Django - Die Totengräber warten schon
- Regie:
- Sergio Corbucci
- Jahr:
- 1968
- Genre:
- Western
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- Quella sporca storia nel west
1 Review(s)
08.12.2005 | 08:57"Django - Die Totengräber warten schon" ist ein recht ungewöhnlicher Western, bei dem Regisseur Sergio Corbucci vornehmlich darauf aus war, die "Hamlet"-Thematik von Shakespeare aufzugreifen und sie in den Western-Bereich zu transportieren. Und in der Tat ist die Handlung dieses Streifens aus dem Jahre 1968 sehr nahe an das legendäre Drama angelehnt, nur eben mit dem Unterschied, dass die Person des Django bei weitem nicht so zerrissen ist wie Shakespeares Dramengestalt.
Davon mal abgesehen, lassen sich auch einige religiöse Elemente in "Django - Die Totengräber warten schon" entdecken; so wird zum Beispiel in zwei Einspielungen das Motiv der Kreuzigung verwendet, um Djangos Schicksal bzw. das seines Vaters im wahrsten Sinne des Wortes zu bekreuzigen. Wie gesagt, ein ungewöhnlicher Western, aber auch ein sehr guter.
Story:
Django (Andrea Giordana) kehrt nach längerer Zeit im Krieg wieder in seine Heimat und zu seiner Familie zurück. Doch seine Ankunft ist für ihn voller negativer Überraschungen; sein Vater ist tot und an seine Stelle ist nun dessen Bruder Claudio (Horst Frank) getreten, der sich zudem das geamte Erbe der Familie unter den Nagel gerissen hat. Claudio erzählt Django vom Tod seines Bruders und behauptet, dass der berüchtigte Gangster Santana ihn umgebracht hat, woraufhin er Santana den Garaus gemacht hat. Django ist jedoch misstrauisch; die Geschichte scheint ihm äußerst suspekt, und er wird den Gedanken nicht los, dass Claudio am Mord seines Vateres beteiligt war. Deshalb gönnt er sich auch keine Ruhe und macht sich auf die Suche nach den wahren Hintergründen des Attentats.
Meine Meinung:
Dieser Streifen ist nur in Deutschland unter dem Titel "Django" gelaufen, und dort auch nur auf verschlüsselten und gebührenpflichtigen Sendern. Den Film also nun auf DVD zu veröffentlichen, war eine fabelhafte und letztendlich auch längst überfällige Maßnahme, denn trotz des unbestrittenen Insider-Status ist der auch unter dem Titel "Johnny Hamlet" bekannte Streifen eine überaus sehenswerte Produktion. Die Idee, einen Western nach einem berühmten Shakespeare-Stück zu konstruieren, war allerdings nicht mehr neu; sowohl im Italo- als auch im US-Western gab es bereits Filme, die sich daran orientierten und tatsächlich auch meistens "Hamlet" als Vorlage benutzten.
Ganz losgelöst zu den offensichtlichen Parallelen betrachtet, ist "Der Totengräber wartet schon" ein sehr spannender, gleichzeitig aber auch ziemlich harter Western. Djangos Suche nach dem angeblich verstorbenen Santana ist gespickt von einigen packenden Duellen und tollen Dialogen, doch über all dem steht immer wieder die persönliche Handschrift von Sergio Corbucci. "Hamlet" einfach zu kopieren, ist dem Regisseur nicht in den Sinn gekommen. Er hat lediglich die Thematik als Leitfaden benutzt und danach seine Geschichte gestrickt, doch die Abläufe und vor allem die Charaktereigenschaften der Hauptfiguren divergieren letztendlich. Außerdem ist der Plot insgesamt viel direkter. Die Entwicklung der Handlung ist von Anfang an vorbestimmt, die Rollen direkt nach Djangos Rückkehr sind klar verteilt, aber vor allem ist die Action dominanter. Weil diese darüberhinaus auch noch knallhart ist und die einzelnen Akteure alles andere als zimperlich miteinander umgehen, kann "Der Totengräber wartet schon" auch unter dem Titel "Django" bestehen.
Die Aufarbeitung der DVD ist wirklich fabelhaft; Das sehr farbenfrohe und kräftige Bild ist in einem optimalen Zustand und mit das Beste, was ich bislang aus dieser Epoche zu sehen bekommen habe. Beim Ton hingegen muss man mal wieder mit den ständigen Sprachwechseln leben. Wie so viele andere Western, so ist auch dieser für das deutsche Kino damals geschnitten worden und liegt in der entsprechenden Synchronisation nur in einer um 15 Minuten gekürzten Fassung vor. Die 'fehlenden Stellen' sind wie gehabt in der italienischen Originalsprache mit deutschen Untertiteln enthalten. Rein qualitativ gibt es allerdings nichts auszusetzen, denn auch der Sound ist durchweg gut und fehlerfrei.
Wie bei Koch Media üblich, gibt es auch auf dieser DVD einige Extras. So bekommt man nebst verschiedenen Trailern ein gut halbstündiges Spezial geboten, das ein ziemlich langes Interview mit Enzo G. Castellani enthält. Außerdem kommen der berüchtigte Franco Nero und Francesco de Masi in diesem besonderen Featurette zu Wort und liefern die Infos, die das spärliche Booklet in diesem Fall nicht liefern kann.
Fazit:
"Der Totengräber wartet schon" gehöt zweifelsohne zu den besten "Django"-Filmen. Horst Frank in der Rolle des - wie immer - charismatischen Bösewichts (der Mann hat einfach eine unglaubliche Ausstrahlung) garantiert ebenso für kurzweilige, spannende Unterhaltung wie der noch recht junge Andrea Giordana in der Hauptrolle. Die sehr gelungene DVD-Fassung tut ihr Übriges dazu und macht diesen im schmucken gelben Digipak erhältlichen Silberling zu einer sehr empfehlenswerten Angelegenheit. Großes Kompliment an Koch Media für die Entscheidung, diesen Film neu aufzulegen!
- Redakteur:
- Björn Backes