Minnesota Clay
- Regie:
- Sergio Corbucci
- Jahr:
- 1965
- Genre:
- Western
- Land:
- Italien
1 Review(s)
02.12.2005 | 22:37Sergio Corbucci sollte jedem Anhänger des klassischen Italo-Western ein Begriff sein, schließlich legte der Regisseur im Jahre 1966 mit dem einmaligen Genre-Beitrag "Django" (mit Franco Nero in der Hauptrolle) einen Klassiker vor, der auch heute noch zu den besten Filmen der gesamten Sparte zu zählen ist. Ein Jahr zuvor führte Corbucci ebenfalls bei zwei Western Regie, wobei der hier vorgestellte "Minnesota Clay" kein typischer Italo-Vertreter ist und sich stattdessen merklich an der US-Variante orientiert. Stil, Kulissen und vor allem die nicht ganz so kompromisslosen Charaktere sprechen für diese Beurteilung, und auch die Atmosphäre ist eine andere als bei den Filmen von beispielsweise Sergio Sollima. Ob es auch in diesem Fakt begründet liegt, dass der Film nicht ganz so stark ist?
Story:
Der Revolverheld Minnesota Clay sitzt zu Unrecht im Gefängnis und sinnt schon seit Jahren auf Rache. Damals sind bei der Gerichtsverhandlung wichtige Beweise unterschlagen worden, die Clays Unschuld untermauert hätten, und als Clay schließlich die Möglichkeit bekommt, aus dem Knast zu fliehen, macht er sich alsbald auf den Weg, um den Urheber seiner Strafgefangenschaft aufzuspüren. Doch dies stellt sich schwerer dar, als Clay zunächst angenommen hat. Seit einiger Zeit kämpft er nämlich mit der Stärke seines Augenlichts und sieht von Tag zu Tag schlechter. Daher muss er sich bei der Rettung seiner Tochter, der Befreiung seiner Stadt und der Vollendung seiner Rache ausschließlich auf die übrigen Sinne verlassen ...
Meine Meinung:
"Minnesota Clay" arbeitet ein wohlbekanntes (Italo-)Western-Thema auf: Ein Mann sitzt völlig unschuldig ein, kommt auf freien Fuß und rächt sich bei den Leuten, die seine Freiheitsstrafe verursacht haben. Leider gelingt es dem Regisseur in diesem Falle aber nicht besonders gut, dieses Thema auch entsprechend umzusetzen, und das liegt zu einem nicht unwesentlichen Teil am alternden Hauptdarsteller, der als zackiger Titelheld ein wenig deplatziert wirkt. Die von ihm verlangte Gerissenheit, die er im alles entscheidenden Duell benötigt, wirkt in manchen Szenen ein bisschen unglücklich, weil der in die Jahre gekommene Cameron Mitchell einfach nicht mehr so spritzig wirkt, wie es seine Rolle von ihm verlangt.
Zudem wird die Geschichte durch einige eigentlich unnötige Sub-Plots begleitet, so zum Beispiel das Verhältnis des jungen Andy zu Clays Tochter. Davon mal abgesehen, greift Corbucci auch sehr tief in die Klischeekiste, beispielsweise bei der Beschreibung von Clays Kontrahenten Fox, der mittlerweile (natürlich) die Stadt beherrscht und sein Umfeld tyrannisiert, oder aber in den Szenen, in denen Clay im Bezug auf seine Tochter ein übermäßiger Beschützerinstinkt packt.
Andererseits wartet der Film aber auch mit einigen guten Ideen auf. Clays bevorstehende Blindheit verleiht dem Streifen zumindest noch Spannung, und auch die Story an sich ist nicht schlecht umgesetzt, zumal die Landschaft, in der der Film entstanden ist, wirklich eine tolle Atmosphäre ausstrahlt. Nur sind eben nicht alle Schauspieler so ganz auf der Höhe, was schließlich auch immer wieder zu einigen banalen Szenen führt, was durch die mangelhafte Synchronisation noch unterstrichen wird. Die deutsche Version wirkt zum Beispiel sehr lustlos, und die gespielte Coolheit des Hauptdarstellers geht in der drögen Stimme des Synchronsprechers vollkommen unter. Dies macht dem Endresultat schließlich auch zu schaffen; die Dialoge sind nämlich teilweise ziemlich schlecht, um nicht zu sagen manchmal auch lächerlich. Wäre da nicht die beinharte und stets gute Action, würde ich hier kaum etwas finden, was bei "Minnesota Clay" richtig überzeugen kann. Daher würde ich diese Produktion aus dem Jahre 1965 auch nur in der Kategorie "gutes Mittelmaß" einordnen. Es ist nunmal auch so, dass Corbucci sich an seinen späteren Werken messen lassen muss, und im Vergleich dazu wirkt "Minnesota Clay" wie das naive Anfangsstück eines sich gerade erst entwickelnden Regisseurs.
Freunde des amerikanischen Western können sich gerne selber mal ein Bild von diesem Film machen, aber man darf die Erwartungen keinesfalls zu hoch schrauben.
Bei der Aufarbeitung möchte ich mich auf die Beschreibung des Bildes beschränken, denn das ist wirklich gut geworden. Für das Alter der Produktionen sind die Kontraste wirklich gut übernommen worden, und die leidlichen Verschmutzungen, die ja bei Filmen aus den Sechzigern meistens schon zum Repertoire gehören, sucht man hier glücklicherweise vergebens. Zum Ton nur Folgendes: Die Qualität ist ganz gut, die Synchronisation aber unter aller Kanone. Bei den Extras findet man noch ein alternatives Ende, das man sich unbedingt anschauen sollte. Warum, wird hier noch nicht verraten ... Desweiteren enthält die DVD noch verschiedene Titelsequenzen, den Originaltrailer und Bio- & Filmografien.
Fazit: Kurz vor seinem Geniestreich "Django" war Sergio Corbucci noch auf der Suche nach einem eigenen Stil, und das wird bei "Minnesota Clay" ganz deutlich. Der Film ist nicht ganz so abenteuerlich wie die amerikanischen Western, gleichzeitig aber auch nicht so hart und brutal wie die klassischen Vertreter des Italo-Western. Dementsprechend ist der Inhalt trotz einer ganz ordentlichen Storyline auch nichts Halbes und nichts Ganzes und bestenfalls zur zwischenzeitigen Berieselung geeignet.
- Redakteur:
- Björn Backes