Simple Lies
- Regie:
- Ariel Vromen
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
1 Review(s)
04.12.2005 | 08:26Drei Freunde wollen in Mexiko die große Sause feiern, kommen aber unterwegs irgendwie von ihrem Vorhaben ab und geraten schließlich in die Fänge des mittelamerikanischen Drogensumpfes. Regisseur Ariel Vromen hat sich für seinen kürzlich erschienenen Streifen sicher kein besonders frisches Thema ausgesucht, verleiht seiner Geschichte aber einen enorm dramatischen Unterton, der die Geschichte trotz aller bekannten Elemente fast noch sehenswerter macht als die Gewaltorgien eines Tarantino - okay, fast!
Story:
Jonny, Andrew und Melissa planen den Besuch eines Beach-Raves in Mexiko und sind kurz vor Anbruch ihrer Reise ins südliche Nachbarland auch bester Laune. Keiner ahnt, dass die Sache alsbald aus dem Ruder laufen wird. Doch sobald man die Grenze überfahren hat, wittert Andrew eine Chance, um schnell und leicht an Geld heranzukommen, und kauft bei einem Drogendealer in San Marcos heimlich eine Menge Stoff. Doch seine Naivität wird sehr flott bestraft: Natürlich kommen ihm seine Gefährten auf die Schliche, und außerdem hat er mit seiner leichtsinnigen Tat auch noch eine Reihe anderer Ereignisse in Gang gesetzt, die für manche Beteiligte schließlich ein tödliches Ende haben soll. Schneller, als man glaubt, hängt man nämlich mittendrin, im großen Drogensumpf Lateinamerikas.
Die Art und Weise, wie Ariel Vromen die Geschichte erzählt, ist schon Eindruck erweckend. Anfangs lässt er den Film noch beginnen wie eine zweitklassige Teenie-Komödie, nur um dann rasant an Tempo zuzulegen und schließlich in einem der brutalsten Filme des auslaufenden Jahres zu enden. Sobald Andrew nämlich die Sache verkorkst hat, entwickelt sich "Simple Lies" zu einem richtig harten Action-Reißer, der aufgrund seines sehr ernsten Untertons und der schicksalhaften Entwicklung der betroffenen Personen allerdings eher in die Sparte "Drama" passt. Man bekommt nämlich trotz aller Brutalität nie den Eindruck, als wolle der Regisseur hier vorrangig einen Action-Thriller inszenieren. Sattdessen legt auch er recht großen Wert auf detaillierte Charakterzeichnungen, die ihm gerade dann am besten gelingen, wenn die Figuren im Film am Boden zerstört sind - so zum Beispiel, als eine von ihnen während der Reise an einer Überdosis des gekauften Stoffes krepiert.
Ich nannte eben bereits Tarantino zum Vergleich, doch damit beziehe ich mich jetzt ausschließlich auf die Kompromisslosigkeit, mit der die Akteure in "Simple Lies" agieren. Die Coolness der Hauptdarsteller in den legendären Mexiko-Streifen hingegen wird in diesem Film nicht verlangt, würde aber auch nicht zur dramatischen Handlung und den angsterfüllten Menschen passen. Aber gerade deswegen verdient Ariel Vromen hier auch ein besonderes Lob. Er hätte es sich einfach machen und "Simple Lies" nach dem Tod von Jonny in einer brutalen Metzelorgie enden lassen können. Doch er hat genau das Gegenteil getan und ist noch tiefer in die Psyche der Beteiligten eingetaucht, was "Simple Lies" schließlich nicht plump, sondern sehr emotional und gleichzeitig enorm spannend macht - zumal die Schauspieler sich in ihren Rollen durchaus wohlzufühlen scheinen und die preisgegebenen Gefühle tatsächlich ausleben. Der Gesamteindruck der Handlung ist daher auch durchweg positiv und sollte besonders Fans von mehr durchdachten Action-Filmen und bewegenden Dramen ansprechen. Letztere natürlich nur, wenn sie mit der schonungslosen Art des Plots zurechtkommen.
Die Aufarbeitung der DVD kann die positiven Eindrücke jedoch nur bedingt bestätigen. Gerade beim teils ziemlich schwammigen Bild muss man ab und an Abstriche machen, die aber glücklicherweise durch die betont hellen Farben wieder fast wettgemacht werden können. Der Ton indes geht in Ordnung, wobei die Spur meistens durch den Soundtrack eingenommen wird. Die Actionszenen werden aber auch ausreichend betont und ganz ordentlich - wenn auch nicht perfekt - untermalt.
Fazit: "Simple Lies" ist ein wirklich sehenswerter Film, dessen flotte Entwicklung uns nach einiger Zeit förmlich übrrollt, und dessen emotionale, zunächst nur an der Oberfläche wahrnehmbare Atmosphäre zu berühren weiß. Underground-Regisseur Ariel Vromen bewirbt sich mit diesem Werk für größere Aufgaben und hat ein perfektes, emotionales Wechselspiel kreiert, dessen verschiedenartige Stimmungen förmlich mitreißen. Wer auf den etwas komplexeren Tarantino-Stoff steht, sollte an "Simple Lies" ebenfalls seine Freude haben.
- Redakteur:
- Björn Backes