Ted Bundy
- Regie:
- Matthew Bright
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA / Großbritannien
- Originaltitel:
- Ted Bundy
1 Review(s)
17.01.2004 | 15:24Ted Bundy gehört wohl zu Amerikas prominentesten Mördern. Er war nicht nur der Mann, dem als erster in der Geschichte des Verbrechens die Bezeichnung "Serienkiller" zuteil wurde, auch heute noch - 30 Jahre nach seinen ersten Morden - kommen immer wieder neue Theorien über mögliche Motive und Hintergründe seiner Taten hervor. Faszination Verbrechen: Wie konnte es passieren, dass der Jurastudent, der nette, unscheinbare Mann von nebenan zu einem gewissenlosen Mörder und Vergewaltiger wird? Wie konnte niemand aus seinem Bekanntenkreis bemerken, dass Ted im Laufe von vier Jahren mindestens 28 junge Frauen brutal misshandelte und tötete? Ted Bundy hat nicht nur damals in Amerika für allerlei Aufsehen gesorgt; selbst 15 Jahre nach Vollstreckung des Todesurteils ist der Fall immer noch präsent.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Geschichte rund um Ted Bundy, der übrigens makabererweise Namensgeber für unseren geliebten Schuhverkäufer Al Bundy war, verfilmt wird. Dass hierbei kein vollständig aufklärender Blick in die Schaltzentralen des Gehirns eines Serienkillers gegeben werden kann, versteht sich von selbst. Doch gerade in der Tatsache, dass der eigentliche Grund für die Taten von Ted Bundy nicht erkenn- bzw. realisierbar ist, liegt psychologisch gesehen der Reiz des Films.
Ted Bundy ist ein eher unscheinbarer, gutaussehender Mann in den Endzwanzigern, der sich nach einem Jurastudium erneut immatrikuliert hat, um sich mit mehr oder weniger Erfolg der Psychologie zu widmen. Monogamie gehört sicher nicht zu den größten Zielen, die Ted im Leben hat, soviel ist auch seiner Freundin Lee klar. Dennoch sieht sie in Ted ihren Traummann, was nicht zuletzt an der fürsorglichen Art liegt, die er ihrer Tochter entgegenbringt. Bei Spaziergängen der drei im Park kommt klar das Bild einer glücklichen, kleinen Familie hervor.
Dass Ted jedoch nicht die Unschuld in Person ist, zeigt sich schnell. Zum einen wäre hier seine Kleptomanie zu nennen: Egal, ob Lebensmittel, Fernseher, Schmuck oder ganze Bäume... Ted klaut alles, was die Konsumgesellschaft zu bieten hat. Auch sein gestörtes Verhältnis zu fremden Frauen, die er heimlich verfolgt, um sie in ihrem Haus zu beobachten, lässt ein zweites Gesicht von ihm erkennen.
Ab einem gewissen Zeitpunkt wird sein zweites Ich immer stärker. Aus bloßem Voyeurismus wird schnell die erste Entführung einer jungen Frau, die er im Wald missbraucht und tötet. Weitere Fälle folgen, die Polizei tappt jedoch im Dunkeln. Niemand würde Ted ein solches Verbrechen zutrauen. Nach mehreren Mordfällen wird die Luft für Ted dennoch zu dick und er beginnt eine Fahrt quer durch Amerika, bei der weitere Frauen ihr Leben lassen müssen. Erst als ein Opfer von ihm entkommt, sind genügend Hinweise vorhanden, die schlussendlich zu seiner Verhaftung führen. Doch damit hat das Grauen noch kein Ende...
Positiv ist bei "Ted Bundy" zu vermerken, dass man sich an die wahren Gegebenheiten hält und keine möglichst spektakulären Dinge hinzudichtet. Der Fall an sich ist schließlich erschreckend genug. Die Vorwände, mit denen Ted seine Opfer überredet, mit ihm zu kommen, die Ausbrüche von Bundy aus dem Gefängnis... All das wurde recherchiert und sehr realistisch in Szene gesetzt. Die insbesondere gegen Ende des Films eingeworfenen TV-Aufnahmen aus der damaligen Zeit geben "Ted Bundy“ zusätzlich einen Doku-Charakter. Ebenfalls zur Authentizität tragen die manchmal fast laienhaft gedrehten Szenen bei, bei denen auf spannungsverstärkende Elemente verzichtet wird. Gerade diese Routine und Normalität, mit der Ted vorgeht, ist jedoch erschreckender als es die besten Spezialeffekte hätten sein können. Die fröhliche Hintergrundsmusik, die ertönt, wenn er seine Opfer aussucht und anspricht, unterstricht den Eindruck noch.
Negativ fällt ganz klar die erste halbe Stunde des Films ins Gewicht: Der Zuschauer muss sich hier mit einer recht wirren Ansammlung von Szenen abfinden, die den Eindruck erwecken, dass Regisseur Matthew Bright nicht so recht weiß, auf was er eigentlich hinaus will. Das Verhältnis zwischen Ted und Lee wirkt zudem sehr fragwürdig und etwas zu plump ausgearbeitet. Des weiteren wird man regelmäßig bei offensichtlichen Sonderbarkeiten stutzig: Warum fährt Ted offenbar den ganzen Film über in einem Auto ohne Nummernschilder? Wieso kann Ted vor den Augen einiger Spaziergänger einen großen Sack, in dem der Form zufolge ganz klar ein menschlicher Körper steckt, in seinen quietschgelben VW Käfer verfrachten, ohne dabei Aufmerksamkeit zu erregen?
However... "Ted Bundy" ist insgesamt betrachtet ein gelungener Film über den Mann, der Amerika in den Siebzigern in Angst und Schrecken versetzte. Michael Reilly Burke, der Ted Bundy im Film spielt, kann größtenteils überzeugen, auch wenn man ihn in manchen Szenen am liebsten durch Jack Nicholson in seiner "Shining"-Rolle ersetzen würde. Insbesondere in den Schlussszenen, vor seiner Hinrichtung, brilliert Michael Reilly Burke jedoch ganz klar. Warum aber gerade in diesen fesselnden und beklemmenden Szenen die Worte "No Stay for Ted Bundy" auf einem Banner kurzum mit "Kein Stau für Ted Bundy" übersetzt wurden und für unfreiwillige Lacher sorgen, ist mir ein wenig schleierhaft.
Im Bonusprogramm der DVD befindet sich neben dem Originaltrailer und einer Bildergalerie eine sehr interessante Dokumentation über Ted Bundy, die den Film informativ abrundet.
- Redakteur:
- Christian Debes