Im Todesgriff der roten Maske
- Regie:
- Gordon Hessler
- Jahr:
- 1969
- Genre:
- Horror
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Oblong Box, The
1 Review(s)
21.02.2004 | 17:53Großen kommerziellen Erfolg hatte in den 60er Jahren eine Reihe von Edgar Allan Poe-Verfilmungen von Roger Corman, in denen stets Vincent Price die Hauptrolle übernahm. Ende der 60er verlagerte die Produktionsgesellschaft American International Pictures, die für diese Klassiker verantwortlich war, die Produktion von einigen Filmen nach Europa und übertrug die Regie dem deutschstämmigen Gordon Hessler. Der erste dabei entstandene Film ist der hier rezensierte "Im Todesgriff der roten Maske", der quasi als Corman-Ersatz die englische Horrorfilm-Legende Christopher Lee mit an Bord hat. Und als Fan derartiger Filme ist man natürlich gespannt darauf, einen der wenigen Filme sehen zu dürfen, in dem die beiden Ikonen Price und Lee gemeinsam auftreten.
Während seines Aufenthalts in den Kolonien in Afrika wird der Engländer Edward Markham (Alister Williamson) durch schwarze Magie derart entstellt, dass dessen Bruder Julian (Vincent Price) ihn bei seiner Rückkehr nach England in Ketten gelegt in seinem Zimmer gefangen hält. Mithilfe eines afrikanischen Medizinmanns arbeitet der Anwalt der Familie, Samuel Trench (Peter Arne), an einem Fluchtplan. Eine Kapsel des Medizinmanns versetzt den Gefangenen in einen scheintoten Zustand, woraufhin sein Körper für tot gehalten auf dem Friedhof vergraben wird. Trench macht jedoch keine Anstalten, den eigentlich noch lebenden Edward wieder auszugraben, da er froh ist, diese zu Drohgebärden neigende Person nun endlich los zu sein. Das Ausgraben des Körpers erledigen dafür ein paar Grabräuber, die dem Chirurgen Dr. J. Neuhart (Christopher Lee) Leichen für dessen ungesetzliche Experimente zuschustern. Auf dem Seziertisch dieses Arztes schließlich erwacht Edward wieder und beginnt nun, sich an seiner Umwelt für die ihm zugeführte Schmach auf tödliche Weise zu rächen. Dabei verhüllt er sein Antlitz mit einer roten Maske.
Schon die anfängliche Szene, in der ein schwarzafrikanischer Stamm beim Ausüben einer magischen Zeremonie gezeigt wird, lässt Schlimmes erahnen. Was hat das ganze mit Poe zu tun? Wo wird etwas derartiges bei Poe beschrieben? Eigentlich nirgends. Und die Befürchtungen, die man angesichts solcher Szenen hat, werden leider auch durch den Rest des Films bestätigt. Dieser hat nämlich weder etwas mit der Short Story "The Oblong Box", bei der der Originaltitel geklaut wurde, noch mit "The Masque of the Red Death", zu der der deutsche Titel eine Assoziation herzustellen versucht, zu tun. Überhaupt trifft man allenfalls auf einige Motive, die auch bei Poe auftreten; so etwa das Motiv, dass jemand lebendig begraben wird. Das war's aber auch schon mit den Verbindungen zu Poe. Wer also tatsächlich eine Poe-Verfilmung erwartet, wird bei dem Film enttäuscht sein. Trotz dieser recht zweifelhaften Vermarktungsstrategien von American International Pictures muss es aber nicht heißen, dass der Film zwangsläufig schlecht ist.
Leider ist er aber auch nicht besonders gut. Im Vergleich zu den früheren Werken der Reihe, die noch von Roger Corman inszeniert wurden, fällt der Film deutlich ab. So gelingt es Hessler nie, an die düstere Grusel-Atmosphäre der Corman-Filme heranzureichen, auch wenn es doch einige stimmungsvolle Szenen zu bewundern gibt. Allerdings beschleicht den Zuschauer schnell das Gefühl, dass die konstruiert wirkende Story nur als Aufhänger für einige Gewaltszenen dienen soll.
Dies wird besonders deutlich in einer breit ausgedehnten Szene in der Mitte des Films, die in einem Bordell stattfindet. Abgesehen davon, dass überhaupt nicht so recht klar wird, was Edward mit seiner roten Maske dort will, bringt das ganze den Film nicht im mindesten voran. Vielmehr dient die Szene lediglich dazu, einige leichtbekleidete Damen und schließlich einen blutigen Mord zur Schau zu stellen.
Und so läuft der ganze Film letztendlich auf das übliche, altbekannte Slasherfilm-Prinzip hinaus: Ein Killer, in diesem Fall Edward, tötet nach und nach die Charaktere des Films, bis zum Ende nur noch der Held übrig bleibt. Das ist alles nichts neues und bestimmt schon tausendmal gesehen. Aufgewertet wird das ganze eigentlich nur durch die wie bereits erwähnt stellenweise doch einigermaßen geglückte Gruselatmosphäre.
Ein Film, der sich sehr auf das Zuschaustellen von Gewaltszenen konzentriert, sollte wenigstens da punkten. Aber auch das tut "Im Todesgriff der roten Maske" nicht. Dazu sind die billigen Makeup-Effekte viel zu schlecht und zu lächerlich. Vor allem in der Szene, in der Edward schließlich einmal ohne Maske zu sehen ist, kriegt man als Zuschauer angesichts des miserablen Maskenbilds das Grauen. Eigentlich sollte das Grauen bei einem Film dieses Genres von anderer Stelle herrühren...
Aufgrund dieser Tatsachen fällt es dann auch nicht mehr wirklich ins Gewicht, dass die beiden Stars des Horrorfilms, Vincent Price und Christopher Lee, in diesem Film eigentlich nur blass und konturlos wirken. Das ist andererseits aber auch nicht wirklich verwunderlich, da die von ihnen verkörperten Charaktere direkt aus dem Klischee für massenproduzierte Horrorstreifen entstammen.
"Im Todesgriff der roten Maske" hat trotz der Verweise auf Edgar Allan Poe mit dessen Werken quasi nichts zu tun und entpuppt sich lediglich als unterdurchschnittlicher Slasherfilm, der kaum Überraschungen bietet und im großen und ganzen nur nach Schema F gestrickt wurde. Daran können auch die Horrorikonen Price und Lee nichts ändern. Poe-Fans greifen besser zu den Verfilmungen von Roger Corman.
Die deutsche DVD von e-m-s präsentiert den Film in deutscher und englischer Sprache, wobei auch auf der deutschen Tonspur einige Dialoge nur im englischen Original vorhanden sind. Als Extras gibt es neben dem Üblichen (Trailer und Biografien) ein kurzes Interview mit der Nebendarstellerin Uta Levka, die unter anderem ein paar interessante Anekdoten zu Dreharbeiten mit Heinz Rühmann und dem italienischen Splatterfilm-Regisseur Lucio Fulci zum besten gibt.
- Redakteur:
- Andreas Fecher