Kimba - Der weiße Löwe (Folgen 1-4)
- Regie:
- Eiichi Yamamoto
- Jahr:
- 1966
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
10.12.2005 | 09:25Eigentlich stammt "Kimba" aus der Feder des erfolgreichen Mangazeichners Osamu Tezuka, der den weißen Löwen in den spätern Fünfzigern des Öfteren in einem japanischen Magazin vorstellte. Erst eine ganze Weile später entstand auf Basis dieser Comicvorlage auch die gleichnamige Serie, die in Deutschland aber leider nie komplett ausgestrahlt wurde. Für den deutschen Markt wurden lediglich 39 der insgesamt 78 Folgen synchronisiert; der Rest blieb leider nur den Japanern und Amerikanern vorbehalten. Hierzulande trat der kleine Löwe auch erst 1977 seinen Siegeszug an und gehörte damals bei vielen Kindern zum festen Tagesprogramm. Gut drei Jahrzehnte später kehrt "Kimba" nun zurück; Koch Media haben sich der Serie angenommen und dieser Tage vier DVDs mit jeweils vier Episoden aufgelegt. Die erste davon liegt nun hier vor und beschreibt die Geburt und die ersten Gehversuche der weißen Großkatze:
Inhalt:
Folge 1 - Flucht in die Freiheit:
Bei dem Versuch, seine Frau Snowine vor Wilderern zu retten, verliert der weiße Löwe Caesar, König und Beschützer der Tiere, sein Leben. Fortan liegt es an seinem Sohn Kimba, das Erbe des Vaters anzutreten und die Tiere im Wald vor den Menschen zu beschützen.
Folge 2 - Caesars Geist:
Samson, der sture Wasserbüffel, erweist sich als Gegenspieler Kimbas, der nichts von seinem Traum vom friedlichen Reich der Tiere hält. Kimba zieht sich enttäuscht und entmutigt zurück. Daniel, der weiße Pavian, Pauly, der Papagei und Bucky, die Antilope, haben eine Idee: Als Caesars Geist verkleidet, wollen sie ihrem Freund neuen Mut machen.
Folge 3 - Der Dschungeldieb:
Eine schwere Dürrezeit bedroht den Wald der Tiere. Und es kommt noch schlimmer: Irgendjemand hat den Großteil der angelegten Futtervorräte gestohlen! Kimba setzt alles daran, die Tiere vor dem Verhungern zu retten. Wird sein Vorhaben Erfolg haben?
Folge 4 - Die Heuschreckenplage:
Endlich kann Kimbas Plan in die Tat umgesetzt werden: Gemeinsam mit seinen Freunden hat er eine Farm aufgebaut, und zwar so, dass es nie mehr zu einer Hungersnot kommen kann. Bis eine Wolke voll mit gefräßigen Heuschrecken droht, die Ernte zu zerstören. Doch Kimba wäre nicht der König der Tiere, hätte er nicht auch hierfür eine rettende Idee!
Meine Meinung:
Sieht man sich die ersten Folgen von "Kimba - Der weiße Löwe" an, merkt man auch sofort, woher Walt Disney ihre Inspiration für "König der Löwen" geholt haben. Mal ganz abgesehen davon, dass es sich hier auch um eine Löwenfamilie handelt, sind auch die Handlungseinheiten sehr ähnlich, wobei die Geschichte von Kimba definitiv simpler gestrickt ist. Die jeweils ca. 25-minütigen Folgen haben allesamt kaum Tiefgang, auch wenn sie bisweilen (besonders im Falle der ersten Episode) ziemlich traurig sind. Das liegt aber auch daran, dass die Geschichten immerfort sehr schnell vorbeiziehen und erstmal zu verarbeitende Begebenheiten gar nicht reflektiert werden können. Auch hier ist die erste Folge ein prägnantes Beispiel: Kimbas Vater, der nach dem Frieden mit allen Lebewesen strebt, kommt in die Falle der Ranger und stirbt. Danach eine kurze Trauerszene, und schon muss der Tod des Löwen als selbstverständlich hingenommen werden. Kurze Zeit später reist Kimba dann zusamen mit der gefangenen Mutter mit einem Schiff fort, und als sich noch dort ihre Wege trennen und die Mutter bei einem Schiffsunglück ebenfalls ums Leben kommt, wird dies auch nur kurz abgehandelt. Wäre eine konsequentere Erwähnung der Todesfälle hier zu hart für das junge Publikum gewesen? Vielleicht sehe ich das ja auch etwas überdramatisch, aber bevor man sich hier versieht, wird man bereits vor vollendete Tatsachen gestellt, und das macht den Anfang der Serie alles andere als gelungen.
Davon mal abgesehen, sind die übrigen Folgen sehr schön aufgebaut und beschäftigen sich auch überwiegend mit ernsten Themen. Es geht um Vertrauen, Freundschaft, aber auch ums nackte Überleben im Altag des Dschungels, und genau das hat Regisseur Eiichi Yamamoto auch prima eingefangen. Insofern ist "Kimba - Der weiße Löwe" auch eine wirklich tolle Serie, deren nette Charaktere man sofort in sein Herz gechlossen hat, speziell den vorlauten Papagei Bucky und den weißen Pavian Daniel, der die Geschichten auch erzählt. Im Vergleich zu dem, was einem täglich auf Super RTL und Co. begegnet, ist die Serie jedenfalls echt wertvoll und macht nach kurzen Anlaufschwierigkeiten auch eine Menge Spaß.
Leider ist das Bild dieser DVD alles andere als gut. Ständig wird das Sehvergnügen durch Flackern und andere Störeffekte getrübt. Hinzu kommt, dass das Bild eh schon ziemlich blass ist und die Farben nicht so besonders gut zur Geltung kommen. Der Ton hingegen ist einigermaßen in Ordnung und den Umständen entsprechend verständlich. Zu viel sollte man sich aber auch hiervon nicht erwarten.
Insgesamt lohnt sich die DVD in erster Linie für diejenigen, die die Serie schon damals geliebt haben. Aufgrund der Beschaffenheit der Aufarbeitung des Silberlings, die nunmal dem Alter entsprechend nicht mehr gängigen Standards gerecht wird, ist es nämlich recht anstrengend, den Bildern immer konzentriert zu folgen, und weil man ja heute auf sämtlichen Kanälen mit billigsten Action-Trickfilmen zugedröhnt wird, stellt sich die Frage, ob überhaupt noch eine Zielgruppe für Serien besteht, in denen es noch um echte Werte geht. Doch sofern sie besteht, ist "Kimba - Der weiße Löwe" eine empfehlenswerte Alternative zur Zeichentrick-Serienlandschaft.
- Redakteur:
- Björn Backes