Wake Of Death - Rache ist alles, was ihm blieb
- Regie:
- Philippe Martinez
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Action
- Land:
- USA / Deutschland
- Originaltitel:
- Wake Of Death
1 Review(s)
03.01.2006 | 07:24Jean-Claude van Damme ist ein Relikt aus den 80er- bzw. frühen 90er-Jahren. Seit dieser Zeit – spätestens ab "Sudden Death" aus dem Jahr 1995 – ging die Karriere des Belgiers stetig bergab, weshalb er sich zuletzt mit zum Teil beängstigend schlechten C-Movies irgendwie über Wasser zu halten versuchte. Darüber hinaus haftet ihm – nicht ganz zu Unrecht – der zweifelhafte Ruf an, große Hongkong-Regisseure verschlissen zu haben, die unter seiner tätigen Mithilfe ihre schwächsten Filme überhaupt ablieferten. Namentlich sind das John Woo ("Hard Target"), aber vor allem Tsui Hark und Ringo Lam, denen der Belgier zweimal bzw. sogar dreimal ein Bein stellte. Als Beispiele möchte ich hier die grauenhaften "Double Team" (1997) und "Replicant" (2001) anführen.
Nach all diesen filmischen Katastrophen war ich sehr skeptisch, als Stimmen laut wurden, die über "Wake Of Death" sehr viel Positives zu berichten wussten. Denn wer würde heutzutage – oder auch generell – wohl einen guten Film mit Jean-Claude van Damme besetzen? Eben: eigentlich niemand. Doch bevor ich meine Eindrücke bezüglich des Films schildere, zuerst ein Überblick über die Geschichte:
Die kleine Kim muss mit ansehen, wie ihre Mutter von ihrem Vater, dem Triadenboss Sun Quan, umgebracht wird. Aus Angst vor Quan, dem es nicht entgangen war, dass seine Tochter Zeugin der Tat wurde, flieht sie auf einem Schiff mit illegalen Einwanderern in die USA. Dort angekommen, wird der Frachter sogleich von der Obrigkeit hochgenommen; dabei erregt das kleine Mädchen das Mitleid von Cynthia Archer, einer Mitarbeiterin der Einwanderungsbehörde, die Kim mit zu sich nach Hause nimmt. Sun Quan gelingt es schließlich, den Aufenthaltsort seiner Tochter ausfindig zu machen, und bei dem Versuch, sie mit Gewalt an sich zu reißen, tötet er Cynthia äußerst brutal. Ben Archer, Cynthias Ehemann, der in der Vergangenheit eine zwielichtige Karriere in der Unterwelt von Marseille durchlaufen hat und mittlerweile als Clubbesitzer in den USA arbeitet, begibt sich daraufhin auf einen blutigen Rachefeldzug.
Betrachtet man sich diese – vorsichtig formuliert – konstruierte Storyline, wird klar, dass auch die etwas mehr als 80 Minuten von "Wake Of Death" nicht gerade unter der Bezeichnung "Arthouse" laufen; aber natürlich erwartet man das in einem Jean-Claude-van-Damme-Film auch nicht. Es stellt sich letztlich eigentlich immer nur die Frage, ob ein Actionstreifen mit dem Belgier in der Hauptrolle in seinem Bereich irgendwelche Akzente zu setzen im Stande ist. Nun, in vorliegendem Fall kann man dies getrost verneinen.
Der positivste Aspekt des Films – und das mag man vielleicht auch anders sehen – ist die wirklich knüppelharte, düstere Umsetzung der Rache-Story. Denn seien wir ehrlich: Der Großteil der pseudo-coolen, teilweise einfach strunzdämlichen Sprücheklopferei in ähnlich gelagerten Filmen ist schlicht nicht erträglich. Und wer schon mal Schauspiel-Alien Vin Diesel bei einem seiner Zelluloid-Angriffe aufs zentrale Nervensystem zugeschaut hat, weiß, was das bedeutet. Dass man darüber hinaus natürlich über den Selbstjustizaspekt diskutieren kann, steht auf einem anderen Blatt.
Wo wenig Licht ist, muss dementsprechend auch viel Schatten sein. Und im Fall von "Wake Of Death" überwiegen letztlich auch eindeutig die negativen Aspekte. Abgesehen davon, dass der Film nicht gerade überwältigend logisch ist und eine fragwürdige "Auge um Auge"-Philosophie vertritt, ist es vor allem das klischeehafte Bild der Chinesen, das auch in diesem Streifen mal wieder bemüht wird und nur noch nervt. Denn wie in fast allen US-amerikanischen Filmen, in denen Asiaten (meistens werden Nationalitäten sowieso nicht unterschieden) eine Rolle spielen, sind sie in "Wake Of Death" natürlich abgrundtief böse, natürlich äußerst brutal, natürlich antiamerikanisch und natürlich Mitglieder der Mafia. Gähn! Stöhn! Ächz! So was kann ich echt nicht mehr sehen. Und, lieber Philippe Martinez, dafür, dass die Figur der Kim im gesamten Film ein T-Shirt mit der Aufschrift "I love New York" tragen darf, um zu zeigen, dass sie im "gelobten Land" angekommen ist, gehört dir beizeiten auch mal die Meinung gesagt. Peinlich!
Was letztlich bleibt, sind ein paar nette Actionsequenzen, die aber bei einem Mann wie John Woo größtenteils nicht über einen frühen Storyboard-Entwurf hinauskommen würden, sowie die angesprochene grimmige Umsetzung der Geschichte.
Nur für B-Movie-Actionfans!
p.s.: Der Film ist übrigens trotz SPIO/JK-Einstufung gekürzt.
- Redakteur:
- Oliver Schneider