die Klauenarme der Ungeheuer?
"The Cave" gehört zu denjenigen Filmen, die unverdient das Schicksal trifft, ein wenig zu spät auf der Bildfläche erschienen zu sein. Höhlenmonster haben erst jüngst allzu neugierige Zeitgenossen in "The Descent", den "Abgrund des Grauens" gejagt. Dieser Film war zwar (auch) nicht innovativ, aber sowohl handwerklich hervorragend gemacht, als auch ausgesprochen spannend. Das trifft auf "The Cave" ebenfalls zu, doch gibt es offenbar einige Ähnlichkeiten zuviel für Kritiker und Zuschauer. Freilich stellt sich die Frage, welche Handlungsalternativen eine unterirdische Höhle als Schau- und Spielplatz bietet. Dort ist es dunkel, eng und gefährlich, aber auch faszinierend und fremdartig. Die natürlichen, vor Ort vorgefundenen Gegebenheiten fördern ein Geschehen, das aus Klettern, Rutschen & Fallen besteht; in diesem Fall kommt das Tauchen hinzu.
Sowohl (aber nicht nur) "The Descent" als auch "The Cave" fügen als zusätzlichen Faktor unheimliches Höhlengetier hinzu. Die Idee liegt nahe und funktioniert quasi von selbst, denn sie bedient sich der menschlichen Urangst vor der Dunkelheit. Dass sich dort, wo man nichts sieht, womöglich wenig Gutes verbirgt, hat sich auch der moderne Zeitgenosse gut gemerkt. Die Monster aus "The Cave" sind, anders als ihre „Gäste“, die sich einer komplizierten Technik zum Überleben bedienen, perfekt an ihre Umwelt angepasst. In diesem Punkt leistet der Film gute Arbeit; wir „sehen“ durch die Augen der Kreaturen, wie sich ihre unterirdische Welt per Radar darstellt.
Die Höhle als Kulisse ist überhaupt das ganz große Pfund, mit dem dieser Film wuchern kann. Sogar die kritischen Stimmen heben die beachtlichen Schauplätze lobend hervor. Hier wurden Hightech, Handwerk und Natur auf perfekte Weise gemischt: Kamerafahrten durch echte Unterwasserhöhlen (entstanden im Cenote-Park auf bzw. unter der mexikanischen Halbinsel Yucatan) wurden kombiniert mit Aufnahmen aus rumänischen Höhlen – aus Gründen der Kostenersparnis entstand "The Cave" als US-amerikanisch-deutsche Coproduktion in diesem europäischen Dritte-Welt-Land – sowie ergänzt durch grandiose Studiobauten (deren Imposanz der „Blick hinter die Kulissen“ in den DVD-Features unterstreicht), wobei im Wasser mit High-Definition-Equipment gefilmt wurde, das Farbpracht und Schärfe selbst in der Dunkelheit garantiert. Das Ergebnis ist atemberaubend.
Grundsolides Handwerk zeichnet auch die Spezialeffekte aus. Auf den Einsatz von CGI-Technik muss heute auch das Low-Budget-Kino nicht mehr verzichten. Allerdings bestimmen Know-how und finanzieller Einsatz auch hier die Wirkung. "The Cave" schneidet sehr gut ab. Zwar entstand der Film als „Direct-to-DVD“-Produktion, doch lag das Budget dennoch bei respektablen 30 Mio. Dollar, von denen der Löwenanteil in die Ausstattung floss.
Die Höhlenmonster schlüpfen übrigens nicht vollständig aus dem Computer. Ganz altmodisch hat man lebensgroße Teil- und Ganzmodelle bzw. –masken angefertigt, die maschinell aufgerüstet zu erstaunlichen Bewegungen in der Lage sind. Voller Stolz werden diese „Animatronics“ in einem weiteren DVD-Feature vorgeführt. Geschickt nutzt die Regie das Halbdunkel der Höhlenkulisse und zeigt die Geschöpfe vor allem im ersten Filmteil nur undeutlich – eine alte Regel des phantastischen Films, da die menschliche Fantasie sehr viel effektiver (und billiger) arbeitet als jeder Spezialeffekt. Später treten die Kreaturen vor ins Rampenlicht und können sich auch dort sehr gut sehen lassen.
"The Cave" erzählt keine Geistergeschichte, sondern eine Actionstory mit Horrorelementen, die indes nichts Übernatürliches haben. Folglich gibt es keine Zurückhaltung, um Gruselstimmung zu schaffen, die Karten kommen früh auf den Tisch: Schon in der Einleitung, die dreißig Jahre vor der Haupthandlung spielt, werden wir darüber informiert, dass es in der Höhle zwar umgeht, aber nicht spukt. Die „Erklärung“ bemüht naturwissenschaftliche Argumente, obwohl es natürlich unwahrscheinlich ist, dass es auf dieser Welt eine Höhle gibt, die ein Ökosystem mit menschengroßen Fleischfressern gestattet. Auch die Existenz eines quasi „intelligenten“ Parasiten, den es hinaus in die Welt drängt, ist (Science) Fiction. Sei’s drum, "The Cave" ist reines Unterhaltungskino, das solchen und schlimmeren Humbug seit Jahrzehnten hervorbringt.
Natürlich lässt sich darüber klagen, dass der gerade skizzierte, erhebliche Aufwand an eine Story verschwendet wird, die der genervte Filmfreund noch im Wachkoma verfolgen könnte. Diese harschen Worten beziehen sich weniger auf die Handlung als solche: Eine hübsche Hetzjagd ist noch immer spannend, wenn sie so gut in Szene gesetzt wird wie hier. Nein, es sind die unzähligen Klischees, die wieder stören: der x-te Konflikt zwischen konkurrierenden Brüdern, das Sterben nach Liste – wen es erwischt, weiß man stets schon vor dem nächsten Angriff -, die markig-dümmlichen Floskel-Dialoge ... Die Aufzählung könnte viel zu leicht fortgesetzt werden.
Schlimm genug im Detail, doch verheerend insgesamt ist das, denn der Ablauf des Geschehens bleibt gänzlich ohne Überraschungen. Nicht einmal dröhnend einsetzende Schreck-Musik oder Attacken aus dem Off sorgen für echte Schocks. Diese spielen sich nach dem "Alien vs. Predator"-Schema auf dem Niveau eines Computerspiels ab und setzen wie dort mehr auf Action als auf Schrecken. Dazu passt die vergleichsweise „unblutige“ Machart von "The Cave", die zu einer für einen Horrorfilm erstaunlichen Altersfreigabe ab 12 Jahren führte. (Allerdings ist die deutsche Leih-DVD, auf der diese Rezension basiert, um ca. 4 min. geschnitten; die Features deuten an, dass die ursprüngliche Fassung deutlich mehr Blut & Gewalt zeigt.) "The Descent" gab hier den Gore-Hasen wesentlich heftiger Pfeffer.
Das zweite Manko – es resultiert ebenfalls aus dem schlichten Skript – ist die Teilnahmslosigkeit der Zuschauer. Auf dem Bildschirm wird gerannt, geschrieen und gestorben aus Leibeskräften, doch es lässt völlig kalt, wen es gerade erwischt. Die Figuren bleiben konturenschwach, verkörpern wiederum Klischees. Man beachte nur Charlie, die blonde Taucherschönheit, die sogar in eisdunkler Höhle gern auf den unkleidsamen Neoprenanzug verzichtet, um sich stattdessen im Lara-Croft-Outfit zur Schau zu stellen.
Filme wie "The Cave" bieten Schauspielern primär physische Herausforderungen. Gegen monumentale Gewölbe und blutgierige Monstren können sie (wie gegen Kinder oder kleine Hunde) nicht wirklich punkten. Es ist auch gar nicht vorgesehen. Folgerichtig sind die Darsteller vor allem jung, ansehnlich und durchtrainiert. Sie verstehen ihre Arbeit als angenehme Abwechslung, hängen mit jugendlicher Begeisterung an Seilen, springen in Tümpel, rutschen (Pappmachè-) Rinnen hinab. Bekannte i. S. wirklich prominente und damit teure Gesichter tauchen nicht auf; Fans der TV-Erfolgsserie "Lost" werden immerhin Daniel Day Kim wiedererkennen.
Erstaunlich mutet der Verzicht auf jegliche Liebesgeschichte an. Sie bleibt konsequent zugunsten der Action ausgespart. Ob das nun am feuchtkalten Schauplatz liegt, der Amouröses kaum aufwallen lässt, oder dem offenbar präpubertierenden Zielpublikum geschuldet ist, muss offen bleiben. Fakt ist, dass man den Blümchen-Sex US-amerikanischer Prägung zu keinem Zeitpunkt vermisst. "The Cave" funktioniert als Thriller, der trotz seines Schauplatzes zumindest in diesem Punkt erfreulich unverwässert daherkommt.
Daten
Originaltitel: The Cave
USA/Deutschland 2005
Regie: Bruce Hunt
Drehbuch: Michael Steinberg, Tegan West
Kamera: Ross Emery
Schnitt: Brian Berdan
Musik: Reinhold Heil, Johnny Klimek
Darsteller: Cole Hauser (Jack McAllister), Eddie Cibrian (Tyler McAllister), Morris Chestnut (Top Buchanan), Lena Headey (Dr. Kathryn Jennings), Piper Perabo (Charlie), Rick Ravanello (Briggs), Daniel Day Kim (Alex Kim), Kieran Darcy-Smith (Strode), Marcel Iures (Dr. Nicolai), Brian Steele (Höhlenmonster) uva.
97 min.
Anbieter: Highlight Video
Vertrieb: Paramount Home Entertainment
Erscheinungsdatum: 13.07.2006 (Verleih-DVD), 03.08.2006 (Kauf-DVD)
Bildformat: Widescreen 16 : 9 (2.4 : 1) anamorph
Audio: Dolby Digital 5.1 (deutsch u. englisch), DTS 5.1 (deutsch)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge 93 min. (dt. Verleih-DVD) bzw. 97 min. (dt. Kauf-DVD)
FSK: 12 (dt. Verleih-DVD) bzw. 16 (dt. Kauf-DVD)
DVD-Features
Lassen wir die üblichen Selbstverständlichkeiten wie Kapitel-/Szenenanwahl, animiertes und mit Soundeffekten versehenes DVD-Menü, lästige Filmtrailer, kümmerliche Darstellerinfos, nichtssagende Interviews sowie die plumpen Androhungen von Pest & Verderben für dreiste DVD-Kopierer einmal beiseite, bietet "The Cave" folgende Features:
„Animatronics – Die Entstehung der Kreaturen" (ca. 10 min.): Sehr interessanter Beitrag, der die altehrwürdige, heute etwas aus der Mode gekommene Kunst der „maßstabsgerechten“ Erschaffung bizarrer Fabelwesen würdigt. Die Kreaturen in "The Cave" sind weitgehend „handgemacht“. In der Kombination mit der aktuellen CGI-Technik liefern Animatronics auch im 21. Jahrhundert erstaunlich überzeugende Effekte. Die Darsteller loben die „Supermuppets“ ebenfalls, denn sie bieten ihnen die Möglichkeit, statt vor einer „Blue“ oder „Green Screen“ mit einem „Partner“ zu spielen, was die Schauspielerarbeit verständlicherweise erleichtert.
„Der Dreh der Unterwasser-Aufnahmen" (ca. 19 min.): Die Firma „Karst Productions“ aus dem US-Staat Florida ist für die bemerkenswerten Bilder aus Unterwasserhöhlen verantwortlich. Man sieht das Team bei ihrer Arbeit für diesen Film, aber auch in diversen Höhlen an anderen Orten dieser Welt. Die Schönheit dieses Sports wird seiner Gefahr gegenübergestellt, denn in den meisten wunderbaren Höhlen liegen die Knochen allzu vieler Taucher, die sich nicht dessen bewusst waren, dass man in einer Höhle nicht einfach auftauchen kann, wenn etwas schiefgeht.
„Blick hinter die Kulissen“ (ca. 13 min.): Erstaunlich interessant ist, obwohl unkommentiert, dieser Beitrag. Man kann beim Bau der gewaltigen Höhlenkulisse/n in den rumänischen Media Pro Studios zuschauen und die Entstehung einiger Szenen beobachten, die vermitteln können, was Film immer auch ist: die Kunst, das Auge des Zuschauers zu täuschen. „Unbehandelt“ wirken selbst spannende Sequenzen lahm und langweilig. Licht, Sound oder Schnitt erzeugen erst die Illusion.
Featurette (ca. 4 min.): Mehr überlanger Trailer als Information, der viele schöne Effekte zum Zwecke des Zuschauerlockens viel zu früh enthüllt.
- Redakteur:
- Michael Drewniok