Hammer House Of Horror - Gefrier-Schocker-Box
- Regie:
- Robert Young
- Jahr:
- 1980
- Genre:
- Horror
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Hammer House Of Horror
1 Review(s)
02.11.2006 | 10:26Hintergrund
Im November 1934 gründete William Hinds die Hammer Productions Ltd. - eine kleine Filmfirma mit Sitz in London. "The Mystery Of The Marie Celeste", mit "Dracula"-Star Bela Lugosi in der Hauptrolle, sollte 1935 der erste Output werden (über die eigene Distributionsfirma Exclusive Films). Eine allgemeine Krise in der britischen Filmindustrie zwang die Hammer Productions Ltd. schließlich in die Zahlungsunfähigkeit - Exclusive Films überlebte diese Krise. Hinds Partner Enrique Carreras führte die Arbeiten von Exclusive Films während des Zweiten Weltkriegs fort. Erst 1946 stießen Hinds und Carreras Sohn James wieder zu Exclusive Films. Die Hammer Productions Ltd. wurde wiederbelebt und erste Filme waren wieder in Produktion (u.a. "Death In High Heels").
Am 12.02.1949 wurde schließlich die Hammer Film Productions registriert. Um Kosten zu sparen, wurde in Landhäusern statt Filmstudios gedreht. 1951 stieß der amerikanische Produzent Robert Lippert zu Hammer und Exclusive, wodurch Hammer Produktionen endlich auch Verbreitung über dem großen Teich erhielten - "The Last Page" sollte der erste von diesem Deal betroffene Film werden. Außerdem stießen amerikanische Schauspieler durch den Lippert-Deal zu den Hammer Produktionen. Das 1955-er "The Quatermass Xperiment" sollte die Geburtsstunde des Hammer Horror markieren. Der unerwartete, große Erfolg des Films veranlasste Hinds und Co. nach weiteren amerikanischen Produzenten zu suchen, die ihr neues Produkt in Übersee vermarkten sollten. In dieser Zeit brachte Hammer legendäre Filme wie "The Curse Of Frankenstein" (1957), "Dracula" (1958) und "The Mummy" (1959) - allesamt mit Peter Cushing und Christopher Lee in den Hauptrollen.
Der große Erfolg dieser Horror-Meilensteine veranlasste Hammer Film Productions dazu, den Filmen diverse Sequels folgen zu lassen (6 zu "Frankenstein", 7 zu "Dracula" sowie 5 unabhängige "The Mummy"-Nachfolger). Durch die neue Farbfilmtechnik erstrahlten die Bilder in ihrer vollen, bunten Grausamkeit - Blut und Innereien hatten in den meisten Filmen ihre dramatischen Auftritte. Diese Gothic Horrorfilme sollten das gesamte Genre revolutionieren und einen neuen Standard setzen.
Ende der 60-er, Anfang der 70-er Jahre wandelte sich das Konsumverhalten der Zuschauer jedoch drastisch. Anspruchsvollere Filme traten ihren Siegeszug an und selbst im eigenen Genre dominierten plötzlich die Amerikaner (z.B. Romeros "Night Of The Living Dead"). Hammer versuchte erst, mehr Witz und Parodie in seine Filme zu bringen, was sich nach dem großen Misserfolg in mehr Gewalt wandelte. Da das Niveau der Amerikaner jedoch nicht erreicht werden konnte, wandelte man das Erfolgsrezept durch mehr Sex ab.
In den späten 70-ern brachte Hammer weniger Filme heraus, die veröffentlichten fanden keine Zuschauer. Der hauseigene Gothic-Horrorlook war zu veraltet und mittlerweile unpopulär. Die in den 80-ern veröffentlichte, 13-teilige TV-Horrorserie "Hammer House Of Horror" sorgte ein letztes Mal für Aufsehen. In dieser dominierten, im Gegensatz zu den Kinoproduktionen, dunkle, ironische und wendungsreiche Kurzgeschichten (60 Minuten Filmdauer). 1984 folgte dann das "Hammer House Of Mystery And Suspense". Ursprünglich auch als einstündiges Format geplant, wurden die 13 Episoden auf Spielfilmlänge gestreckt. Durch die Zusammenarbeit mit 20th Century Fox ging jedoch die grafische Gewalt und die Frequenz an nackter Haut zurück, um dem amerikanischen TV-Markt zu entsprechen.
Die Firma existiert bis zum heutigen Tag, hat jedoch seit dem "Hammer House Of Mystery And Suspense" keinen neuen Film herausgebracht. Heutzutage peilt man bei Hammer den DVD-Markt an, die angekündigten Filme blieben sie jedoch bis zum heutigen Tag schuldig.
Handlung
01. Witching Time (Die Hexe von Woodstock-Farm)
Der Filmkomponist David Winter (John Finch) findet in einer Scheune eine junge Frau, die behauptet, eine Hexe (Patricia Quinn) aus dem 17. Jahrhundert zu sein, die soeben einer Verbrennung auf dem Scheiterhaufen entkam. Schon bald wird sie zur Bedrohung für ihn, für seine Frau Mary (Prunella Gee) und deren Liebhaber Charles (Ian McCulloch).
02. The 13th Reunion (Die Dinnerparty)
Ruth Cairns (Julia Foster) schreibt für ein Frauenmagazin und recherchiert für eine Story über die berüchtigte Chesterton-Klinik, in der sich Übergewichtige behandeln lassen. Es kommt zu merkwürdigen Todesfällen, die Verstorbenen werden jedoch nicht bestattet.
03. Rude Awakening (Alptraum ohne Ende)
Der Immobilienmakler Norman Shenley (Denholm Elliot) durchlebt einen nicht enden wollenden Alptraum, in dem er immer wieder angeklagt wird, seine Frau Emily (Pat Heywood) ermordet zu haben. Wiederkehrende Personen seines Traums, der stets von neuem beginnt, sind seine Sekretärin Lolly (Lucy Gutteridge) und ein mysteriöser Klient namens Rayburn (James Laurenson).
04. Growing Pains (Die Rache der Ungeliebten)
Der Wissenschaftler Terence Morton (Gary Bond) führt Experimente an exotischen Pflanzen durch, um neue Nahrungsquellen für die dritte Welt zu erschließen. Sein Sohn William (Christopher Reilly) fühlt sich vernachlässigt. Als er mit den Labor-Chemikalien in Berührung kommt, stirbt er. Terence und seine Frau (Barbara Kellerman) adoptieren bald darauf ein Kind, James (Matthew Blakstad), nicht ahnend, dass dieser ein Werkzeug ihres toten Sohnes ist.
05. The House That Bled To Death (Das Haus des Grauens)
William (Nicholas Ball) und Emma (Rachel Davies) ziehen mit ihrer 9-jährigen Tochter Sophia (Emma Ridley) in ihr neu erworbenes Haus. Dort geschah jedoch vor nicht langer Zeit ein grauenvoller Mord. Die kleine Sophia fühlt sich gar nicht wohl in ihrem neuen Heim und bald geschehen auch unheilvolle Dinge. Schrecklicher Höhepunkt ist eine blutgetränkte Geburtstagsparty.
06. Charlie Boy (Charlie Boy)
Graham (Leigh Lawson) erbt die Kunstsammlung eines verstorbenen Onkels, darunter auch eine kleine Holzfigur aus Zentralafrika, einen Voodoo-Fetisch. Grahams Freundin Sarah (Angela Bruce) findet Gefallen an der Figur und nennt sie Charlie Boy. Bald bietet sich ein Anlass, das Ding mal auszuprobieren.
07. The Silent Scream (Die Experimente des Mr. Blueck)
Chuck Spillers (Brain Cox), wegen Einbruchs verurteilt, wird aus dem Gefängnis entlassen und nimmt einen Job in der Tierhandlung von Martin Blueck (Peter Cushing), dem Überlebenden eines Konzentrationslagers, an. Im Keller des Ladens befinden sich die „echten“ Tiere: wilde Raubkatzen in offenen Käfigen, nur kontrolliert durch Mr. Bluecks Elektroschranken. Als Blueck geschäftlich verreisen muss, wittert Chuck seine Chance: Bluecks Safe. Er hat jedoch die Rechnung ohne den sadistischen Blueck gemacht, der ein wichtiges Detail seiner Vergangenheit verschwiegen hat.
08. The Children Of The Full Moon (Kinder des Vollmonds)
Tom (Christopher Cazenove) und Sarah Martin (Celia Gregory) stranden im Wald, nachdem ihr Auto liegen geblieben ist. Sie sind gezwungen, die Nacht in der nahe gelegenen Villa von Mrs. Ardoy (Diana Dors) und ihren Kindern zu verbringen. Diese verhalten sich zunehmend merkwürdig.
09. The Carpathian Eagle (Das Vermächtnis des Falkners)
Inspektor Cliffort (Anthony Valentine), genannt „Cliff“, untersucht eine Reihe von Ritualmorden. In allen Fällen wurde Männern nach dem Sex das Herz herausgeschnitten. Die Biographin Natalie (Suzanne Danielle) berichtet ihm von ähnlichen Mordfällen, die 300 Jahre zuvor von einer berüchtigten Gräfin aus den Karpaten begangen wurden. Natalie ist die Autorin eines Buches über die Gräfin und bald regt sich in Clifford ein schrecklicher Verdacht.
10. Guardian Of The Abyss (Der Wächter des Höllenschlundes)
Laura (Barbara Ewing) hat auf einer Auktion günstig einen antiken Spiegel erworben, für den ihr ein Mann die stolze Summe von 250 Pfund bietet. Kurz darauf trifft ihr Freund Michael (Ray Lonnen) auf ein verstörtes Mädchen namens Alison (Rosalyn Landor), das eine seltsame Faszination für den Spiegel zeigt. Der Spiegel scheint das Schlüsselwerkzeug einer dämonischen Sekte zu sein.
11. A Visitor From The Grave (Besucher aus dem Jenseits)
In ihrer einsam gelegenen Ferienhütte wird Penny (Kathryn Leigh Scott) eines Nachts von einem Eindringling überrascht. Mit der Waffe ihres Mannes schießt sie auf ihn und trifft ihn tödlich. Ihr Mann Harry (Simon MacCorkindale) erkennt in dem Toten seinen Kollegen Charles (Stanley Lebor). Trotzdem entscheidet er sich dafür, die Leiche zu beseitigen, ohne die Polizei zu informieren, um seine psychisch labile Frau vor unangenehmen Fragen zu bewahren. Doch schon bald taucht der Totgeglaubte wieder auf - oder bildet sich Penny das nur ein?
12.The Two Faces Of Evil (Die zwei Gesichter des Bösen)
Janet (Anna Calder-Marshall), Martin (Gary Raymond) und ihr Sohn David (Paul Hawkins) sind auf dem Weg in den Urlaub. Unterwegs nehmen sie einen Anhalter mit, der während der Fahrt Martin mit einem sehr lang gewachsenen Fingernagel attackiert. Der Wagen kommt dadurch von der Straße ab und verunglückt. Als Janet im Krankenhaus erwacht, fehlt vom mysteriösen Anhalter jede Spur. Nach einer Halsoperation kann ihr Mann Martin nicht mehr sprechen. Aber auch sonst hat er sich verändert.
13. The Mark Of Satan (Die Handlanger des Satans)
Edwyn Rord (Peter McEnery) arbeitet im Krankenhaus und wird in die Leichenhalle versetzt. Dort wird er mit einem Toten konfrontiert, der sich ein Loch in den Kopf bohrte, um sich vom Teufel zu „befreien“. Durch einige darauf folgende Ergebnisse gelangt Edwyn zu der Überzeugung, dass der Teufel nun versucht, von ihm Besitz zu ergreifen.
Kritik
Eine Einzelbesprechung jeder Episode wäre müßig und würde wohl den Rahmen sprengen, weshalb die Serie als Ganzes betrachtet wird. Wie bereits weiter oben erwähnt, zeichnet sich die Hammer Film Productions für einige der größten Horrorklassiker überhaupt verantwortlich. Kultstar Peter Cushing und die Legende Christopher Lee verdanken dem Studio ihre Berühmtheit.
Ursprünglich war das "Hammer House Of Horror" als Querschnitt durch das frühere Schaffen des Studios geplant - es sollten die größten Hammer-Klassiker in das einstündige TV-Format gepresst werden. Die Geldgeber entschlossen sich jedoch gegen diesen Plan und schufen mit erfahrenen TV-Skriptschreibern wie z.B. Anthony Read ("Dr. Who") oder Jeremy Burnham ("Mit Schirm, Charme & Melone") und vielen alteingesessenen Hammer-Stars (auch Peter Cushing konnte für eine Episode verpflichtet werden) diese 13-teilige Serie. Die Bandbreite der Geschichten reicht von Hexen über Werwölfe zu Massenmördern und Kannibalen, wobei die alten Tugenden des Studios immer präsent sind. Zwar spielen die Episoden im zeitgenössischen England der 80-er und haben nicht mehr viel mit dem Gothic-Horror der 50-er und 60-er Jahre gemein, das alte Hammer-Gefühl bleibt aber erhalten.
Die Geschichten strotzen nur so vor dunkler Ironie, die mal bissig, mal unterschwellig daherkommt. Im Kern laufen alle Episoden nach dem gleichen Schema ab: Ein unbescholtener Bürger kommt mit dem Bösen in Kontakt und muss fortan um sein Leben fürchten. Die Geschichten bieten aber einige nette Wendungen und können mit unvorhergesehenen Momenten überzeugen. Zwei Episoden stechen besonders heraus: "The Silent Scream" (07) und "The Two Faces of Evil" (12). In der erstgenannten zeigt Kultstar Peter Cushing noch mal, was er kann, und brilliert als verrückter Ex-KZ-Gefangener, der unheimliche Tierexperimente durchführt. Die zweitgenannte Episode spielt zum Ende ihr ganzes Potential aus. Bitterböse und sehr clever wird hier mit den Gefühlen einer zuvor intakten Familie gespielt. Die fünfte Episode "The House That Bled to Death" könnte durch eine fabelhaft inszenierte Szene Kultstatus erreichen: Mitten in einer Kindergeburtstagsfeier platz ein Rohr, literweise Blut überdeckt die Gesellschaft und hinterlässt im wahrsten Sinne des Wortes ein Blutbad.
Der Pegel an visueller Gewalt ist für eine Horrorfilmreihe adäquat, dreht stellenweise aber ordentlich auf und hinterlässt auch heute noch einen bleibenden Eindruck. Besonders die letzte Episode geizt nicht mit grafischer Gewalt und stellt einen würdigen Abschluss der Reihe dar. Auch heute noch kann das Gezeigte überzeugen - Langeweile sucht man vergebens und auch der Zahn der Zeit nagt umsonst. Viele Wendungen, eine schöne Spannungskurve und eine gelungene Visualisierung machen dieses letzte Zucken des Horrorgiganten vergangener Tage durchaus sehenswert. Die sensationelle Titelmelodie von Roger Webb ist nicht das einzige, was dem Zuschauer nach dem Konsum des "Hammer House Of Horror" im Kopf bleibt.
Die DVD
Das Bild liegt (TV-Serien-typisch) lediglich in 1.33:1 (4:3) vor. Bedenkt man das Alter des Materials, kann man sich durchaus begeistert zeigen. In den wichtigsten Disziplinen Schärfe (Detail- und Konturschärfe!), Kontrast und Farbstärke leistet sich die Koch-Media-DVD keine Schwächen. Lediglich das relativ starke Bildrauschen stört das Sehvergnügen.
Der Ton zeigt sich auf ähnlichem Niveau. Die zwei Dolby Digital 2.0 Spuren (Deutsch, Englisch) rauschen leicht, bieten aber eine gute Sprachverständlichkeit. Nicht mehr und nicht weniger.
Die DVD-Extras sind mager ausgefallen. Auf der Scheibe findet sich lediglich eine Bildergalerie mit 55 Postern und Pressemotiven. Dafür liegt dem sehr hübschen Digipack ein umfangreiches, 24-seitiges Booklet bei, welches mit vielen Hintergrundinformationen und einem schönen Episodenführer punkten kann. Leider fehlen die Untertitel, weshalb der O-Ton nur Zuschauern mit wirklich guten Englischkenntnissen zu empfehlen ist.
Fazit
Trotz des Alters von über 25 Jahren kann das "Hammer House Of Horror" auch heute noch überzeugen. Übernatürliches, Unheimliches und Unheilvolles wird in dieser 13-teiligen und 666 Minuten langen TV-Serie förmlich zelebriert. Die Hammer Film Productions knüpften mit der Serie ein letztes Mal an ihre großen Zeiten in den 50-er und 60-er Jahren an und schufen eine ansehnliche Serie. Horrorfans und Cineasten sollten auf alle Fälle einen Blick riskieren, da die Hammer Film Productions zur allgemeinen Filmgeschichte gehören und das Genre geprägt, wenn nicht sogar neu erfunden haben. Es bleibt zu hoffen, dass Koch Media auch die Nachfolgeserie "Hammer House Of Mystery And Suspense" in Deutschland veröffentlicht.
- Redakteur:
- Martin Przegendza