Straight into Darkness
- Regie:
- Jeff Burr
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
2 Review(s)
04.01.2006 | 09:02Willkommen in der Hölle. Es ist Winter, der Zweite Weltkrieg tobt. So weit das Auge reicht, sieht man nur Hunger, Elend und Verzweiflung. Vom Schicksal in dieser Einöde ausgesetzt finden sich die beiden Soldaten Lucy und Demming. Sie sind desertiert und suchen einen Weg nach Westen, fort aus dem Krieg.
Ziellos tappen die beiden Deserteure durch eine Welt, in der alles verloren und nichts mehr einen Sinn zu ergeben scheint. Demming ist das Tier, der gnadenlose Treiber. Nicht umsonst hält er die einzige Pistole in der Hand, die den beiden Soldaten geblieben ist. Er hat nur eines im Sinn: zu überleben, mit allen Mitteln. Lucy ist sein Gegenbild. Die Erinnerung an schöne Zeiten plagt ihn. Er ist schuld am Tod einer Frau und ihrer Tochter, sein Gewissen lässt ihm keine Ruhe. Im Gegensatz zu Demming beschäftigt ihn noch immer die Frage nach einem Sinn hinter all dem Grauen.
Behutsam nimmt Regisseur und Autor Jeff Burr den Zuschauer an der Hand und führt ihn tief hinein in ein abscheuliches Szenario. Ein verschneiter Wald und dunkle Synthesizer bilden den Einstieg. Was die beiden Wanderer entdecken, bleibt öde und tot. Sie stoßen auf ein ausgebombtes Waisenhaus, eine ausgebrannte Kirche, einen Wald voller Gehenkter, Gräber am Wegesrand. Dem Zuschauer wird vor Augen geführt: Krieg ist furchtbar.
Von diesem Punkt an tut sich "Straight into Darkness" mit einer Weiterentwicklung schwer. Inhaltlich bewegt sich die Geschichte kaum noch voran. Dem Fußmarsch der beiden Kämpfer schließt sich der zweite, längere Teil des Films an. Lucy und Demming stoßen auf eine Fabrik, in der geistig und körperlich behinderte Waisenkinder wohnen. Der Krieg hat auch vor ihnen nicht Halt gemacht und sie zu Soldaten ausgebildet. Perverse Bildwelten entstehen, wenn im Anschluss deutsche Soldaten auftauchen und sich mit den Kindern einen Häuserkampf liefern.
Auf äußerst skurrile und kaum nachvollziehbare Weise erkennen Lucy und Demming in dieser Situation, dass sie den Krieg nicht mehr hinter sich lassen können. Sie tragen ihn in sich. Im Augenblick dieser Erkenntnis trennen sich ihre Wege. Demming sieht seiner zerstörerischen Natur ins Auge und opfert sich im Kampf mit den Angreifern. Lucy flieht mit den letzten überlebenden Kindern und verblutet in der Kälte.
Burrs Kriegsfilm "Straight into Darkness" hinterlässt einen merkwürdigen Nachgeschmack. Er interessiert sich für die Schönheit des Lebens in Zeiten des Krieges und kommt zu dem Schluss, dass Krieg keine Schönheit zulässt. So abstrakt diese Aussage klingt, so ist auch sein Film gemacht. Anhand von Beispielen versucht er zu zeigen, was er meint: Der Mundharmonika spielende Priester hängt sich selbst auf, ein Pferd wird ins Gewehrfeuer geritten, ein Gemälde verbrennt. Es wird dargestellt, aber nicht nach den Hintergründen gefragt. Krieg scheint in Burrs Augen ein natürlicher Teil des Menschen zu sein. Nach dem Abspann bleibt der Zuschauer einen Augenblick verstört zurück, ohne Antworten, ohne Perspektive. Und ohne etwas wirklich Neues gesehen zu haben.
- Redakteur:
- Christopher Bünte
DVD-Info
FSK: 16
Lauflänge: ca. 91 Min.
Bildformat: Widescreen 1: 1,85 (anamorph)
Sprache/ Tonformat: Dolby Digital DTS / 5.1 (deutsch), Dolby Digital 5.1 (englisch)
Untertitel: Keine
Extras: Originaltrailer, deutsch, englisch; Filmo- & Biografie zu Regisseur Jeff Burr
EAN-Code: 4020974157957
Story
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs: Zwei desertierte amerikanische Soldaten versuchen, sich durch das besetzte Frankreich davonzumachen. Auf ihrer Flucht finden sie Unterschlupf in einem offenbar leer stehenden Gebäude, doch bald schon merken sie, dass sie nicht allein sind. Mit ihnen im Haus sind eine Gruppe schwer bewaffneter Kinder und ein älteres Ehepaar. Als sich plötzlich eine Gruppe deutscher Soldaten dem Haus nähert, beginnt ein ungleicher Kampf.
Beurteilung
Eine spannende Geschichte, die in durchaus bewegenden Bildern erzählt wird. Anders als in dieser Kategorie Film üblich, wird ein etwas anderer Schrecken des Krieges gezeigt, der sehr deutlich macht, dass oft genug Unschuldige zu den Opfern gehören und speziell auch in jenem Krieg gehörten. Ein sehr bewegender, beklemmender und bedrückender Film, der den Krieg ähnlich wie "No Man's Land" oder "Saints and Soldiers" nicht als explosives Aufeinanderprallen bewaffneter Streitkräfte zeigt, sondern sich mehr für die Tragik des Einzelschicksals interessiert.
Leider wird der Cast den Erwartungen nicht gerecht. Insgesamt agieren die Darsteller recht hölzern und beinahe farblos. Den Tiefpunkt liefert Scott MacDonald als Deming, dem ich seine Rolle am wenigsten abkaufe. Wirkt es bis etwas über die Hälfte des Films noch so, als wäre er ein vom Wahnsinn Umgetriebener, wandelt er sich schließlich und ist nicht nur zum wahren Heldenmut sondern auch zur Selbstlosigkeit fähig. Im ersten Teil der Rolle spielt er meiner Meinung nach etwas zu überzogen und gibt dem Charakter damit eine falsche Ausrichtung.
Darüber hinaus darf natürlich die Frage nach der Schlüssigkeit der Story gestellt werden.
---- SPOILER-WARNUNG: IM FOLGENDEN WERDEN TEILE DER HANDLUNG VERRATEN ----
Wie die beiden mindestens 50 Jahre alten Leute aus einer Gruppe von körperlich und geistig behinderten Kindern - und wir sprechen hier tatsächlich von Kindern, nicht von Jugendlichen - eine paramilitärische Einheit, quasi eine Guerilla-Truppe gemacht haben und wie diese in der Lage gewesen sein soll, regulären deutschen Kampfeinheiten schmerzhaft zu schaden, entzieht sich wohl jeder Logik.
---- ENDE DER SPOILER-WARNUNG ----
Auch der Kampf um das Haus schafft es nicht, echte Stimmung aufkommen zu lassen. Obwohl die Kugeln pfeifen und immer wieder etwas explodiert, fiebert und leidet man irgendwie nicht richtig mit. Dass einige der Kinder im Kugelhagel sterben, ist zwar per se traurig und betrüblich, ein Identifikationsfaktor kommt, trotz der in Rückblenden erzählten Vorgeschichte jedes Kindes, aber kaum auf. Das gilt auch für die beiden Soldaten, deren Vorgeschichte ebenfalls immer wieder in den traumartigen Rückblenden erzählt wird. Ein wenig drängt sich die Frage auf, ob der Cast hier farblos spielt oder die Rollen einfach zu flach angelegt sind.
DVD
Die DVD macht einen recht guten Eindruck. Eine englische und deutsche Dolby-Digital-5.1-Tonspur liefern überzeugende Klangqualität. Das Bild ist durchweg scharf.
Extras
Die Extras sind extrem spärlich ausgefallen. Lediglich der deutsche und englische Originaltrailer und eine Filmo- und Biografie des Regisseurs finden sich auf dem Rundling.
Fazit
"Straight into Darkness" darf als vertane Chance betrachtet werden. Die Story hätte einiges an Potenzial gehabt, dem die Umsetzung aber leider nicht gerecht wird. Aller Kritik zum Trotz ist der Film nicht wirklich schlecht, sondern eben nur einfach nicht wirklich völlig überzeugend und hinterlässt das nagende Gefühl, als wäre etwas an einem vorbeigegangen.
- Redakteur:
- Sebastian Hirschmann